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Thema erstellt von Stueps 
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Stueps (Moderator)
Beiträge: 3.476, Mitglied seit 18 Jahren
Alan Guth: "Die Geburt des Kosmos aus dem Nichts"


Boah! Ein Schinken vor dem Herrn.

Habe ein Mängelexemplar von 1999 erstanden, und habe sogar Fehler ausmachen können (eine Grafik z.B. verkauft ein Nukleon, bestehend aus drei Protonen und vier Neutronen als "Helium 7").

Alan Guth ist bekannt für seine Inflationstheorie.

Das Buch ist allerdings eher ein Ausschnitt der Geschichte der Kosmologie. Und der Geschichte des Standardmodells der Elementarteilchen.

Und dass man damals 24 Higgs-Felder brauchte. Und es trotzdem nicht für eine "GUT" reichte:

"GUT" steht für "Grand Unified Theory", und sollte alles erklären.

Alan wies darauf hin, dass die Bezeichnung "GUT" falsch war, und korrekterweise "GUTh" lauten müsse, da der englische Wortlaut "th" (gesprochen Thie Äitsch) dem direkten griechischen "Theta" entstammt (und "Theorie" nun mal vom Griechischen kommt, und dort mit "Theta" anfängt).

Aus unbekannten Gründen hat sich die falsche Abkürzung durchgesetzt.

Ich bin immer wieder begeistert vom erstklassigen Humor brillianter Wissenschaftler. Man erinnere sich z.B. an die Wetten von Stephen Hawking.

Alan Guth zeichnet seine Sicht, zeichnet in klaren Linien, was er verstanden hat, und zieht seine Schlussfolgerungen. Er vermeidet in diesem Buch Formeln, und versucht dem Laien zu erklären, warum Wissenschaftler denken, wie sie denken.
Genau diese Denke macht dann auch Sinn:

Alan Guth beschreibt in diesem Buch erst zum Schluss, warum eine Inflation Sinn macht. Dass sie eben nicht nur wegen des Horizonts und der Isotropie entwickelt wurde, sondern weil sie sehr viel mehr kann. Weil sie so viele Probleme der Vergangenheit löst. Weil sie durchdacht ist. Weil man sie durchrechnen kann.

Trotzdem bleibt es ein Schinken. Und ich komme mir beim Lesen unendlich doof vor.

Unbedingte Leseempfehlung!

Beste Grüße
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Diese Welt gibt es nur, weil es Regeln gibt.
Beitrag zuletzt bearbeitet von Stueps am 11.07.2018 um 21:19 Uhr.
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Beiträge: 6, Mitglied seit 5 Jahren
Hallo,

ich bitte um Buchempfehlungen zum Thema Mathe/Pysik/Astrophysik. Mit Einführung von Grund auf ausser Mathe (z.B. das einmal eins, aber komplexere Sachen schon). Sie sollten auch gut gegliedert sein in gesicherte Erkenntnisse, aber auch Vermutungen aufzeigen, jedoch so das es erkennbar ist. Und in deutscher Sprache und aktuell natürlich. Internet kommt als Quelle erst später in Frage.

Danke Euch schon im Voraus.

LG Nico
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Beiträge: 926, Mitglied seit 13 Jahren
The UNIVERSE as it really is – EARTH, SPACE, MATTER, and TIME
Von Thomas R. Scott and with the assistance of James Lawrence Powell

Es freut sich das Photon - nach langer Reise - in der Gegenwart anzukommen.
Es ist wie es ist.
Harald
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Es gibt nur eine Zeit - die aktive und die passive Gegenwart - und Gravitation
ist die Antwort der Gegenwart auf die Einwirkung vergangener Wichtigkeiten.
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Beiträge: 6, Mitglied seit 5 Jahren
Hallo Harald,

leider so aktuell das es wohl noch keine deutsche Übersetzung gibt.

Habe mir auch schon Abi Duden Mathe/Physik und Duden Astronomie Sekundarstufe I
bestellt.

Trotzdem natürlich danke.

Mit Lieben Grüßen
Nico
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Stueps (Moderator)
Beiträge: 3.476, Mitglied seit 18 Jahren
Hallo Nico,

Nico75 schrieb in Beitrag Nr. 2284-23:
ich bitte um Buchempfehlungen zum Thema Mathe/Pysik/Astrophysik

und Kosmologie.

Was hab ich in meiner Jugend gelesen? (Die erst vor Kurzem zu Ende gegangen ist.)

Jede Menge.

Was hängengeblieben ist (im Sinne von "jo, könnte hinhauen")

Harald Fritzsch mit seinen unverständlichen populärwissenschaftlichen Büchern. ("Sohn" von Heisenberg, Murray Gell-Mann, William Bardeen) .

Stephen Hawking nicht mit "Das Universum in der Nussschale".

Unbedingt lesen und speichern.

Einen Einstieg bietet immer der von mir über alle Maßen geschätzte Harald Lesch. Kaufe. Schaue, begutachte alles von ihm in die Öffentlichkeit gesetzte Material. Kannste nix falsch machen. Hinterfrage und kritisiere ihn!

Nebenbei:

Dieser Thread ist nicht als Selbstbedienungsladen gedacht, sondern als "Spende":
"Hab was gewonnen, und möchte das gern weitergeben. Kostenlos!"

Schlage also mal was vor.

Beste Grüße
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Beitrag zuletzt bearbeitet von Stueps am 06.08.2018 um 19:59 Uhr.
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Claus (Moderator)
Beiträge: 2.420, Mitglied seit 17 Jahren
Also hier zwei ältere Schinken; meine zwei Favoriten:

- PAUL DAVIES "Die Unsterblichkeit der Zeit" (Heyne Sachbuch Nr. 19/625; 1998 ISBN 3-453-14846-0)

Sachlich wissenschaftliche Erläuterung zur Relativitätstheorie und zu deren scheinbaren Widersprüchen.

- KIP. S THORNE "Gekrümmter Raum und verbogene Zeit", Knaur Verlag 1993 ISBN 3-426-77240-X

Wie oben, an manchen Stellen aber durchaus auch spekulativ. Man spürt besonders die Begeisterung des Autors für die von ihm beschriebenen theoretischen Möglichkeiten, die sich aus den RTen ergeben. Der Autor schildert nicht nur seine Erfolge, sondern auch seine Miserfolge. Und er wettet mit Stephen Hawking in Sachen Schwarzer Löcher (um eine Kiste Schampus, falls er gewinnt bzw. um ein Jahresabo der Zeitschrift 'Penthouse', falls Hawking gewinnt)
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Beiträge: 1.233, Mitglied seit 10 Jahren
Hallo Nico,
Lee Smolins Buch "Im Universum der Zeit" finde ich ganz gut, aber man muß es unbedingt bis zum Ende lesen (sonst kann man den Unterschied zwischen den Teilen 1 und 2 dieses Buches nicht erkennen).
Wenn Du das Buch beginnst zu lesen, dann melde Dich mal bei mir. Dann kann ich Dich auf einige wichtige Übersichten hinweisen, die erst weiter hinten im Buch auftauchen.

Mir hat auch das Buch von Rüdiger Vaas "Jenseits von Einsteins Universum" recht gut gefallen, weil es ausführlich auf die vielen Ideen außerhalb des Mainstreams der RT eingeht. Anfangs war ich skeptisch, aber es war überraschend gut und leicht verständlich geschrieben.

Mein Rat: Lass anfangs erst einmal die Mathematik weg.
Das kannst Du später nachholen, wenn Du in die Tiefe gehen willst.

Viel Erfolg, Otto

PS: Ergänzung zur Mathematik.
Eine schöne Formelsammlung für den "Hausgebrauch", die ich gern verwende, findest Du hier.
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Traue nie Deinen Sinnen.
Beitrag zuletzt bearbeitet von Otto am 07.08.2018 um 02:10 Uhr.
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Beiträge: 926, Mitglied seit 13 Jahren
SELBSTGESPRÄCHE – Von der Wissenschaft und Geschichte unserer inneren Stimme
Von Charles Fernyhough - The Voices Within

Denken ist, mit sich selbst zu sprechen und jeder von uns führt aufgrund dieser Tatsache, dass wir miteinander sprechen müssen, Selbstgespräche. (Miguel de Unamuno)
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Es gibt nur eine Zeit - die aktive und die passive Gegenwart - und Gravitation
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Claus (Moderator)
Beiträge: 2.420, Mitglied seit 17 Jahren
Warnung!

Stueps schrieb in Beitrag Nr. 2284-18:
Oberhummer Puntingham Gruber "Das Universum ist eine Scheissgegend"


Man ist klüger hinterher!

Vielleicht ist man hinterher aber auch falsch klüger.

Im Buch wird behauptet, es gäbe etwa genausoviel Sandkörner auf der Erde, wie Sterne im All. Ich bin darauf 'reingefallen1). Siehe mein Beitrag-Nr. 1199-60

Es scheint aber nicht zu stimmen: siehe hier

Das Buch behauptet außerdem, man könne eine Taube (die sogenannte 'Heiliger Geist'-Taube) aus einer "optimalen" Fallhöhe auf die Erde fallen lassen; sie käme dann unten "knusprig gebraten" an...

...wenn man aber nachrechnet, fällt die Taube nur wenige Minuten. In dieser Zeit kann sie nie und nimmer gar werden.

1)Dabei hatte ich doch alles das letzte Mal an der See schonmal ausgerechnet: siehe Beitrag-Nr. 1839-30
Beitrag zuletzt bearbeitet von Claus am 22.08.2018 um 16:44 Uhr.
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Claus (Moderator)
Beiträge: 2.420, Mitglied seit 17 Jahren
Liebe Bücherwürmer,

ich las kürzlich noch ein ähnliches Buch, wie das der "Science Busters" Oberhummer, Puntigam, Gruber:

'no idea' von Daniel Whiteson (amerikanischer Physikprof., Irvine) und Jorge Cham (Comiczeichner). Bertelsmann 2017.

Quasi dasselbe (mit dem ganzen Universums-, Relativitäts- und Quantenkram) in grün, aber mit einem etwas anderen Schwerpunkt: nämlich aufzuzeigen, was wir alles nicht wissen.

Und da ist es schon erstaunlich einsehen zu müssen, dass wir - wenn wir ehrlich sind - eigentlich gar nichts Genaues wissen.

Dazu noch - wer's mag - teilweise witzige bis groteske Zeichnungen vermenschlichter Elementarteilchen oder trichterförmiger Räume mit Händen und Füßen.

Das Fazit von Stueps gilt m.E. auch hier:

Stueps schrieb in Beitrag Nr. 2284-18:
Jeden Fakt ins Witzige zu ziehen, um ihn interessant zu machen, um das Selbstwertgefühl über "ich bin wirklich witzig" zu definieren, kann nur schief gehen.
Beitrag zuletzt bearbeitet von Claus am 27.08.2018 um 22:05 Uhr.
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Stueps (Moderator)
Beiträge: 3.476, Mitglied seit 18 Jahren
Heute mal ein Tipp, obwohl ich das Buch noch gar nicht gelesen habe:

Sabine Hossenfelder: "Das hässliche Universum" (orig.: "Lost in Math")

Hier darauf aufmerksam geworden, habe ich mir die deutsche Übersetzung, die am 26.09.2018 erscheint, vorbestellt.

Hossenfelder, laut Kollegen eine brilliante Physikerin, die sich nicht verbiegen lässt, und auch nicht "irgendwas mit Physik" machen will, hat es deshalb wohl schwer, eine vernünftige langfristige Stelle zu finden. Sie beschäftigt sich wohl am liebsten mit dem Grundproblem der Vereinigung von Quantenmechanik und allgemeiner Relativitätstheorie.
Auf der Suche nach einer solchen Theorie lassen sich viele Physiker von der Intuition leiten, dass eine solche Theorie elegant und schön sein muss.
Hossenfelder hinterfragt genau dies, wohl wissend, dass die Forschung hierhingehend derzeit in einer Sackgasse steckt. Sie fragt, ob der mangelnde Fortschritt vielleicht in dieser Annahme von Eleganz und Schönheit begründet liegt. Sie reist durch die Welt und führt Interviews mit Koryphäen wie Steven Weinberg oder Frank Wilczek.
Laut Martin Bäker sind ihre Argumente wohl durchdacht, und Hossenfelder vergisst auch nicht, sich immer wieder selbst zu hinterfragen.

Warum ich mit Hochspannung auf dieses Buch warte:

Ich selbst bin der felsenfesten Überzeugung, dass eine grundlegende Theorie nicht nur elegant und schön, sondern auch einfach sein muss.
Und genau dieses Buch scheint mir geeignet, diese Überzeugung auf den Prüfstand zu stellen, sie mit guten Argumenten zu hinterfragen. Das alte Problem also:

Was taugen meine Gedanken?

Beste Grüße
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Stueps (Moderator)
Beiträge: 3.476, Mitglied seit 18 Jahren
Nachtrag Sabine Hossenfelder:

Habe sie gegoogelt (irgendwer sagte mal, dass er so was schweinisches nicht hören und lesen will), und ich habe das noch nicht gelesene Buch wohl unterschätzt.

Gegner des wissenschaftlichen Mainstreams freut euch, denn sie greift wohl die derzeitige Wissenschaftspolitik massiv an. Mit wohl durchdachten und keinesfalls wegzuwischenden Argumenten.
Gestandene Physiker - auf dem Grund dieser Welt geerdet - begrüßen das Buch von Hossenfelder.
Sie redet also nicht nur theoretisch, sondern ganz direkt aus ihrer Praxis heraus.

Ein Satz von ihr ist bei mir hängengelieben:

Zitat:
Die meisten theoretischen Physiker, die ich kenne, studieren inzwischen Dinge, die noch niemand je gesehen oder gemessen hat.

Hier erzeugt ihre von Kollegen zugestandene Brillianz momentan keine Begeisterung bei mir:

Einsteins Linsen hat zu seiner Zeit auch niemand sehen und messen können.

Und die meisten theoretischen Physiker studieren Dinge, die man prinzipiell messen, und vielleicht ins schmale Sichtfeld übertragen kann. Schon allein, weil die Physiker an ihrem Job hängen, wenn sie diesen mal ergattert haben.

Noch ein Zitat aus Wikipedia:
Zitat:
Man identifiziere ein bekanntes offenes Problem, das auf natürliche Weise durch Einführung eines neuen Teilchens gelöst werde, wobei es von Vorteil sei, diese so mit Eigenschaften auszustatten, dass erklärt werde, warum sie bisher nicht entdeckt worden seien, dies aber in nicht allzu ferner Zukunft möglich sein sollte (was man durch Modifikation der Eigenschaften in die Zukunft verschieben könne).

Meine Übersetzung:

Hab ich Ahnung vom Standardmodell, und identifiziere ich ein Problem, bastele ich mir ein Teilchen, welches dieses Problem löst.
Das ist ein massiver Angriff auf das Standardmodell.

Mir fällt nur Pippi Langstrumpf ein:

ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt.

Was meint ihr?

Achso: An alle Selbstweltbastler:

Ihr seid um Längen schlechter als Hossenfelder. Und richtig viel schlechter als der Mainstream.

Euer Selbstdarstellungsdrang kotzt mich manchmal sogar ein bisschen an.

Fazit:

Hossenfelder kaufen und lesen, und dann erbittert streiten. Haben wir alle Bock drauf, können wir uns alle leisten. Und gut investiertes Geld:
Leute wie Hossenfelder braucht´s!

Beste Grüße
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Beitrag zuletzt bearbeitet von Stueps am 05.09.2018 um 11:18 Uhr.
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Beiträge: 905, Mitglied seit 6 Jahren
„Science has a problem, and we must talk about it”

ist keine Satire, sondern bittere Realität. Mir sind alle Leute lieber, die sich interessante Gedanken machen, auch wenn sie zu völlig abweichenden Erkenntnissen gelangen und darüber reden, als solche, die langweiligst dem Mainstream nur die Worte vom Munde ablesen müssen, um sie hier rezitieren zu können. Zum Mainstream gehörte auch einmal der fundamentalste der Irrtümer, dass sich Planeten Sonne und Mond auf mathematisch exakt berechneten Sphären um die Erde herum bewegen. Na, denn Mahlzeit! Nur der Versuch macht klug! Also weiter so!

Auch dann, wenn sich der Wille im Gegensatz zu Hossenfelder chaotisch völlig frei aktiv bewegen lässt und deshalb als einziger auch in der Welt der Wahrscheinlichkeiten wirklich frei ist und auch keinen deterministischen Gesetzen folgt.

Kirsche
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Die Vergangenheit ist über die Gegenwart verbrauchte Zukunft.
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Stueps (Moderator)
Beiträge: 3.476, Mitglied seit 18 Jahren
Hallo Kirsche,

ich finde es schön, dass du dich zu Hossenfelder bekennst. Kaufe doch ihr Buch!

Und dann weiter so!

Beste Grüße
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Beitrag zuletzt bearbeitet von Stueps am 05.09.2018 um 13:30 Uhr.
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Beiträge: 905, Mitglied seit 6 Jahren
Ja, Symmetrie ist doch etwas Schönes!

Trifft es aber die Realität, wenn die Welt sich zutiefst asymmetrisch verhält? Warum z.B. sucht man vergeblich nach Supersymmetrie oder warum findet man keinen bestimmenden Unterschied zwischen Materie und Antimaterie usw. usw.? Ich vermute, dass Hossenfelder Probleme dieser Art ansprechen will. Damit aber ist das Universum doch nicht wirklich hässlich! Nur die Suche nach ewiger, weil nur menschlicher Schönheit ist eben vergeblich. Selbst ich stelle Asymmetrie an mir fest, wenn ich das Herz an beiden Seiten meines Körpers vergeblich suche. Selbstähnlich wird man überall Asymmetrie finden, für die Mathematik zum Verzweifeln. Irgendwie komisch nä? Vielleich hilft da ja künstliche Intelligenz der Natur noch zu einer doch sicher ohnehin verdienten Schönheit?
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Die Vergangenheit ist über die Gegenwart verbrauchte Zukunft.
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Beiträge: 587, Mitglied seit 16 Jahren
Das ist jetzt ein wenig gemein von DIR Stueps, denn du empfiehlst ein Buch...und Quante hat schon 2 Bücher, für seinen Oktoberurlaub auf Mallorca, gekauft. „Jeffrey Archer – Möge die Stunde kommen“ und eins mit einem grünen Umschlag, von TS, aber dieses kann auch unendlich lange Zeit warten.

Also werde ich deine Empfehlung: „Das hässliche Universum“ kaufen, denn eins lasse auch ich mich nicht - „verbiegen“ in meiner weltlichen Ansicht.

Dann fliegt der grüne „Band“ nicht mit, denn gefühlt habe ich schon jetzt 22 Kg Gepäck gepackt, da ist kein Platz für überflüssiges.
Das hässliche Universum, das Universum kann alles sein... groß, klein, endlich, unendlich...aber hässlich???... ist eher ein unzutreffendes Adjektiv, auf das Universum bezogen.

Nabend.
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Zur Bedingung des Raum und der Zeit gehört ganz unbedingt ,die absolute Bedingungslosigkeit von Raum und Zeit. Werden Raum und Zeit an Bedingungen geknüpft sind sie endlich, mit einem Beginn und einem Ende.
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Stueps (Moderator)
Beiträge: 3.476, Mitglied seit 18 Jahren
So,

habe Hossenfelder jetzt gelesen.

Was gleich zu Anfang auffällt:

Ihre klare, strukturierte, und absolut angenehm zu lesende Schreibe.

Was nach und nach auffällt:

Die zunehmende Komplexität ihrer Gedanken.

Was am Ende bleibt:

Ihre Frustration. Frustration darüber, auf welchem Wege ihre Kollegen nach Erkenntnissen suchen.

Sabine Hossenfelder ist blitzgescheit, grundehrlich und ruhelos.
Sie hat Physik studiert, weil sie gern hinter die großen Geheimnisse dieser Welt kommen will. Und ich traue ihr dahingehend eine Menge zu, weil die Kombination ihrer Eigenschaften passt: Intellekt, gepaart mit größter Abneigung, sich verars*hen zu lassen.

Sie schaut, was die Physik in den letzten Jahrzehnten an Erkenntnissen gewonnen hat. Schaut, was der Mainstream sich in Zukunft an Erkenntnissen erhofft. Legt den Finger auf die größte Wunde:
die erhofften Vorhersagen treten nicht ein. Das Higgs-Boson als flehentlich ersehnte Ausnahme hat allerdings einen Aufschub gewährt. Einen gewaltigen, der sich meines Erachtens im Nachhinein als zeitliche Bremse herausstellen könnte. (Leute, ich lebe nicht ewig, und will noch so viel wissen! Gebt Gas!)
Zählt die Ausflüchte auf, die renommierte Physiker für nicht eintretende Vorhersagen heranziehen, die in die Richtung gehen: Tja, haben uns bei den Energien verschätzt, brauchen höhere Energien, die x-Mrd. Eurodollar kosten, dann finden sich erhoffte Vorhersagen ganz sicher. Das geht wohl schon mindestens zwanzig Jahre so. SUSY zeigt sich nicht, hätte sie aber schon längst sollen im LHC. Dann eben mehr ENERGIE!
SUSY ist so schön (Schönheit ist ein ganz wichtiger Punkt bei Physikern - bei mir auch), dass sich kaum jemand aus der Wissenschaftsgemeinde vorstellen kann, dass sie nicht real ist. Und so rennen ihr alle nach. Koste es, was es wolle. Und sie ist so wichtig! Ihre Abwesenheit bringt das Standardmodell in Gefahr! In größte Gefahr!

Und SUSY ist nicht nur schön, sie ist auch natürlich (wie beide Begriffe in der Physiker-Gemeinde gemeint sind, wird im Buch erklärt). Was sie noch schöner macht.
Verständlich, dass ihr alle nachrennen. Ich würde es nicht anders machen. Und es wäre mir schei*egal, ob ich damit falsch läge: Wer will in einem hässlichen Universum wohnen? Wer glaubt nicht an Schönheit, wo es sie doch gibt: wir empfinden sie ja nun mal. Und halten sie für erstrebenswert. Ergo gibt es sie, und ergo ist sie wichtig.

Pluspunkte sammelt Hossenfelder bei mir, als sie ganz kurz Tegmark mit seinen Verrücktheiten beleuchtet: anfangs Abneigung kundtuend, zweifelt sie am Ende: hat er vielleicht doch recht? Denn ein sachliches Argument gegen seine Gedanken hat auch sie nicht. Und selbstkritisch, wie sie ist, merkt sie, dass persönliche Befindlichkeiten kein Argument gegen Logik sind.

Die Physik ist an einem Punkt, wo Überprüfungen von Vorhersagen im Zoo der wuchernden Theorien (und insbesondere in der etablierten und sehr erfolgreichen Standardtheorie) schier unbezahlbar sind. Das hindert theoretische Physiker nicht, immer neue Modelle zu erstellen. Aus Mangel an Überprüfungsmöglichkeiten konzentrieren sich die Denker auf Schönheit und Natürlichkeit als Bewertungskriterien. Ein gefährlicher Trend, weil nicht wissenschaftlich. Und genau das ist eines von Hossenfelders Hauptproblemen. Und es fordern tatsächlich Physiker, die bisherigen (heute immer noch strengen) Bewertungskriterien zu lockern, damit diese neuen, derzeit (und in mittlerer Zukunft) nicht überprüfbaren Theorien als seriös und wissenschaftlich gelten. Auch für mich unfassbar.

Sabine Hossenfelder beleuchtet ein paar Alternativen (z.B. E8 Symmetrie von Garrett Lisi), sehr faszinierend, macht die Sucht mancher Wissenschaftler nach der M-Theorie nachvollziehbar (sie ist unglaublich schön), streut in ihrem Buch "Das hässliche Universum" vollkommen unverhofft einen auf höchstem intellektuellen Niveau stattfindenden Fäkalwitz ein, der meine Lachtränen kullern ließ, und kommt zu keinem Schluss: sie ist und bleibt auf der Suche. Nach was auch immer.

Das beste Buch, was ich dieses Jahr gelesen habe.

Beste Grüße
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Diese Welt gibt es nur, weil es Regeln gibt.
Beitrag zuletzt bearbeitet von Stueps am 22.10.2018 um 21:24 Uhr.
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Beiträge: 1.233, Mitglied seit 10 Jahren
Habe mir das soeben erschienene Buch "Kurze Antworten auf große Fragen" von Stephen Hawking gekauft (20 €).
Das Vorwort von Kip S. Thorne (der die Grabrede auf Hawkings Beerdigung hielt und eng mit Hawking zusammen gearbeitet hat) ist sehr gut.
Ob der Rest auch so gut is, wird man sehen.

Angerissene Themen des Vorworts:
- Natur der Geburt und des Todes der Zeit,
- Information und Zufälligkeit eines SL,
- Kern eines SL ist eine Singularität, in der die Zeit endet,
- Informationsverlust-Paradoxon,
- Auflösung eines SL durch Strahlung, verbunden mit unwiderruflichen Verlust (Zerstörung) an Information,
- SL verletzen ein fundamentales Gesetz der Quantenmechanik,
- Beziehungen zwischen ART (SL), Thermodynamik und Quantenphysik,
- ...

Wie gesagt, dies sind nur angerissene Themen des Vorworts.
Es macht aber neugierig auf die nächsten Seiten (obwohl die Titel der 10 Kapitel des Buches nicht mit den oben genannten Themen übereinstimmen).

Gruß, Otto
Beitrag zuletzt bearbeitet von Otto am 25.10.2018 um 07:36 Uhr.
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Stueps (Moderator)
Beiträge: 3.476, Mitglied seit 18 Jahren
Bela B. Felsenheimer "Scharnow"


Schlagzeuger und mit Farin Urlaub Ur-Arzt der Ärzte musikalisch eine Legende, versucht sich Bela.B. in Belletristik (was ist bei Wikipedia los???), und ich weiß nicht, ob das sein erster groß erschienener Schreibversuch ist.

Selbst ich als Nebenbei-Versteher, Mitbekommer und Aufschnapper habe irgendwann registriert, dass Bela B. ein großer Thrash-Splatter-Comic- Horror-Irgendwas-Fan ist, der sich gern nach seinen Vorstellungen seinen Platz in der Welt verschaffen möchte.

Wie wir alle.

Man will ja nicht umsonst gelebt haben.

Wenn man schon mal hier ist.

Ist ja nur dieses eine Mal.

Und so mischt Bela B. hier wild.
Mich erinnert das an meinen absoluten Kult-Schreiber Douglas Adams, der mit der "Dirk Gently"-Reihe ein absolut neues Genre geschaffen hat, welches sich in meiner Erinnerung "Horror-Science Fiction-Phantasy-Grusel-Zeitreise-Roman" schimpft. Absolut bis auf den Punkt durchdacht. Und extrem lustig.

Bela B. nimmt einen Vorort vor Berlin, entwirft anfangs langweilige Charaktere (wie wir sie alle kennen), verknüpft diese (von Anfang an) über die gesamte Geschichte, entwickelt Charaktere comichaft zu Superhelden mit persönlichen Problemen - sie sind ja nur normale Leute: Säufer, Kassiererinnen, Teenies, Flüchtlinge, Polizisten, Dönerliebhaber. Lässt alle sich für einen kurzen Moment entwickeln, lässt alle zusammenkommen, verknüpft sie mit der Zeit, und für den Außenstehenden im weitesten Sinne logisch. Lässt die Geschichte nicht zum Ende hin eskalieren, sondern es eskaliert dauernd, hirnrissig, absolut nicht akzeptabel. Man liest oft nur weiter, weil man sich damit nicht abfinden möchte.
Das alles ist schon richtig gut durchdacht. Man merkt, dass Felsenheimer nicht doof dastehen will. Steht er nicht.

Natürlich wird dieser Roman eine Fortsetzung bekommen, und natürlich werden alle Freunde des ersten Romans gespannt drauf sein. Zu recht, ich auch.

Bela B. nimmt auf herrliche Weise diese ganze Weltverschwörungs-ich seh durch- und lass mich nicht verarschen-Sch... auf die Schippe, führt sie amüsant vor, frönt ungehemmt seinen Spleens, und hat das Ganze auch noch richtig gut zusammengeschustert.

Müssen Jahre bis zu diesem Roman gewesen sein.

Dieses Buch habe ich geschenkt bekommen, die Fortsetzung kaufe ich mir.

Das Buch ist nur was für Erwachsene.

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Beitrag zuletzt bearbeitet von Stueps am 21.03.2019 um 10:22 Uhr.
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Stueps (Moderator)
Beiträge: 3.476, Mitglied seit 18 Jahren
Brian Greene


Die verborgene Wirklichkeit


für acht Euro dort zu haben, woanders immer gern kaufen, ich bin Amazon-Prime-Kunde, verurteilt und steinigt mich, und werfet den ersten Stein.

Greene


schreibt ein Buch, welches populärwissenschaftlich von einem Journalisten zu sein scheint.
Dass Greene ziemlich gut in Fäden ziehen bewandert ist, weiß wohl kaum einer.
Und schon gar nicht, dass er Experte auf diesem Gebiet ist.
Hossenfelder berichtete schon von der Faszination, welche die Stringtheorie auf die klügsten Köpfe unserer Welt ausübt:

Sie ist schön.

Und was schön ist, muss wahrhaftig sein.

Hossenfelder kritisiert genau das: Schönheit darf nicht mit Wahrhaftigkeit gleichgesetzt werden.

Greene hat mir in diesem Buch zum ersten Mal ein intuitives (!) Gefühl für Entropie beigebracht, und wie schon Tegmark mir Everett nahe gebracht.

Ich bin ein Fan strengster Logik, deshalb lehne ich die M-Theorie ab, sie ist m.E. nicht zu Ende gedacht.
Sobald du mit Objekten (z.B. Strings) arbeiten musst, hast du meines Erachtens verloren:
Jedes Objekt ist hinterfragbar.

Mathematik nicht.

Beste Grüße
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Beitrag zuletzt bearbeitet von Stueps am 24.05.2019 um 23:37 Uhr.
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