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Beitrag Nr. 2213-121
02.05.2016 07:16
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Claus schrieb in Beitrag Nr. 2213-120:Wenn man in eine Theorie eine "Korrekturgröße" (z.B. Λ 'Lambda') einbaut, dann kann der Lehrmeinungsvertreter behaupten, man habe damit nur eine „Anomalie“ ausgeglichen, während der Skeptiker behaupten kann, die Theorie sei widerlegt.
Allerdings wäre es wohl übertrieben, wenn man bspw. die Theorie "Alle Igel sind dreidimensional" aufgeben würde, nur weil man auf der Landstraße ab und zu auch mal einen "zweidimensionalen" sieht.
Immerhin: Halley sagte 1705 mithilfe der (durch Einstein widerlegten) Newtonschen Theorie voraus, dass der nach ihm benannte Komet 1758 wiedererscheinen wird, was sich nach Halleys Tod als zutreffend erwies. "Widerlegte" Theorien können also trotz deren Widerlegung nützlich sein. Zudem erwies sich über kurz oder lang bislang noch jede Theorie als falsch und wurde durch eine bessere ersetzt (vgl. mein Beitrag Nr. 2213-108).
Frage: Wenn es nun also keine Theorie gibt, die nicht entweder "widerlegt" ist (oder aber zumindest im Begriff ist es zu werden), wie kann man dann seriöse wissenschaftliche Theorien von pseudowissenschaftlichen Theorien unterscheiden?
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Beitrag Nr. 2213-122
02.05.2016 18:13
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Henry-Dochwieder schrieb in Beitrag Nr. 2213-121:Ist es nicht sinnvoller, von einer gewissen Kontinuität zu sprechen?
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Beitrag Nr. 2213-123
02.05.2016 18:26
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Otto schrieb in Beitrag Nr. 2213-122:
Wer Angst vor Giganten (Autoritäten) hat, hat schon verloren.
Otto
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Beitrag Nr. 2213-124
02.05.2016 18:38
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Hallo Henry,Henry-Dochwieder schrieb in Beitrag Nr. 2213-123:also an Angst hab ich nu nich gedacht!
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Beitrag Nr. 2213-125
04.05.2016 15:40
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Claus schrieb in Beitrag Nr. 2213-120:Wenn man in eine Theorie eine "Korrekturgröße" (z.B. Λ 'Lambda') einbaut, dann kann der Lehrmeinungsvertreter behaupten, man habe damit nur eine „Anomalie“ ausgeglichen, während der Skeptiker behaupten kann, die Theorie sei widerlegt.
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Beitrag Nr. 2213-126
04.05.2016 16:01
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Skeptiker67 schrieb in Beitrag Nr. 2213-125:
Hallo Claus,
leider habe ich immer wieder solches Verhalten als Trick erlebt, wo mit aller Gewalt versucht wird, etwas "Zum Rechnen" zu haben. Ein schönes Beispiel dafür ist die "Schrödinger-Gleichung" in der theoretischen Chemie.
Viele Grüße und ein schönes langes Wochenende!
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Beitrag Nr. 2213-127
06.05.2016 20:13
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Henry-Dochwieder schrieb in Beitrag Nr. 2213-91:Mich deucht, die entscheidende Frage ist einfacher und viel folgenreicher: Sind die Kepler-Gesetze allgemeingültig oder nicht. Sind sie es, bleibt die Frage nach der Dunklen Materie aktuell. Sind sie es nicht, DANN haben wir ein echtes Problem, denn dann müsste es für jeden Bereich des Kosmos darum gehen, welche Gesetze dort wohl herrschen mögen.
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Beitrag Nr. 2213-128
06.05.2016 20:57
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zu MOND geht's wohl hin. Bin inzwischen zu den Schluß gekommen (vielleicht als letzter), dass die der Casimir-Effekt von einer rein elektromagnetischen Kraft her rührt.Ernst Ellert II schrieb in Beitrag Nr. 2213-94:Die Fernwirkung der Gravitation nur erst mal als Problem (MOND folgt später)
...
Einer der Professor-Lesch-Vorträge stellt zuerst mal die Größenordnungen der Grundkräfte gegenüber.Ernst Ellert II schrieb in Beitrag Nr. 2213-94:Im Ergebnis kann die relative Unsicherheit im Wert von G derzeit nicht unter 4,7·10−5 gedrückt werden.
Damit ist G unter den grundlegenden Naturkonstanten zurzeit diejenige mit der geringsten Messgenauigkeit.
Zum Vergleich:
Das Plancksche Wirkungsquantum ist in SI-Einheiten mit einer relativen Unsicherheit von 1,2·10−8 bekannt, das ist mehr als tausendfach genauer.
Vielleicht haben wir wegen der schwierigen Kalibrierung der G'-Konstante bisher übersehen, dass wir die ART-Feldgleichung nicht richtig anwendenErnst Ellert II schrieb in Beitrag Nr. 2213-94:Das erklärt sich aus dem Umstand das G für die Gravitationskonstante ein Bestandteil der ART-Feldgleichung darstellt, ein Bestandteil von ihr ist.Zitat:Ist die kosmologische Konstante aus der ART-Feldgleichung global gültig?
Claus (Moderator)
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Beitrag Nr. 2213-129
06.05.2016 21:25
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Skeptiker67 schrieb in Beitrag Nr. 2213-125:Ein schönes Beispiel dafür ist die "Schrödinger-Gleichung" in der theoretischen Chemie. Dieses Monstrum gilt streng genommen nur für ein einzelnes Proton. Schon der Versuch, sie für ein ganzes Wasserstoffatom anzuwenden, erfordert die Einführung von Laplace-Operatoren. Jetzt fragt man sich, wozu brauche ich eine Gleichung für einen einzigen Fall? Als boshafter Mensch nenne ich so etwas Mathematik zum Selbstzweck.
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Beitrag Nr. 2213-130
07.05.2016 06:51
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Thomas der Große schrieb in Beitrag Nr. 2213-127:Hallo Henry,
die Kepler-Gesetze sind durch ART eigentlich gestorben. Die ART beschreibt sehr präzise die Periheldrehung von Doppelsternen.
Haben wir ein echtes Problem?
LG
Thomas
Stueps (Moderator)
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Beitrag Nr. 2213-131
07.05.2016 17:07
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Claus schrieb in Beitrag Nr. 2213-120:Frage: Wenn es nun also keine Theorie gibt, die nicht entweder "widerlegt" ist (oder aber zumindest im Begriff ist es zu werden), wie kann man dann seriöse wissenschaftliche Theorien von pseudowissenschaftlichen Theorien unterscheiden?
Claus (Moderator)
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Beitrag Nr. 2213-132
07.05.2016 21:27
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Stueps schrieb in Beitrag Nr. 2213-131:So werden beispielsweise in der Astrologie meist nur allgemeine Aussagen gemacht, die anfällig für ein ziemlich breites Spektrum der Interpretation sind. Beispiel: "Wenn Saturn ins Haus der Sonne wandert, ergeben sich positive Veränderungen in finanzieller Hinsicht für Sie." Das kann ziemlich viel bedeuten.
In der Astronomie sind dagegen präzise Aussagen gefordert: "Wenn die Keplerschen Gesetze richtig sind, muss Saturn dann und dann genau dort und dort auftauchen."
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Beitrag Nr. 2213-133
08.05.2016 09:05
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Beitrag Nr. 2213-134
08.05.2016 11:35
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Henry-Dochwieder schrieb in Beitrag Nr. 2213-130:Totgesagte leben länger! Ja, da haben wir ein Problem - uneigentlich sind sie ganz sicher quicklebendig.
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Beitrag Nr. 2213-135
08.05.2016 12:29
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Harti schrieb in Beitrag Nr. 2213-133:Hallo zusammen,
nach meiner Meinung beruht Wissenschaft auf Erfahrung (Erfahrungswissenschaft) und Erweiterung von Erfahrung durch Denken (Theorien). Unsere Erfahrumngsmöglichkeiten sind offensichtlich beschränkt, weil unsere sinnlichen Wahrnehmungsmöglichkeiten, egal wie weit man sie mit Hilfe von Geräten (z.B. Fernrohren oder Mikroskopen) erweitert, letztlich beschränkt sind. Auf dieser Grundlage kann Wissenschaft keine endgültigen, absoluten Wahrheiten erbringen.
Wir können uns aber Absolutes vorstellen und die Mathematik kann auch mit Unendlichkeiten umgehen, weil sie ein gedankliches Konstrukt ist.
Sobald in einer Erfahrungswissenschaft, z.B. der Physik, bei Anwendung der Mathematik Unendlichkeiten auftauchen, verläßt man den Bereich der Wissenschaft. Dies wird z.T. als "Unendlichkeitsfalle" oder mathematisch als "Singularität" bezeichnet. Mit anderen Worten, eine mathematische Beschreibung ist nicht mehr möglich.
Ich bin deshalb der Überzeugung, dass es keine wissenschaftliche "Theorie für Alles" geben kann. Jede Aussage über "Absolutes", z.B über Ewigkeit oder Unendlichkeit, ist nicht wissenschaftlich. Als pseudowissenschaftlich würde ich solche Theorien oder Aussagen bezeichnen, die verdeckte Absolutheitsaussagen enthalten und sich insofern als wissenschaftlich gerieren.
MfG
Harti
Stueps (Moderator)
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Beitrag Nr. 2213-136
08.05.2016 17:12
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Claus schrieb in Beitrag Nr. 2213-132:Die Autoren des von mir in Beitrag Nr. 2213-119 zitierten Buchs sind der Auffassung, es sei weniger der Inhalt, sondern vielmehr die Methode, die Wissenschaft von Pseudowissenschaft unterscheidet.
Claus (Moderator)
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Beitrag Nr. 2213-137
08.05.2016 21:38
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Stueps schrieb in Beitrag Nr. 2213-136:Weniger der Inhalt ... kannst du das näher erläutern? Ich halte den Inhalt schon für entscheidend. So ist es für mich ein Unterschied, ob den Blitz Gott auf direktem Wege als Strafe geschickt hat, oder Folge elektromagnetischer Wechselwirkung ist.
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Beitrag Nr. 2213-138
09.05.2016 06:55
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Thomas der Große schrieb in Beitrag Nr. 2213-134:Hallo Henry,
Henry-Dochwieder schrieb in Beitrag Nr. 2213-130:Totgesagte leben länger! Ja, da haben wir ein Problem - uneigentlich sind sie ganz sicher quicklebendig.
die Kepler-Gesetze sind eine gute Näherung, für die nicht-relativistische Mechanik korrekt ist
und deswegen habe ich die auch verwendet in Beitrag 2213-128.
Die genaue Beobachtung liefert keine geschlossenen Orbits, soweit es keine Kreisbahnen sind.
LG
Thomas
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Beitrag Nr. 2213-139
09.05.2016 10:41
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Thomas der Große schrieb in Beitrag Nr. 2213-134:Hallo Henry,
Henry-Dochwieder schrieb in Beitrag Nr. 2213-130:Totgesagte leben länger! Ja, da haben wir ein Problem - uneigentlich sind sie ganz sicher quicklebendig.
die Kepler-Gesetze sind eine gute Näherung, für die nicht-relativistische Mechanik korrekt ist
und deswegen habe ich die auch verwendet in Beitrag 2213-128.
Die genaue Beobachtung liefert keine geschlossenen Orbits, soweit es keine Kreisbahnen sind.
LG
Thomas
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Beitrag Nr. 2213-140
09.05.2016 12:15
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Claus schrieb in Beitrag Nr. 2213-132:Hallo Stueps,
Stueps schrieb in Beitrag Nr. 2213-131:So werden beispielsweise in der Astrologie meist nur allgemeine Aussagen gemacht, die anfällig für ein ziemlich breites Spektrum der Interpretation sind. Beispiel: "Wenn Saturn ins Haus der Sonne wandert, ergeben sich positive Veränderungen in finanzieller Hinsicht für Sie." Das kann ziemlich viel bedeuten.
In der Astronomie sind dagegen präzise Aussagen gefordert: "Wenn die Keplerschen Gesetze richtig sind, muss Saturn dann und dann genau dort und dort auftauchen."
Die Autoren des von mir in Beitrag Nr. 2213-119 zitierten Buchs sind der Auffassung, es sei weniger der Inhalt, sondern vielmehr die Methode, die Wissenschaft von Pseudowissenschaft unterscheidet.
Seriöse Wissenschaft ist idealerweise offen für Falsifizierbarkeit. Eben weil die seriöse Wissenschaft "Butter bei die Fische" gibt und vorrechnet, dass Saturn dort und dort auftauchen wird, ist sie anfällig für Merkur und dessen Perihel-Geeiere und es wird unter den Augen der Kritiker schließlich offenbar, wenn sie das nicht erklären kann. Dann muss etwas Neues her.
In der seriösen Wissenschaft muss es also Fortschritt geben. Und wir sollten m.E. immer dann skeptisch sein, wenn Wissenschaft keine Fortschritte macht (und damit keine Veränderung erfährt). Dein obiges Horoskop hätte man vermutlich 1738 genauso aufstellen können, wie 1970 (als ich dasselbe immer in der Zeitschrift "TV Hören & Sehen" meiner Oma las), wie auch noch heute.
Rechtlich gesehen ist das Einholen einer Einverständnis in diesem speziellen Fall eigentlich nicht erforderlich. Da der Bundesgerichtshof jedoch Abmahnungen als "allgemeines Lebensrisiko" bezeichnet und die Rechtsverteidigung selbst bei unberechtigten Abmahnungen immer vom Abgemahnten zu tragen ist (nein, das ist kein schlechter Scherz) und da Abmahnungen nicht selten in Unkenntnis der genauen Sachlage erfolgen, möchte ich mit diesem Hinweis dieses "allgemeine Lebensrisiko" ein Stück weit reduzieren.