Dade puls-feld.de
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Beitrag Nr. 2199-1
14.03.2015 07:47
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Beitrag Nr. 2199-2
14.03.2015 07:54
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Dade schrieb in Beitrag Nr. 2199-1:Hallo!
Meiner Meinung nach kann die Zeit kein physikalisches Objekt sein. Ich stelle daher hier die grundlegende Frage.
Gibt es einen Beweis für die Realität der Zeit, oder einen Gegenbeweis?
Ich kenne keinen.
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Beitrag Nr. 2199-3
14.03.2015 08:58
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Beitrag Nr. 2199-4
14.03.2015 09:37
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Beitrag Nr. 2199-5
14.03.2015 16:26
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Dade schrieb in Beitrag Nr. 2199-1:Gibt es einen Beweis für die Realität der Zeit, oder einen Gegenbeweis?
Harti schrieb in Beitrag Nr. 2199-4:nach meiner Meinung ist "Zeit" ihrem Wesen nach eine Vorstellung, ein Programm (Software unseres Gehirns), das die Menschen zur Beschreibung von Veränderungen entwickelt haben.
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Beitrag Nr. 2199-6
14.03.2015 17:35
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Dade schrieb in Beitrag Nr. 2199-1:Hallo!
Meiner Meinung nach kann die Zeit kein physikalisches Objekt sein. Ich stelle daher hier die grundlegende Frage.
Gibt es einen Beweis für die Realität der Zeit, oder einen Gegenbeweis?
Ich kenne keinen.
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Beitrag Nr. 2199-7
15.03.2015 08:31
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Otto schrieb in Beitrag Nr. 2199-6:Zeitpfeile sind ein markantes Merkmal dafür, daß sich unser Universum nicht im thermischen Gleichgewicht befindet. Der Zeitfluß ist Ausdruck der Zeit-Asymmetrie unseres Universums.
Wir erleben unterschiedliche Zeitpfeile (siehe auch Lee Smolin):
- Kosmologischer Zeitpfeil (Ausdehnung des Universums),
- Thermodynamischer Zeitpfeil (Zunahme der ungeordneten Anordnung),
- Biologischer Zeitpfeil (Entstehung von Leben, Ende mit Tod - Umkehrungen solle es geben),
- Zeitpfeil des Erlebens (wir erinnern uns nur an Vergangenes, nicht an die Zukunft),
- Elektromagnetischer Zeitpfeil (Licht kommt aus der Vergangenheit),
- Gravitationswellen-Zeitpfeil (Gravitationswellen aus der Vergangenheit kommend in Richtung Zukunft),
- Schwarze Löcher (warum gibt es keine weißen Löcher?).
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Beitrag Nr. 2199-8
15.03.2015 11:25
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Hallo Harti,Harti schrieb in Beitrag Nr. 2199-7:Der daraus folgende "Zeitpfeil" entspricht kausalen Abläufen.
Demgegenüber beinhaltet der Zeitbegriff, der den mathematisch formulierten Bewegungsgesetzen zugrunde liegt (delta t), keine Kausalitätsvorstellung. Dies wird allgemein so formuliert, dass diese Gesetze "zeitinvariant" sind.
Claus (Moderator)
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Beitrag Nr. 2199-9
15.03.2015 11:31
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Zitat von Lee Smolin:Es gibt einen einfachen Grund dafür dass kein mathematischer Gegenstand je eine vollständige Geschichte des Universums liefern wird, nämlich den, dass das Universum eine Eigenschaft besitzt, die keine mathematische Darstellung von ihm haben kann. Hier in der wirklichen Welt ist immer eine bestimmte Zeit, ein bestimmter gegenwärtiger Augenblick.
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Beitrag Nr. 2199-10
15.03.2015 14:31
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Hallo Claus,Claus schrieb in Beitrag Nr. 2199-9:Diese Behauptung ist m.E. wegen der Begriffe "Hier" und "immer" in Frage zu stellen: Ist das "jetzige Hier" dasselbe wie das gestrige? Das ist m.E. nicht so. Ist das gegenwärtige "immer" ein immer gleiches? Ich meine auch hier: nein. Aus dem Blick des Blockuniversums ist das gegenwärtige "Jetzt" kein ausgezeichneter Zeitpunkt. Das gestrige "Jetzt" ist genauso wirklich, wie das heutige oder morgige.
Claus (Moderator)
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Beitrag Nr. 2199-11
15.03.2015 21:14
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Otto schrieb in Beitrag Nr. 2199-10:Ich stimme Dir völlig zu, daß das << gegenwärtige "Jetzt" kein ausgezeichneter Zeitpunkt ist und das gestrige "Jetzt" genauso wirklich ist, wie das heutige oder morgige.>>
Im Teil II wird das auch so beschrieben.
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Beitrag Nr. 2199-12
16.03.2015 05:50
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Beiträge: 1.246, Mitglied seit 10 Jahren |
Beitrag Nr. 2199-13
16.03.2015 07:21
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Quante schrieb in Beitrag Nr. 2199-12:Hi Dade, viel Spaß im Forum, nun eine vortreffliche Aussage, Zeit selbst ist kein „physikalisches Objekt“, da bi ich ganz bei dir, denn Zeit als „physikalisches Objekt“ nur für sich betrachtet, lässt sich nicht untersuchen.
An Harti gerichtet, bei diesem Satz von dir, ging ein ganz breites Grinsen über mein Gesicht: "Uhren sind zur Zeitmessung besonders gut geeignet."
Na dann viel Erfolg beim Messer - mittels einer Uhr - des "physikalischen Objektes" der Zeit. Auf (d)ein Ergebnis bin ich schon sehr, sehr gespannt.
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Beitrag Nr. 2199-14
16.03.2015 08:32
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Quante schrieb in Beitrag Nr. 2199-12:An Harti gerichtet, bei diesem Satz von dir, ging ein ganz breites Grinsen über mein Gesicht: "Uhren sind zur Zeitmessung besonders gut geeignet."
Na dann viel Erfolg beim Messer - mittels einer Uhr - des "physikalischen Objektes" der Zeit. Auf (d)ein Ergebnis bin ich schon sehr, sehr gespannt.
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Beitrag Nr. 2199-15
16.03.2015 11:53
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Claus schrieb in Beitrag Nr. 2199-11:Ich habe mir angesichts der Vorstellung eines Blockuniversums auch schon Gedanken darüber gemacht (bzw. war erstaut darüber), dass ich doch in diesem "Jetzt" lebe und nicht gestern und auch nicht morgen. Das - so dachte ich - erklärt das Blockmodell offensichtlich nicht. Bis ich mir klar machte, dass es im Blockmodell eben nicht nur ein "ich" gibt, sondern viele. Zu jedem Zeitpunkt eines. Und so wie "ich" mich darüber wundere, dass ich gerade heute in diesem Jetzt lebe, mag sich der Claus von vor 2 Jahren darüber wundern, dass er gerade im damaligen dortigen "Jetzt" lebt...
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Beitrag Nr. 2199-16
24.03.2015 14:26
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Otto schrieb in Beitrag Nr. 2199-15:Claus schrieb in Beitrag Nr. 2199-11:Ich habe mir angesichts der Vorstellung eines Blockuniversums auch schon Gedanken darüber gemacht (bzw. war erstaut darüber), dass ich doch in diesem "Jetzt" lebe und nicht gestern und auch nicht morgen. Das - so dachte ich - erklärt das Blockmodell offensichtlich nicht. Bis ich mir klar machte, dass es im Blockmodell eben nicht nur ein "ich" gibt, sondern viele. Zu jedem Zeitpunkt eines. Und so wie "ich" mich darüber wundere, dass ich gerade heute in diesem Jetzt lebe, mag sich der Claus von vor 2 Jahren darüber wundern, dass er gerade im damaligen dortigen "Jetzt" lebt...
Hallo Claus,
Ja, Claus, die Frage hat mich auch bewegt. Ich habe sie letztendlich für mich so beantwortet, daß Otto oder Claus einer ständigen Zustandsänderung in der Zeit unterliegen und daß externe Beobachter nicht verschiedene Ichs sehen, sondern verschiedene Zustände dieses Ichs.
Hier ergibt es natürlich die Frage, auf welche physikalische Weise das Ich seinen vergangenen Zustand mit dem gegenwärtigen Augenblickszustand vergleicht und somit eine Zustandsänderung überhaupt erkennt. Darauf möchte ich hier nicht näher eingehen, um nicht vom Thema abzuschweifen. Aber ich habe einige (unausgereifte) Ideen dazu, die diesen Vorgang als Funktion der Zeit erklären würden.
Claus und Otto und alle anderen Lebewesen auf der Welt sind Kopien ähnlicher Objekte/Subjekte aus der Vergangenheit, die auf der Grundlage gleicher Gesetze als komplexe Gebilde entstanden waren, aber auch Modifikationen unterworfen wurden. Damit ist jedes Lebewesen für sich ein einzigartiges Ich.
In der RT hängen Gleichzeitigkeit, Vergangenheit und Zukunft von der Entfernung bzw. Relativgeschwindigkeit eines Beobachters zu einem Ereignis ab. Damit setzt die RT die Existenz des Raumes als notwendige Bedingung voraus. In der RT ist die Größe eines Objektes universal konstant, während die Zeit relativ ist. Außerdem gibt es in diesem vorausgesetzten Raum keine bevorzugten Richtungen.
Ein Mangel der RT ist, daß sie den Beginn des Universums mit einem Urknall nicht erklären kann. Dieses Manko weist darauf hin, daß die RT nicht alle Erscheinungen des Universums erklären kann und einer Modifizierung oder Ergänzung bedarf.
Eine der Theorien, die versucht, diesen Mangel zu beheben, ist die Formdynamik (shape dynamics). Diese Theorie ersetzt die Relativität der Zeit durch die Relativität der Größe, wobei die Form unverändert bleibt. In dieser Theorie zeigt sich ein universaler Begriff der Zeit. Diese Theorie schließt die RT mit ein. Sie ist kein gegensätzlicher Entwurf zur RT, die eigentlich eine universal gültige Zeit des Universums ausschließt. Zeit und Größe werden in dieser Theorie als duale Eigenschaften begriffen - analog der Welle-Masse-Beziehung.
Die universale Zeit läßt sich lokal nicht messen, außer man findet den bevorzugten Punkt im Raum, der im Universum einen Ruhezustand darstellt. Dieser Punkt ist dadurch gekennzeichnet, daß die Temperatur in allen Himmelsrichtungen konstant ist (kosmische Mikrowellen-Hintergrundstrahlung).
Aber ich möchte noch einmal betonen, daß es nur eine Theorie ist, die der Verifizierung bedarf.
Dies scheint mir jedoch ein erfolgversprechender Ansatz zu sein.
Das Akzeptieren der Wirklichkeit der Zeit als Ausdruck einer Zustandsänderung ist nach meiner Meinung in erster Linie ein psychologisches Hemmnis. Hier stimme ich mit Lee Smolin völlig überein. Andere Ausführungen von ihm sehe ich kritischer und mit einer vorsichtigen Distanz.
Seine Ausführungen zu thermodynamischen und nicht-thermodynamischen Zustandsänderungen, die mit einem Zeitpfeil verbunden sind, halte ich für außerordentlich bemerkenswert.
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Beitrag Nr. 2199-17
27.03.2015 13:14
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Claus schrieb in Beitrag Nr. 2199-9:Hallo Otto,
Smolin meint in seinem Buch1,2 auf S.77:
Zitat von Lee Smolin:Es gibt einen einfachen Grund dafür dass kein mathematischer Gegenstand je eine vollständige Geschichte des Universums liefern wird, nämlich den, dass das Universum eine Eigenschaft besitzt, die keine mathematische Darstellung von ihm haben kann. Hier in der wirklichen Welt ist immer eine bestimmte Zeit, ein bestimmter gegenwärtiger Augenblick.
Diese Behauptung ist m.E. wegen der Begriffe "Hier" und "immer" in Frage zu stellen: Ist das "jetzige Hier" dasselbe wie das gestrige? Das ist m.E. nicht so. Ist das gegenwärtige "immer" ein immer gleiches? Ich meine auch hier: nein. Aus dem Blick des Blockuniversums ist das gegenwärtige "Jetzt" kein ausgezeiKchneter Zeitpunkt. Das gestrige "Jetzt" ist genauso wirklich, wie das heutige oder morgige.
1 Lee Smolin, Im Universum der Zeit, Deutsche Verlags Anstalt, 2. Auflage 2014
2 habe mir obiges von dir in Beitrag Nr. 968-199 empfohlene Buch in der Bibliothek geliehen und lese es gerade
Claus (Moderator)
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Beitrag Nr. 2199-18
28.03.2015 10:08
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Henry-Dochwieder schrieb in Beitrag Nr. 2199-17:Der springende Punkt in Smolins Argument ist doch - nach meiner Ansicht - folgendes: Das hier und jetzt durch ein "Ich" beobachtete Ereignis ist ein mit der Zeit sich veränderndes "hier und jetzt", also das, was ein "Ich" als Beobachter erfährt, weil er lebt, während der mathematische Gegenstand ein für immer außerhalb der Zeit festgefrorenes "etwas" ist. Das mathematische "Jetzt" ist in diesem Sinne zeitlos.
Zitat von Henry-Dochwieder:Wenn die Zeit tatsächlich Real ist, aber die Entscheidung darüber, was "Jetzt " ist vom jeweiligen Beobachter abhängt, und alle Zeipunkte gleichberechtigt sind, können im Universum als Gesamtheit Ereignisse nicht "verschwunden" sein, sie müssen in dem, was wir "Blockuniversum " nennen, auf ewig "gegenwärtig " sein. Das sich daraus ernste Probleme z. B. mit der Willensfreiheit ergeben, leuchtet sicher ein.
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Beitrag Nr. 2199-19
28.03.2015 19:07
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Beitrag Nr. 2199-20
30.03.2015 13:50
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Rechtlich gesehen ist das Einholen einer Einverständnis in diesem speziellen Fall eigentlich nicht erforderlich. Da der Bundesgerichtshof jedoch Abmahnungen als "allgemeines Lebensrisiko" bezeichnet und die Rechtsverteidigung selbst bei unberechtigten Abmahnungen immer vom Abgemahnten zu tragen ist (nein, das ist kein schlechter Scherz) und da Abmahnungen nicht selten in Unkenntnis der genauen Sachlage erfolgen, möchte ich mit diesem Hinweis dieses "allgemeine Lebensrisiko" ein Stück weit reduzieren.