@Stefan:
Ich sagte nicht, daß das Bewußtsein ungefähr so funktioniert wie ein Computer (zumindest trifft das auf Computer zu, wie man sie heute baut, vielleicht werden ja in ferner Zukunft Computer so gebaut werden, daß sie den Prozessen unseres Bewußtseins ähneln). Ich habe eine Analogie gebracht, ein anderes Beispiel, wo es sich bezüglich der betrachteten Eigenschaften ähnlich verhält. Wenn Du liest, daß ein Fullerenmolekül so aussieht wie ein Fußball, dann wist Du ja auch nicht schlußfolgern, daß es aus Leder (oder aus Kunststoff) ist und ins Tor getreten wird, oder?
Und ich bin der festen Überzeugung, daß das Universum existiert hat, bevor Bewußtsein existiert hat. Und es wird vermutlich noch existieren, nachden das letzte Bewußtsein seinen Geist aufgegeben hat.
Und für die Quantenmechanik gibt es genug Interpretationen, die ganz klar ohne jedes Bewußtsein auskommen (die MWI ist nur eine davon). Insofern ist die Quantenmechanik kein Argument für eine "Sonderstellung" des Bewußtseins. Das einzige Bewußtsein, das für mich eine gewisse Sonderstellung hat, ist mein eigenes – eben deshalb, weil es das Bewußtsein ist, das ich "von innen" sehe. Es ist übrigens auch das einzige Bewußtsein, von dem ich sicher sein kann, daß es überhaupt existiert. Wer die Existenz der realen Außenwelt abstreitet, aber die Existenz anderer Bewußtseine als selbstverständlich annimmt, ist inkonsequent.
BTW, woher weißt Du so genau, daß ich (oder einer der anderen Mitschreiber) nicht in Wahrheit ein KI-Programm ist, das in diesem Forum einer Art Turing-Test unterzogen wird? Und dessen Bewußtsein daher
exakt so arbeitet wie ein Computer?
Woher weißt Du, ob ich den angegebenen Satz verstehe? Und woher willst Du wissen, ob ein geeignet programmierter Computer (sei es nun ein klassischer oder ein Quantencomputer – letztere können auch nicht mehr, sie können es nur schneller) den Satz nicht verstehen würde?
@zara.t:
Würdest Du sagen, daß die Prozesse im Betriebssystem und die Prozesse in den Schaltkreisen letztlich dasselbe sind? Nun, ein Prozess im Betriebssystem "fühlt" sich gar nicht wie elektrische Ströme in Halbleitern an. Da werden Zahlen addiert und subtrahiert, da werden Texte und Bilder angezeigt und bearbeitet, deren Gestalt doch nun offenbar überhaupt nichts mit den Strömen in den Chips (oder den Magnetisierungsmustern auf der Festplatte) zu tun hat.
Nun, beim Computer
wissen wir, daß die Vorgänge letztlich vollständig auf die Ströme in den Chips und Platinen zurückzuführen sind, denn schließlich haben wir sie so konstruiert. Aber von der Benutzer- und der Programmierer-Perspektive
sieht man das nicht. Nehmen wir einmal an, Du bringst einem Ureinwohner irgendwo im Dschungel, ohne sonstigen Kontakt zur modernen Welt, bei, einen Taschenrechner zu benutzen, erklärst aber nicht, wie selbiger funktioniert. Was wird der Ureinwohner wohl vom Taschenrechner denken? Vermutlich wird er glauben, daß da ein hilfreicher Geist drinnen sitzt, mit dem man über die Tasten Kontakt aufnimmt, und der einem freundlicherweise das Ergebnis ausrechnet. Und weißt Du was? Das können wir in Wahrheit auch nicht ausschließen. Vielleicht funktioniert ja unsere gesamte Technik nur deshalb so gut, weil es gute Geister gibt, die die Technik genau nach unseren herausgefundenen Regeln arbeiten läßt. Dennoch werden nicht allzuviele Menschen diese Theorie glauben. Warum? Nun, weil es keinen Grund gibt, an diese Technikgeister zu glauben. Die einfachere Beschreibung mit Naturgesetzen, die eben einfach gelten, reicht auch aus.
Glaubst Du, daß Dein Computer ein Bewußtsein hat? Nein? Warum nicht? Weil Du ihn im Prinzip vollständig verstehen könntest (mal abgesehen davon, daß ich nicht glaube, daß ein heutiger Computer von irgendjemandem noch bis ins letzte Detail verstanden wird - sonst gäbe es ja auch nicht immer wieder Prozessor-Bugs)? Woher weißt Du, daß es Deinem Computer nicht weh tut, wenn Du zu fest auf die Enter-Taste drückst? Fühlt er nicht vielleicht doch die Mausbewegungen? Nein? Warum nicht?
Du schreibst, Du kannst Dir vorstellen, daß man das gehirn eines Tages vollständig verstehen wird können. Angenommen, dies ist tatsächlich der Fall. Wo ist dann noch Platz für einen vom Gehirn unabhängigen Geist? Es ist eine Tatsache, daß Nervenimpulse von den Sinnesorganen zu Wahrnehmungen führen. Vor allem ist es aber bewiesen, daß Bewegungen (auch willentliche) über Nervenimpulse zu den Muskeln generiert werden. Der Geist müßte also die Nervenimpulse erzeugen können, um eine willkürliche Bewegung zu ermöglichen. Wenn wir aber das Gehirn vollständig verstanden hätten, dann könnten wir ganz ohne Geist erklären, woher diese Nervenimpulse kommen. Wir könnten sogar ein Gehirn in einem Computer simulieren – und dieses Gehirn würde dann etwas produzieren, was für den äußeren Beobachter wie Bewußtsein aussieht. Hat dieses simulierte Gehirn dann ein Bewußtsein? Wenn nein, warum nicht? Und woher weißt Du dann, daß die anderen Menschen ein Bewußtsein haben?
Der Farbenblinde wird aufgrund des
Studiums der Neurologie sicher nicht erfahren, wie es ist, farbig zu sehen. Und zwar deshalb, weil er die Prozesse, die er theoretisch kennt, deswegen nicht in seinem Gehirn produzieren kann. Aber nehmen wir einmal an, er schafft es, die entsprechenden neurologischen Prozesse per Elektroden in seinem Gehirn auszulösen. Würde er dann nicht auch wissen, wie es ist, farbig zu sehen, obwohl er sein Leben lang nie eine echte Farbe gesehen hat?
Wer Aerodynamik studiert hat, ist deswegen auch nicht in der Lage, einfach aus eigener Kraft abzuheben. Aber wenn er die geeigneten Hilfsmittel (in diesem Fall z.B. ein Flugzeug oder ein Flugdrachen) verwendet, dann kann er fliegen.
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