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Vorstellung von Zeit

Thema erstellt von Kurt M 
Beiträge: 40, Mitglied seit 18 Jahren
dass mit dem Zeitbegriff, so wie ihn uns die meisten Science Fiction Geschichten auftischen, und wie wir ihn meist verstehen, kann irgendwas nicht stimmen.

z.B.: Stephen Kings Langoliers, dort geraten Leute hinaus aus der Gegenwart, also in der Zeit verschoben.
oder sehr beliebt bei Star Trek, wo Schiffe "außer Phase" sind, also ein paar Millisekunden gegen die Gegenwart verschoben sind.
Ganz abgesehen von diversen Zeitreisen, wo man die Gegenwart ebenfalls verlassen kann.
usw... Diese ganzen Geschichten, prägen das Weltbild vieler Leute.

Ich habe jetzt folgende Überlegung:

Jetzt (also momentan in der Gegenwart), synchonisieren wir 2 Atomuhren. Eine davon schicken wir auf Rundflug um die Erde (also das bekannte Experiment). Sobald die Uhr wieder gelandet ist, zeigt sie eine geringfügig unterschiedliche Zeit an.

Wenn man dieses bekannte Experiment mit obigen Science Fiction Geschichten vergleicht, dann fällt ein dramatisches Problem auf:
Die soeben gelandete Uhr zeigt eine andere Zeit, sie ist also nicht mehr in unserer Gegenwart. Aber da stimmt was nicht, denn ich kann die Uhr ja nach wie vor sehen. Wenn sie in der Zeit voraus (oder zurück) wäre, dann wäre sie unsichtbar, weil in der Gegenwart nicht existent. Sie ist also offensichtlich, obwohl die Zeit anders vergangen ist, auch nach der Landung wieder in der Gegenwart geblieben.

Das ganze führt mich zu folgenden Schlüssen:

* es gibt nur "eine" Gegenwart (also keine Millisekunden davor oder danach, folglich auch keine Vergangenheit und Zukunft)
* bei der fliegenden Uhr vergeht die Zeit nicht anders. Sie tickt lediglich unterschiedlich schnell, was zur anderen Zeitanzeige führt.
* die Science Fiction Geschichten sind nett zu lesen, aber trotzdem nur wilde Fantasie.
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Beiträge: 1.177, Mitglied seit 18 Jahren
Die Uhren sind innerhalb eines Inertialsystems synchronisiert... und können nur synchron laufen, solange diese Situation nicht verändert wird. Was die Uhr nach der "Reise" anzeigt ist ja keine unterschiedliche Zeit, sondern eine unterschiedliche "Laufzeit".

Bei deinen Schlüssen würde ich dem 2. und 3. zustimmen, aber nicht dem ersten Schluss, da du hier - was ich eigenartig finde - eine absolute Gleichzeitigkeit voraussetzt, was mit 2. nicht zusammen passt.

Beitrag zuletzt bearbeitet von Andre am 09.12.2005 um 15:12 Uhr.
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
Kurt: "es gibt nur "eine" Gegenwart (also keine Millisekunden davor oder danach, folglich auch keine Vergangenheit und Zukunft)"
Bitte definier <Gegenwart> physikalisch.
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Beiträge: 726, Mitglied seit 18 Jahren
Kurt M schrieb in Beitrag Nr. 758-1:
dass mit dem Zeitbegriff, so wie ihn uns die meisten Science Fiction Geschichten auftischen, und wie wir ihn meist verstehen, kann irgendwas nicht stimmen.

Nun, angesichts der Tatsache, daß unterschiedliche SF-Geschichten unterschiedliche Zeitbegriffe verwenden, und zuweilen sogar innerhalb einer Geschichte Inkonsistenzen auftreten, dürfte man zumindest bei einer gewissen Anzahl von SF-Geschichten davon ausgehen können.

Zitat:
z.B.: Stephen Kings Langoliers, dort geraten Leute hinaus aus der Gegenwart, also in der Zeit verschoben.
oder sehr beliebt bei Star Trek, wo Schiffe "außer Phase" sind, also ein paar Millisekunden gegen die Gegenwart verschoben sind.
Ganz abgesehen von diversen Zeitreisen, wo man die Gegenwart ebenfalls verlassen kann.
usw... Diese ganzen Geschichten, prägen das Weltbild vieler Leute.

Ich habe jetzt folgende Überlegung:

Jetzt (also momentan in der Gegenwart), synchonisieren wir 2 Atomuhren. Eine davon schicken wir auf Rundflug um die Erde (also das bekannte Experiment). Sobald die Uhr wieder gelandet ist, zeigt sie eine geringfügig unterschiedliche Zeit an.

Wenn man dieses bekannte Experiment mit obigen Science Fiction Geschichten vergleicht, dann fällt ein dramatisches Problem auf:
Die soeben gelandete Uhr zeigt eine andere Zeit, sie ist also nicht mehr in unserer Gegenwart. Aber da stimmt was nicht, denn ich kann die Uhr ja nach wie vor sehen. Wenn sie in der Zeit voraus (oder zurück) wäre, dann wäre sie unsichtbar, weil in der Gegenwart nicht existent. Sie ist also offensichtlich, obwohl die Zeit anders vergangen ist, auch nach der Landung wieder in der Gegenwart geblieben.
Der Irrtum, der sich hierin verbirgt, ist, daß man "zu einer bestimmten Zeit in einer bestimmten Zeit" sei (was zwei verschiedene Zeiten bedingen würde, denn was sollte eine Aussage wie "das Objekt ist jetzt in der Vergangenheit" bedeuten?)
Die Vorstellung, die dieser Überlegung wohl zugrundeliegt, könnte man etwa so verdeutlichen: Zwei Autos fahren mit gleicher Geschwindigkeit nebeneinander her. Nun biegt das eine Auto ab, fährt einen Umweg und kehrt dann auf die Straße zurück. Dadurch liegt das eine Auto etwas hinter dem anderen (weil es dank Umweg ja länger gebraucht hat). Wenn nun der Autofahrer, der keinen Umweg gefahren ist, neben sich schaut, dann sieht er kein Auto, weil das ja ein Stück hinter ihm ist.

Nun, analysieren wir dieses Beispiel genauer: Warum sieht er das Auto nicht neben sich? Schließlich wird jeder Punkt der Straße auch vom anderen Auto passiert. Nun, er sieht es nicht neben sich, weil es diesen Punkt zu einer anderen Zeit passiert. Sprich: Es reicht nicht, den unterschiedlichen Weg zu betrachten, man muß auch die Zeit als zusätzliche Größe betrachten.

Ok, zurück zur Atomuhr. Was die Überlegung zeigt, ist, daß die Vorstellung, daß sich die Objekte "durch die Zeit bewegen", wie sich die Autos durch den Raum bewegen, falsch ist. Mit obiger Analyse ist das auch klar: Denn wenn dem Raum im Beispiel die Zeit entspricht, was entspricht dann der Zeit des Beispiels? Man könnte versucht sein zu sagen, die Eigenzeit, aber die Eigenzeit entspricht dem Kilometerzähler auf dem Auto: Der ist ja am gleichen Ort für beide Autos unterschiedlich. Tatsache ist, es gibt keine "zweite Zeit", bezüglich der wir uns durch die Zeit bewegen.

Ein besseres Bild ist hier die Straße selbst: Wir haben also zwei parallele Straßen, aber eine der Straßen führt an einer Stelle von der anderen weg und kommt dann nach dem Umweg wieder zurück. Nun sind an beiden Straßen Kilometersteine angebracht. Am Anfang sind die Kilometersteine "synchron": Die Straßen beginnen an der gleichen Stelle, und der erste Kilometerstein der einen Straße sitzt direkt neben den ersten Kilometerstein der anderen Straße. Nach dem Umweg der einen Straße ist dies jedoch anders: Auf den Kilometersteinen der "Umwegstraße" stehen höhere Zahlen als auf den Kilometersteinen der "Direktstraße". Dennoch sind die beiden Straßen überall (außer auf der Umwegstrecke) nebeneinander. Man erwartet nicht, daß neben der Direktstraße die Umwegstraße nicht zu sehen sei, weil sie ja der "Direktstraße" bereits voraus sei.

Ganz analog ist es in der Raumzeit: Die Atomuhren werden nicht durch bewegte Punkte in der Raumzeit beschrieben (analog den Autos), sondern durch Weltlinien, analog den Straßen. Die Weltlinien geben an, wann die Uhr wo ist. Die Uhr ist aber zu jedem Zeitpunkt irgendwo (zumindest in der Zeit zwischen ihrem Bau und ihrer Zerstörung). Die Anzeige der Uhr ist dabei eine Art Kilometerzähler: Sie sagt, wie lang die Weltlinie ist, auf der sie sich bewegt hat (anders als im Raum verkürzen allerdings Umwege die "zurückgelegte" Zeit).

Zitat:
Das ganze führt mich zu folgenden Schlüssen:

* es gibt nur "eine" Gegenwart (also keine Millisekunden davor oder danach, folglich auch keine Vergangenheit und Zukunft)
Das kann man daraus nicht folgern.
Zitat:
* bei der fliegenden Uhr vergeht die Zeit nicht anders.
Hier hingegen kann ich voll zustimmen.
Zitat:
Sie tickt lediglich unterschiedlich schnell, was zur anderen Zeitanzeige führt.
Hier aber nicht: Sie tickjt genauso schnell. Sie nimmt nur einen kürzeren "Zeit-Weg".
Zitat:
* die Science Fiction Geschichten sind nett zu lesen, aber trotzdem nur wilde Fantasie.
Das sowieso :-)
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Beiträge: 112, Mitglied seit 18 Jahren
Das hast du in der Tat gut erklärt Timeout. :-)

Es grüßt dich
Peter Pan
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