Willkommen in Manus Zeitforum
|-|ardy
Beiträge: 683, Mitglied seit 18 Jahren
Hi Zara.

Handelt es sich um beliebig viele "Schläge" erzeugt von einem Synthesizer, so hören wir ab einem gewissen Punkt keine getrennten Schläge mehr, sondern einen Ton.

Ja. Aber unser Hörsinn erkennt dennoch einen Unterschied zwischen der Information "500 Hz" und der Information "510 Hz".

Außerdem ist sowieso jede geringste Sinneswahrnehmung immer die Summe aus weiteren, noch feineren Teilen. Also ist so oder so unsere Wahrnehmung stets oberflächlich. Das hast Du aber nicht gemeint, oder?

Auch der einzelne "Schlagton" ist eine Summe aus mehreren Luftdruckänderungen verteilt über eine kurze Zeitspanne bis wieder der originale Luftdruck anliegt. Der kürzeste Schlagton, den unsere Ohren wahrnehmen können, hat eine Dauer von etwa einer zwanzigtausendstel Sekunde. Ist er kürzer, hören wir den Schlag nicht mehr. Das weißt Du sicherlich auch. Ich meinte das auch nur als Einleitung zu meiner Frage: Was ist das Problem?

Diese Sinnesbeschränkung ist doch nicht mehr verwunderlich, als die Tatsache, dass, wenn wir die Luft anhalten, nichts riechen. Solange die Sinne aber ihren Dienst tun, indem sie Unterschiede in der Umwelt wahrnehmen, was ist dann so problematisch, wenn wir einen Unterschied abstrakt ausdrücken durch Bezeichnungen wie "summen/pfeifen", oder "400 Hz / 2000 Hz", oder ganz roh und direkt durch "tok...tok...tok / tk..tk..tk" ?

Messen heißt vergleichen, heißt Unterschiede feststellen. Das ist alles.
Meine Tastatur ist breiter als ein Büro-Lineal (Vergleich mit einem "30 cm"-Objekt). Ich wiege mehr als ein Eimer Wasser (Vergleich mit einem "10 kg"-Objekt). Ohne Vergleichsobjekt, keine Messung.

Unsere Sinne tun nichts anderes als vergleichen! Mit welchem Mittel und welchem Namen das Resultat gespeichert wird, ist doch wurscht. Hauptsache, es wird auf der Ampel der Unterschied zwischen dem Symbol "rot" und dem Symbol "grün" erkannt. Dabei darf rot intern auch als violett, sauer, spitzig oder wie auch immer interpretiert werden. Problematsich wird's erst dann, wenn kein Unterschied zwischen den beiden Symolen wahrgenommen wird. (Dabei fallen mir übrigens die akustischen Klacker ein, die manche Ampeln eingebaut haben um blinden Fußgängern zu helfen.)

Vielleicht habe ich irgendwie den Faden verloren zu Deinem Gedankengang, Zara. Siehst Du ihn noch? Ich meine das nicht ironisch, ich nehme Deine Ideen ernst.

Cheers,
|-|ardy
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Bernhard Kletzenbauer
Beiträge: 1.360, Mitglied seit 18 Jahren
Zu zaras Posting vom 12.10.2003 12:39:02 Uhr:

Bei dem beschriebenen Zeitfenster der subjektiven Gegenwart handelt es sich um einen Mix aus tatsächlicher, gegenwärtiger Wahrnehmung und Erinnerung.
Signatur:
Es gibt keine Urknall-Singularität.
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Zara.t.
Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
Genauso Bernhard. Und das Problem, das ich damit aufzeigen will ist, dass Bewußtsein ein Zeitfenster braucht. Du kannst es nicht beliebig klein machen und schon gar nicht auf einen zeitlichen Schnitt durch die RaumZeit reduzieren.
Also t = k .
Und das gilt für jede Art von Bewußtsein, egal ob Mensch oder Tier. Der Mensch ist hier sicher nicht das Mass aller Dinge.
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Mauerblümchen
Das erste Gebot
Ich bin der Herr, dein Gott.
Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.

An dieses Gebot sollte man sich doch eigentlich
halten.
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Karlheinz
Götter muss man in Süssspeisen stecken - da gehören sie hin, in die Götterspeisen. Im Kopf sorgen Götter für Vergötzung, im Magen höchstens für Verstimmung. Herzlichst
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Zara.t.
Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
Bernhard schrieb vor langer "Zeit":
"Im oben angeführten, fiktiven Buch der Historie ist jede Seite beschrieben. Es gibt keine Blanko-Seite. Es gibt bloß Leser, die das Buch auf verschiedenen Seiten aufschlagen um zu lesen. Dort, wo ihre Augen gerade hinschauen ist Gegenwart.
Doch andere Leser schlagen das Buch auf einer anderen (vielleicht viel weiter hinten liegenden) Seite auf."
Aus Sicht der klassischen Physik müsste man sagen, zu jeder Seite gibt es genau eine Folgeseite und wer die bisherigen Seiten gelesen hat, kann die noch Folgenden ( mehr oder weniger ) errechnen.
Wichtig ist aber : Es gibt nur eine Geschichte, die aufsteigenden Seitenzahlen markieren die Zeit. Das Buch ein Beispiel für eine Raumzeit.
Quantentheoretisch müsste man aber sagen, es gibt nicht nur eine, es gibt alle möglichen Geschichten. Die sind natürlich nicht als Buch zu binden, d.h. wir haben eine lose Blättersammlung. Ein Beispiel für das Multiversum.
Und die sollen wir jetzt ( JETZT ! ) lesen.
Diese Blättersammlung ist eine Sammlung potentieller Geschichten. Sie ist reine Potentialität.
Wir lesen jetzt diese Blätter. So entsteht eine Geschichte. Der Vorgang des Lesens schafft Faktizität.
Entsteht nur eine Geschichte oder mehrere oder alle möglichen ?
Mein erster Vorschlag wäre, dass wenn wir eine Seite gelesen haben, alle alternativen Seiten sich selbst vernichten oder unzugänglich oder unleserlich werden.
Wie lesen wir so eine lose Blättersammlung?
Vielleicht kreuz und quer, d.h. wir springen in der Dimension, die wir im Nachhinein als Zeit interpretieren werden, hin und her.? Oder einer Topologie folgend? D.h. immer das zum eben gelesenen benachbarte Blatt ?
Lesen ,d.h. Bewußtwerdung schafft demnach Faktizität ( Realität ) und verringert Potentialität.
Wieviel "Freiheit der Wahl" haben wir beim Lesen?
Wieweit beeinflußt unser Wünschen die entstehende Geschichte? Antwort auf diese Frage versuche ich im Thread Parapsychologie zu geben.
Und wieso sind wir eigentlich außerhalb der Geschichte???
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|-|ardy
Beiträge: 683, Mitglied seit 18 Jahren
Hallo Zara,

Du bist gerade dabei, mich zu inspirieren. Zwei Fragen dämmern mir urplötzlich:

Ist "Möglichkeit", dieses seltsame Wort "Möglichkeit", ist das möglicherweise, ich betone möööööglicherweise, einer der verborgenen Parameter, die Einstein vermutete, aber nicht fand, weil er ganz woanders suchte? (Wie bizarr: Die "Möglichkeit einer Möglichkeit" -- das ironisiert sich geradezu selbst.)

Und die zweite Inspiration -- (achtung, Parapsychologie): Hat Möglichkeit notwendigerweise etwas mit Bewusstsein zu tun? (Dabei meine ich "Bewusstsein" im Sinne von tierischem oder menschlichem Bewusstsein -- also jenes Bewusstsein, dessen Grad mit der Aktivität seines materiellen Partners, dem Neuronen-Gehirn, steigt und fällt.)

Meine letztere Frage beantworte ich vorläufig mit nein; ich gehe davon aus, dass quantenmechanische Möglichkeiten (jene, die zu Multiversum-Interpretationen inspirieren) auch dann existieren, wenn neuronal-basierende Bewusstseinsformen nicht anwesend sind. Warum? Quantenmechanische Möglichkeiten können vermutlich ebenso von nicht-neuronalen, sagen wir, elektrischen Gehirnen erkannt werden, und zwar auch dann, wenn alle neuronalen Gehirne samt dessen Bewusstsein ausgestorben sind (ausgestorben auf dem entsprechenden "Blatt" des Multiversums).

Allerdings darf ich nicht vergessen, dass neuronale Gehirne letztlich ebenfalls elektrische Gehirne sind. Das wiederum stellt die alte Frage nach den Existenzbedingungen des Bewusstseins (oder dessen, was wir unter Bewusstsein verstehen). Wenn Bewusstsein auf Elektrizität basiert (wie es ja auch die Neuronen tun), oder besser gesagt: Wenn Bewusstsein gar nicht dem "Geist" (für Popper-Freunde: Welt 2 und 3) zuzuordnen ist, sondern dem körperlichen Reich der Physik (Welt 1), dann ist Bewusstsein immer anwesend -- zumindest solange es irgendein körperliches Reich gibt. In dem Fall wäre meine Frage nach dem Zusammenhang zwischen Möglichkeit und menschlichem Bewusstsein überflüssig, beziehungsweise, Möglichkeit hätte nichts mit Parapsychologie zu tun. Aber nur in dem Fall.

Das wollte ich nur als neutraler Randkommentar beisteuern.

(Kann sein, dass ich auf irgend etwas hinauswollte und es dann wieder vergessen habe. Aber ich glaube: diesmal eher nicht :-) -- ich glaube, ich sortiere gerade nur meine chaotischen Gedanken während ich gleichzeitig tippe, ... was leider oft dazu führt, dass man seinen Beitrag am nächsten Tag am liebsten wieder löschen möchte ...)

Cheers,
|-|ardy
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André
Beiträge: 1.177, Mitglied seit 18 Jahren
Zitat:
--
Zentral stellt sich mit Bernhards These auch das Problem der Willensfreiheit. Für Albert E. und Bernhard K. müsste sie ebenfalls Illusion sein.
Soviel an Illusion hat verdammt weitreichende Konsequenzen.
--

Das ist aus dem dritten oder vierten Post ganz am Anfang des Threads.

Wie definiert man Willensfreiheit? Um die eigenen Handlungen Planen zu können, muss es eine gewisse Kausalität geben. Auf A muss ein B folgen und nicht zufällig ein C oder D.

Wenn es diesen Zufall gibt, dann wäre Willensfreiheit ebenso eine Illusion, da es sich dann bei Entscheidungen eher um Willkür handelt. Und wie kann eine willkürliche Entscheidung MEINE Entscheidung sein?

Wenn aber nun die "Zukunft" aus der "Vergangenheit" entsteht, oder um es besser auszudrücken, die bisher "gewachsenen" Strukturen und somit der Zustand eines Systems Auswirkungen auf zukünftige Zustände hat, dann und nur dann ist Willensfreiheit überhaupt möglich - außer, man stellt den Menschen und sein Bewusstsein in den Mittelpunkt und behauptet, er würde den "Zufall", oder wie sich die Realität entwickelt, beeinflussen.

Wenn man dies tut, dann muss man aber zwangsläufig auch in Frage stellen, dass das Bewusstsein mit dem Gehirn zusammen hängt. Für mich kommt das nicht in Frage, da ich die Auffassung der Neurophysiologie und der Evolutionären Erkenntnistheorie teile, was Bewusstsein ist. (Im übrigen meiden diese Menschen diesen Begriff mittlerweile sogar, da er von vielen so verzerrt wird und für ihre Zwecke umgedeutet)

Zitat:
--
Aus Sicht der klassischen Physik müsste man sagen, zu jeder Seite gibt es genau eine Folgeseite und wer die bisherigen Seiten gelesen hat, kann die noch Folgenden ( mehr oder weniger ) errechnen.
--

Stimmt, aber nach den heutigen Physik sieht es wohl eher so aus, dass es tatsächlich genau eine Folgeseite gibt - die aber noch nicht einmal theoretisch berechnet werden kann. Da ferne zukünftige Zustände des Systems nämlich nicht im Ausgangszustand enthalten sind, sondern die Geschichte des System selbst, die gewachsenen Strukturen, ebenfalls einen Einfluss ausüben.
Solche Systeme kann man nur noch Simulieren, man muss sie einfach laufen lassen und zusehen.
Und bevor ein Zustand noch nicht eingetreten ist, ist es vollkommen irrelevant, ob er eine Notwendigkeit ist oder nicht, da wir dies niemals in Erfahrung bringen können.

Ist einer mit Komplexitätstheorie vertraut?
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Bernhard Kletzenbauer
Beiträge: 1.360, Mitglied seit 18 Jahren
Beitrag Nr. 207-46
„…Das Buch ein Beispiel für eine Raumzeit.
Und die sollen wir jetzt ( JETZT ! ) lesen…“


Hallo zara.t,
ich komme nochmal auf das Ursprungsthema dieses Threads zurück. Dabei stellt sich die Frage: wann ist JETZT?
Ist der zara.t vom 05.1.2004 JETZT (gewesen)?
Ist der zara.t vom 25.1.2004 JETZT?
Ist der zara.t vom 05.12.2004 JETZT?
Sieh es mal jeweils aus der Sicht von zara.t.
Gibt es einen. zara.t zu verschiedenen Zeiten, oder mehrere zara.t zu (fast)jederzeit?


Beitrag Nr. 207-47
„…ich glaube, ich sortiere gerade nur meine chaotischen Gedanken während ich gleichzeitig tippe, ... was leider oft dazu führt, dass man seinen Beitrag am nächsten Tag am liebsten wieder löschen möchte…“



Hallo |-|ardy,
Gute Gelegenheit für eine Zeitreise zum vorherigen Tag. (Grüß dabei das Murmeltier.) :-)
Signatur:
Es gibt keine Urknall-Singularität.
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|-|ardy
Beiträge: 683, Mitglied seit 18 Jahren
Hallo Bernhard,
Zeitreisen in die exakte eigene Vergangenheit halte ich für sehr unwahrscheinlich :-) (Gruß an Deine fliegende Wolkenstürmerin.) :-)
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|-|ardy
Beiträge: 683, Mitglied seit 18 Jahren
André schreibt:
Zitat:
"...
Wie definiert man Willensfreiheit? Um die eigenen Handlungen Planen zu können, muss es eine gewisse Kausalität geben. Auf A muss ein B folgen und nicht zufällig ein C oder D.

Wenn es diesen Zufall gibt, dann wäre Willensfreiheit ebenso eine Illusion, da es sich dann bei Entscheidungen eher um Willkür handelt. Und wie kann eine willkürliche Entscheidung MEINE Entscheidung sein?
..."

Ich bin völlig von den Socken!! Das rahme ich mir ein.

André, das war das wirkungsvollste Argument für den Determinismus, das ich je in meinem Leben gehört habe. Wenn die Idee von Dir ist, sollte man Dich für den Nobelpreis im Auge behalten.

Im Nachhinein klingt diese Logik so einfach und selbstverständlich. Aber erstmal draufkommen, das benötigt eine gute Portion Genialität.

Ich bin gespannt, wie die Verfechter des freien Willens, besonders diejenigen, die die Quantenmechanik als Beweis für den freien Willen benutzen, wie die sich dieser völlig einleuchtenden Logik noch entgegenstellen wollen.

André schränkt sein Argument ein:
Zitat:
"... außer, man stellt den Menschen und sein Bewusstsein in den Mittelpunkt und behauptet, er würde den "Zufall", oder wie sich die Realität entwickelt, beeinflussen. ..."

Das halte ich nicht für eine Einschränkung Deines Arguments. Denn diese Beeinflussung der Realität wäre ja, genauer betrachtet, selbst wiederum eine kausale Sequenz: Wenn ich beispielsweise durch einen Fingerschnipp die Gravitation negieren könnte, dann wäre dieser Fingerschnipp die kausale Ursache! (Das war ja mein Hauptargument bisher immer.) Und die Fähigkeit, so einen "magischen" Fingerschnipp zu erzeugen, muss nun mal eben auch entweder a) durch ein willkürliches "Chaos" oder b) durch eine kausale Gesetzmäßigeit verursacht worden sein. Beide Alternativen bieten keine Willensfreiheit.

Zitat:
"... dann muss man aber zwangsläufig auch in Frage stellen, dass das Bewusstsein mit dem Gehirn zusammen hängt. Für mich kommt das nicht in Frage, ..."

Das habe ich grammatikalisch nicht verstanden. Was genau kommt für Dich nicht in Frage?

Zitat:
"... da ich die Auffassung der Neurophysiologie und der Evolutionären Erkenntnistheorie teile, was Bewusstsein ist. ..."

Was ist deren Auffassung? Kann man das in knappen Worten beschreiben? Das interessiert mich sehr. (Habe gerade "Das Ich und sein Gehirn" von Popper/Eccles frisch auf dem Tisch).

Zitat:
"... (Im übrigen meiden diese Menschen diesen Begriff mittlerweile sogar, da er von vielen so verzerrt wird und für ihre Zwecke umgedeutet) ..."

Entschuldige meine lange Leitung heute ... welchen Begriff genau meiden die?

Danke!

|-|ardy [Determinist, offensichtlich]


P.S.: Komplexitätstheorie? Nein, sagt mir nichts.
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Zara.t.
Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
Hi Hardy et al.,
wenn es keinen gibt, der in unseren Seiten liest, gibts auch keine verborgenen P. Das gleiche gilt, wenn ALLE möglichen Geschichten gelesen werden. In beiden Fällen haben wir eine MWI.
Wenn der, der liest, die Blätter rein zufällig aus einer chaotischen Loseblattsammlung herausgreift, gibts auch keine verborgenen P. Das wäre dann die Standardinterpretation der Qu.M.
Nur wenn es auf die Frage "Warum gerade dieses Blatt?" eine Antwort gibt, gibt es auch verb.P.
Vielleicht gibt es schwache verb.P. Damit mein ich solche, die die Wahrscheinlichkeiten nur einschränken.

Zur Chronologie: Ich vermute wir haben beim Lesen nicht vorne beim Urknall angefangen, sondern eher an der Stelle, wo zum ersten mal Bewußtsein auftaucht.
Das hat natürlich Konsequenzen für das,was die Menschen in der Geschichte Vergangenheit nennen. Unsere Handlungen beeinflußen also sowohl Zukunft als auch Vergangenheit.
Aufgrund parapsychologischer Experimente halte ich es für möglich, dass wir beim Lesen auch mal in die "Zukunft" und mal in die "Vergangenheit" springen, um dort Faktizitäten zu schaffen.
Man beachte, dass wir von 2qualitativ unterschiedlichen Zeiten sprechen, einmal der Zeit in der gelesenen Geschichte und einandermal der Zeit des Lesens. Wir, als Lesende, sind außerhalb der Geschichte !??

Freier Wille, was ist das ? Was ist Wille überhaupt, mal unabhängig davon ob frei oder nicht.?
Dass die Wirklichkeit des Bewußtseins für Neurologen und evolutionäre Erkenntnisstheoretiker ein Ärgerniss ist,und dass sie diese Wirklichkeit verdrängen, ist mir schon klar.
Ich weiß auch warum. ( ich weiß es natürlich nicht, aber um der Provokation willen, musste das so formuliert werden.)

Komplexitätstheorie , da kenn ich mich nicht aus. Das ist natürlich ein immer wichtiger werdendes Gebiet. Sollten wir uns mal drum kümmern.
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|-|ardy
Beiträge: 683, Mitglied seit 18 Jahren
Auf die (rhetorische?) Frage "Freier Wille, was ist das?" ein Vorschlag als Antwort:

Der Wille an sich ist nichts weiter als Kraft. Elektromagnetische, schwache, gravitative etc. Kräfte. Sie alle folgen der Kausalität. Um die Frage, ob es "freie Kraft" gibt, beantworten zu können, muss zuerst gefragt werden, wovon sie frei sein sollte. Von der Kausalität sollte sie möglicherweise frei sein? Aber die Kausalität ist immer da. Siehe Nr. 207-51. Mit dem Verschwinden der Kausalität würde auch jeder Kraftvektor veschwinden.
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Zara.t.
Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
Wenn ich diese Zeile geschrieben habe, werde ich entweder ein kleines oder ein großes A tippen.

a

Hab mich, wie ihr seht, für was kleines entschieden. Wenn ich gewollt hätte, hätt ich genauso gut ein großes A schreiben können.
Täusche ich mich selbst? Stand der Ausgang dieses Experiments nicht schon im voraus fest und mein Verstand redet meinem Bewußtsein nur ein, es hätte sich in einem freien Willensakt für a entschieden.? Aus entsprechenden Experimenten weiß man, dass der Verstand dem Bewußtsein oft nachträglich eine Begründung für eine Handlung unterschiebt, das Bewußtsein aber daraufhin felsenfest überzeugt ist, es selbst genauso zuvor (! ) gewollt zu haben.
Wie kann ich überprüfen, dass ich auch anders gekonnt hätte?
Handle ich weil ich es will?
Kann ich wollen was ich will ? oder will es mir ?
Noch bevor mir mein Wille bewußt wird, bauen sich im Gehirn Aktionspotentiale auf, die ich im nachhinein als meinen Willen interpretiere.
Also muss ich wohl sagen, es will mir.


Beginnt alles in einem Neuron, das feuern könnte "wenn es denn wollte" ???
Und sind wir somit wieder einmal bei den verborgenen Parametrn gelandet.?

Wille ist meiner Meinung nach keine Kraft, sondern das was diese ( Körper-) Kräfte auslöst und lenkt.

Die Frage nach dem freien Willen war überhaupt nicht rhetorisch gemeint.
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|-|ardy
Beiträge: 683, Mitglied seit 18 Jahren
Wille ist meiner Meinung nach keine Kraft, sondern das was diese ( Körper-) Kräfte auslöst und lenkt.

Ist eine Auslösung oder Lenkung nicht auch eine Kraft? Was meinst Du, Zara?
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André
Beiträge: 1.177, Mitglied seit 18 Jahren
Hi |-|ardy, zu den oberen Fragen antworte ich noch einmal... hab jetzt aber nicht die Zeit.

Hallo zara.t, dafür das du von den Neurologen nicht so viel hältst, hast du in deinem letzten Post wie einer geklungen ;)

Zitat:
--
Wille ist meiner Meinung nach keine Kraft, sondern das was diese ( Körper-) Kräfte auslöst und lenkt.
--

Befragen wir doch mal kurz die Kyberntik zu diesem Problem, der Hauptgegenstand Rückkopplungsschleifen sind, also etwas sehr wichtiges für das verstehen von System wie dem Gehirn und vorallem dem "Selbst"-Bewusstsein - hier handelt es sich ja um eine Rückkopplung.

Sie sagt dazu:
--
Das Verhalten eines lebendigen Organismus wird weder monokausal von innen noch von außen gesteuert, sondern der Organismus steuert sich selbst, indem er Eigenverhalten bildet. Dieser Prozess kann als mathematische Iteration verstanden werden, die gegen einen Fixpunkt strebt; er ist unter den Namen "Autopoiese" und "Selbstorganisation" populär geworden. Erst heute, nachdem wesentlich einfachere mathematische Iterationen in den Fraktalen eine eingängige bildliche Darstellung gefunden haben, wird die Bedeutung dieser neuen Sichtweise allmählich erkannt und gewürdigt.
--

Du hast dich also für das kleine "a" entschieden. Natürlich ist da noch das Problem, dass die Kognitionsforschung sagt, wir würden nicht wirklich selbst entscheiden, sonderen in den meisten fällen nur zwischen vorgegebenen Entscheidungen entscheiden.
Aber diese Sichtweise ist ziemlich kurzsichtig.

Wie Entscheidungen getroffen werden, hängt doch vom ganzen Gehirn ab und nicht nur von einem Teil.
Ich bin nicht nur ein kleiner Teil, oder ein Stirnlappen, ich bin das ganze Ding einschließlich meinem Körper, der gehört nämlich auch zu mir, jedenfalls fühle ich, dass er zum mir gehört.
Und meine Gedanken können Körperliche Zustände auslösen, ebenso wie auch körperliche Zustande Gedanken verursachen können.

Meine Persönlichkeit spiegelt sich in den mentalen Strukturen meines Gehirns. Diese Strukturen entstehen durch Erfahrung und durch nachdenken, weil das, was ich denke, zwar von meinem Gehirn abhängt, aber dieses Denken es unweigerlich auch verändert.

Ich würde das Buch "Die bedrohte Intelligenz - die Bedeutung der Emotionen für unsere geistige Entwicklung" von Greenspan empfehlen. Ist sogar ein Standardwerk auf diesem Fachgebiet und der Autor hat jahrelange Erfahrung (vorallem erfolgreiche) in der Behandlung von Kindern, die unter Autismus handeln.
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André
Beiträge: 1.177, Mitglied seit 18 Jahren
Korrektur des letzten Satz: ... unter Autismus leiden.

Und

Zitat:
--
Noch bevor mir mein Wille bewußt wird, bauen sich im Gehirn Aktionspotentiale auf, die ich im nachhinein als meinen Willen interpretiere.
Also muss ich wohl sagen, es will mir.
--

Grundsätzlich stimmt das, aber wie gesagt, sind die Aktionspotentiale eine Eigenschaft deiner Persönlichkeit, weil es das gesamte Gehirn umfasst und nicht nur einen Teil.
Zum Beispiel ist es blödsinn davon zu reden, die eine Hirnhälfte wäre für Logik und die andere für Kreativität und Emotionen, denn menschliche Logik ergibt sich erst aus dem zusammenspiel beider Seiten. Das Hirn ist auf eine Symbolische und Sequentielle Arbeit spezialisiert, das geht aber nur wenn alle Teile an einem Prozess beteiligt sind.
Falls einer das Buch da wirklich liest, wird er vielleicht verstehen. Ich will zwar zur Zeit keine eigenen Kinder, aber es ist schon extrem erstaunlich, was für Faktoren in den ersten 4 Lebensjahren entscheidend sind und wie die Persönlichkeit und das Denken eines Menschen entstehen.
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Zara.t.
Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
"Ist eine Auslösung oder Lenkung nicht auch eine Kraft?"
Die Frage hab ich mir auch schon gestellt. Die radikalstmögliche Antwort hab ich auch schon gegeben: Ob ein Neuron feuert oder nicht kann IM EXTREMFALL nur quantenmechanisch beschrieben werden. Das dann letztendlich Auslösende ist keine Kraft.
Es ist entweder reiner Zufall oder es sind die verflixten verborgenen Parameter.
Ich liebäugle mit Letzteren.
Wie selten ist der Extremfall.? Wenn man den Erläuterungen von Eccles folgt, ist er nicht allzuselten. Wegen der Zahlen müßt ich mal nachschauen.
Laut Eccles ist es der Geist, der auf dem Gehirn spielt, wie ein Pianist auf seinem Piano.
Aber wohlgemerkt, ohne Verwendung physikalischer Kräfte.
Leider ist Eccles Theorie reinster Dualismus.
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Modran
Beiträge: 683, Mitglied seit 17 Jahren
"Laut Eccles ist es der Geist, der auf dem Gehirn spielt, wie ein Pianist auf seinem Piano.
Aber wohlgemerkt, ohne Verwendung physikalischer Kräfte."

Das klingt sehr idealistisch.
Ich tendiere eher zu der Ansicht, daß der Geist der Melodie entspricht, die aus dem Piano erklingt (und zuvor schon im Notenblatt codiert war).
Signatur:
Ich leide nicht unter Realitätsverlust - ich genieße ihn!
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Zara.t.
Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
Eccles sieht sich nicht in idealistischer Tradition. Er würde sich solidarisch mit seinem Mitstreiter Popper als hypothetischen Realisten bezeichnen. Und er ist Dualist.
Die Theorie, die ich hier anzudeuten versuche, soll monistisch werden.

@André: Das "es" in "es will mir" soll sowas wie das Freudsche, oder mir viel lieber das Groddeck'sche, "Es" sein. Im Gegensatz zum "Ich".
Es scheinen die unbewußten Tiefenschichten der Persönlichkeit zu sein ,die wollen. Insofern vermute ich, das Ich hat keinen freien Willen. Ich vermute es nur.!
Vielleicht trifft man's in Jung'scher Terminologie am besten, wenn man sagt, das Selbst sei frei. Dann ist das Ich im Selbst integriert.
Uff, das war mal wieder ein Rundschlag.
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