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Block-Universum und Zeitbegriff

Thema erstellt von Parad0x 
Beiträge: 2.421, Mitglied seit 17 Jahren
Die Kritik von RoKo ist teilweise1 berechtigt. Dennoch ist das, was Parad0x aufzeigen wollte, meines Erachtens richtig:

Nehmen wir an, Beobachter A nimmt beide Bälle gleichzeitig (in seiner Gegenwart) wahr. Über die tätsächliche Existenz der Bälle wollen wir zunächst einmal nichts aussagen. Beobachter B nimmt zuerst den blauen Ball wahr und dann den roten. Bei Beobachter C ist es umgekehrt.

Was man daraus ableiten kann ist:

Sofern es eine von den Beobachtern unabhängige Existenz des blauen und des roten Balles gibt, so kann diese Existenz nicht an einen bestimmten Zeitpunkt (bzw. Zeitraum) gebunden sein. Das meint Parad0x wahrscheinlich, wenn er sagt, beide Bälle müssen "zu allen Zeiten existent" sein.

1RoKo legte seiner Kritik die folgende These zu Grunde: "Es existiert nichts unabhängig von Ereignissen". In der Minkowski-Welt ist ein Ereignis als Punkt in der Raumzeit definiert. Sofern die Aussage nun so gemeint ist: "Es existiert nichts außer Punkte in der Raumzeit" ist sie m.E. falsch, denn schließlich erleben wir eine gerichtete Abfolge dieser Raumzeitpunkte. Sofern sie, so wie tatsächlich formuliert, gemeint ist: "Es existiert nichts ohne Punkte in der Raumzeit" wäre die Aussage m.E. trivial.
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Beiträge: 105, Mitglied seit 14 Jahren
Ich lasse mich jetzt auf das Thema "Blockuniversum und Zeitbegriff" ein. Dazu scheint es mir notwendig, zunächst begriffliche Klarheit herzustellen.

Ein Ereignis ist eine Änderung.

Ein Ereignis findet immer in seiner eigenen Gegenwart statt.

Eine zusammenhängende Abfolge von Ereignissen ist ein Prozess.

Ein Ereignis ist damit zugleich der Trennungspunkt zwischen Zukunft und Vergangenheit eines Prozesses.

Ein Ereignis bzw. ein Prozess ist selten allein. In der Regel ist ein Ereignis der Kreuzungspunkt zweier Prozesse, die miteinander wechselwirken.

Betrachten wir nun das von Parad0x aufgestellte Gedankenexperiment etwas genauer.
Dort haben wir es mit 5 Hauptprozessen zu tun: den Beobachtern A, B und C sowie den Bällen rot und blau zu tun. Diese Prozesse wechselwirken mit ständig mit Licht. Hierbei interessiert uns allerdings nur das Licht, welches von den beiden Bällen reflektiert wird.

Wenn nun Beobachter A das Licht von den beiden Bällen gleichzeitig empfängt und auf Grund einer Entfernungsmessung einen gleichen räumlichen Abstand bestimmt hat, dann weiss A, dass er in seiner Vergangenheit irgendwann gleichzeitig mit den beiden Bällen existiert haben muss. B und C machen hingegen ganz andere, entgegengesetzte Erfahrungen. Gemäß der SRT haben aber alle drei Recht.

Welche philosophische Schlußfolgerung soll man nun daraus ziehen?

Klar ist, dass man den Begriff der "Gleichzeitigkeit" für das Universum aufgeben muß, weil alles, wass in einem Bezugssystem als gleichzeitig wargenommen wird, in allen anderen Bezugssystem nicht gleichzeitig ist.

Ob daraus zwingend die philosophische Schlußfolgerung von einem "Blockuniversum" folgen muß, ist für mich derzeit noc eine offene Frage. Vielleicht kann jemand dazu gute Argumente anführen?
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mit freundlichem Gruß
RoKo
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Hallo zusammen
Parad0x schrieb in Beitrag Nr. 1464-3:

ein kleines Gedankenexperiment:
Angenommen, wir haben zwei reale Bälle

was gibt es über die Existenz der Bälle noch zu diskutieren, wenn ich von der Existenz zweier realer Bälle ausgehe ?
Sollte man nicht schlicht das als real (existierend) ansehen, was man mit den Sinnen unmittelbar oder mittelbar (experimentell) wahrnehmen kann oder auf dessen Existenz man zumindest aufgrund von Erfahrung und Denken sicher schließen kann. Letzteres liefert natürlich keine eindeutige (absolute) Abgrenzung zwischen existent und nichtexistent.
( andere Lebensformen auf fremden Planeten ?)

@ Claus: These: Entscheidungen werden zeitunabhängig getroffen.

Dazu habe ich mir Folgendes überlegt: Wenn ich Zeit als Dauer einer Veränderung auffasse, haben Entscheidungen keine zeitliche Dimension, da sie nichts verändern. Ob sich bei einer Entscheidung in meinem Gehirn etwas ändert, weiß ich nicht. Ich treffe jetzt mal die Entscheidung, gleich den Pflaumenkuchen, den ich gestern gebacken habe, zu essen und nicht das Graubrot. Passiert ist noch nichts, außer dass ich mich jetzt besser fühle; also hat meine Entscheidung schon etwas bewirkt.
Wenn ich Zeit allgemein als Dauer sämtlicher Veränderungen, die permanent stattfinden, auffasse, dann erfolgte meine Entscheidung zwar weitgehend unabhängig von diesem allgemeinen Zeitablauf, denn ich hätte meine Entscheidung auch noch 1/4 Std. später treffen können; ob sie absolut unabhängig erfolgt, kann ich nicht sicher feststellen, weil ich nicht alle möglichen Abhängigkeiten überblicke. Ich vermute, dass meine konkrete Entscheidung zeitlich nicht vollkommen unabhängig erfolgt ist; denn von meinem Hungergefühl hängt sie schon irgendwie ab.

MfG
Harti

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Beitrag zuletzt bearbeitet von Harti am 31.08.2009 um 12:18 Uhr.
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Hallo RoKo,

RoKo schrieb in Beitrag Nr. 1464-20:
Ebenso falsch (meiner Meinung nach) ist die Aussage, dass die Bälle mit A in Wechselwirkung gestanden haben. Richtig ist (meiner Meinung nach), dass die Bälle mit Licht in Wechselwirkung traten (z.B. durch Reflexion) und das danach dieses Licht mit A in Wechselwirkung (Reize auf seiner Netzhaut) trat.

das kann man so sehen.
Man kann aber das Lichtquant, das Photon, auch als reines Austauschteilchen verstehen, welches die Wechselwirkung zwischen Kugeln und A bewirkt. Was wir letztendlich messen, beobachten können ist lediglich eine Zustandsänderung eines Elektrons der Kugel und der Netzhaut bzw. eines Detektors, nicht das Licht selber.


Zitat:
Klar ist, dass man den Begriff der "Gleichzeitigkeit" für das Universum aufgeben muß, weil alles, wass in einem Bezugssystem als gleichzeitig wargenommen wird, in allen anderen Bezugssystem nicht gleichzeitig ist.

Klar, die Konstanz der Lichtgeschwindigkeit läßt bei unserer Vorstellung von Raum und Zeit keine andere Schlussfolgerung zu.


Zitat:
Ob daraus zwingend die philosophische Schlußfolgerung von einem "Blockuniversum" folgen muß, ist für mich derzeit noc eine offene Frage. Vielleicht kann jemand dazu gute Argumente anführen?

Wenn ich das "Blockuniversum" richtig verstehe, dann als ein statisches Universum, in dem Vergangenheit und Zukunft als ein Block existiert, den ein Beobachter "durchfährt". Beobachter, die sich zueinander relativ bewegen, "durchfahren" jetzt diesen Block in unterschiedlichen Winkeln. Wie ein Brotlaib den man in verschiedenen Winkeln schneiden kann.
Ein solches Modell könnte die Nichtgleichzeitigkeit im Universum erklären, wenn, – ja wenn das nicht in Widerspruch zur Quantentheorie stehen würde.
Das Blockmodell impliziert, dass die Zukunft schon determiniert ist. In sofern ist die SRT noch zur klassischen Physik zu zählen.
Die heisenbergsche Unbestimmtheitsrelation besagt, dass die Zukunft uns Alternativen zeigt, und die Schrödingerwelle zeigt die Wahrscheinlichkeit, mit der eine Alternative zum Faktum, zur Vergangenheit wird. Die Gegenwart ist dann der Akt der Wechselwirkung.
Zudem zeigt die Quantentheorie bei verschränkten Teilchen, dass es sich um eine nichtlokale Theorie handelt.
Die Ergebnisse quantenmechanischer Experimente lassen sich nicht mit einer lokalen Theorie erklären – und die SRT ist eine lokale Theorie.

Ich denke, dass sich die Nichtgleichzeitigkeit von Ereignissen mit der SRT zwar beschreiben lässt, die SRT aber keine brauchbare Beschreibung von Raum und Zeit dazu liefert.
Das Blockuniversum zumindestens ist keines.


Wer sich für die Konsequenzen, die sich durch quantenmechanischer Verschränkung für die SRT ergeben, näher interessiert, dem kann ich dringend die Septemberausgabe der Wissenschaftszeitschrift "Spektrum der Wissenschaft" empfehlen. Dort lautet das Titelthema: "Wo Einstein irrte".


mfg okotombrok
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"Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung wechseln können"
(Francis Picabia)
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Hallo Okotombrok,
Zitat:
Man kann aber das Lichtquant, das Photon, auch als reines Austauschteilchen verstehen, welches die Wechselwirkung zwischen Kugeln und A bewirkt.
Selbstverständlich. Aber auc dann ist die Wechselwirkung nicht instantan. D.h. die Bälle existierten in der Vergangenheit von A, aber nicht während ihrer Beoabachtung. Darum ging es mir. Aber das ist nur ein Randproblem des mich hier interessierenden Themas "Blockuniversum".

Zitat:
Das Blockmodell impliziert, dass die Zukunft schon determiniert ist. (usw.)

Den von Dir vorgetragenen Argumenten und Bemerkungen stimme ich voll zu. Ich möchte das Thema allerdings gern vertiefen. Es erscheint mir, nachdem ich einiges dazu gelesen habe, jedoch komplexer. Da ich selbst meine Gedanken dazu ordnen muß, werde ich sie auf mehrere Beiträge und (wahrscheinlich mehrere Tage) verteilen.
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mit freundlichem Gruß
RoKo
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Der Begriff "Blockuniversum" beschreibt die komplette Raumzeit als einen Block, in dem Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges gleichermaßen enthalten sind. Als wesentliche Begründung für die Annahme eines Blockuniversums wird die SRT (und die damit verbundende Unmöglichkeit von universaler Gleichzeitigkeit) angeführt.

Der Begriff Blockuniversum wird in der (mir bekannten) Literatur 1 in zwei Richtungen mit weiterm Inhalt gefüllt.

Zum einen gibt es die Auffassung des Eternalismus, derzufolge Vergangenes, Gegenwärtiges und Zukünftiges gleichermaßen wirklich ist wie Gegenwärtiges. Diese Auffassung führt logischerweise zu einer vollständigen Determination der Zukunft und der bekannten Problematik des freien Willens.

Zum anderen gibt es eine eher dynamische, zukunftsoffene Variante, derzufolge das Blockuniversum als eine Art Container für Ereignisse und Prozesse betrachtet werden muß. Hier wird zusätzlich als Begründung die Wechselwirkung zwischen Raumzeit und Materie gemäß ART angeführt.

---------
z.B.
Ned Markosian - Time - http://plato.stanford.edu/entries/time/
Holger Lyre - Time in Philosophy of Physics - http://dspace.hrz.uni-dortmund.de:8080/handle/2003/...
Michael Esfeld - Naturphilosophie als Metaphysik der Natur - (ein Buch; soetwas gibt es immer noch)
Cord Friebe - Das Block-Universum und der Eternalismus - http://www.dgphil2008.de/fileadmin/download/Sektion...
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mit freundlichem Gruß
RoKo
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Hallo Harti,

mit meiner These "Entscheidungen werden zeitunabhängig getroffen" meinte ich nicht den menschlichen Willensakt des Sich-Entscheidens. Ich meinte Folgendes:

Solange mehrere Möglichkeiten bestehen, kann etwas so oder anders sein. Wenn es nur noch eine Möglichkeit gibt, ist die Sache entschieden. Sie ist so und nicht anders.

Oftmals wird nun der Zeitpunkt der Entscheidung in die Gegenwart gelegt. Nach dem Motto: Solange etwas zukünftig ist, ist es noch nicht entschieden. Wenn etwas Vergangenheit ist, ist es entschieden.

Letzteres sehe ich (u.a. auch aufgrund der zuvor hier geführten Diskussion) nicht (mehr) so. Deshalb meine These: "Entscheidungen werden zeitunabhängig getroffen."
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Hallo Claus,
Zitat:
Claus schrieb in Beitrag Nr. 1464-27:
Solange mehrere Möglichkeiten bestehen, kann etwas so oder anders sein. Wenn es nur noch eine Möglichkeit gibt, ist die Sache entschieden. Sie ist so und nicht anders.
Oftmals wird nun der Zeitpunkt der Entscheidung in die Gegenwart gelegt. Nach dem Motto: Solange etwas zukünftig ist, ist es noch nicht entschieden. Wenn etwas Vergangenheit ist, ist es entschieden.
Deshalb meine These: "Entscheidungen werden zeitunabhängig getroffen."

Deine Ansicht erinnert mich an die philosophische Auffassung, es gäbe, genau genommen, keine Gegenwart, weil alles, was passiert, im selben Augenblick Vergangenheit ist und alles, was noch nicht passiert ist, Zukunft sei. In diesem Sinne kann auch nichts in der Gegenwart passieren.
Man kann den Begriff der Gegenwart aber auch anders definieren etwa weiter fassen, wie es, nehme ich an, z.B. Historiker tun.

Ob eine konkrete Entscheidung in dem von Dir angenommenen Sinn, z.B. der Zerfall eines radioaktiven Atoms, zeitunabhängig erfolgt, kann deshalb m.E.nur beantwortet werden, wenn man sich zuvor darüber klar geworden ist, was man unter Zeit versteht.

Ich will dies mal versuchen. Es ist eine gesicherte Erfahrungstatsache, dass Geschehensabläufe in der Natur dauern. Es gibt unüberschaubar viele Geschehensabläufe/Veränderungen. Man hat die Gesamtheit der Dauer dieser konkreten Geschehensabläufe im Wege der Abstraktion als Zeit bezeichnet. Um diese abstrakte Dauer mathematisch erfassbar, zählbar zu machen, hat man zunächst grobe periodische Bewegungen (Jahr, Monat, Tag) und später immer genauere ( Pendel und heutzutage Schwingungen von Cäsiumatomen) zur Schaffung eines präzisen Maßstabes für Dauer benutzt. Dies geschieht konkret mit Hilfe von Uhren, deren Gang durch solche periodischen Bewegungssysteme gesteuert wird. ( die Sonnenuhr ist insoweit eine Ausnahme, da sie die Drehung der Erde im Verhältnis zur Sonne nur anzeigt).
Wenn ich Zeit in dem oben genannten Sinne auffasse, erfolgen Entscheidungen nicht zeitunabhängig, weil ich jede Entscheidung zu einem konkreten oder der Gesamtheit aller Geschehensabläufe(Zeit im allgemeinen Sinne) in Beziehung setzen kann. Wenn ich eine Entscheidung vollkommen isoliert betrachte, wird sie nicht zu einem weiteren dauernden Geschehensablauf in Bezug gesetzt und erfolgt zeitunabhängig.

Wenn ich den oben genannten Zeitbegriff (Dauer einer oder aller Veränderungen) zugrunde lege, sind Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft keine Unterbegriffe der Zeit. Diese Begriffe sind dann mit Hilfe von abgeschlossenen, laufenden und nicht begonnenen Geschehensabläufen zu definieren ( wie es z.B. in sprachlichen "Zeitformen" genauer als mit den unpräzisen Begriffen Vergangenheit und Zukunft erfolgt).

Kausalverläufe werden bei diesem Zeitbegriff eliminiert, weil es für die reine Dauer egal ist, ob ein Apfel vom Baum auf die Erde fällt oder ein Apfel von der Erde an den Baum. Meine oben genannte Definition von Zeit müsste eigentlich auch der SRT entsprechen, in der die Gravitation ja keine Rolle spielt.

MfG
Harti
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Harti schrieb in Beitrag Nr. 1464-28:
Deine Ansicht erinnert mich an die philosophische Auffassung, es gäbe, genau genommen, keine Gegenwart, weil alles, was passiert, im selben Augenblick Vergangenheit ist und alles, was noch nicht passiert ist, Zukunft sei. In diesem Sinne kann auch nichts in der Gegenwart passieren.
Man kann den Begriff der Gegenwart aber auch anders definieren etwa weiter fassen, wie es, nehme ich an, z.B. Historiker tun.

Genau genommen kann man sagen: In der Zukunft wird etwas passieren, in der Vergangenheit ist es passiert. Die Gegenwart ist der Übergang von noch nicht passiert und passiert.

Ich vergleiche das mit einem Film. Ein Film besteht aus ca 25 Einzelbildern/Sekunde
Laüft der Film so passiert etwas, Betrachtet man aber jedes Bild für sich, so passiert nichts.
Jedes Bild für sich ist starr, ohne Ereignis, ohne Veränderung. Das gerade gezeigte Bild enstpricht der Gegenwart.

Nur weil die starren Bilder durch den Projektor laufen passiert etwas.

Unsere Welt besteht quasi aus einer unendlichen Anzahl von Einzelbildern mit einer Zeitspanne gegen null, die sequentiell ablaufen.

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Der Erfahrene erkennt, dass er nicht alle Probleme lösen kann
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Beitrag zuletzt bearbeitet von Hans-m am 03.09.2009 um 09:03 Uhr.
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Hallo zusammen,
in Ergänzung meines Beitrags Nr.1464-28 habe ich noch folgendes Zitat von Albert Einstein:
"Wir Physiker halten die Begriffe wie Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft nur für eine Illusion, wenn auch für eine sehr zählebige."
Diesen Satz verstehe ich in dem von mir dargelegten Sinne.

MfG
Harti
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Ich sag´s mal so:
Die Gegenwart ist der Punkt, in dem sich Raum und Zeit treffen.
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Seh ich auch so Hans.

Die Gegenwart können wir sogar festhalten. Auf Fotos und Videos. Nehmen wir mal die Fotos. Es ist ein Schnappschuss einer damaligen Gegenwart. Das Foto zeigt ohne Zeitablauf eine Situation der Gegenwart. Kein Atom oder Molekül bewegt sich darauf. Alles ist starr und ohne jegliche Zeitabfolge. Wir halten damit die Zeit an und sehen nur den Raum. Nur auf Fotos ist sowas möglich. In Real können wir das nicht.
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Hallo Solo1,
Solo1 schrieb in Beitrag Nr. 1464-32:
Nehmen wir mal die Fotos. Es ist ein Schnappschuss einer damaligen Gegenwart. Das Foto zeigt ohne Zeitablauf eine Situation der Gegenwart.

ich meine man kann den Zeitablauf lediglich nicht erkennen, weil er relativ kurz ist, nämlich die Belichtungszeit. Eine damalige Gegenwart ist aktuell wohl Vergangenheit, oder ?

MfG
Harti
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Zitat:
Hans-m: Unsere Welt besteht quasi aus einer unendlichen Anzahl von Einzelbildern mit einer Zeitspanne gegen null, die sequentiell ablaufen.
Eine spannende Frage ist, ob a) der Film als Ganzes existiert, oder b) jeweils nur das aktuelle Bild.

Philosophisch ist a) Blockuniversum, Eternalismus und b) Presentismus.

Physikalisch spricht für a) SRT,ART und b) Quantenphysik, Chaostheorie
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mit freundlichem Gruß
RoKo
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RoKo schrieb in Beitrag Nr. 1464-34:
Eine spannende Frage ist, ob a) der Film als Ganzes existiert, oder b) jeweils nur das aktuelle Bild.

Philosophisch ist a) Blockuniversum, Eternalismus und b) Presentismus.

Physikalisch spricht für a) SRT,ART und b) Quantenphysik, Chaostheorie


Das wirft interessante Fragen auf:

1. Ein Photo zeigt nie die Gegenwart eines Inertialsystems, da das Licht ja eine gewisse Laufzeit hat. Je weiter entfernt ein Bildpunkt also liegt, umso weiter liegt er in unserer Vergangenheit. Wenn wir fremde Galaxien fotografieren zeigen die Bilder in Bezug auf unser System Erde millionen Jahre alte Vergangenheit.

2.Können wir die Belichtungzeit zumindest theoretisch gegen Null gehen lassen oder stoßen wir an eine natürliche Grenze? Ist die Raumzeit kontinuierlich oder eher körnig? Vieles spricht für eine körnige Raumzeit.

3. Nehmen wir mal an meine Weltlinie würde aus einer endlichen Reihe von Lichtbildern bestehen (optimal wären Hologramme). Dann müßte man jedem anderen Beobachter dasselbe zugestehen. Jedem Ereignis E(x,y,z,t) der Raumzeit müßte also ein Hologramm zugeordnet werden.
4. Wenn wir jetzt noch die Quantentheorie mit in unsere Überlegungen nehmen, dann müßen wir jedem Ereignis nicht ein ganz bestimmtes faktisches Hologramm zuordnen, sondern eine Überlagerung möglicher Hologramme.

5. Wie kommts dazu, daß diese Hologramme in unserer Wahrnehmung aufleuchten? Bewegt sich ein Subjekt der Wahrnehmung auf unserer Weltlinie durch die Raumzeit? Was hieße das für für die Zeit??? Bräuchte dies Subjekt nicht eine "außerphysikalische" Subjektzeit?

usw..........


zara.t.
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Zitat:
Zara.t: 2.Können wir die Belichtungzeit zumindest theoretisch gegen Null gehen lassen oder stoßen wir an eine natürliche Grenze? Ist die Raumzeit kontinuierlich oder eher körnig? Vieles spricht für eine körnige Raumzeit.

Hierzu zwei kurze Anmerkungen:

Die Absorbtion eines Photons benötigt selbst Zeit.
Unter http://mikomma.de/fh/hydrod/hydoszi.htm kann man sich das anschauen.
Bei einer Belichtungszeit werden wir also mit Sicherheit an eine natürliche Grenze stossen.

Eine wahrscheinliche Körnigkeit der Raumzeit wird aber diverse Zehnerpotenzen unterhalb dieser Grenze liegen.
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RoKo
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Herangehensweisen:

1. Welches sind die kleinsten Raumzeit-volumina, die theoretisch noch messbar sein könnten.
2. Was sind die von der jeweiligen Theorie selbst geforderten kleinsten Einheiten.
3. Welche Basisgrößen ergeben sich, wenn man mit Naturkonstanten jongliert.
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Mir fallen zu dem Thema nur die Planck-Größen ein. Hast du da noch andere Ideen, Zara.t?
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RoKo schrieb in Beitrag Nr. 1464-19:
Hallo Parad0x,

zu deinem Gedankenexperiment in Beitrag 1464-3:

Es gibt in diesem Gedankenexperiment mindestens 7 asynchrone Prozesse (2 Bälle, 2 Lichtquellen, 3 Beobachter). Daraus kann man keine Schlußfolgeungen ableiten. Insbesondere ist es ein Fehler, die Zeit als relativ, den Raum aber als absolut zu betrachten.


Wir diskutierten grad aktuell die Fragen:

- was ist Gegenwart?
- existiert unsere physikalische Welt nur in der Gegenwart oder existiert das ganze Universum unabhängig von dem, was wir Gegenwart nennen?
- was ist Zeit in einem räumlichen Modell?
- was ist überhaupt Freiheit, wenn das Universum physikalisch unabhängig von unserem Zeitbegriff existiert?


- was ist Gegenwart?
Falsche Frage! Gegenwart lässt sich nicht unabhängig von Ereinissen bestimmen. Ein Ereignis ist zum einen eine Änderung von Irgendetwas und zugleich der Übergang von der Vergangenheit in die Zukunft für den Prozess bzw. das Netzwerk von Prozessen, dessen Teil dieses Ereignis war.

- existiert unsere physikalische Welt nur in der Gegenwart oder existiert das ganze Universum unabhängig von dem, was wir Gegenwart nennen?
Wieder falsche Frage! Es existiert nichts unabhängig von Ereignissen.

- was ist Zeit in einem räumlichen Modell?
Wieder falsche Frage! Jedes räumliche Modell ist gemäß SRT zeitabhängig.

- was ist überhaupt Freiheit, wenn das Universum physikalisch unabhängig von unserem Zeitbegriff existiert?
Diese Frage ist nun "falsch zum Quadrat"! Sie basiert einzig auf deinem Zeitbegriff, auf deinen Vorstellungen von Physik und Universum.

Sei gegrüßt RoKo,

also ich finde Deine Antworten sehr gut unter der Prämisse, daß die Fragen richtig seien. Insofern hat es keine Bedeutung, daß Du sie als falsch bezeichnest.

Auch meine ich, daß Parad0x' Beitrag 1464-3 sehr gut illustriert , daß Inertialsysteme so etwas wie ein Gedächtnis darstellen und eben nicht nur ein Punkt im Minkowski-Diagramm. Gedächtnis verstehe ich als das Prinzip, was einen Systemzustand zwischen 2 Ereignissen unverändert läßt.

Wenn man die Ereignisse eines Systems mit einem einzigen Parameter indiziert, kann man diesen Parameter als System-Zeit auffassen und bei einer abzählbaren Zahl von Ereignissen geht das immer.
Da zwischendrin nichts passiert, ist es keine Einschränkung, das System in der Zwischenzeit als existent zu betrachten und ihm eine Gegenwart zuzuordnen.

lg
Thomas

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Beitrag zuletzt bearbeitet von Thomas der Große am 13.10.2009 um 18:53 Uhr.
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Davon abgesehen werden wir niemals wissen können ob nur die Gegenwart existiert.

Wir können uns zwar an die Vergangenheit erinnern, aber mehr nicht. Wir können nicht feststellen, ob sie wirklich noch existiert. Dazu müssten wir schneller als das Licht reisen können, um Punkte in der Vergangenheit zu erreichen. Geht aber nicht.
Unser Leben und wahrnehmen ist fokusiert auf die Gegenwart ( Hellseher lassen wir mal weg ). Ich kann mich zwar später an diesen Post erinnern, das ich ihn schrieb, mehr aber auch nicht. Doch lesen kann ich ihn noch. Unser ganzer Alltag ist bestimmt durch die Gegenwart. Das was in der Gegenwart ist, ist so. Auch wenn es auf der Vergangenheit resultiert. Wir als Lebewesen können nicht feststellen was ausserhalb der Gegenwart ist.

Man sagt immer so schön "Wenn wir in den Weltraum schauen, sehen wir die Vergangenheit". Das mag so richtig sein, doch die Lichtquanten erreichen uns in der Gegenwart. Wir ziehen dann Rückschlüsse, doch mehr können wir nicht. Wir können nicht beweisen das vor zig Millarden Jahren eine Galaxie so existiert hat. Da müssten wir schon hinreisen zu, doch das geht ja nicht.

Das mit der Gegenwart ist schon ein Thema für sich. Ich selber gehe natürlich davon aus, das die Vergangenheit so passiert ist, wie wir sie in Erinnerung haben. Das was mich stört ist, das man aus der Gegenwart nicht rauskommt.
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