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...neugierig sein...gaffen...und dann? das sterben live...

Thema erstellt von Ernst Ellert II 
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Beiträge: 2.939, Mitglied seit 17 Jahren
Vielleicht bin ich ja nur spießig. Mag sein. Aber was zu viel ist, ist zuviel.
Wieviel Recht zur modernen Kurzweil ist vertretbar? Wieviel nicht?

Um was es geht ist folgender Sachverhalt.

Teenager, zwischen 14 und 18 Jahre alt, beobachten in Florida wie ein Mann in einem Teich ertrinkt.

"Junkie" ruft einer. Ein anderer meint "Es wird dir keiner zu Hilfe kommen, du dummes Miststück." ein anderer meint: "Du hättest da nicht hineingehen sollen."
Als der Mann schließlich im Wasser untergeht, sagt jemand: „Er ist gerade gestorben!“, und die anderen beginnen zu lachen.

Weil es in Florida kein Gesetz gibt, das unterlassene Hilfeleistungen strafbar macht, können die Teenager nicht belangt werden und bleiben straffrei.
Vielleicht finden die Behörden aber einen Weg die unterlassene Meldung an die Behörden zu ahnden. Die Behörden hätten informiert werden müssen.

Quelle: http://www.faz.net/aktuell/gesellschaft/kriminalita...

Geht es Euch wie mir?
Ohne Verständniss dafür
oder sollte das tolerabel sein?
Was für Abgründe tun sich da wohl noch auf?

Mit bedauernden Grüßen.
Ernst Ellert II.
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Beiträge: 1.642, Mitglied seit 16 Jahren
Hallo Ernst Ellert,
hast Du schon mal daran gedacht, dass hier ein Vorfall, der in der ein oder anderen Form weltweit wahrscheinlich täglich zig-fach vorkommt, medial unter dem
Thema "Gaffer" ausgeschlachtet wird. Vor einigen Tagen war es eine hilflose Person in einem Kassenraum, die von Kunden nicht beachtet wurde, und einige Tage später eine Frau, der auf einer Treppe in den Rücken getreten wurde.
Das Thema "Gaffer" wird zur Zeit medial verwurstet. Schon der Begriff eignet sich, ohne jede Form von Sachlichkeit zu einer allgemeinen Publikumsbeschimpfung, wobei jeder Leser/Seher sich gut fühlen kann, indem man mit dem Finger auf andere zeigt.
Einmal werden Rettungskräfte behindert, wie genau und von wieviel Personen ist egal, ein anderes Mal wird bei einem Stau auf der Autobahn keine Schneise für den Rettungswagen und die Polizei gebildet, egal ob dies aus Unkenntnis oder Verwirrung geschieht.
Wenn ich auf der Autobahn in einiger Entfernung vor mir Blaulicht sehe, reduziere ich meine Geschwindigkeit; nicht um mir einen Unfall genauer anzusehen oder zu fotografieren, sondern aus Vorsicht; denn ich weiß ja nicht, ob eventuell meine Fahrspur blockiert ist. Und ob man bei jedem Stau sofort eine Rettungsschneise bilden soll, scheint mir wenig sinnvoll.
Möglicherweise ist Neugier ein Schutzmechanismus, der sich im Laufe der Evolution entwickelt hat und in unseren Genen verankert ist.
Mir geht es darum, den gleichgeschalteten Medien nicht bei jedem Thema auf den emotionalen Leim zu kriechen.

MfG
Harti
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Wichtig ist, dass man nicht aufhört zu fragen. A.E.
Beitrag zuletzt bearbeitet von Harti am 24.07.2017 um 17:32 Uhr.
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Beiträge: 2.939, Mitglied seit 17 Jahren
Es geht nicht um das neugierig sein!
Es geht nicht ums gaffen!
Es geht um das was im Anschluss daran kommt.
Es geht nicht um Nachrichten-Dichte oder Quallität.
Es geht um die Menschen.
Es wird das sterben eines Menschen live verhöhnt statt nur hingenommen.
Was für sich schon schlimm genug wäre.
Diese Menschenkinder sind nicht fähig auch nur die Spur von Empathie zu empfinden.
Wenn sie es könnten würde es sich im verhalten niederschlagen.
Wo liegt die Ursache dafür? Wer oder was kann dafür verantwortlich zeichnen.
Wenn diese "jungen" Leute heute schon so kalt agieren, was ist von denen später zu erwarten?
Bestimmt mehr als über einen hilflosen Bankkunden drüberweg zu klettern.
Wer lernt was anteilnehmen, mitfühlen, trösten und helfen bedeutet gewinnt Maßstäbe im weiteren Dasein.
Was haben diese halbwüchsigen "gelernt" um so zu agieren?
Von wem, oder was haben sie gelernt.
Das ist meine Frage und nicht wie schnell sich das Medien-Karussel dreht.
Die einen helfen und retten in ihrer Freizeit und riskieren ihr wohlbefinden zum Beispiel in der freiwilligen Feuerwehr.
Die anderen ergötzen sich am sterben ihrer Mitmenschen.
Wir wissen das "vorleben" die massivste Beeinflussung bei Kindern und jungen Menschen darstellt.
Von wem haben sie also gelernt?
Was meint Ihr?
MfG Ernst Ellert II.
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Beiträge: 1.729, Mitglied seit 16 Jahren
Ernst Ellert II schrieb in Beitrag Nr. 2274-3:
Diese Menschenkinder sind nicht fähig auch nur die Spur von Empathie zu empfinden.
...
Von wem haben sie also gelernt?
Was meint Ihr?
MfG Ernst Ellert II.

Hallo Ernst,

Du sagt es eigentlich: Sie haben nicht Empathie gelernt.
Schaust Du Dir ihre Eltern an: Die erste Nachfolge-Generation der 68er,
anti-autoritär = werte-neutral erzogen, sexuell befreit: mit 18 noch Jungfrau sein geht gar nicht,
wer in dem Alter noch auf seine Eltern hört oder sie achtet, hat den Absprung verpasst,
für die Rechte anderer zu kämpfen ist uncool, sowieso falls die politisch unkorrekt sind.
Das Drama, das Du oben beschreibst, ist die konsequente Fortsetzung.
Der Neo-Liberalismus hat mit sichtbarem Erfolg das Ideal der Großfamilie zerschlagen, also
das Umfeld, in dem Beziehungen und damit Empathie erlernt wird, wo man Menschen als
geistige und spirituelle Wesen begreift. Die für den Erhalt der Werte kämpfen, werden mit
allem Greifbaren nieder gemacht.
The Cosby Show best moment
Das Individuum ist jetzt Gott.
Das Aufwachsen in einer Kita mit IPhone, ohne intime Beziehung zu den Erziehenden ist das neue Standardmodell,
die maximale Kontrolle über junge Menschen, die sich beliebig zentralisieren lässt.
Bei der Generation jünger als 25, also die aus Deinem Beispiel, scheint das natürliche Abgrenzungsverhalten
gegen die älteren im Super-Pursuit-Modus stattzufinden und sich in einem dogmatischen Sumpf empathie-befreiter
Glaubenssätze niederzuschlagen: "Im Jahr 2017 kann man doch nicht mehr ..."
Wenn ich das alles zusammenzähle, dann ist meine Frage: Wieso ist es nicht viel schlimmer?
Vielleicht weil niemand richtig hinguckt.
Meine Diagnose: Unser Kulturkreis begeht Selbstmord.
Rede Putins zu Europas Kulturverfall: Satan und Got...

LG
Thomas
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Ich bin begeistert!
Beitrag zuletzt bearbeitet von Thomas der Große am 25.07.2017 um 06:27 Uhr.
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Beiträge: 1.642, Mitglied seit 16 Jahren
Hallo Thomas,
Thomas der Große schrieb in Beitrag Nr. 2274-4:
Du sagt es eigentlich: Sie haben nicht Empathie gelernt.
Schaust Du Dir ihre Eltern an: Die erste Nachfolge-Generation der 68er,
anti-autoritär = werte-neutral erzogen, sexuell befreit: mit 18 noch Jungfrau sein geht gar nicht,
wer in dem Alter noch auf seine Eltern hört oder sie achtet, hat den Absprung verpasst,
für die Rechte anderer zu kämpfen ist uncool, sowieso falls die politisch unkorrekt sind.
Das Drama, das Du oben beschreibst, ist die konsequente Fortsetzung.
Der Neo-Liberalismus hat mit sichtbarem Erfolg das Ideal der Großfamilie zerschlagen, also
das Umfeld, in dem Beziehungen und damit Empathie erlernt wird, wo man Menschen als
geistige und spirituelle Wesen begreift. Die für den Erhalt der Werte kämpfen, werden mit
allem Greifbaren nieder gemacht.

Wen meinst Du mit "Sie" ? Falls es die Gesamtheit der Jugend sein soll, ist die Aussage aus Prinzip falsch, weil ein Pauschalurteil über eine große Gruppe von Menschen immer falsch ist; denn jeder Mensch ist anders. Pauschale Aussagen über die Amerikaner, die Russen, die Deutschen, die Christen, die Moslems, die Juden, die Neger usw. lassen in aller Regel nur Vorurteile erkennen.
Das Ideal der Großfamilie war der Lieferant für Untertanen, fürs auszubeutende Kirchenvolk und das "Menschenmaterial" für Kriege der Herrschenden. Großfamilien haben in aller Regel Armut und unmenschliche Verhältnisse zur Folge.

Zitat von Thomas der Große:
Das Individuum ist jetzt Gott.

Maßlose Übertreibung, wenn man das Heer von Unterprivilegierten betrachtet. Wer den Sozialismus propagiert, in welcher Form auch immer, betreibt das Geschäft der Machthaber. Es bedarf eines sinnvollen Gleichgewichts an individueller Freiheit und sozialer Verantwortung.

Zitat:
Das Aufwachsen in einer Kita mit IPhone, ohne intime Beziehung zu den Erziehenden ist das neue Standardmodell

"Intime Beziehung" zu den Erziehern klingt nach dem letzten Skandal bei den Regensburger Domspatzen nicht gerade überzeugend. Die von dir so gepriesene "heile Welt" war wohl doch sehr von Gewalt und Unterdrückung gekennzeichnet.

Zitat:
Meine Diagnose: Unser Kulturkreis begeht Selbstmord.

Dein "Kulturkreis", das humanistisch/christlische Bildungsideal hat bereits mit der barbarischen Herrschaft des Nationalsozialismus und der Vernichtung von mehr als 20 Millionen Menschen Selbstmord begangen. Unser jetziger "Kulturkreis" ist trotz Auswüchsen das bisher geringste, gesellschaftliche Übel. Es besteht allerdings immer Grund zur Wachsamkeit und gesellschaftlich nicht akzeptables, kriminelles Verhalten muss sanktioniert werden.

MfG
Harti
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Wichtig ist, dass man nicht aufhört zu fragen. A.E.
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Harti schrieb in Beitrag Nr. 2274-5:
Hallo Thomas,
Thomas der Große schrieb in Beitrag Nr. 2274-4:
Du sagt es eigentlich: Sie haben nicht Empathie gelernt.
Schaust Du Dir ihre Eltern an: Die erste Nachfolge-Generation der 68er,
anti-autoritär = werte-neutral erzogen, sexuell befreit: mit 18 noch Jungfrau sein geht gar nicht,
wer in dem Alter noch auf seine Eltern hört oder sie achtet, hat den Absprung verpasst,
für die Rechte anderer zu kämpfen ist uncool, sowieso falls die politisch unkorrekt sind.
Das Drama, das Du oben beschreibst, ist die konsequente Fortsetzung.
Der Neo-Liberalismus hat mit sichtbarem Erfolg das Ideal der Großfamilie zerschlagen, also
das Umfeld, in dem Beziehungen und damit Empathie erlernt wird, wo man Menschen als
geistige und spirituelle Wesen begreift. Die für den Erhalt der Werte kämpfen, werden mit
allem Greifbaren nieder gemacht.

Wen meinst Du mit "Sie" ? Falls es die Gesamtheit der Jugend sein soll, ist die Aussage aus Prinzip falsch, weil ein Pauschalurteil über eine große Gruppe von Menschen immer falsch ist; denn jeder Mensch ist anders. Pauschale Aussagen über die Amerikaner, die Russen, die Deutschen, die Christen, die Moslems, die Juden, die Neger usw. lassen in aller Regel nur Vorurteile erkennen.
Das Ideal der Großfamilie war der Lieferant für Untertanen, fürs auszubeutende Kirchenvolk und das "Menschenmaterial" für Kriege der Herrschenden. Großfamilien haben in aller Regel Armut und unmenschliche Verhältnisse zur Folge.

Zitat von Thomas der Große:
Das Individuum ist jetzt Gott.

Maßlose Übertreibung, wenn man das Heer von Unterprivilegierten betrachtet. Wer den Sozialismus propagiert, in welcher Form auch immer, betreibt das Geschäft der Machthaber. Es bedarf eines sinnvollen Gleichgewichts an individueller Freiheit und sozialer Verantwortung.

Zitat:
Das Aufwachsen in einer Kita mit IPhone, ohne intime Beziehung zu den Erziehenden ist das neue Standardmodell

"Intime Beziehung" zu den Erziehern klingt nach dem letzten Skandal bei den Regensburger Domspatzen nicht gerade überzeugend. Die von dir so gepriesene "heile Welt" war wohl doch sehr von Gewalt und Unterdrückung gekennzeichnet.

Zitat:
Meine Diagnose: Unser Kulturkreis begeht Selbstmord.

Dein "Kulturkreis", das humanistisch/christlische Bildungsideal hat bereits mit der barbarischen Herrschaft des Nationalsozialismus und der Vernichtung von mehr als 20 Millionen Menschen Selbstmord begangen. Unser jetziger "Kulturkreis" ist trotz Auswüchsen das bisher geringste, gesellschaftliche Übel. Es besteht allerdings immer Grund zur Wachsamkeit und gesellschaftlich nicht akzeptables, kriminelles Verhalten muss sanktioniert werden.

MfG
Harti

Vollkommene Zustimmung, Harti!

Gruß Henry
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Harti schrieb in Beitrag Nr. 2274-5:
(...)
Es besteht allerdings immer Grund zur Wachsamkeit und gesellschaftlich nicht akzeptables, kriminelles Verhalten muss sanktioniert werden.

MfG
Harti
Hallo Harti und guten Tag.
Ich hoffe Du hast Verständnis dafür das ich nicht mit drei Worten Zustimmung auskomme. ;-)

Aber Du schreibst oben von einem gesellschaftlich nicht akzeptablen, krimminellen Verhalten. Schön und gut.

Aber was ist dann, Deiner Meinung nach akzeptables, krimminelles Verhalten?

Mit äußerst neugierigen Grüßen.
Ernst Ellert II.
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Hallo Ernst Ellert,
Ernst Ellert II schrieb in Beitrag Nr. 2274-7:
Aber was ist dann, Deiner Meinung nach akzeptables, krimminelles Verhalten?.

Ein weites Feld.
Ich habe es ja bewußt offen gelassen und weit gefasst, weil die Lebenswirklichkeit sehr komplex ist. Dazu kann man Bücher schreiben.
Das Buch für kriminelles Verhalten ist das Strafgesetzbuch bzw. die Nebengesetze. Deren Inhalt entsteht aus einem politischen und gesellschaftlichen Diskurs unter Beachtung des Grundgesetzes. Unterlassene Hilfeleistung, wie sie in dem von Dir geschilderten Fall vorlag, ist in Deutschland strafbar.
Ansonsten kann ich wiederum nur abstrakt, generell ein gesellschaftlich nicht akzeptables Verhalten beschreiben:
Ein Verhalten, das mit Hilfe von Täuschung oder Manipulation darauf gerichtet ist, Macht über andere Menschen auszuüben und sich insbesondere auf ihre Kosten ohne sachlichen Grund (ungerechtfertigt) zu bereichern.
Natürlich gibt es auch noch andere gesellschaftliche Normen, die für mich persönlich nicht akzeptabel sind. Für mich ist z.B. die Beschneidung von Mädchen in Afrika oder jüdischen und islamischen Jungen, die sich dagegen nicht wehren können, nicht akzeptabel. Nach meiner Ansicht handelt es sich sogar um eine nicht zu rechtfertigende und damit strafbare Körperverletzung.

Genauer kann (will) ich Deine Nachfrage nicht beantworten , wie gesagt: Ein weites Feld


MfG
Harti
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Hallo, Ernst (und keine Panik, es bleibt nicht bei drei Wörtern)!

Ich hab überlegen müssen, ob ich auf deinen Beitrag eingehen soll, denn ich halte das für sehr schwierig.

Den Fall „an sich“ als verabscheuungswürdig zu sehen, ist ja noch einfach, wenn man seine Menschlichkeit nicht an der Garderobe abgegeben hat. Aber die Gründe? Darüber können wir – denke ich – nur spekulieren. Wir sollten uns vor der Falle hüten, in die Thomas bereits getappt ist, nämlich den Fall für irgendwelche Statements über die Lage der Gesellschaft zu nutzen. Wenn wir den Fall beurteilen wollen, müssen wir zunächst verstehen, was geschehen ist. Damit meine ich nicht „verstehen“ im Sinne von „entschuldigen“. Und ich bezweifle, ob wir wirklich eine Aussage über den Fall an sich hinaus machen können, also über die Umstände, besonders über die innere Verfasstheit dieser Leute.

Die einfachste Lösung ist natürlich, mit der Tat auch gleich die Täter selbst zu verurteilen. Dazu haben wir aber kein Recht, weil wir nur die Verurteilens werte Tat, aber nicht einen von den Tätern kennen. Selbstverständlich sind auch die Täter zu verurteilen – aber nur in einem Maß, das in ihrem Handeln selbst begründet liegt. Und ein tatsächliches Urteil – nämlich von einem zuständigen Gericht – wird es nicht geben, die Tat ist nämlich in Florida nicht strafbar. Was allein schon zeigt, dass Thomas Aufbegehren und sein Hinweis auf die gesellschaftlichen Umstände mit Vorsicht zu nehmen sind.

Weshalb ist es schwierig? Der erste Grund liegt bei den handelnden Burschen selbst – wir wissen absolut nichts über sie. Wir sehen nur schreckliche Ergebnisse, aber über Prozesse, die zu solcher Kaltblütigkeit geführt haben könnten, wissen wir nichts, gar nichts. Wir wissen ja noch nicht einmal, ob tatsächlich alle Beteiligten bar jeder Empathie oder jedes Mitgefühls sind. Wer weiß, wer von denen nur aus Angst, als Außenseiter dazustehen, mitgemacht hat? Ich will überhaupt nicht und in keiner Weise behaupten, das wäre so gewesen – wir wissen es einfach nicht.

Sicher gibt es so etwas wie ein „gesamtgesellschaftliches Klima“, und irgendwie weiß jeder in einer Gesellschaft, was noch hinnehmbar ist und was nicht. Aber es wird schon schwierig, dieses „Gesamtklima“ auf Teile der Gesellschaft anzuwenden, die in den unterschiedlichsten Lebensumständen stecken. Und noch schwieriger wird es, weil wir es hier mit Jugendlichen zu tun haben, die schon allein wegen der Pubertät ein Fall für sich sind.

Wie oben schon angedeutet, ist schon die Gerichtsbarkeit in den USA eine andere als in Deutschland. Ich liege wohl nicht falsch in der Annahme, dass allein die fehlende Sanktionsmöglichkeit einen Einfluss auf das Verhalten haben könnte (und hier muss ich Harti dann doch widersprechen, denn was kriminell ist, ist eine Definitionsfrage, das Verhalten dieser Jugendliche war in Florida jedenfalls nicht kriminell).



Aber nicht nur die Gerichtsbarkeit ist eine andere als hier, sondern es ist eine Gesellschaft, die sich nur äußerst bedingt mit der unseren vergleichen lässt. Wer glaubt, all die Veränderungen wie von Thomas beschrieben ließen sich eins zu eins in die USA übertrage, irrt sich gewaltig. Sie sind ja selbst in Deutschland durchaus nicht in allen Bereichen wirksam, und die sexuelle Befreiung hat nun sicher nichts mit dem Aufblühen der AfD zu tun.

Wer die Freiheit in New York oder LA mit den erzkonservativen Menschen in riesigen Landstrichen gleichsetzen will, z. B. in Georgia oder im mittleren Westen, liegt voll daneben. Wir reden hier von Gottes eigenem Land! Wir reden von einem Land, in dem die Kreationisten auf dem Vormarsch sind, wir reden von einem Land, in dem die Leute bibelfest und gottes- sowie wirtschaftsgläubig sind, denen zu unterstellen, sie hätten keine Moral, weil sie von Gott abgefallen wären, ist absurd.

Wir können die Tat nicht erklären, was wir aber tun können ist zu untersuchen, warum es in Deutschland zu ähnlichen Verhaltensweisen kommt. Aber eines sollte doch wohl klar sein, wie Harti schon angedeutet hat – es gab ähnliche und viel schlimmere Verbrechen (wir wollen es doch so nennen) in der Vergangenheit, als die Gesellschaft in viel engeren moralischen Grenzen dachte. Nicht, das ich falsch verstanden werde, die „60ger“ mit ihren „Befreiungen“ sind nicht so unschuldig, man sollte sie nicht romantisieren. Aber sie als DEN Grund für moralischen Verfall hinzustellen – nein, danke!

Unsere Gesellschaft zu analysieren ist ein komplexes Unterfangen, mal sehen, wie weit wir kommen!

Gruß

Henry
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Hallo Henry und guten Tag.
Im Großen und Ganzen ist es schon erstaunlich was so alles angesprochen wird auf die Frage hin...
Ernst Ellert II schrieb in Beitrag Nr. 2274-3:
(...)
Von wem, oder was haben sie gelernt.
(...)
Wenn wir auch in diesen Zusammenhängen so etwas wie Kausalität akzeptieren müsste sich doch etwas finden lassen was als
Auslöser...
Grund...
Ursache... oder was auch immer herangezogen werden kann.
So ein verhalten wächst nicht im Sommer zufällig auf einer grünen Wiese mit Teich und Blumen.
Ist es nicht vielleicht auch hier nur der schnöde Mammon?

Wenn es vordergründig nicht um Strafbarkeit, Urteile, Gerichtsbarkeit, Großfamilien, Stadt, Land, Staatsgefüge und Kirchen geht...
dann vielleicht schlicht und einfach ums Geld???
Auch auf die Gefahr hin das es für absurd gehalten wird.

Mit nachdenklichen Grüßen.
Ernst Ellert II.
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Ernst Ellert II schrieb in Beitrag Nr. 2274-10:
Hallo Henry und guten Tag.
Im Großen und Ganzen ist es schon erstaunlich was so alles angesprochen wird auf die Frage hin...
Ernst Ellert II schrieb in Beitrag Nr. 2274-3:
(...)
Von wem, oder was haben sie gelernt.
(...)
Wenn wir auch in diesen Zusammenhängen so etwas wie Kausalität akzeptieren müsste sich doch etwas finden lassen was als
Auslöser...
Grund...
Ursache... oder was auch immer herangezogen werden kann.
So ein verhalten wächst nicht im Sommer zufällig auf einer grünen Wiese mit Teich und Blumen.
Ist es nicht vielleicht auch hier nur der schnöde Mammon?

Wenn es vordergründig nicht um Strafbarkeit, Urteile, Gerichtsbarkeit, Großfamilien, Stadt, Land, Staatsgefüge und Kirchen geht...
dann vielleicht schlicht und einfach ums Geld???
Auch auf die Gefahr hin das es für absurd gehalten wird.

Mit nachdenklichen Grüßen.
Ernst Ellert II.

Hallo, Ernst!

Ja, klar, es wird Gründe, Anlässe, Ursachen - was auch immer geben. Geld mag auch eine Rolle spielen, obwohl ich das für diesen Fall nicht glaube.

Dann schon eher das Gefühl von Macht, Macht in ihrer schlimmsten Form, nämlich über Leben und Tod.

Das könnte aus einem Gefühl der eigenen Ohnmacht heraus entstehe. So in dem Sinn: Ein Mensch fühlt sich in einer Lebenssituation Mächten ausgeliefert, denen er nichts entgegensetzen kann. Das kann eine mächtige Person sein, allgemein Autoritäten, das „Leben an sich“, weil es stets unbekannt und unbeherrschbar scheint. Auf so eine Situation reagieren Menschen oft mit einer Art Sympathie für den Mächtigen, sie machen ihn groß, um ihre eigene Ohnmacht dadurch besser ertragen zu können „Er ist ja so groß, was soll ich tun, und vielleicht hat er ja Recht, weil er so groß ist“. Aber ein Mensch ist nicht dafür geboren, Untertan zu sein, nicht dafür, dass all seine inneren Regungen und äußeren Umstände fremd bestimmt werden. Eine Möglichkeit ist dann, im Angesicht eines noch Schwächeren als man selbst dieses Gefühl der Macht auszukosten.

Wenn man sozusagen symbolischen in der Situation des Ertrinkens ist, bietet sich – wie im vorliegenden Fall – ein tatsächlich Ertrinkender als Übertragungsobjekt an, man überträgt die eigene Hilflosigkeit auf den wirklich Ertrinkenden mit der Hoffnung, die eigene Ohnmacht zu überwinden – was natürlich ein Trugschluss ist, der momentanen Erregung wird die Enttäuschung folgen. Eher wird die eigene Situation unerträglicher, was möglicher Weise zu weiteren, verheerenden Handlungen führt.

Aber bitte, das kann eine Möglichkeit sein, und es ist nicht wahrscheinlich, dass die persönliche Situation all der Beteiligten in vorliegendem Fall soweit übereinstimmt. Ob es überhaupt so war, kann man beim besten Willen ohne Analyse der einzelnen Personen nicht sagen.

Was man vielleicht sicher sagen KANN ist, dass wenigstens eine der Personen an emphatischen Defiziten leidet. Empathie ist – soweit ich das verstehe – nicht „erlernbar“, sondern sie gründet in funktionalen Aktivitäten des Gehirns. Empathie spiegelt quasi das emotionale Erleben eines Anderen im eigenen Gehirn. Wenn ich mir die eigenen Emotionen aber nicht aneignen kann, wenn sie mir selbst fremd oder unangenehm oder unerwünscht sind, werde ich das mit den Emotionen, die durch die Empathie in mir erzeugt werden, auch nicht können. Ich bin anderen Menschen gegenüber so kalt, wie ich es mir selbst gegenüber bin.

Das könnte, wie gesagt, EIN Grund sein. Der könnte wie andere Gründe in den Personen gründen. Hierbei sind äußere Umstände, wie Familie, Arbeitslosigkeit, religiöser Wahn, was weiß ich alles, noch nicht angesprochen.

Gruß Henry
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Harti schrieb in Beitrag Nr. 2274-5:
Wen meinst Du mit "Sie" ?

Hallo Harti,

das wahr eigentlich nicht so schwer nach Ernstens Zitat

Ernst Ellert II schrieb in Beitrag Nr. 2274-3:
Diese Menschenkinder sind nicht fähig auch nur die Spur von Empathie zu empfinden.
...
Von wem haben sie also gelernt?

welche ich denen aus dem ersten Beitrag
Ernst Ellert II schrieb in Beitrag Nr. 2274-1:
Teenager, zwischen 14 und 18 Jahre alt, beobachten in Florida wie ein Mann in einem Teich ertrinkt.
zuordnen konnte.

Und Nein, ich mach der Jugend keinen Vorwurf! Ich weiss nicht, ob sie weiss, was mit ihr geschieht.
Ernst hatte den Aspekt Empathie angesprochen.

LG
Thomas
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Beitrag zuletzt bearbeitet von Thomas der Große am 27.07.2017 um 07:11 Uhr.
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Hallo Henry,

Henry-Dochwieder schrieb in Beitrag Nr. 2274-9:
Wir wissen ja noch nicht einmal, ob tatsächlich alle Beteiligten bar jeder Empathie oder jedes Mitgefühls sind. Wer weiß, wer von denen nur aus Angst, als Außenseiter dazustehen, mitgemacht hat?
Innerhalb dieses Themas nehmen wir an, dass Ernst's Bericht authentisch ist und innerhalb dessen ist das Ergebnis klar.
Ja, es kann sein, dass auch Menschen unter ihnen waren (@Harti es sind wieder die Teenager gemeint), die depressiv sind, zum Selbstmord neigen und aus Mitgefühl den Mann sterben liessen. In dem Fall ist ihnen nur die Wertschätzung des Lebens verloren gegangen, sonst nichts. Das sollte nicht strafbar sein, weil ist das ist schon die Strafe.


Henry-Dochwieder schrieb in Beitrag Nr. 2274-9:
Wir reden hier von Gottes eigenem Land! Wir reden von einem Land, in dem die Kreationisten auf dem Vormarsch sind, wir reden von einem Land, in dem die Leute bibelfest und gottes- sowie wirtschaftsgläubig sind, denen zu unterstellen, sie hätten keine Moral, weil sie von Gott abgefallen wären, ist absurd.
Ja! Und vor diesem Hintergrund gibt es noch in zahlreichen Beispielen empathie-befreite Geister, ich nenne sie jetzt "Dämonen", die die Spaltung des Landes ausmachen.

Henry-Dochwieder schrieb in Beitrag Nr. 2274-9:
Wir können die Tat nicht erklären, was wir aber tun können ist zu untersuchen, warum es in Deutschland zu ähnlichen Verhaltensweisen kommt.
Die Massen-Schiessereien in Schulen, die nominellen Antifa-Randalen, das Kulturgut des Neo-Liberalismus, fast alle Auspägungen des Irrsinns scheinen parallel zu laufen.

Henry-Dochwieder schrieb in Beitrag Nr. 2274-9:
Unsere Gesellschaft zu analysieren ist ein komplexes Unterfangen, mal sehen, wie weit wir kommen!
Wenn wir es nicht schaffen wollen, auf einzelne Beispiele einzugehen, sie als symptomatisch für eine Abweichung des Zeitgeistes heranzuziehen, dann sieht es nicht gut aus.

LG
Thomas
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Beitrag zuletzt bearbeitet von Thomas der Große am 27.07.2017 um 12:21 Uhr.
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Thomas der Große schrieb in Beitrag Nr. 2274-13:
Hallo Henry,

Henry-Dochwieder schrieb in Beitrag Nr. 2274-9:
Wir wissen ja noch nicht einmal, ob tatsächlich alle Beteiligten bar jeder Empathie oder jedes Mitgefühls sind. Wer weiß, wer von denen nur aus Angst, als Außenseiter dazustehen, mitgemacht hat?
Innerhalb dieses Themas nehmen wir an, dass Ernst's Bericht authentisch ist und innerhalb dessen ist das Ergebnis klar.
Ja, es kann sein, dass auch Menschen unter ihnen waren (@Harti es sind wieder die Teenager gemeint), die depressiv sind, zum Selbstmord neigen und aus Mitgefühl den Mann sterben liessen. In dem Fall ist ihnen nur der Wertschätzung des Lebens verloren gegangen, sonst nichts. Das sollte nicht strafbar sein, weil ist das ist schon die Strafe.


Henry-Dochwieder schrieb in Beitrag Nr. 2274-9:
Wir reden hier von Gottes eigenem Land! Wir reden von einem Land, in dem die Kreationisten auf dem Vormarsch sind, wir reden von einem Land, in dem die Leute bibelfest und gottes- sowie wirtschaftsgläubig sind, denen zu unterstellen, sie hätten keine Moral, weil sie von Gott abgefallen wären, ist absurd.
Ja! Und vor diesem Hintergrund gibt es noch in zahlreichen Beispielen empathie-befreite Geister, ich nenne sie jetzt "Dämonen", die die Spaltung des Landes ausmachen.

Henry-Dochwieder schrieb in Beitrag Nr. 2274-9:
Wir können die Tat nicht erklären, was wir aber tun können ist zu untersuchen, warum es in Deutschland zu ähnlichen Verhaltensweisen kommt.
Die Massen-Schiessereien in Schulen, die nominellen Antifa-Randalen, das Kulturgut des Neo-Liberalismus, fast alle Auspägungen des Irrsinns scheinen parallel zu laufen.

Henry-Dochwieder schrieb in Beitrag Nr. 2274-9:
Unsere Gesellschaft zu analysieren ist ein komplexes Unterfangen, mal sehen, wie weit wir kommen!
Wenn wir es nicht schaffen wollen, auf einzelne Beispiele einzugehen, sie als symptomatisch für eine Abweichung des Zeitgeistes heranzuziehen, dann sieht es nicht gut aus.

LG
Thomas

Hi, Thomas!

Ich bezweifle doch nicht die Authentizität des Ereignisses und ich sehe auch das Ergebnis. Die Frage, die Ernst stellt, ist aber, ob wir den Vorfall ERKLÄREN können. Meine Ansicht ist, dass man ohne Kenntnis über die innere Verfasstheit der „Täter“ sowie ihrer genauen Lebensumstände keine Erklärung haben KÖNNEN. Lass mich anhand der von Ernst angesprochenen Möglichkeit des Geldes bzw. deiner Anmerkung, „… ist ihnen nur die Wertschätzung des Lebens abhanden gekommen“, antworten.

Für beide Überlegungen bleibt doch die Frage, wie es kommt, dass Geld bzw. das Abhanden-Kommen von Wertschätzung vor das Leben eines Menschen gesetzt werden. Für beide Ansätze gilt doch: Es sind keine Antworten, sondern es sind bereits Ergebnisse. Niemals – oder sagen wir äußerst selten - kommen Menschen ohne jede Fähigkeit zu Mitgefühl oder Empathie zur Welt. Es mag zwar uncool sein, aber wir kommen um die Psychologie nicht herum. Und die sagt uns eben, dass wir über die Motive eines Menschen bzw. seine gesamte innere Verfasstheit nichts aussagen können, wenn wir ihn nicht kennen.

Nehmen wir mal irgendeinen Angeklagten, der wegen einer Gewalttat vor Gericht steht, es wird darüber berichtet. Beinahe sicher kommt dann irgendwann der Hinweis, dass der Angeklagte eine „schwere Kindheit“ hatte (die Reaktion der Leserschaft ist auch beinahe sicher: Ja klar, jetzt kommt wieder die schwere Kindheit, weg mit dem Kerl!). Weil es so häufig vorkommt entsteht der Eindruck, alle Gewaltverbrecher bräuchten sich nur auf eine „schwere Kindheit“ zu berufen, und schon ist das Gericht milde gestimmt.

Es wird aber gewöhnlich übersehen: Zwar haben Gewalttäter tatsächlich häufig selbst Gewalt erfahren – und es gibt den Zusammenhang zwischen erfahrener Gewalt und daraus folgender Gewaltausübung, aber richtig ist doch, dass nur ein Bruchteil der Menschen, die Gewalt erfahren, selbst zu Gewalttätern werden. Will sagen: Gewalt erzeugt Gewalt, aber eben doch nicht „gewöhnlich“, und es ist von hohem Interesse zu erkunden, weshalb das so ist. Und das geht nur, wenn man die genauen inneren und äußeren Umstände kennt. (Das Menschen, die häufig Gewalt erfahren, bleibt selbstverständlich nicht ohne Spuren in ihrer Seele, aber uns geht es ja um die Extremfälle.) Wenn aber für verschiedene Menschen die äußeren Umstände ähnlich sind, sie aber ganz unterschiedlich reagieren, muss es wohl an ihrem „Inneren“ liegen – und das kann uns die Psychologie beantworten. „Das ist eben so“ ist jedenfalls keine Antwort, weil ja gerade nicht so ist.

Die „Dämonen“ in der US-Gesellschaft hat es schon immer gegeben, ich sehen keinen Unterschied darin, einen „Neger“ zu lynchen, weil er einfach ein „Neger“ ist, und das mit Applaus begleitet und unserem brutalen Beispiel. Außerdem gibt´s in verschiedenen Bundesstaaten die Todesstrafe mit Einverständnis eines Großteils der Bevölkerung. Richtig, „Empathie-befreit“, aber sicher nicht wegen des „Zeitgeistes“.

Und bei uns? Es sterben jedes Jahr tausende auf den Straßen durch Verkehrsunfälle, wesentlich mehr, als durch Amok-Läufe oder durch den Schwarzen Block (da gibt es bislang noch keine Toten zu beklagen). Ist der massenhafte Tod auf den Straßen „eben so“? Ein Vielfaches an Alkoholtoten und Rauchern als bei den Junkies. Aber die ausufernde Diskussion geht um den Erhalt von irgendwelchen Eckkneipen, weil die ja ein so tolles Kulturgut sind.

Ich weiß, schräge Beispiele, ich wollte nur vor dem „Zeitgeist“ warnen, wenn mit ihm in eine bestimmte Richtung argumentiert wird.

Ich halte die „Vergöttlichung“ des Individuums in Verbindung mit einem wirtschaftsliberalen Denken für DIE Gefahr in unserer Gesellschaft. Erfolg als Maxime, Ellbogen die Waffe. Ja, ich will auch polemisch werden: Ich sehe die Gesellschaft an vielen Stellen den Bach runter gehen, ich denke aber nicht an Massaker, die sind und bleiben Ausnahmen. Ich denke an die alltägliche Rücksichtslosigkeit im Straßenverkehr, wenn immer mehr Autofahrer das Blinken für überflüssig halten, wenn Radfahrer mit Sturzfluggeschwindigkeit über die Bürgersteige heizen. Wenn Mütter die Umgebung von Schulen zuparken, weil ihren zarten Sprösslingen nicht zuzumuten ist, zwei Minuten Schulweg per Pedes zu bewältigen. Immer mehr Jobber, die mit Billiglöhnen abgespeist werden. Der allgemeine Umgang mit unseren alten Menschen. Schulen, in denen angeblich freie, kreative Menschen herangezogen werden, und die doch nur Zuchtanstalten für wirtschaftsbegabte Fachidioten sind. Der Beispiele sind viele, und das ist, was ich zum „Zeitgeist“ zu bemerken habe.

Und über allem schwebt die Talkshow mit ihren ewig gleichen Gesichtern und den ewig gleichem Salbadern. Du siehst, es ist nicht leicht, Optimist zu sein. Erscheinungen wie Trump gehen vorbei. Mir macht eher die Lindenstraße Angst – „Wo lassen Sie leben?“.

Na gut, gehen wir es dennoch an!

LG

Henry
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Henry-Dochwieder schrieb in Beitrag Nr. 2274-14:
Die „Dämonen“ in der US-Gesellschaft hat es schon immer gegeben, ich sehen keinen Unterschied darin, einen „Neger“ zu lynchen, weil er einfach ein „Neger“ ist, und das mit Applaus begleitet und unserem brutalen Beispiel. Außerdem gibt´s in verschiedenen Bundesstaaten die Todesstrafe mit Einverständnis eines Großteils der Bevölkerung. Richtig, „Empathie-befreit“, aber sicher nicht wegen des „Zeitgeistes“.

Und bei uns? Es sterben jedes Jahr tausende auf den Straßen durch Verkehrsunfälle, wesentlich mehr, als durch Amok-Läufe oder durch den Schwarzen Block (da gibt es bislang noch keine Toten zu beklagen).

Die Analogie ist mir nicht gleich ins Auge gestochen: Werden bei uns Autofahrer oder Polizisten versklavt?

Henry-Dochwieder schrieb in Beitrag Nr. 2274-14:
Und über allem schwebt die Talkshow mit ihren ewig gleichen Gesichtern und den ewig gleichem Salbadern. Du siehst, es ist nicht leicht, Optimist zu sein. Erscheinungen wie Trump gehen vorbei. Mir macht eher die Lindenstraße Angst – „Wo lassen Sie leben?“.

Aha, jetzt wo Du danach frägst: Hier ist noch eine Episode "Lindenstrasse beängstigend"

Henry-Dochwieder schrieb in Beitrag Nr. 2274-14:
wenn immer mehr Autofahrer das Blinken für überflüssig halten
Ja, die und Mittelspurfahrer gehören abgeschafft! Auch solche Geistlosigkeit ist wahrscheinlich eine Ausprägung des Neo-Liberalismus.
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Beitrag zuletzt bearbeitet von Thomas der Große am 28.07.2017 um 00:08 Uhr.
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Hallo Henry,

Henry-Dochwieder schrieb in Beitrag Nr. 2274-11:
Empathie ist – soweit ich das verstehe – nicht „erlernbar“,

schau 'mal hier
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