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Identität

Thema erstellt von Claus 
Claus (Moderator)
Beiträge: 2.420, Mitglied seit 17 Jahren
In der Physik oder Chemie ist es oft so, dass zwei gleiche Zustände als "ein und derselbe" betrachtet werden.

So sind bspw. in Elektronenkonfigurationen sogenannte "entartete" Energieniveaus ununterscheidbar.

Tegmark überträgt dies auf makroskopische Situationen: Beitrag Nr. 2256-166.

Nehmen wir zwei Personen mit identischer Geschichte in zwei Paralleluniversen an, von denen eine du bist.

Eine der Personen möge zum Zeitpunkt t sterben, die andere weiterleben.

Frage: Ist es egal, welche der beiden Personen du bist?
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Beiträge: 587, Mitglied seit 16 Jahren
Hi Claus, ich frage mich jetzt, ist das jetzt eine geworfenen Nebelkerze wenn Du schreibst: „dass zwei gleiche Zustände als "ein und derselbe" betrachtet werden.“

Denn, zwei gleiche Zustände waren, sind und bleiben zwei gleiche Zustände und nicht "ein und derselbe".

Die Physik bzw. die Chemie können in ihren Gedankenansätzen vergleichen, Vorgänge, Sachverhalte, Abläufe, Prozesse… gleich setzten, sollten aber darin ganz unbedingt in ihren Schlußfolgerungen philosophischen Grundsätzen nicht wiedersprechen, der da in etwa so lauten würde „Ich bin“ „Du bist“ und auch wenn wir gleich in unserem Sein, so sind wir Niemals "ein und derselbe".

Deswegen lautet die Antwort, aus philosophischer Sicht, auf deine abschließende Frage eindeutig:

Nein, es ist nicht egal!
Die Physik, die Chemie mögen, da sie Modelle bevorzugen, anderer Meinung seien, dies hat dann aber mit der Realität so gar nichts gemein.

Und nun ab in den Mai mit der Quante.
P.S. an Stueps..
Es ist Mai...eine Reise nach Berlin steht an, wenn ich mich recht entsinne, viel Spaß Dir.
Signatur:
Zur Bedingung des Raum und der Zeit gehört ganz unbedingt ,die absolute Bedingungslosigkeit von Raum und Zeit. Werden Raum und Zeit an Bedingungen geknüpft sind sie endlich, mit einem Beginn und einem Ende.
Beitrag zuletzt bearbeitet von Quante am 30.04.2017 um 13:43 Uhr.
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Stueps (Moderator)
Beiträge: 3.476, Mitglied seit 18 Jahren
Hallo Claus,
Claus schrieb in Beitrag Nr. 2266-1:
Frage: Ist es egal, welche der beiden Personen du bist?

Ich muss nachdenken, denn das ist genau der schwierige Punkt, der mich beschäftigt, und wo ich Tegmark (insbesondere seine "Beobachtermomente") nicht richtig verstehe. Intuitiv sage ich, dass es tatsächlich darauf hinausläuft. Warum ich mich allerdings nur als eine Person wahrnehme, wenn es identische Kopien von mir geben sollte, ist mir nicht klar. Zugegebenermaßen klingen Tegmarks Hypothesen völlig verrückt. Jedoch habe ich für mich noch kein klares Argument gefunden, welches diese Hypothesen widerlegt. Meine Meinung zu Tegmarks Multiversen entwickelt sich noch, eine Debatte hierüber hilft dabei natürlich. Ein kleiner Glücksfall für mich, dass wir beide konträre Standpunkte einnehmen, denn von deiner Seite erwarte ich starke Argumente gegen meine derzeitigen Annahmen. Das hilft natürlich enorm bei der Weiterentwicklung dieser Gedanken.

Ich werde für eine konkrete Antwort ein bissel brauchen.

Hallo Quante,
Quante schrieb in Beitrag Nr. 2266-3:
P.S. an Stueps..
Es ist Mai...eine Reise nach Berlin steht an, wenn ich mich recht entsinne, viel Spaß Dir.

Vielen lieben Dank :smiley5:

Beste Grüße
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Stueps (Moderator)
Beiträge: 3.476, Mitglied seit 18 Jahren
Hallo Claus,
Claus schrieb in Beitrag Nr. 2266-1:
Nehmen wir zwei Personen mit identischer Geschichte in zwei Paralleluniversen an, von denen eine du bist.

Eine der Personen möge zum Zeitpunkt t sterben, die andere weiterleben.

Frage: Ist es egal, welche der beiden Personen du bist?

Folgt man Tegmark, so lautet die Antwort: Ja, es ist egal.
Das erste Argument deutest du ja an: Sind zwei Systeme/Zustände mathematisch exakt gleich beschreibbar, sind sie nach Tegmark ein und dasselbe.
Das zweite Argument wäre die Schrödingergleichung: Bestehen beide Möglichkeiten (ich sterbe/lebe weiter), werden auch beide realisiert. Womit wir beim Multiversum wären. Ich persönlich kann nur die Möglichkeit des Weiterlebens bewusst erleben, also erlebe ich auch nur diese Möglichkeit.
Hier weist Tegmark auch auf eine interessante Kontroverse hin: Nach der Kopenhagener Deutung bricht die "Schrödingerwelle" (ich nenn das jetzt einfach mal so) an einem bestimmten Punkt zusammen, und ich sterbe zum Beispiel. Die Möglichkeit des Weiterlebens hingegen wird dann nicht realisiert. Dieser Kollaps der Wellenfunktion wurde seinerzeit willkürlich postuliert. Das gilt jedoch auch für die kosmologische Inflation, auf der Tegmark wesentlich aufbaut.
Nach Tegmarks Wahrnehmung wandelt sich das Bild unter den Physikern: lag lange der Kollaps der Wellenfunktion vorne, gewinnt nun die Viele-Welten-Theorie immer mehr Anhänger.

Ich schreibe hier Sachen, die dir natürlich alle bekannt sind. Ich schreibe mal trotzdem alles hin, damit der geneigte Leser halbwegs folgen kann, ist ja doch alles ziemlich abgefahren.

Beste Grüße
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Beitrag zuletzt bearbeitet von Stueps am 01.05.2017 um 03:49 Uhr.
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Claus (Moderator)
Beiträge: 2.420, Mitglied seit 17 Jahren
Hallo Quante und Stueps,

Quante schrieb in Beitrag Nr. 2266-3:
Denn, zwei gleiche Zustände waren, sind und bleiben zwei gleiche Zustände und nicht "ein und derselbe"....

Deswegen lautet die Antwort, aus philosophischer Sicht, auf deine abschließende Frage eindeutig:
Nein, es ist nicht egal!

Ich sympathisiere mit Quante ;-)

Quante: Hast du vielleicht noch eine kleine Begründung dafür, dass du dir dessen so sicher bist?

Stueps schrieb in Beitrag Nr. 2266-5:
Folgt man Tegmark, so lautet die Antwort: Ja, es ist egal.

So ist es.

Stueps: Irgendwann nach 03:44 Uhr (nachdem du deinen letzten Beitrag geschrieben hattest) bist du sicherlich eingeschlafen. :sleep:

Nun wird es aber in den Aberzigmilliarden Paralleluniversen sicherlich auch einen identischen Stueps gegeben haben, der nicht eingeschlafen ist. Wieso warst du also nicht der - und damit durchgehend wach - wenn du andererseits derjenige sein willst, der das Maschinengewehr überlebt?
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Stueps (Moderator)
Beiträge: 3.476, Mitglied seit 18 Jahren
Hallo Claus,
Claus schrieb in Beitrag Nr. 2266-6:
Stueps: Irgendwann nach 03:44 Uhr (nachdem du deinen letzten Beitrag geschrieben hattest) bist du sicherlich eingeschlafen. :sleep:

Nee, da bin ich denn zur Arbeit :smiley29:! Wie nachher auch :smiley29:. Oder wie der Schwabe sagt: ins G´schäft. (Was hab ich beim ersten Mal nach der Nachtschicht blöd geguckt, als die Bäckerin mich morgens fragte, ob ich aus dem G´schäft komme. Schließlich stand ich ja gerade in einem.)

Claus schrieb in Beitrag Nr. 2266-6:
Nun wird es aber in den Aberzigmilliarden Paralleluniversen sicherlich auch einen identischen Stueps gegeben haben, der nicht eingeschlafen ist. Wieso warst du also nicht der - und damit durchgehend wach - wenn du andererseits derjenige sein willst, der das Maschinengewehr überlebt?

Ich vermute, das kann ich aufgrund meiner Perspektive nicht wissen. Nach Tegmark bin ich eine mathematische Struktur, welche in ein Ebene III - Multiversum eingebettet ist und Bewusstsein erfährt. Dieses Bewusstsein erfährt "Beobachtermomente", die ausschließlich in der Vergangenheit liegen. Das Ebene III - Multiversum umfasst alle realisierten Möglichkeiten, wenn ich das richtig verstanden habe, ich jedoch kann nur Ebene I - -Erfahrungen sammeln, vermute ich. Das mit den Beobachtermomenten habe ich noch nicht verstanden, wie ich eingangs schrieb. Bei Tegmarks "Quantenselbstmord" ist die Lage allerdings anders: Stelle ich mich vor sein "Quantenmaschinengewehr", habe ich zwei Möglichkeiten: erschossen zu werden, oder weiterzuleben, weil das Gewehr aus den verschiedensten Gründen nicht feuert. Nach Tegmark beschreibt die Schrödingergleichung beide Möglichkeiten, und es werden auch beide realisiert. Da ich als bewusstseinsfähiges mathematisches Gebilde jedoch nur die Möglichkeit des Überlebens erleben kann (wenn ich tot bin, habe ich auch kein Bewusstsein mehr, das zu erfahren), werde ich aus meiner Sicht niemals erschossen.

Beste Grüße
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Beitrag zuletzt bearbeitet von Stueps am 02.05.2017 um 04:08 Uhr.
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Claus (Moderator)
Beiträge: 2.420, Mitglied seit 17 Jahren
Ja, ok. Aber das "Weiterwachsein" würde (später, wenn du denn noch einige Zeit weiter wach geblieben wärest1) ebenso in der Vergangenheit gelegen haben, wie das Weiterleben beim Quantenmaschinengewehr. Und das Schlafen erlebst du genauso wenig, wie das Totsein... oder?

1 "Arbeiten müssen" ist übrigens einTotschlags- (oder -sei :smiley33: ?) argument. Das gilt nicht! Ich muss jetzt schließlich auch wieder "hin".
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Beiträge: 1.729, Mitglied seit 16 Jahren
Stueps schrieb in Beitrag Nr. 2266-4:
Claus schrieb in Beitrag Nr. 2266-1:
Frage: Ist es egal, welche der beiden Personen du bist?
Ich muss nachdenken, denn das ist genau der schwierige Punkt, der mich beschäftigt, und wo ich Tegmark (insbesondere seine "Beobachtermomente") nicht richtig verstehe. Intuitiv sage ich, dass es tatsächlich darauf hinausläuft. Warum ich mich allerdings nur als eine Person wahrnehme, wenn es identische Kopien von mir geben sollte, ist mir nicht klar.

Also bei mir im Kindergarten war das eindeutig und klar: Die anderen sind die Bösen und das hat sich in meinem Fall auch nie geändert. ;)
Und je mehr das sind, desto klarer.
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Ich bin begeistert!
Beitrag zuletzt bearbeitet von Thomas der Große am 02.05.2017 um 22:18 Uhr.
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Stueps (Moderator)
Beiträge: 3.476, Mitglied seit 18 Jahren
Moin Claus,

Claus schrieb in Beitrag Nr. 2266-8:
Und das Schlafen erlebst du genauso wenig, wie das Totsein... oder?

wieder diese Beobachtermomente, die ich nicht verstehe. Da bleib ich dir erst mal eine Antwort schuldig.
Claus schrieb in Beitrag Nr. 2266-8:
Ja, ok. Aber das "Weiterwachsein" würde (später, wenn du denn noch einige Zeit weiter wach geblieben wärest1) ebenso in der Vergangenheit gelegen haben, wie das Weiterleben beim Quantenmaschinengewehr.

Ich erkläre mir das so: Nach Tegmarks Hypothese ist die Zeit kein steter Fluss, sondern ein fester, verflochtener Strang aus sich verzweigenden Fasern, die wir aus unserer Sicht "emporklettern". Immer nur die Schnittebene einer sich immer verzweigenden Faser wahrnehmend, kommt es uns so vor, als verändere sich diese Schnittebene ständig - die Zeit vergeht also aus unserer Perspektive. Welcher Verzweigung wir bewusst folgen, ist fest vorgegeben - es kann nur die "längste Faser" sein (siehe "Quantenmaschinengewehr"): wir folgen eigentlich allen Fasern, jedoch bedeuten kürzere Fasern den früheren Tod, diese Faser können wir also nicht bewusst folgen. So gibt es nach unserer Wahrnehmung nur eine einzige Faser, und eben nur eine Vergangenheit für uns. Und in dieser war ich eben um drei Uhr nochwas wach, und habe all dieses verrückte Zeugs aufgeschrieben. Irgendwo ist da ein Fehler in meiner Argumentation, nur finde ich ihn gerade nicht. Es ist früh.

Beste Grüße
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Claus (Moderator)
Beiträge: 2.420, Mitglied seit 17 Jahren
Moin, moin, Stueps,

Stueps schrieb in Beitrag Nr. 2266-10:
Nach Tegmarks Hypothese ist die Zeit kein steter Fluss, sondern ein fester, verflochtener Strang aus sich verzweigenden Fasern ... kommt es uns so vor, als verändere sich diese Schnittebene ständig ... wir folgen eigentlich allen Fasern ... So gibt es nach unserer Wahrnehmung nur eine einzige Faser ...

Möglich.

Aber es gibt kein Indiz dafür. Einerseits gibt es keine Begründung für den Zusammenbruch der Wellenfunktion. Andererseits aber auch keinerlei Indiz für die Existenz der vielen Welten.

Was meint Tegmark eigentlich (mit dem Wort "existieren"), wenn er als Wissenschaftler behauptet, alle mathematischen Möglichkeiten (inklusive bspw. Dreiecken) würden auch "existieren"? Nach aller Mühsal der Physik ist es nicht so. Es existiert eine Wahrheit und CERN gibt Millionen aus, nur um sie herauszufinden.

Sicherlich kann es so sein, wie Tegmark behauptet. Aber genau so kann ein Gott sein - oder der Solipist kann recht haben... alles nicht widerlegbar. Aber, das alles hat zumindest mit Naturwissenschaft nichts zu tun.
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Beiträge: 179, Mitglied seit 13 Jahren
Hallo ....

An Claus :

Um gleich die Frage zu beantworten.. Natürlich ist es MIR nicht egal ob ICH sterbe..!
Multiversal gesehen spielt es keine Rolle ob Ich sterbe oder " die Version meiner selbst " im Universum 2112.. Es geschieht eben.

Ich habe vor einiger Zeit im Beitrag Nr. 961-26 meine Ansichten dazu dargestellt.

Ich muss anerkennen , dass Tegmark's Ansichten noch schräger sind als die Meinen. :smiley10:

Die Frage die sich stellt ist, ob wir es heut zu tage in irgend einer Form erfahren werden - durch einen irrsinnigen Traum z.B....
Signatur:
Werde schlafen bis ich Schön bin... Das kann dauern
Beitrag zuletzt bearbeitet von Claus am 03.05.2017 um 19:44 Uhr.
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Stueps (Moderator)
Beiträge: 3.476, Mitglied seit 18 Jahren
Hallo Claus,
Claus schrieb in Beitrag Nr. 2266-11:
Einerseits gibt es keine Begründung für den Zusammenbruch der Wellenfunktion. Andererseits aber auch keinerlei Indiz für die Existenz der vielen Welten.

ich bezweifle arg, dass die vielen Welten je wissenschaftlich bestätigt werden können, Indizien hingegen gibt es meines Erachtens schon. Aber zugegeben, diese Indizien sind in Hinsicht auf Gewissheit rein gar nicht wert.

Claus schrieb in Beitrag Nr. 2266-11:
Was meint Tegmark eigentlich (mit dem Wort "existieren"), wenn er als Wissenschaftler behauptet, alle mathematischen Möglichkeiten (inklusive bspw. Dreiecken) würden auch "existieren"?

Erstens: Er schränkt ja seine Universen auf entscheidbare Probleme/Theorien ein. So existieren vielleicht alle mathematischen Möglichkeiten im Ebene IV - Universum, jedoch realisiert werden nur entscheidbare Konstrukte. Diese dann in den Ebenen I bis III. Oder auch in Ebene IV existieren eben nur diese entscheidbaren Sachen.

Zweitens: Meines Erachtens meint er damit nicht, dass alle Dreiecke realisiert werden, sondern dass alle möglichen Beziehungen realisiert werden. Doofes Beispiel: Unser Dreieck, auf eine (plane zweidimensionale) Ebene aufgezeichnet, wird immer die Innenwinkelsumme von 180° haben. Dies ist eine feste Beziehung, diese wird auch realisiert. Ein solches Dreieck, welches die Innenwinkelsumme von z.B. 200° hat, ist nicht möglich - und wird auch nicht realisiert.

Claus schrieb in Beitrag Nr. 2266-11:
Sicherlich kann es so sein, wie Tegmark behauptet. Aber genau so kann ein Gott sein - oder der Solipist kann recht haben... alles nicht widerlegbar. Aber, das alles hat zumindest mit Naturwissenschaft nichts zu tun.

Ja.
Es wäre schön, wenn ich die empirische Wahrheit erfahren könnte. Dies bezweifle ich jedoch arg. Suchen tue ich trotzdem danach, mit dem Kompromiss, Erkenntnisse zu finden, die für mich Sinn machen. Die vielen Welten von Everett/Tegmark faszinieren mich zur Zeit, sie sind für mich einen genauen Blick wert. Ich stelle sie auf den Prüfstand - hier auch öffentlich -, und schaue, was mein inneres Gefühl sagt. Im Moment ist alles ruhig, heißt, das alles fühlt sich momentan doch recht gut an.

Worüber ich im Moment am meisten nachdenke, und was m.E. gewaltiger Zündstoff ist, ist folgender Aspekt:

Nach Tegmark ist alles vollständig determiniert.
Ich habe hierhingehend über den freien Willen nachgedacht, und denke im Moment, dass es ihn gibt.

Beispiel und Gedanken (zur öffentlichen Prüfung ausgestellt):

Prämisse: Ich kann mich frei entscheiden, jemanden aus Habgier zu töten, oder nicht.

Nach Tegmark werde ich mich einmal dafür, und einmal dagegen entscheiden - beide Möglichkeiten werden in verschiedenen Universen realisiert.

Eine interessante Konsequenz (von mehreren): Der Getötete/Nichtgetötete wird aus seiner Sicht natürlich weiterleben, folgt man Tegmark.

Ausgehend von der Richtigkeit meiner Gedanken ergibt sich die Frage:

Wenn es den freien Willen gibt, was ist er dann wert?

Beste Grüße

Werde ab heute Abend erst mal ein paar Tage wahrscheinlich nicht schreiben können, euch allen eine gute Zeit!
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Beitrag zuletzt bearbeitet von Stueps am 04.05.2017 um 10:14 Uhr.
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Claus (Moderator)
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N' Abend Stueps,

Stueps schrieb in Beitrag Nr. 2266-13:
Wenn es den freien Willen gibt, was ist er dann wert?

Viele, viele1 Paralleluniversen!

1 Wenn es wahrscheinlicher ist, dass der Stueps seinen Mitmenschen wohlgesonnen ist und dieseeben nicht aus Habgier um die Ecke bringt, dann existieren umso mehr astreine Paralleluniversen mit gütigen Stuepsen, je mit freierem Willen er seine Kumpel am leben lässt oder denen sogar zusätzlich noch Gutes tut. Das wär´s doch, oder?
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Stueps (Moderator)
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Hallo Claus,

ich meine aus deinen Zeilen herauszulesen, dass man über all das nicht allzuviel nachdenken sollte. Vielleicht hast du recht. Aber es macht Spaß :).

Beste Grüße
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Claus (Moderator)
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Hallo Stueps,

Stueps schrieb in Beitrag Nr. 2266-16:
ich meine aus deinen Zeilen herauszulesen, dass man über all das nicht allzuviel nachdenken sollte.

Nein, so meinte ich das nicht. Eher im Gegenteil.
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Stueps (Moderator)
Beiträge: 3.476, Mitglied seit 18 Jahren
Hallo Claus,

gehen wir einmal ans Eingemachte:

Warum ich im Moment geneigt bin, dem mathematischen Universum den Vorzug gegenüber einem willentlichen Schöpfer zu geben:

Unsere Welt lässt uns annehmen, dass es unveränderliche Regeln gibt. Diese machen erst eine stabile Welt möglich. Bei ihnen fällt es mir leicht, zu glauben, dass diese Regeln keiner Schöpfung und keiner materiellen Realität bedürfen, sie können, sie müssen einfach existieren. Auf sowas kann man meiner Meinung nach letztlich auch vernünftigerweise schließen, da wir sicher schließen können, dass es uns gibt.
Bei einem Gott fällt mir das alles andere als leicht. Ihn als allmächtiges Wesen zu postulieren, das ohne Grund einfach so existiert, verbinde ich doch mit einer guten Portion Willkür, während Regeln nicht so einfach zu ignorieren sind.

Beste Grüße
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Claus (Moderator)
Beiträge: 2.420, Mitglied seit 17 Jahren
Hallo Stueps,

gehen wir erst noch einmal einen Schritt zurück.

Warum muss es deiner Meinung nach so sein, dass sich ein Sterbender plötzlich als derjenige empfindet, der in einem anderen Universum weiterlebt - während ein Einschlafender sich offensichtlich nicht so (also als jemand der in einem anderen Universum weiterwacht) erlebt?

Hast du dafür eine Argumentation?

Anders gefragt:

Ist nicht ein anderes Universum in jedem Fall eines, welches mit meinem eigenen Universum nichts zu tun hat?
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Beiträge: 952, Mitglied seit 9 Jahren
Hallo, Claus!

Ich halte die postulierte Aufspaltung der Identität für eine vollkommene Absurdität. Gehören zu meiner „Identität“ in der unendlichen Zahl der abgezweigten Universen auch all die Fälle, in denen ich nicht geboren / gezeugt werde, weil der Papa einen Winzaugenblick später zum Erguss kommt, oder weil sich in der Eizelle eine winzige Änderung in der molekularen Anordnung ergeben hat? Oder fände die Zeugung dennoch statt und ich wäre dann ein anderer? ICH ein anderer! Die Frage: „Wer bin ich, und wenn, wie viele?“ stellt sich mit Macht!

Nein, ernsthaft: Gehören zu meiner verzweigten Identität alle meine Nicht-Identitäten, weil ich aus quantenmechanischen Gründen nicht gezeugt wurde? Wer sind all die Identitäten, weil in der entsprechenden Liebesnacht einfach eine andere Samenzelle den Weg ins Glück fand, weil ein Duftmolekül eine Winzigkeit vom Weg kam?

Es sind doch diese grotesken Vorstellungen, auf die Schrödinger mit seiner armen Katze hinweisen wollte.

Meine Identität?

Ich bin ich, weil es für mich eine in diesem Universum nachvollziehbare Geschichte gibt. Ich bin nicht nur ich in mir selbst, sondern auch durch all die Spuren, die ich hinterlassen habe. Sollte der Status meines Gehirns jetzt auf einen Rechner übertragen werden mit dem Erfolg, dass auch dieser Rechner sich seiner bewusst ist und sich für „ich“ hält, so sind es doch nur Phantasien, die ihn sich für mich halten lassen, denn MEINE Handlungen sind durch mich in der Welt wirksam gewesen, nicht die Erinnerungen eines Rechners.

Das ist, denke ich, keine Glaubensfrage. Ich bin in anderen Menschen nicht deshalb präsent, weil sie sich meiner erinnern, sondern weil ich ihnen leibhaftig Grund für ihre Erinnerung gegeben habe. Nur der Strang von Geschichte, der zu mir hier und jetzt geführt hat, hat das Recht, sich auf mich zu berufen und sich „ich“ zu nennen.

Zu meiner Identität gehört auch das Hier und Jetzt; jeder, der hier ist, aber nicht jetzt, jeder, der jetzt ist, aber nicht hier, ist nicht „ich“.

Ich denke an Zeilinger und seine „Quantenteleportation“. Wenn ich mich recht entsinne, sind dort nicht Photonen oder andere Teilchen übertragen worden, sondern es sind quantenmechanische Zustände von Teilchen hier auf Teilchen (allerdings verschränkte Teilchen) dort übermittelt worden, das heißt, Information wurde übermittelt.

Worauf ich hinaus will: Materieteilchen können lokal nicht im selben Zustand sein, sie sind also auf jeden Fall lokal unterscheidbar. Sind sie aber nicht nah beieinander, sind sie durch ihren Ort unterscheidbar. Natürlich können sie heimlich vertauscht werden, aber dann weiß der Vertauscher um die Identität, sie sind also auch dann unterscheidbar, es ist nur eine Frage des Wissens. Aber ich bin gewiss ein wenig komplexer und komplizierter als ein Elektron, wenn ich vertauscht werde, weiß ich es zumindest.

LG

Henry
Signatur:
Das Leben ist zu ernst, um es nur ernst zu nehmen.
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Stueps (Moderator)
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Hallo Claus,

Claus schrieb in Beitrag Nr. 2266-19:
Warum muss es deiner Meinung nach so sein, dass sich ein Sterbender plötzlich als derjenige empfindet, der in einem anderen Universum weiterlebt

Also wenn ich das richtig verstehe, merkt man nichts von einem Wechsel, da es keiner ist, das Universum teilt sich auf.. Du lebst in einem von beiden weiter, und egal in welchem, aus deiner Sicht ist es immer deines. So ist es meines Erachtens egal, ob du stirbst oder schläfst (beim Sterben/Weiterleben sowieso, da dein Bewusstsein nur lebend existiert). Aus unserer eingeschränkten Sicht erleben wir Moment für Moment, und immer nur einen davon. Überlagerte Zustände können wir niemals erleben, da sie laut Tegmark von der Dekohärenz zerstört werden, bevor wir sie wahrnehmen können. Jetzt seh ich grad selber nicht mehr durch, deshalb lasse ich das mal so stehen.

Beste Grüße
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