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Schafft Werbung bzw. Sonderangebote Arbeitsplätze ?

Thema erstellt von Hans-m 
Beiträge: 2.998, Mitglied seit 15 Jahren
Letztens hatte ich eine Diskussion, ob Werbung Arbeitsplatze schafft.
Ich wage zu behaupten NEIN

Betrachtet man die Situation isoliert, so bringt die Werbung, bzw. vorrübergehende Sonderangebote nur dem entsprechenden Unternehmen einen zusätzlichen Umsatz.
Betrachtet man aber die Gesamtwirtschaft so wird sich der Gesamtumsatz in der Summe der Unternehmen nicht erhöhen.

Begründung:
Ein Kunde hat, sagen wir mal, nach Abzug aller Fixkosten wie Miete, Heizung etc. einen bestimmten Betrag für Einkäufe zu Verfügung.
Sagen wir mal rein hypothetisch 500 €/Monat
Dem Gegenüber steht eine gewisse Nachfrage nach Gütern, die er benötigt, bzw. begehrt.(Existenzgüter, Kulturgüter, Luxusgüter)
So braucht der Kunde, mal angenommen pro Monat 10 Kg Kartoffeln, 5 Kg Gemüse, 1L Waschlotion zur Körperpflege etc. (alles rein hypothetische Werte).

Der Kunde wird sich die Artikel in einem oder mehreren Geschäften regelmäßig besorgen und dafür einen entsprechenden Preis zahlen. Ist sein Budget aufgebraucht, so kann er nichts mehr kaufen.
Hat er noch ein Restbudget, so kann er Kultur- bzw. Luxusgüter erwerben, wie etwa einen neuen Fernseher, ein Auto etc.
Der Einzelhandel enthält somit einen definierten Umsatz, der aber nie das monatliche Budget des Kunden übersteigen kann.(statistisch gemittelt, mal mehr, mal weniger)

Wirbt nun ein Geschäft mit bestimmten Artikel, womöglich mit Sonderangeboten, so werden einige Kunden dadurch angelockt. Der Kunde kauft die Artikel in dem werbenden Geschäft. Da aber weder die Kaufkraft, noch die Nachfrage des Kunden nach Artikeln ansteigt, wird das von ihm ausgegebene Geld auch nicht ansteigen. Seine Ausgaben werden lediglich anders verteilt.
Was er nun in Geschäft „A“ kauft, dass braucht er nicht in Geschäft „B“ , „C“ oder „D“ zu erwerben.

Der Umsatz von Geschäft „A“ steigt zwar, aber in gleichem Umfang sinkt der Umsatz der Geschäfte B,C und D.
Diese Unternehmen müssen ihrerseits wieder Werbung betreiben, um verlorene Kunden zurückzugewinnen. Es beginnt ein Teufelskreis von Werbeaktionen, mit denen der Kunde abwechselnd von A nach B nach C und D gelockt wird.

Unterm Strich aber bleibt der Gesamtumsatz aller Geschäfte gleich, eben weil die Nachfrage und die Kaufkraft des Kunden sich nicht ändert.
Nun wirbt ein Geschäft mit niedrigeren Preisen, also die Kartoffeln nicht 5 € sondern nur 4 €
Der Kunde kann sich nun mehr Waren für das gleiche Geld leisten. Aber sein Budget ist nach wie vor unverändert. Er wird sich nun zusätzlich andere Artikel Kaufen. Aber wenn er heute bereits das Brot das Gemüse etc. kauft, weil es im Angebot ist, so braucht er es morgen nicht zu kaufen.

Hinzu kommt, dass entweder der Einzelhandel weniger Gewinne macht, wenn er den Artikel für 4 € statt für 5 € verkauft, Dieser Umsatzverlust pro Artikel gleicht sich womöglich durch eine höhere Anzahl von verkauften Artikeln wieder aus. Auch kaufen die dadurch „angelockten“ Kunden womöglich weitere Artikel, die nicht preisreduziert sind. Aber auch diese Artikel kauft er dann „hier“ und nicht „anderswo“.

Der Gewinn des einen Geschäftes bedeutet somit auch immer einen Verlust bei den anderen Läden.

Unterm Strich ist wiederum nur das dem Kunden zu Verfügung stehende Budget in die Wirtschaft geflossen.

Außerdem muss der Einzelhandel die Preissenkung bei den reduzierten Artikeln womöglich an den Produzenten weitergeben.
Der Bauer der die Kartoffeln produziert, kann nun auch nur noch 1,50 € anstatt 2 € pro Kartoffelsack einnehmen.
Der Getränkehersteller macht dann, pro Kiste Bier, womöglich weniger Gewinn. Der Umsatz steigt zwar kurzfristig, so lange das Angebot besteht, durch höhere Verkaufszahlen. aber auf lange Sicht gesehen, nicht weiter an, denn der Kunde wird seine Nachfrage nach Kartoffeln bzw. Bier nicht langfristig erhöhen, weil sein Verzehr sich nicht ändert. Er wird es zum niedrigen Preis einkaufen und horten, damit er in Zeiten mit höheren Preisen davon zehren kann.
Somit steigt der Umsatz der Produzenten immer nur zu den Zeiten der Niedrigpreise und erlahmt in Zeiten höherer Preise.
Dem gegenüber stehen aber unveränderte Kosten, die bei der Produktion entstehen, und die der Hersteller nicht weitergeben kann.
Beim Bierhersteller etwa Hopfen, Malz, Wasser, Energie, die sich pro Liter Bier ergeben.
Beim Landwirt Saatgut, Dünger, etc. der ebenfalls proportional an die produzierte Menge gekoppelt ist.
Auf lange Sicht kann das dem Unternehmen des Produzenten schaden. Sein Budget schrumpft. Er muss womöglich, um seine Kosten zu senken, selbst Personal abbauen.

Das Wirtschaftssystem ist einfach zu komplex um wirklich sagen zu können, dass Werbung Arbeitsplätze schafft.

Arbeitsplätze werden nur dann geschaffen, wenn man die Kaufkraft steigert. Das ist nun mal Fakt.
Signatur:
Wer jung ist, meint, er müsste die Welt retten :smiley8:
Der Erfahrene erkennt, dass er nicht alle Probleme lösen kann
:smiley3:
Beitrag zuletzt bearbeitet von Hans-m am 14.01.2016 um 10:32 Uhr.
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