Hallo |-|ardy
Ich denke, hier gibt es ein grundlegendes Missverständnis, zumindest was meinen Beitrag zur Diskussion betrifft. Ich gehöre zu denen, die anerkennen, das Emotionen das Fundament für den menschlichen Verstand darstellen – das impliziert nämlich, dass es eine vom Verstand unabhängige Welt geben muss, weil das sonst gar nicht möglich wäre. Zudem entspricht dies dem Stand in der Forschung in diesem Gebiet der Neuropyhsiologie.
Und das macht mich bestimmt nicht zum Magier? Und daran ist wohl kaum etwas religiös. ;) Denn beides bereitet sowohl den Magiern als auch den Religiösen üble Bauchschmerzen.
Wahrscheinlich liegt es wirklich daran, wie ich die Wörter benutze, deswegen hier mal den Versuch einer Richtigstellung.
Objektive Realität (in der radikalen Form):
...ist eine Realität, wie sie wäre, wenn Einstein recht behalten würde – eine Welt aus Marmor. Diese Welt ist absolut perfekt und geometrisch. Man könnte dann sagen, die Welt wäre wie ein Dodekaeder.
Diese Realität ist unveränderlich und ewig wahr.
Deswegen bezeichnet man aus dieser Sichtweise auch die Wirklichkeit, also unsere Welt, wie sie unabhängig von uns ist, als die Welt der Erscheinungen. Anders ausgedrückt, stellt unsere Realität nur einen Abklatsch dieser Idealen Welt dar, die vollkommen von der Mathematik beschrieben wird. Diese Welt kann mit der Mathematik ergründet werden. Diese Vorstellung einer objektiven Realität bezeichnet man auch als den mathematischen Mystizismus.
Diesen „Abklatsch“, also die Erscheinungen der Idealen Formen, halten sehr viele heutzutage aber bereits für die objektive Realität (ich ebenfalls), die durch einen Entwicklungsprozess entsteht und in der alles in seiner Existenz begrenzt ist.
Ich denke nicht, dass es noch eine andere Realität hinter diesen Erscheinungen gibt. Die Welt ist nun mal unvollkommen.
Die Dinge entstehen durch einen Entwicklungsprozess und sind in ihrer Existenz begrenzt.
Ich denke, hier hast du mich irgendwie missverstanden |-|ardy.
Die objektive Realität in ihrer nicht-radikalen Form, die ich jetzt wegen Missverständnissen mal Wirklichkeit nenne, existiert und das habe ich nie bestritten. Wenn wir beide zum Beispiel ein Quantenphysikalisches Experiment machen und den Weg wissen wollen, dann werden wir über das Ergebnis dieses Experiments übereinstimmen.
Das Ergebnis und der experimentelle Aufbau sind unabhängig von uns und wirklich. Ich kann auch noch sagen, dass die „Ereignisse“, wie das aussenden des Photons und das registrieren desselben Wirklichkeit sind.
Was ich aber nicht sagen kann, ist, was das Photon zwischen diesen Ereignissen gemacht hat, denn ich habe im Grunde nur diese zwei Ereignisse, aus denen mein Verstand ein „vollständiges“ Bild konstruiert.
Unser „Verstand“ hat sich nun mal im Laufe der Evolution an den Mesokosmos angepasst und unsere Vorstellung bezieht sich auch nur auf ihn. Wie Zara.t schon sagte, ist diese Passung an den Mesokosmos zwar nicht perfekt, aber sie reicht aus um zu überleben und sie kommt der Wirklichkeit bestimmt sehr nah, aber nur der objektiven Wirklichkeit des Mesokosmos.
Unsere Physik, oder ein Teil der Wissenschaft ist in ihrer Untersuchung unserer Welt seit langem schon sehr weit aus dem Mesokosmos raus, wie zum Beispiel die allgemeine Relativitätstheorie, oder die Quantenmechanik.
Durch die allgemeine Relativitätstheorie ist es dem Menschen gelungen, dass seine Wirklichkeitskonstruktion sich wieder mal ein Stückchen mehr der Wirklichkeit angenährt hat.
Um das noch mal zu verdeutlichen.
Ich bin ein Mensch auf diesem Planeten der ohne Naturwissenschaft aufwächst. Wie wird meine Vorstellung der Welt wohl aussehen? Vermutlich werde ich aufgrund meiner Erfahrung im Mesokosmos annehmen, dass die Erde der Mittelpunkt der Welt ist, das sie in ruhe ist und sich die Sonne über den Himmel bewegt. Aufgrund meiner Erfahrung werde ich auch annehmen, dass die Erde flach ist, wie eine Scheibe, denn aus dem All betrachten kann ich sie ja nicht und umrundet habe ich sie auch noch nicht. Da ich keine Sterne beobachte kann ich auch unmöglich auf die Idee kommen, dass daran etwas nicht stimmt.
Genau dies ist die Wirklichkeitskonstruktion, die ich aufgrund von Erfahrungen konstruiere. Durch die Naturwissenschaft hat sich diese Konstruktion im Laufe der Zeit verändert und wer weiß, wie nah sie der Wirklichkeit mittlerweile gekommen ist.
Teil dieser Wirklichkeitskonstruktion sind aber eben auch Vorstellungen über uns selbst. Zum Beispiel das wir uns als etwas besonders sehen, oder gesehen haben. Das wir uns Mensch nennen, und den Rest Tiere, um uns von ihnen abzugrenzen. Wir haben aber auch eine Vorstellung von unserem Selbst, dass wir Bewusstsein nennen, aber am ende vielleicht auch nur ein Konstruktion ist. Aus „Sicht“ der Wirklichkeit könnte sich Bewusstsein als eine emergente Eigenschaft eines Gehirns darstellen (woran ich ja glaube, dass mentale Prozesse untrennbar mit Geistigen zusammenhängen, wobei ich das Wort „Geist“ gerne vermeide)
Teil dieser Welt sind auch Dinge wie Freundschaft, Treue, Hoffnung, Aufrichtigkeit, Micky Mouse, etc.
Solange auch nur ein Mensch existiert, kann man sagen, all diese Dinge sind ebenfalls Wirklichkeit, eine, die aber eben an den Menschen gebunden ist, die es ohne ihn nicht gibt.
Da liegt ja das Problem, das es eben sehr schwer ist, zwischen dem zu trennen, was wir uns nur vorstellen, oder was es wirklich gibt.
Eine andere Sache ist eben die geniale Mustererkennung des Menschen. Zum Beispiel hat jeder von uns nur die Vorstellung von einem Baum in seinem Kopf, anhand derer er einen wirklichen Baum erkennen kann, wenn er ihn sieht.
Und eben durch diese Passung an den Mesokosmos neigen wir dazu, gewisse Annahmen zu machen, die nicht richtig sind, wie „das die Erde ruht und sich der Rest bewegt“. Um noch einmal auf die QT zurückzukommen, könnte ich hier nun sagen: Die Ereignisse des Aussendens und Registrierens sowie der experimentelle Aufbau sind Wirklichkeit und von mir unabhängig, sie sind objektiv Real – aber die Annahme, dass hier ein Teilchen einen Weg gehen würde, oder das es sich um eine Welle handeln könnte, sind nichts weiter als meine Vorstellung, denn ich kann es gar nicht wissen, ob dem so wirklich so ist, ich nehme dies nur an, weil es im Mesokosmos so ist. Doch wie wir wissen, wurde durch vielfältige Experimente gezeigt, dass diese Annahmen eben falsch sind. Man darf noch nicht mal an einen Weg denken!
Deswegen sind alle Annahmen über die Vorgänge in Quantensystemen menschliche Vorstellung, weil wir es nicht wissen können. Wir können objektiv nur über Ereignisse sprechen und den experimentellen Aufbau. Was zwischen diesen Ereignissen passiert, ist unsere mentale Konstruktion.
Im übrigen ist durch Experimente auch gezeigt worden, dass es nicht an der Unschärferelation liegt, weswegen man nicht den Ort und den Impuls eines Teilchens wissen kann, die Komplementarität ist fundamental. Das ist zwar alt, aber es gibt ja dennoch welche, die noch immer das Problem in der Messgenauigkeit vermuten, das es eben etwas mit der Messung zu tun hätte.
Denen sei aber eben gesagt, das es bereits ausreicht, das Photon einfach nur in seiner Polarisation zu markieren, um die Interferenz zum Verschwinden zu bringen, da es dann mit der Weg-Information verschränkt ist. Man kann diese Information auch nachträglich wieder löschen.
Für jemanden, der es noch nicht kennt, schreibe ich’s kurz mal hier her, kann ja bei nicht bedarf einfach ignoriert werden. ;)
Ich erzeuge zwei verschränkte Photonen A und B, die so verschränkt sind, dass die Polarisation von B bei einer Messung die von A festlegt.
Photon A jage ich durch einen Doppelspalt mit Viertelwellenplatten. (Die werden dadurch Linkszirkular oder Rechtszirkular polarisiert und das verschafft die Welcher-Weg-Information, ohne das ich sie messen muss. Auch das „Dummstellen“ nützt dann nichts mehr, es findet keine Interferenz statt, selbst wenn keine Messung des Weges vorgenommen wird. Diese Information ist etwas reales, unabhängiges von uns.)
In diesem speziellen Fall ist nun nach dem passieren des Doppelspalts von Photon A, die Polarisation von B mit der Welcher-Weg-Information von A verschränkt.
Wenn ich das ganze für Photon A dann auf einer Photoplatte festhalte, ergibt sich für die Verteilung eine Glockenkurve, ohne Interferenz.
Für B macht man nun nichts weiter als die Polarisation zu messen, entweder horizontal, vertikal, positiv diagonal der negativ diagonal. Das ergibt dann vier „Photonenlisten“.
Mit diesen Informationen kann man sich nun das Ergebnis von A vorknöpfen und in eine Glockenkurve für Spalt 1, eine Glockenkurve für Spalt 2, oder in Interferenzstreifen und Antistreifen aufteilen.
So, ich hoffe, ich habe das nun nicht irgendwie falsch rüber gebracht oder irgendetwas total falsch dargestellt.
Zitat: „Aber es ist schade, wenn eine vermeintlich "wissenschaftliche" Diskussion sich erst lange Zeit später als bloße magische Wunschzettelschwelgerei entpuppt.“
Es wäre schade, wenn du das nun wirklich so siehst, weil ich denke, dass nur ein sprachliches Missverständnis vorherrscht, mehr nicht.
Ich beschäftige mich mit der relationalen Sichtweise, weil sie eben einen Teil der Welt offenbart, wie sie ohne uns sein könnte, also objektiv. Es ist aber eben nicht die Ein-Beobachter-Objektivität, wie sie in der radikalen Form der objektiven Realität existiert.
Ich halte meine Weltsicht weder für magisch, noch für metaphysisch. Ich bin manchmal sehr erstaunt über die Natur, oder über veranschaulichende Simulationen und das fasziniert mich wirklich an ihr. Man braucht ihr überhaupt nichts anzudichten, sie ist auch so schon „magisch“ genug. ;)
Es gibt zum Beispiel eine einfache Simulation. Du platzierst ein Teilchen in der Mitte des Bildschirms und schießt dann aus irgendeiner zufälligen Richtung ein anderes in diese Szene – trifft es auf ein anders Teilchen, bleibt es kleben, ansonsten passiert nichts.
Wenn man dieses Spielchen nun Hunderttausende male wiederholt, entsteht ein Gebilde, dass einem „Kleinwelt“ Netzwerk gleicht, zudem wirkt es wie ein sehr komplexes Fraktal, bzw. wirkt es nicht nur so, es ist eines.
Man kann das so oft wiederholen, man erhält immer wieder ein „ähnliches“ Fraktal. Sie sind zwar im Detail verschieden, aber durch unsere geniale Fähigkeit – dank des Gehirns – zur Mustererkennung, lässt uns erkennen, dass sie sich ähneln.
Das erstaunliche ist, dass im Rahmen der Komplexitätstheorie in sehr vielen Bereichen unserer Welt solche Netzwerke entdeckt wurden, egal ob es sich um das Flughafennetz handelt, das Internet, das Neuronale Netzwerk eines einfachen Wurmes, ein Netzwerk biochemischer Reaktionen oder unsere Gesellschaft.
Falls jemand die „Kleinwelt“ oder Small World Netzwerke nicht kennt. Sie liegen zwischen Ordnung und Chaos und es braucht nur ganz wenige Zwischenschritte, um von einem beliebigen Element zu jedem anderen zu kommen.
Dabei gibt es hauptsächlich zwei verschiedene Typen: „Egalitäre“ und „Aristokratische“. Egalitäre sind Netzwerke, in denen jeder Knoten ungefähr die gleiche Anzahl von Verbindungen hat.
Aristokratische Netzwerke sind welche, in denen es „Superknoten“ gibt und die einem Potenzgesetz betreffend der Häufigkeitsverteilung von Knoten mit einer bestimmten Anzahl von Verbindungen gehorchen. Die Superknoten sind wenige Knoten, die das Netzwerk kontrollieren und es stabil halten – ihre Zerstörung kann aber auch das ganze Netzwerk zerstören.
Das Internet ist zum Beispiel ein aristokratisches, ein Neuronales aber ein egalitäres – und das hat seinen Grund, dem man durch die Analyse der Geschichte des Flughafennetzwerkes ein klein wenig auf die Schliche gekommen ist, welches nämlich ein aristokratisches Netzwerk war, das sich zu einem egalitären entwickelt.
Ich kann leider nicht den gesamten Stoff hier vermitteln, deswegen lasse ich mal weg, wie ein aristokratisches Netzwerk entsteht, was im Prinzip aber ganz einfach ist, weil das Prinzip lautet: Die Reichen werden immer Reicher. Das bedeutet, dass ein Knoten mit vielen Kontakten auch bevorzugt wird, wenn eine neue Verbindung eingerichtet wird. So war es auch bei den Flughäfen. Ein Flughafen der schon eine gewisse Anzahl von Verbindungslinien aufweisen konnte, war auch ein bevorzugtes Ziel für neue Verbindungslinien, da man von dort bereits viele andere Orte erreichen konnte. Auf diese weise haben sich dann Superkonten wie Frankfurt gebildet und hier schlägt die Realität dann zurück, weil es aber einer bestimmten Größe der Auslastung zu Staus kommt, zu einer Überlastung, was das weitere Anwachsen dieses Knotens verhindert. Auf lange Sicht werden eine sehr viele größere Anzahl von Flughäfen ungefähr die gleiche Verbindungsanzahl aufweisen.
Bei Neuronalen Netzwerken, wie dem eines Wurms, bei dem das ganze untersucht wurde (habe vergessen, wie das Tier genau hieß), ist der Grund eben ähnlich. Es sind weder die Ressourcen noch der Platz für Superkonten da, weswegen solche Netzwerke, die durch Ressourcen und Platz beschränkt sind, sich zu egalitären entwickeln.
Das ist natürlich noch eine sehr junge Wissenschaft, allerdings bietet sie einige interessante Einblicke.
Fazit: Solche Netzwerke entstehen von allein und ihre Struktur ist so angelegt, dass es nur wenige Zwischenschritte von einem beliebigen Knoten zu jedem anderen sind. Zum Beispiel kann in einem Netzwerk von einer Millionen Knoten jeder andere Knoten nur min 8 Zwischenschritt entfernt sein. Ach ja, sie sind natürlich auch mathematisch beschreibbar.
Nützlich ist das ganze zum Beispiel, weil man dadurch die Entwicklung des Internets ein wenig voraussagen kann, um sicher zu stellen, das sich in Entwicklung befindliche Protokolle überhaupt mit der Struktur des zukünftigen Netzwerkes vertragen.
Nützlich ist das ganze aber auch gut, um effektivere Mittel zur Bekämpfung von Krankheitserregern zu entwickeln, in dem man eben weiß, wie man das biochemische Netzwerk durch die Veränderung nur einige weniger Moleküle zum Kollaps bringen kann.
Es hat sich nämlich gezeigt, dass diese Netzwerke gegen zufällige Angriffe geschützt sind, aber nicht gegen gezielte. ;) Wer die Struktur und funktionsweise durchschaut hat, kann gezielt angreifen.
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