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Was genau ist Philosophie?

Thema erstellt von Grtgrt 
Beiträge: 1.566, Mitglied seit 11 Jahren
 

Philosophie — Definition und Abgrenzung


Philosophie ist
  • die meist (aber nicht notwendigerweise) zweckfreie Suche nach zusätzlichem Wissen
  • ohne dabei anerkannte Gesetze der Logik zu ignorieren.

Zu einer Karikatur von Philosophie kommt es dort, wo man Gesetze der Logik ignoriert und — aus Dummheit oder mit dem Ziel bewusster Täuschung anderer — dennoch für sich in Anspruch nimmt, logisch zu argumentieren.

Wo man mit den Mitteln der Informatik nach Wissen sucht, geschieht das i.A. zweckgebunden und unter Hinnahme gut abschätzbarer Ungenauigkeiten. Sie hinzunehmen dient dem Ziel, trotz begrenzter Ressourcen zu einem praktisch verwertbaren Ergebnis zu kommen.

 
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Okotombrok (Moderator)
Beiträge: 1.476, Mitglied seit 16 Jahren
Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 2028-1:
Philosophie ist

die meist (aber nicht notwendigerweise) zweckfreie Suche nach zusätzlichem Wissen

ohne dabei anerkannte Gesetze der Logik zu ignorieren.

Heißt das, man darf nicht über die Logik philosophieren?
Muss man sie als Dogma hinnehmen?

Mathematiker mögen das so sehen. :-(
Signatur:
"Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung wechseln können"
(Francis Picabia)
Beitrag zuletzt bearbeitet von Okotombrok am 19.03.2013 um 21:20 Uhr.
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Beiträge: 1.566, Mitglied seit 11 Jahren
 
Okotombrok schrieb in Beitrag Nr. 2028-2:
Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 2028-1:
 
Philosophie ist

die meist (aber nicht notwendigerweise) zweckfreie Suche nach zusätzlichem Wissen

ohne dabei anerkannte Gesetze der Logik zu ignorieren.

Heißt das, man darf nicht über die Logik philosophieren?
Muss man sie als Dogma hinnehmen?
 


Nein, das heißt es nicht, denn auch über Logik kann logisch nachgedacht werden (die Disziplin "Formale Logik" etwa tut ja genau das).

Voraussetzung aber ist stets, dass die Axiome, von denen man ausgeht, — das also, was man als "anerkannte Gesetze" sehen will — klar gegeben, unzweideutig formuliert und durch jedes Argument respektiert sind.

 
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Beiträge: 1.503, Mitglied seit 17 Jahren
Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 2028-1:
Philosophie ist
  • die meist (aber nicht notwendigerweise) zweckfreie Suche nach zusätzlichem Wissen
  • ohne dabei anerkannte Gesetze der Logik zu ignorieren.

Diese Wortlauf kann ich aus vielen Gründen nicht annehmen:

- Das Philosophieren ist immer(!) ein zweckgemäße Vorhaben. Man stellt die Fragen, nach die man die Antworten sucht. Wenn man eine Antwort sucht, dann ist es eben ein Zweck, ein Ziel, zu dem man strebt.
- Es ist kein zusätzliches Wissen, das man sucht. So funktioniert es nicht: a+b+c, dann haben wir schon den phiolosophische Ansicht. Nein. Sicher wird es durch die Suche nach den Antwort auch zusätzliches Wissen eingeeignet. Dennoch die Mehrwert des Philosophierens entsteht durch Emergenz des addierten Wissens. Im Ganzen wird etwas Neues geschafft.

"ohne dabei anerkannte Gesetze der Logik zu ignorieren" - die arme Philosophie, wenn sie für Ihre Definition es benötigt... Hier bin ich mit Okotombrok. Die Logik ist natürliche Gesetzmäßigkeit der Sprache. Ein aufrechtgehende Mensch auch manchmal stolpert, kann es einem oder anderem passieren. Für den würde aber kein Kodeks der Aktionen seiner körperliche Aktivität gegründet. In Gegensatz zur Logik. Warum? Weil es für die korrekte Kommunikation der Wissenschaftler notwendig ist, weil man sicher sein soll, dass spätere Generationen müssen nicht das schon Vorhandene noch mal prüfen. In alltag haben wir etwas unlogisch gesagt, versinkt es in vier Wänden. Wenn ich als Wissenschaftler mit anderen interagiere, muss ich solche Fehler ausschließen. DAher Anforderungen an Logik ist viel strenger. Trotzdem "laufen" lernt man jeder schon in der Kindheit. Nicht jeder wird ein Sprinter.


Zitat:
Zu einer Karikatur von Philosophie kommt es dort, wo man Gesetze der Logik ignoriert und — aus Dummheit oder mit dem Ziel bewusster Täuschung anderer — dennoch für sich in Anspruch nimmt, logisch zu argumentieren.

Offen gesagt, es schwebt mir eine andere Karikatur vor. Ich weiß nicht wie hier in Deutschland, aber in dem Umfeld, wo ich aufgewachsen bin, hatte man etwas abfällig als Philosoph den Menschen genannt, der gern viel redet aber im Grunde nichts sagt. Es ist für mich geblieben als Karikatur an einen Philosophen: viel redet, nichts aussagt.

Zitat:
Wo man mit den Mitteln der Informatik nach Wissen sucht, geschieht das i.A. zweckgebunden und unter Hinnahme gut abschätzbarer Ungenauigkeiten. Sie hinzunehmen dient dem Ziel, trotz begrenzter Ressourcen zu einem praktisch verwertbaren Ergebnis zu kommen.

Informatik ist eine Wissenschaft und ihre Mittel sollte ähnlich den anderen Wissenschaften sein: menschliche Intelligenz, Mathematik, Logik

"geschieht das i.A. zweckgebunden" - in wessen Aftrag?
"unter Hinnahme gut abschätzbarer Ungenauigkeiten" - was ist gemeint. Eigentlich jede Wissenschaft weißt die gewisse Ungenauigkeiten, da neben Hauptströmung gibt es Randströmungen, die sich zum Hauptströmung oportun verhalten.

"Sie hinzunehmen dient dem Ziel, trotz begrenzter Ressourcen zu einem praktisch verwertbaren Ergebnis zu kommen" - warauf beziehen sich die begrenzte Ressourcen? Unsere Wissen allgemein ist begrenzt. Ob es auf digitalen ob auf klassischen Weg eingeegnet wäre...
Beitrag zuletzt bearbeitet von Irena am 20.03.2013 um 10:07 Uhr.
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Beiträge: 1.566, Mitglied seit 11 Jahren
 
Irena schrieb in Beitrag Nr. 2028-4:
 
Das Philosophieren ist immer(!) ein zweckgemäße Vorhaben.
Man stellt die Fragen, nach die man die Antworten sucht. Wenn man eine Antwort sucht, dann ist es eben ein Zweck, ein Ziel, zu dem man strebt.
 


Das, Irena, sehe ich anders:

Es gibt durchaus Menschen, die Zusammenhänge irgendwelcher Art einfach nur verstehen wollen, weil sie ihnen interessant erscheinen.
Irgend ein darüber hinausgehender Zweck muss da nicht notwendig gegeben sein.
Zahlreiche Künstler, deren Werke man dann als aussagekräftig bezeichnet, sind genau von dieser Art.


Irena schrieb in Beitrag Nr. 2028-4:
 
Es ist kein zusätzliches Wissen, das man sucht. So funktioniert es nicht: a+b+c, dann haben wir schon den phiolosophische Ansicht. Nein.
Sicher wird es durch die Suche nach den Antwort auch zusätzliches Wissen eingeeignet.
Dennoch:

Der Mehrwert des Philosophierens entsteht durch Emergenz des addierten Wissens.


Im Ganzen wird etwas Neues geschaffen.


Dass Du hier die Emergenz anspricht, ist ganz wichtig: Denn tatsächlich trägt Philosophie genau dort wirklich Früchte, wo es zu solcher Emergenz kommt.

Dennoch bin ich der Meinung, dass Emergenz sich nicht – oder kaum – gezielt ansteuern lässt. Sie ist — überaus positiver, sehr wünschenswerter — Nebeneffekt. Schon das Wort allein sagt es ja: Emergenz = Selbstorganisation. Erst zusätzliches Wissen schafft die Substanz, die emergieren kann.

Es bedarf also IMMER des ernsthaften Wunsches, mehr Wissen zu erlangen.


Wo dieser Wunsch (und entsprechendes Bemühen) fehlt, kann sich höchstens rein zufällig Neues ergeben — wird dann aber meist gar nicht als solches erkannt:
Es ist dann, als ob jemand einen Rohdiamanten findet, ihn aber wegwirft, weil er ihn als solchen gar nicht erkennt (da er i.A. ja noch mit Schmutz ummantelt daherkommt).

 
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Beiträge: 2.307, Mitglied seit 13 Jahren
Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 2028-1:
 

Philosophie — Definition und Abgrenzung


Philosophie ist
  • die meist (aber nicht notwendigerweise) zweckfreie Suche nach zusätzlichem Wissen
  • ohne dabei anerkannte Gesetze der Logik zu ignorieren.

Zu einer Karikatur von Philosophie kommt es dort, wo man Gesetze der Logik ignoriert und — aus Dummheit oder mit dem Ziel bewusster Täuschung anderer — dennoch für sich in Anspruch nimmt, logisch zu argumentieren.

Wo man mit den Mitteln der Informatik nach Wissen sucht, geschieht das i.A. zweckgebunden und unter Hinnahme gut abschätzbarer Ungenauigkeiten. Sie hinzunehmen dient dem Ziel, trotz begrenzter Ressourcen zu einem praktisch verwertbaren Ergebnis zu kommen.

 

Gebhard, hallo!

Ich kann den Beitrag auch gleich hier hinstellen.

Ich möchte zu deiner Vorgehensweise allgemein etwas sagen. Man sollte annehmen, deine Weltanschauung – die Idee / der Geist als Urgrund allen Seins – brächte dich zu einem umfassenden Denken, will heißen, du gingest vom Allgemeinen aus und kämst so zu einzelnen Vorgängen.

Dem ist aber ganz und gar nicht so, du bist ein Reduktionist par Excellenze (ich bitte das ohne jede Wertung zu verstehen). Nun ist Reduktionismus eine vollkommen anerkannte und übliche Vorgehensweise z. B. in der Physik (auch, wenn er letztlich in eine Sackgasse führt, wir werden das Ganze nicht verstehen, wenn wir es „zerstören). Dein „Reduktionismus“ beginnt aber nicht mir der Analyse einzelner Fakten oder Vorgänge, sonder mir einer Begriffsbestimmung, und zwar mit einer willkürlichen Begriffsbestimmung nach deinem Gusto. Und zum Beleg der Richtigkeit deiner Definition sammelst du Zitate – durchaus auch aus dem Zusammenhang gerissen -, die deine Definition zu stützen scheinen. Kommen dann Gegenargumente, die sich auf Definitionen stützen, die allgemeiner Gültigkeit haben, kommt es natürlich zu inhaltlichen Schnitzern, weil Argumente und Gegenargumente von verschiedenen Grundannahmen her ganz zwangsläufig zu Missverständnissen führen müssen.

Das grundsätzliche Problem bei deiner Begriffsbestimmung ist, dass du nicht zuerst physikalische Fakten betrachtest, um dann zu sehen, wie man diese begrifflich fassen kann (was gewöhnlich schon längst geschehen ist), sondern dass du die physikalischen Fakten im Nachhinein mit deinen Begriffen erklären willst. Das mag dann inhaltlich durchaus logisch aufgebaut sein, bringt aber niemanden weiter, weil der Weg schlicht falsch ist.

Und dazu kommt noch, dass du alles aus der eingeengten Welt des Informatikers betrachtest. Zwar ist es richtig, möglichst eindeutige Definitionen zu liefern, aber es ist nun mal so, dass Begriffe an sich durch ihren „Gebrauch“ ganze Welten beinhalten, und dann auch noch für die Menschen, die einen Begriff verwenden, häufig ganz unterschiedliche Welten. Das sollte man, wenn man hier im Forum z. B. mitarbeitet, immer im Hinterkopf haben (vergesse ich auch zu oft).

Und dein größtes Manko ist, dass du die gesamte Existenz aus der Existenz eines Beobachters abhängig machen willst (siehe „Ein Ding existiert wenn…“).

Kurz zur Philosophie: Der Begriff „Philosophie“ bedeute für sich erst einmal „Liebe zur Weisheit“. Und philosophieren war ursprünglich gedacht als Erwerb von Wissen „um der Weisheit willen“, der Zweck bestand ausschließlich in der Mühe um Verständnis der Welt, in die der Mensch gestellt ist.

Heute zu sagen, Philosophie sei dies oder jenes übersieht, dass es diese Allgemeingültigkeit nicht mehr gibt. Es gibt nicht mehr „die Philosophie“, sondern es gibt Philosophie in formulierten Zusammenhängen.

Und weil ich gerade "Emmergenz" richtig: "Emergenz" angesprochen sehe: Emmergenz richtig: Emergenz bedeutet, das die Gesamtheit nicht aus den Einzelteilen heraus erklärt werden kann. So ist das Verhalten von Wasser in seinen verschiedenen Zustandsformen nicht durch das Verhalten einzelner Atome oder auch kleiner Atomgruppen zu erklären (und auch nicht zu erkennen). Emmergenz richtig: Emergenz bedeutet eine völlig neue Qualität, die weit über die Qualitäten der Einzelzustände hinaus geht.

Nachtrag als Beispiel: Du behauptest, „Emergenz“ bedeute Selbstorganisation (Emergenz = Selbstorganisation). Das ist aber falsch, denn Emergenz bedeutet „das Hervortretende“, das „offensichtlich Werdende“. Das KANN durch Selbstorganisation geschehen, muss aber nicht, z. B. wenn eine Kraft – Gravitation vielleicht – auf das System einwirkt. Das ist für die Kernfusion in Sternen der Fall.
Signatur:
Herr Oberlehrer

Die Wolken ziehen hin. Sie ziehen auch wieder her.
Der Mensch lebt einmal. Dann nicht mehr.

(Donald Duck)
Beitrag zuletzt bearbeitet von Henry am 20.03.2013 um 13:13 Uhr.
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Irena schrieb in Beitrag Nr. 2028-4:
Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 2028-1:
 
Zu einer Karikatur von Philosophie kommt es dort, wo man Gesetze der Logik ignoriert und — aus Dummheit oder mit dem Ziel bewusster Täuschung anderer — dennoch für sich in Anspruch nimmt, logisch zu argumentieren.

Offen gesagt, es schwebt mir eine andere Karikatur vor. Ich weiß nicht wie hier in Deutschland, aber in dem Umfeld, wo ich aufgewachsen bin, hatte man etwas abfällig als Philosoph den Menschen genannt, der gern viel redet aber im Grunde nichts sagt. Es ist für mich geblieben als Karikatur an einen Philosophen: viel redet, nichts aussagt.
 


Diese andere Karrikatur sehe ich schon auch — sie ist aber Spezialfall dessen, was ich sage. Wo nämlich viel geredet wird ohne etwas auszusagen, findet sich ja auch keinerlei Logik (die Rede dient ja dann sogar genau dem Zweck, dem Zuhörer die Logik nur vorzugauckeln). Ich nenne so was Biertischpolitik, Verschleierungspolitik, oder im Extremfall auch Betrugsversuch.

Erst wer das Ausmaß, in dem eine Rede Logik enthält, genau erkannt hat, wird wissen, welchen Wert die Rede hat.

 
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Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 2028-7:
. Wo nämlich viel geredet wird ohne etwas auszusagen, findet sich ja auch keinerlei Logik (die Rede dient ja dann sogar genau dem Zweck, dem Zuhörer die Logik nur vorzugauckeln). Ich nenne so was Biertischpolitik, Verschleierungspolitik, oder im Extremfall auch Betrugsversuch.

Erst wer das Ausmaß, in dem eine Rede Logik enthält, genau erkannt hat, wird wissen, welchen Wert die Rede hat.

 

Mir scheint, mir ist heute danach: Auch das ist so nicht richtig, denn man kann sehr wohl viel reden, ohne dass man etwas aussagt, und dennoch logisch sein. Auch die Verschleierungstaktik kann (und ist es gewöhnlich auch) logisch sein, von mir aus "metalogisch".

Der "Wert" einer Rede hat mit ihrer "Logik" nur sehr bedingt etwas zu tun.
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OFFTOPIC

In Anlehnung an die Zeremonienmeister in Hollywood...
The winner is...
Henry schrieb in Beitrag Nr. 2028-6:
(...)
Der Begriff „Philosophie“ bedeutet für sich erst einmal „Liebe zur Weisheit“.
(...)
Vielen Dank Henry.
Schöner und treffender geht es nicht.
Mit den besten Grüßen.
Ernst Ellert II.

OFFTOPICENDE
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Deine Zeit war niemals und wird niemals sein.
Deine Zeit ist jetzt und hier, vergeude sie nicht.
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Ernst Ellert II schrieb in Beitrag Nr. 2028-9:
OFFTOPIC

In Anlehnung an die Zeremonienmeister in Hollywood...
The winner is...
Henry schrieb in Beitrag Nr. 2028-6:
(...)
Der Begriff „Philosophie“ bedeutet für sich erst einmal „Liebe zur Weisheit“.
(...)
Vielen Dank Henry.
Schöner und treffender geht es nicht.
Mit den besten Grüßen.
Ernst Ellert II.

OFFTOPICENDE

Oh, gern geschehen, Ernst! Ich denke ich widme den Preis den Alten Griechen! ;-)
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Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 2028-5:
Es gibt durchaus Menschen, die Zusammenhänge irgendwelcher Art einfach nur verstehen wollen, weil sie ihnen interessant erscheinen.
Irgend ein darüber hinausgehender Zweck muss da nicht notwendig gegeben sein.

Nein, die Zusammenhänge verstehen wollen ist nichts anders als das Lernen. Wir lernen indem wir Zusammenhänge verstehen. Viel einfacher zu lernen ist, wenn es Einem auch interessiert ist. Die Philosophie ist nicht die schon bekannte Zusammenhänge zu verstehen. Philosophie ist die Zusammenhänge zu entdecken. Ich sehe ein wesentliches Unterschied zwischen verstehen und entdecken.


Zitat:
Dennoch bin ich der Meinung, dass Emergenz sich nicht – oder kaum – gezielt ansteuern lässt. Sie ist — überaus positiver, sehr wünschenswerter — Nebeneffekt. Schon das Wort allein sagt es ja: Emergenz = Selbstorganisation. Erst zusätzliches Wissen schafft die Substanz, die emergieren kann
.

Sagen wir so: eine wissenschaftliche Tätigkeit bringt nicht immer zum Erfolg. Es betrifft alle Wissenschaften. Nur das Verbleibende hat ein Wert. Wenn wir aber über Philosophie reden (wie auch jede andere Wissenschaft), dann sprechen wir über Erfolge. Sicherlich haben sie auf dem Fundament der Misserfolge sich gebaut. Dennoch die geschichtliche Entwicklung zum Erkenntniss, dass 2+2=4 ist, ist für das Erkenntnis selbst ist unrelevant. So passiert auch in Philosophie. Relevant ist nur wenn etwas Neues entsteht, das nachhaltig weitere Entwicklung des betreffendes Gebietes bewirkt.

Zitat:
Es bedarf also IMMER des ernsthaften Wunsches, mehr Wissen zu erlangen.
Na ja, die Eigenschaft - die Neugier - ist uns in der Wiege gelegt. Weiter wirkt die kulturelle Umwelt und eigene Begabungen und Charaktereigenschaften, die unsrer Neugier zum einigen Themen verschärft oder mindert.

Zitat:
Wo dieser Wunsch (und entsprechendes Bemühen) fehlt, kann sich höchstens rein zufällig Neues ergeben — wird dann aber meist gar nicht als solches erkannt:
Es ist dann, als ob jemand einen Rohdiamanten findet, ihn aber wegwirft, weil er ihn als solchen gar nicht erkennt (da er i.A. ja noch mit Schmutz ummantelt daherkommt).

 
Es ist keine explizit für die Philosophie geltende Angelegeheit.
Beitrag zuletzt bearbeitet von Irena am 20.03.2013 um 12:32 Uhr.
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Beiträge: 1.566, Mitglied seit 11 Jahren
 
Irena schrieb in Beitrag Nr. 2028-4:
Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 2028-1:
 
Wo man mit den Mitteln der Informatik nach Wissen sucht, geschieht das i.A. zweckgebunden und unter Hinnahme gut abschätzbarer Ungenauigkeiten. Sie hinzunehmen dient dem Ziel, trotz begrenzter Ressourcen zu einem praktisch verwertbaren Ergebnis zu kommen.

Informatik ist eine Wissenschaft und ihre Mittel sollte ähnlich den anderen Wissenschaften sein: menschliche Intelligenz, Mathematik, Logik

"geschieht das i.A. zweckgebunden" - in wessen Aftrag?
"unter Hinnahme gut abschätzbarer Ungenauigkeiten" - was ist gemeint. Eigentlich jede Wissenschaft weißt die gewisse Ungenauigkeiten, da neben Hauptströmung gibt es Randströmungen, die sich zum Hauptströmung oportun verhalten.

"Sie hinzunehmen dient dem Ziel, trotz begrenzter Ressourcen zu einem praktisch verwertbaren Ergebnis zu kommen" - warauf beziehen sich die begrenzte Ressourcen? Unsere Wissen allgemein ist begrenzt. Ob es auf digitalen ob auf klassischen Weg eingeegnet wäre...


Die Mittel der Informatik  s i n d  menschliche Intelligenz, Mathematik und Logik.

Bei der Informatik aber kommt (anders als in der Mathematik) ganz wesentlich ein ingenieur-mäßiges Element hinzu: Die Bereitschaft nämlich, Kompromisse zu schließen, in der Absicht, auch dort noch was Brauchbares zu schaffen, wo das eigentlich Geforderte sich als nicht erreichbar herausstellt.

Beispiel: Wo ein eigentlich geplantes Projektergebnis im gesetzten Zeit- und Budget-Rahmen nicht erreichbar ist, wird man das Ziel modifizieren oder Abstriche an eigentlich selbstverständlicher Qualität machen.

 
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Beiträge: 1.566, Mitglied seit 11 Jahren
 
Henry schrieb in Beitrag Nr. 2028-8:
 
Der "Wert" einer Rede hat mit ihrer "Logik" nur sehr bedingt etwas zu tun.


Ich habe ja nicht gesagt, dass eine unlogische Rede niemals Wert haben kann (sie könnte z.B. jemand beruhigen, was ein Wert in sich sein kann).

Was ich gesagt habe war:

Erst wer das Ausmaß, in dem eine Rede Logik enthält, genau erkannt hat, wird wissen,  w e l c h e n  Wert die Rede hat.


Natürlich ist damit auch gemeint, wie  v i e l  Wert die Rede hat.

 
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Beiträge: 1.503, Mitglied seit 17 Jahren
Irena schrieb in Beitrag Nr. 2028-4:
Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 2028-1:
 
Wo man mit den Mitteln der Informatik nach Wissen sucht, geschieht das i.A. zweckgebunden und unter Hinnahme gut abschätzbarer Ungenauigkeiten. Sie hinzunehmen dient dem Ziel, trotz begrenzter Ressourcen zu einem praktisch verwertbaren Ergebnis zu kommen.

Informatik ist eine Wissenschaft und ihre Mittel sollte ähnlich den anderen Wissenschaften sein: menschliche Intelligenz, Mathematik, Logik


Zitat:
Die Mittel der Informatik  s i n d  menschliche Intelligenz, Mathematik und Logik.

Ja, aber wo hier die Verknüfung mit der Philosophie?!
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Beiträge: 1.566, Mitglied seit 11 Jahren
 
Irena schrieb in Beitrag Nr. 2028-11:
Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 2028-5:
 
Es gibt durchaus Menschen, die Zusammenhänge irgendwelcher Art einfach nur verstehen wollen, weil sie ihnen interessant erscheinen.
Irgend ein darüber hinausgehender Zweck muss da nicht notwendig gegeben sein.

Nein, die Zusammenhänge verstehen wollen ist nichts anders als das Lernen. Wir lernen indem wir Zusammenhänge verstehen. Viel einfacher zu lernen ist, wenn es Einem auch interessiert ist. Die Philosophie ist nicht die schon bekannte Zusammenhänge zu verstehen. Philosophie ist die Zusammenhänge zu entdecken. Ich sehe ein wesentliches Unterschied zwischen verstehen und entdecken.


Hi Irena,

auch ich sehe einen wesentlichen Unterschied zwischen dem Verstehen einerseits und dem Entdecken andererseits.

Der Philosophie aber ist das Verstehen ganz sicher  v i e l  wichtiger als das Entdecken (welches ja vor allem Mittel zum Zweck ist: Zusätzliche Eigenschaften oder Zusam­menhänge zu entdecken, hilft sehr oft, schon bekannte besser zu verstehen). Kurz:

Sammler wollen viel entdecken — Philosophen aber wollen verstehen.


Gruß, grtgrt
 
Beitrag zuletzt bearbeitet von Grtgrt am 20.03.2013 um 13:53 Uhr.
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Beiträge: 1.503, Mitglied seit 17 Jahren
Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 2028-15:
Der Philosophie aber ist das Verstehen ganz sicher  v i e l  wichtiger als das Entdecken (welches ja vor allem Mittel zum Zweck ist: Zusätzliche Eigenschaften oder Zusam­menhänge zu entdecken, hilft sehr oft, schon bekannte besser zu verstehen). Kurz:

Sammler wollen viel entdecken — Philosophen aber wollen verstehen.

Da bin ich ganz und gar nicht einverstanden. Verstehen ist das Sammeln. Ein richtiges Schluss daran ziehen, die neue Zusammenhänge zu entdecken - es ist die Emergenz.

Ich denke du reduzierst die Philosophie auf einer Art Kunstkritik, die die Kunst verstehen will, dennoch keine Künst selbst schafft. Ohne Künstler - der Entdecker - würde keine Kunstkritik möglich. Die Kunst kann ohne Kritiker leben, die Kritiker ohne Kunst - nie.
Beitrag zuletzt bearbeitet von Irena am 20.03.2013 um 14:18 Uhr.
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Irena schrieb in Beitrag Nr. 2028-14:
 
Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 2028-12:
Die Mittel der Informatik  s i n d  menschliche Intelligenz, Mathematik und Logik.

Ja, aber wo hier die Verknüpfung mit der Philosophie?!


Diese Verknüpfung ist darin zu sehen, dass
  • die Mathematik als Teil der Philosophie entstand
  • und dann weiter die Informatik aus der Mathematik hervorging.

Das Kunstwort "Informatik" steht für "Informationsverarbeitung". Und genau das ist die Philosophie eben auch.

Den wahren Unterschied aller 3 Disziplinen sehe ich vor allem darin, dass
  • die Mathematik zu einer extrem formalisierten Art der Informationsverarbeitung geführt hat,
  • und die Informatik hierbei bis an die Grenzen ging (Stichworte: Bit, Berechenbarkeit, Unentscheidbarkeit) und gleichzeitig die zweite Wurzel der Mathematik (das ingenieurmäßige Denken) mit ins Boot geholt hat.

Wenn ich jetzt sagen würde, dass die Informatik die Industrialisierung der Philosophie bedeutet, würde Henry mich für total verrückt erklären.
Dennoch ist daran schon ein Körnchen Wahrheit, wie man erkennt, wenn man sich vor Augen führt, dass die Philosophie (mal abgesehen von dem, was die Philosophen antrieb, sie zu betreiben) vor allem eine Denktechnik ist — ohne sie wären wir heute nicht, wo wir sind.

 
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Beiträge: 1.566, Mitglied seit 11 Jahren
 
Irena schrieb in Beitrag Nr. 2028-16:
 
Ich denke du reduzierst die Philosophie auf einer Art Kunstkritik, die die Kunst verstehen will, dennoch keine Kunst selbst schafft.


Das tue ich ganz und gar nicht.

Mir ist aber sehr wohl klar, dass auch ein Künstler erst dann Kunst wird schaffen können, nachdem er gelernt hat, mit entsprechendem Werkzeug virtuos umzugehen (mit geeigneten Farben und Pinseln etwa, mit Palette, Leinwand, Öl, den Gesetzen der Perspektive und des Lichts, ...).

Das Werkzeug der Philosophen aber ist einzig und allein das wirklich  l o g i s c h e  Denken.


Anders als offenbar Henry und Ernst, sehe ich keineswegs alle Philosophen schon als Weise.

Dazu werden sie frühestens, wenn sie ihr Werkzeug — die Logik — quasi im Schlaf beherrschen, so also, dass andere sie in dieser Hinsicht "zaubern" sehen (eben so, wie Richard Feynman sein Werkzeug — Mathematik — derart gut beherrscht hat, dass er sagen konnte: "Die eigentliche Rechnung braucht man erst durchzführen, wenn man ihr Ergebnis schon kennt").

 
Beitrag zuletzt bearbeitet von Grtgrt am 20.03.2013 um 15:10 Uhr.
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Beiträge: 2.307, Mitglied seit 13 Jahren
Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 2028-18:
 
Irena schrieb in Beitrag Nr. 2028-16:
 
Ich denke du reduzierst die Philosophie auf einer Art Kunstkritik, die die Kunst verstehen will, dennoch keine Kunst selbst schafft.


Das tue ich ganz und gar nicht.

Mir ist aber sehr wohl klar, dass auch ein Künstler erst dann Kunst wird schaffen können, nachdem er gelernt hat, mit entsprechendem Werkzeug virtuos umzugehen (mit geeigneten Farben und Pinseln etwa, mit Palette, Leinwand, Öl, den Gesetzen der Perspektive und des Lichts, ...).

Das Werkzeug der Philosophen aber ist einzig und allein das wirklich  l o g i s c h e  Denken.


Anders als offenbar Henry und Ernst, sehe ich keineswegs alle Philosophen schon als Weise.

Dazu werden sie frühestens, wenn sie ihr Werkzeug — die Logik — quasi im Schlaf beherrschen, so also, dass andere sie in dieser Hinsicht "zaubern" sehen (eben so, wie Richard Feynman sein Werkzeug — Mathematik — derart gut beherrscht hat, dass er sagen konnte: "Die eigentliche Rechnung braucht man erst durchzführen, wenn man ihr Ergebnis schon kennt").

 

Du hast mal wieder nicht richtig gelesen, denn ich habe geschrieben, dass Philosophie "Liebe zur Weisheit" bedeutet, wo steht damit, dass Philosophen W(w)eise wären? Sie lieben die Weisheit (oder sollten sie lieben), und philosophieren in diesem Sinne bedeutet, nach Weisheit streben, das ist etwas ganz anderes. Ich kann dir aber versichern, dass du auf dem Weg zur Weisheit nocht ganz am Anfang stehst, und wenn du deine übertriebene Hoffnung auf Erkenntnis durch deine Definition von Logik nicht aufgibst, wirst du scheitern.
Signatur:
Herr Oberlehrer

Die Wolken ziehen hin. Sie ziehen auch wieder her.
Der Mensch lebt einmal. Dann nicht mehr.

(Donald Duck)
Beitrag zuletzt bearbeitet von Henry am 20.03.2013 um 15:18 Uhr.
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Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 2028-18:
Das Werkzeug der Philosophen aber ist einzig und allein das wirklich  l o g i s c h e  Denken.

Damit nichts gesagt, weil es ein Werkzeug des Homo Sapiens.

Ein guter Logiker ist keinesfalls ein Philosoph. Daher die Frage: Was ist genau die Philosophie? bleibt unbeantwortet.

Dich z. B. quällen die philosophische Fragen. Du gehest ihnen nach, du philosphierst. Dabei erweist sich keinesfalls als guter Logiker (wenn du auch selbst mag es anzunehmen). Gerade diese unlogische Unstimmigkeiten lassen hier viele glühen. Für mich dagegen dein Streben nicht schon angetrampelte Wege zu gehen, dein eigenen Weg zu suchen, überwiegt die oft nicht nachvollziehbaren Schlussfolgerungen.

Ich wünsche dir mal Erfolg auf deinem Wege.
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