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Dilemma

Thema erstellt von Uwe. 
Beiträge: 462, Mitglied seit 18 Jahren
Ich habe heute mal ein kleines Problem wirtschaftlicher Natur und möchte um Meinungen und Lösungsansätze bitten.

1. Sigfried Schuster hat eine einfache Geschäftsidee: Er möchte Sandalen und Pantoffel herstellen und verkaufen. Viel Arbeit macht das nicht, das Material ist günstig und er könnte für ein Paar Schuhe so etwa 12 bis 15 Euro verlangen. Von diesen Schuhen würde er realistiescherweise am Tag etwa 5 Paar verkaufen. Seine Einnahmen lägen so bei 60 bis 75 Euro am Tag = 1200 bis 1500 Euro pro Monat. Abzüglich des Materialaufwandes von 300 Euro hätte er somit 900 bis 1200 Euro für seine Arbeitskraft und das würde ihm auch reichen. Nun brauchte er aber ein Ladengeschäft, wo er seine Ware präsentieren und verkaufen kann. Die Miete dafür beträgt monatlich 800 Euro, so dass ihm für seine Arbeit nur noch etwa 100 bis 400 Euro verbleiben würden. Macht er die Schuhe teurer, kauft sie keiner mehr, lässt er den Preis so, arbeitet er praktisch für umsonst. Er steckt in einem Dilemma...

2. Cornelia Codeman ist autodidaktische Hobbyprogrammiererin und nutzt die kostenlose .NET-Entwicklungsumgebung von Microsoft. Nun hat sie ein kleines Programm geschrieben, welches vielleicht auch für andere interessant sein könnte. Da es nichts Spektakuläres ist, würde sie dafür auch nur 10 Euro pro Lizenz verlangen können, nur darf sie mit der kostenlosen Edition keine selbst geschriebenen Programme verkaufen... Sie müsste also zunächst eine volle Lizenz erwerben und die kostet ungefähr 1000 Euro. Findet sie für ihr kleines Programm keine 100 Interessenten, macht sie Verlust, verlangt sie mehr als 10 Euro, findet sie keine 100 Kunden. Sie steckt in einem Dilemma...

Wie würdet Ihr in beiden Fällen versuchen, aus der Zwickmühle zu kommen? Das sind zwar rein theoretische Probleme, aber ich bin mir sicher, dass viele Menschen in solch Zwickmühlen stecken.
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Dieser Beitrag wurde 666 mal geändert, zuletzt durch GOTT, morgen um 6.23 Uhr
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Cornelia könnte sich mit anderen Programmieren zusammentun und so eine Gruppen- oder Mehrfachlizenz erwerben, die, pro Person vielleicht nur 500 € kostet.

Während Cornelia Software für den kaufmännischen Bereich schreibt, so könnte Ihr neuer Kollege Software für z.B Lagerhaltung entwickeln.
Man könnte so evtl Übergabepunkte zwischen beiden Programmen erarbeiten, bei der die Lagerhaltung auch kaufmännisch verbucht werden könnte.
Es gäbe dann nicht zwei Einzelprogramme für je 10 € sondern ein Gesamtpaket für 30 €, wegen der Kompatibilität der Daten untereinander.
Auch könnte man erworbenes Wissen untereinander austauschen. Nicht jeder müsste alles können, sondern man könnte sich ergänzen.

Eine weiter Möglichkeit wäre, nicht das Programm zu verkaufen, sondern die Lizenz dazu.
Das Programm könnte sie einem Unternehmen übergeben, das seinersets Lizensiert ist, und Programme verkaufen darf.
Sie müsste Ihre Entwicklungsrechte abtreten und dabei würden ihr nur die Lizenzgebühren zustehen, aber ohne Verlustrisiko.
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Wer jung ist, meint, er müsste die Welt retten :smiley8:
Der Erfahrene erkennt, dass er nicht alle Probleme lösen kann
:smiley3:
Beitrag zuletzt bearbeitet von Hans-m am 15.11.2012 um 12:46 Uhr.
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Hans-m schrieb in Beitrag Nr. 1956-2:
Cornelia könnte sich mit anderen Programmieren zusammentun und so eine Gruppen- oder Mehrfachlizenz erwerben, die, pro Person vielleicht nur 500 € kostet.

Interessanter Ansatz. Ob das auch praktikabel ist, kann ich nicht beurteilen.

Hans-m schrieb in Beitrag Nr. 1956-2:
Während Cornelia Software für den kaufmännischen Bereich schreibt, so könnte Ihr neuer Kollege Software für z.B Lagerhaltung entwickeln.
Man könnte so evtl Übergabepunkte zwischen beiden Programmen erarbeiten, bei der die Lagerhaltung auch kaufmännisch verbucht werden könnte.
Es gäbe dann nicht zwei Einzelprogramme für je 10 € sondern ein Gesamtpaket für 30 €, wegen der Kompatibilität der Daten untereinander.
Auch könnte man erworbenes Wissen untereinander austauschen. Nicht jeder müsste alles können, sondern man könnte sich ergänzen.

Auch interessant, nur muss das nicht den Kundeninteressen entsprechen. Von der Art der Software abhängig könnten Interessenten ja nur nach dem Teil Programm suchen, das von Cornelia erstellt wird. Zusatzsoftware im Paket erhöht den Preis. Wer will das schon, wenn er das Extra gar nicht benötigt?

Hans-m schrieb in Beitrag Nr. 1956-2:
Eine weiter Möglichkeit wäre, nicht das Programm zu verkaufen, sondern die Lizenz dazu.
Das Programm könnte sie einem Unternehmen übergeben, das seinersets Lizensiert ist, und Programme verkaufen darf.
Sie müsste Ihre Entwicklungsrechte abtreten und dabei würden ihr nur die Lizenzgebühren zustehen, aber ohne Verlustrisiko.

Damit gibt sie nicht nur die Kontrolle aus der Hand, sondern auch den Gewinn. Wenn ein realistischer Preis für die entwickelte Software bei 10,- Euro liegt, dann ist das nicht genug, den Urheber und die Vertriebsfirma zu entschädigen. Wird das Programm teurer, ist es für Kunden uninteressant. Das ist ja gerade das Dilemme...
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Uwe. schrieb in Beitrag Nr. 1956-3:
Hans-m schrieb in Beitrag Nr. 1956-2:
Eine weiter Möglichkeit wäre, nicht das Programm zu verkaufen, sondern die Lizenz dazu.
Das Programm könnte sie einem Unternehmen übergeben, das seinersets Lizensiert ist, und Programme verkaufen darf.
Sie müsste Ihre Entwicklungsrechte abtreten und dabei würden ihr nur die Lizenzgebühren zustehen, aber ohne Verlustrisiko.

Damit gibt sie nicht nur die Kontrolle aus der Hand, sondern auch den Gewinn. Wenn ein realistischer Preis für die entwickelte Software bei 10,- Euro liegt, dann ist das nicht genug, den Urheber und die Vertriebsfirma zu entschädigen. Wird das Programm teurer, ist es für Kunden uninteressant. Das ist ja gerade das Dilemme...

Hi Uwe.,

dein Gegenargument enthält einen Denkfehler: Es sind ja die 10,- Euro nur der Preis für eine Kopie (= eine Installation des Programms).

Die Lizenz L aber, die man an den Wiederverkäufer der Software gibt, ist was viel Wertvolleres: Sie ist die Erlaubnis, End-User-Lizenzen verkaufen, selbst bepreisen und damit verdienen zu dürfen. Der Preis für L wird sich dann danach bemessen, wie groß du und der Wiederverkäufer den ihm zugänglichen Markt für das Programm einschätzen.

Das wiederum kann davon abhängen, ob du ihm ein exklusives oder nur ein nicht-exklusives Vertriebsrecht einräumst. Im zweiten Fall kannst du dieselbe Vertriebslizenz mehrfach an Interessenten verkaufen.

Gruß, grtgrt
 
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Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 1956-4:
dein Gegenargument enthält einen Denkfehler: Es sind ja die 10,- Euro nur der Preis für eine Kopie (= eine Installation des Programms).

Die Lizenz L aber, die man an den Wiederverkäufer der Software gibt, ist was viel Wertvolleres: Sie ist die Erlaubnis, End-User-Lizenzen verkaufen, selbst bepreisen und damit verdienen zu dürfen. Der Preis für L wird sich dann danach bemessen, wie groß du und der Wiederverkäufer den ihm zugänglichen Markt für das Programm einschätzen.

Das wiederum kann davon abhängen, ob du ihm ein exklusives oder nur ein nicht-exklusives Vertriebsrecht einräumst. Im zweiten Fall kannst du dieselbe Vertriebslizenz mehrfach an Interessenten verkaufen.

Das leuchtet ein und macht tatsächlich Sinn.
Gibt es einen ähnlichen Ansatz eventuell auch für die Schuhe?
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Uwe. schrieb in Beitrag Nr. 1956-5:
Gibt es einen ähnlichen Ansatz eventuell auch für die Schuhe?

Hi Uwe.

In dem Fall, so würde ich meinen, könnte man versuchen, mit einem Schuhgeschäft (keine Kette, sondern ein kleineres, über das eine einzelne Familie ihren Lebens­unterhalt verdient) dahingehend ins Geschäft zu kommen, dass man mit ihnen vereinbart, deine Schuhe auf Provisionsbasis mit zu verkaufen so lange sich das für euch beide lohnt.

Du müsstest deine Schuhe dann dort also nur abliefern, der andere würde sie in sein Regal stellen und bei jedem Verkauf eines Paares einen Teil des Gewinns erhalten.
Wenn du ihm die Möglichkeit gibst, diese Vereinbarung jederzeit fristlos zu kündigen, könnte es gut sein, dass er mitmacht — natürlich nur, wenn tatsächlich ein Markt für deine Schuhe vorhanden ist, die also nicht ewig in seinem Regal stehen werden. Aber genau das könnte man ja auf diese Weise ja auch rausbekommen.

Vorteil dieses Verfahrens: Du kannst nach Bedarf produzieren (z.B. nur das Modell, was sich derzeit am besten verkauft).

Auf jeden Fall solltest du vorweg schon ein kleines Werbeplakat entwerfen, welches neben die Schuhe gestellt auf sie und ihre Vorteile aufmerksam macht.
Wichtig ist, dass es professionell gestaltet aussieht, da man sonst von zu schlechter Qualität des Plakates auf zu schlechte Qualität der Schuhe schließen wird.
Es sollte kurz und bündig seriös informieren, also schnörkellos sein.


Gruß, grtgrt
 
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Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 1956-6:
In dem Fall, so würde ich meinen, könnte man versuchen, mit einem Schuhgeschäft (keine Kette, sondern ein kleineres, über das eine einzelne Familie ihren Lebens­unterhalt verdient) dahingehend ins Geschäft zu kommen, dass man mit ihnen vereinbart, deine Schuhe auf Provisionsbasis mit zu verkaufen so lange sich das für euch beide lohnt.

Das Problem dabei ist, dass die Geschäfte einen so hohen Anteil an Provision verlangen, dass den Herstellern kein Gewinn mehr bleibt. Also, es ist nicht mein Business (weder stelle ich Schuhe her, noch entwickle ich Software), aber ich frage mich oft, wie jemand mit der "Geiz ist geil" - Mentalität als kleiner Produzent noch überleben kann, wenn er einerseits billig anbieten soll, andererseits dann aber noch alles abgeben muss.

Zum Verkauf von Waren nochmal allgemein: Etwas in Kommission zu verkaufen, mag ein guter Ansatz sein, aber bei den verlangten Margen von bis zu 30% (z.B. Amazon gebrauchte Bücher, Second-Hand-Geschäfte etc.) bleibt unter dem Strich nichts hängen. Das trifft nicht nur für gebrauchte Dinge zu, sondern auch für Neuware. Schreib mal ein Buch und versuche, das zu veröffentlichen. Bei einem veranschlagten Buchpreis von etwa 15,- Euro bleiben dem Autor ca. 1,20 € pro verkauftem Buch. Insofern sind Ideen gefragt, wie gerade die ganz Kleinen etwas mehr für sich erwirtschaften könnten. Das war meine Intention bei der Threaderöffnung ;-)
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