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Anti-Wissenschaftsbewegung in den USA

Thema erstellt von Bauhof 
Beiträge: 1.503, Mitglied seit 17 Jahren
Hier sind ein Paar Auszüge aus dem Buch F. Cap (ein Physiker) "Glaube und Religion aus der Sicht eines Naturwissenschaftlers" (Hervorhebung von mir):

"Auch heute hat sich noch nicht viel geändert. Im Jahre 1960 erklärte der oberste Gerichthof der Vereinigten Staaten von Amerika, das Gesetzt des Staates Maryland, dass jemand, der ein öffentliches Amt bekleiden wolle, an die Existenz Gottes glauben müsse, sei rechtmässig. Das Gericht von Maryland hatte nämlich einem Notar die amtliche Zulassung verweigert, weil er ein erklärter Atheist war.

An den meisten süddeutschen Universitäten würde noch heute das offene Bekenntnis einer antichristlichen oder atheistischen Weltanschauung ein Berufshemmnis sein...."

Verfolgen wir jetzt Deutschland. U.Kutschera (anerkannte Biologe und Autor der Evolutionsbiologie, 2001) schreibt in Vorwort seines Buches "Kreationismus in Deutschland":
Zitat:
Vor zwanzig Jahren (1986) ist ein Schulbuch ... erschienen, welches von außen betrachtet für ein Imitat des Klassikers Linder-Biologie gehalten werden kAnn. Vom Inhalt her verfolgte es jedoch andere Ziele. Unter dem Titel Entstehung und Geschichte der Lebewesen. Daten und Deutungen für den schulischen Bereich hatten Gymnasiallehrer Reinhard Junker (Baiersbronn) und der Mikrobiologe Siegrfried Scherer (damals Universität Konstanz) unter Mitarbeit von sieben Koautoren den "erste(n) Versuch in deutschen Sprachraum (unternommen), den in der Schule gebrauchten Argumenten für Evolution eine auf (bilblischen) Schöpfungslehre beruhende Gegenposition beizugeben" (Zitat aus dem Vorwort). Diese "ergänzende Schulbuch" lief unter dem Logo Weyel Biologie so gut, dass bereits 1988 eine erheblich überarbeitete Neuauflage erschienen konnte...

Die 4.Auflage des Klassikers des deutschen Kreationismus wurde 1998 unter dem neuen Titel Evolution - ein kritisches Lehrbuch im Weyel Lehrmittelvertrag publiziert. Das didaktisch geschickt aufgemachte Werk wird zum Herstellungspreis verkauft. Es hat unzählige naturwissenschaftliche Laien in die Irre geführt, weil einerseits biologische Fakten (Artbildungsprozesse) , anderseits Glaubensinhalte (vom biblischen Gott erschaffene "Grundtypen") zu einer Art "Theo-Biologie" verwoben sind, die ein Nicht-Spezialist kaum noch entwirren kann... Der inzwischen mit der US-Intelligent Design (ID) - Bewegung sympathisierende deutsche W+W-Kreationismus konnte durch Zusammenarbeit mit dem Berliner Filmemacher F-Poppenberg und der Untersützung des Zeugen Jehovas Dr. W.-E- Lönning (Max-Planck-Institut für Züchtungsforschung) propagandistisch enorm an Boden gewinnen.

... dass bereits 2001 die 5. Auflage des bunt bebilderten Propagandastücks erscheinen könnte. Diese Fassung des Kreationisten-klassikers wurde in November 2002 unter lobenden Worten des Ministerpräsidenten des Landes Thüringen mit einem so genannten "deutschen Schulbuchpreis" ausgezeichnet

Ich hoffe Kutchera wird mir für diese lange Zitat verzeihen, weil diese Fakten m.E. müssten uns allen Augen öffnen und zeigen die Gefahr längst nicht nur in Übersee. Vielleicht war sie auch nie ganz verschwunden. Vielleicht ihre verstärkte Auftritt ist mit der Wissenschaft selbst zu tun. Wenn man stoßt in Wissenschaft auf Unerklärliche, wie etwa Quantenwelt. Weil die Wissenschaftler erlauben sich die "spirituelle" Vorstellungen - etwa Paralleluniversen und Co. Weil die NAturwissenschaftler müssen oft verlassen ihre eingeschlagene Weg der NAchweisbarkeit und beginnen zu interpretieren.

Beitrag zuletzt bearbeitet von Irena am 11.07.2008 um 08:23 Uhr.
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Beiträge: 56, Mitglied seit 15 Jahren
Hallo an Alle,
Fazit zum vorhergegangen Beitrag von Irena:
Allein durch Bildung, konsequent von religiösen Einflüsse jedweder Art getrennt, wird der Mensch das "aha-
Gefühl, und die Emanzipation alleine erreichen. Es liegt in der Natur des Menschen, sich und anderen Menschen
Fragen zu stellen, aber auch, nach Einsicht , sein Wissen , seine Erfahrung und seine Reife zu erweitern. Nur damit wird er fähig, gegenüber allen " Kutscheras" an seinem eigenen Kriterium festzuhalten.Je erfahrener und reifen ein Mensch wird, umsomehr räume ich ihn das Recht ein (am liebsten würde ich ihn verpflichten), Kritik
zu üben.
Aufgrund der uns bewussten Kurzlebigkeit neigen wir dazu und wünschen wir uns, die Entwicklung schneller
voranzutreiben. Dann stellen wir fest, wo unsere Grenzen sind!!
Zum Glück und als Trost sind die Politiker, Lehrkräfte und Moralapostel (nicht nur in der USA) auch sterblich
und ihre Nachfahren werden dazu lernen! (ja wenn das alles nur schneller ginge!!!)
Signatur:
Helmut , Spanien " Das Staunen ist eine Sehnsucht nach Wissen"
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Beiträge: 1.503, Mitglied seit 17 Jahren
Hallo Helmut,

du hast nicht richtig verstanden. Kutchera ist gegen Vernetzung der Bildung mit Religion.

Ich denke, Bildung muss möglichst keine religiöse und ideologische Inhalt beinhalten. Wenn ich erweitere es mit Ideologie, wird es besoders sichtbar, dass es ein Wunsch als real erreichbares Ziel ist.
Die Werte werden auch durch Bildung (Gedichte, Geschichte) gebildet. Diese Werte sind das Filter, durch den wir unsere Umwelt wahrnehmen. Wenn die Schule nimmt Abstand von die Bildung der Werte (was sie objektiv kann nicht tun, weil sie die Vertreterin der Staat ist), dann werden die Werte trotzdem entstehen, spontan durch soziale Kommunikation, durch Familien-Einflüß etc.

Ich denke, das Wichtigste für die Lösung in diesem Thread angesprochen Problem ist Nicht den Gott aus der Schule vertreiben - die Frage nach Gott. Die Wissenschaft hat nicht ihre Ziel (was durchaus Anfangs war) den Gott zu verneinen. Die Wissenschaft soll (und auch meistens tut) sich in dieser Frage neutral verhalten. Sie liefert aber Erkenntnisse, die Religion muss in ihre Ideensystem irgendwie einbauen.

Ofiziell ist der Staat und Kirche getrennt. Ist es aber wirklich so? Wo findet sich Religionsunterricht statt? Warum der, in meinen vorigen Beitrag erwähnte Buch der deutschen Kreationisten, hat erfolgreich 6 Auflagen geschafft und war sogar mit Schulpreis ausgezeichnet? Was hat dieses Buch in der Schulen verloren? Schule muss Wissenvermitteln, nicht die Glaube.

Problem ist, dass Wissenschaft ist keine einheitliche Strom. Es gibt viele sich widersprechenden Theorien. Wir - die Allgemeinheit - unter Wissenschaft verstehen meistens die etablierten Theorien, die von meisten Wissenschaftlern angenommenen Theorien. Wir müssen aber in klaren sein, dass es kein Garant für die Richtigkeit dieser Theorien ist. Also ein HAuch Selbstzweifel ist durchaus angebracht.

Wenn aber über die Schulen gehts. Denke ich, dass hier muss unbedingt demokratische Prinzip der Etablierung der Theorien gelten. Die etablierte Theorie (hier die Evolutionstheorie) muss in der Schule, nicht eine von kleinen Abzweigungen, die durch den religiösen Forschung fortgetrieben wird.
Etablierte von Wissenschaftsgemeinschaft, nicht religiösen oder Liengemeinschaften.

Gruß
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Beiträge: 1.375, Mitglied seit 16 Jahren
Irena schrieb in Beitrag Nr. 1196-23:
Hallo Helmut, du hast nicht richtig verstanden. Kutchera ist gegen Vernetzung der Bildung mit Religion.
Hallo Irena,

Ja, Kutschera ist gegen die Vernetzung von Bildung und Religion. Das ergibt sich auch aus der Rezension zu seinem Buch, siehe hier:
http://www.wissenschaft-online.de/artikel/960939
Inzwischen ist die dritte Auflage erschienen: http://www.science-shop.de/artikel/851497

Ich selbst besitze dieses Buch nicht, denn Biologie ist nicht mein Thema. Und auf das Buch von Gerald Holton "Wissenschaft und Anti-Wissenschaft" bin ich nur zufällig aufmerksam gemacht worden durch dieses Buch [1] von Gerald Holton.

Mit freundlichen Grüßen
Eugen Bauhof

[1]Holton, Gerald
Themata zur Ideengeschichte der Physik.
Braunschweig 1984. Vieweg-Verlag
ISBN=3-528-08585-1
Signatur:
Der Kluge lernt aus allem und von jedem,
der Normale aus seinen Erfahrungen,
und der Dumme weiß alles besser.
Sokrates.
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Beiträge: 56, Mitglied seit 15 Jahren
Zitat:
Irene schrieb in ihrem Beitrag 1196/23
du hast nicht richtig verstanden. Kutchera ist gegen Vernetzung der Bildung mit Religion.

Pardon, ich lebe seit über 40 Jahren in Spanien und verfüge über eine reduzierte Anzahl deutscher Literatur!
Ansonsten finde ich deine Ausführungen sehr gut!
In Spanien, einst ein sehr konservatives katholisches Land, sind heute vorwiegend nur noch die Symbolik
sichtbar, Die Kirche dient fast nur noch für feierliche Akte, wie Taufe, Firmung, Hochzeit, etc. Auch in der
Öffentlichkeit limitiert sich die Religiösität auf Festlichkeiten mit aufwendigen Prozessionen wie z.B. in der
Karwoche. Diese Reliquien will er keinesfalls missen, auch wenn er (ca.80%) sonst nicht in Kirche geht.
Nach ca. 40-jähriger Diktatur hat nun nach 30 Jahren die Demokratie ein Prototyp von Spanier hervorgebracht,
der in allen Bereichen äusserst tolerant ist. Er betrachtet die Religion als Teil seiner Geschichte. hält an seinen
moralischen Werten, von der Vernunft gesteuert, fest und hat sich in 3 Dekaden zum liberalen Weltenbürger entwickelt. Die Bildung ist sehr gut und liberal, doch hält in die Vergangenheit noch fest in Bezug auf sein
nationales Verständnis. Sehr viele sind immer noch - zuerst Katalanen, Basken oder Galizier - und dann erst
Spanier und fast gleichzeitig Europäer! - Insgesamt jedoch - eine sehr positive Entwicklung in kurzer Zeit!

Eine rasante Veränderung der Mentalität wird zur Zeit in Russland sichtbar. Das im April erschienene Buch
von Thomas Roth, seit 17 Jahren dt. Journalist in Moskau, über das heutige Russland ist sehr interessant!

Grüsse Helmut
Signatur:
Helmut , Spanien " Das Staunen ist eine Sehnsucht nach Wissen"
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