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Was ist eigentlich das Gewissen?

Thema erstellt von Tomm 
Tomm
Ich zitiere einen längeren Text von Bert Hellinger aus "Wahrheit in Bewegung" Seite 68-70.

Das letzte Tabu
Das letzte Tabu ist das Gewissen. Viele fragen hier sofort: Ist das Gewissen nicht etwas Heiliges? Ist es nicht das Höchste? Muss man ihm nicht unter allen Umständen folgen?
Doch was geschieht, wenn wir unserem Gwissen folgen? Viele stellen sich damit gegen andere, denen sie unterstellen, sie handelten gegen ihr Gewissen oder seien sogar gewissenlos. Durch das Familien-Stellen ist aber ans Licht gekommen, dass sich das Gewissen von Person zu Person und von Gruppe zu Gruppe unterscheidet. Wenn jemand daher von anderen verlangt, sie sollen das gleiche Gewissen haben wie er, verlangt er von ihnen im Grunde, sie sollen sich gegen ihr Gewissen verhalten und damit die Zugehörigkeit zu der für ihr Überleben wichtigen Gruppe aufs Spiel setzen. Das gilt natürlich auch umgekehrt, wenn wir von anderen erwarten, sie müssten das gleiche Gewissen haben wie wir.

Die Angst
Dieses Gewissen ist nur insofern für uns das Höchste, als jedes Handeln gegen dieses Gewissen unsere Zugehörigkeit zu der für unser Überleben wichtigen Gruppe gefährdet. Denn das Gewissen ist zunächst und ursprünglich ein Überlebensinstinkt, mit dessen Hilfe wir ohne Reflexion unmittelbar wahrnehmen, was von uns verlangt wird, damit wir unsere Zugehörigkeit nicht verlieren. Daher ist es auch kein persönliches Gewissen in dem Sinne, als würde jemand in freier Entscheidung seinem Gewissen folgen. Denn jeder folgt seinem Gewissen aus Gewissensangst, eben der Angst, dass er aus einer Gruppe verstoßen wird, wenn er ihm nicht folgt.
Das Gewissen ist die verinnerlichte Wahrnehmung der in der ursprünglichen Gruppe geltenden Normen. Schon bevor wir darüber nachdenken, warnt es uns über ein unmittelbares, auch körperlich spürbares Unbehagen, von diesen Normen abzuweichen. Dieses Unbehagen nennen wir dann das schlechte Gewissen.

Die Folgen
Was sind die Folgen, wenn alle ihrem Gewissen folgen? Weil sich die Gewissen von Person zu Person und von Gruppe zu Gruppe unterscheiden, schauen verschiedene Menschen und Gruppen, wenn sie ihrem Gewissen folgen, nicht in die gleiche Richtung und verfolgen nicht die gleichen Ziele. Vielmehr setzen sie sich durch ihr Gewissen von den anderen Menschen und Gruppen ab, suchen sich ihrer zu erwehren und sie sogar zu vernichten. Warum? Weil sie das Gewissen der anderen als eine Gefahr für das eigene Gewissen wahrnehmen und damit auch als Gefahr für die eigene Gruppe.

Die Frage
Das In-Frage-Stellen des eigenen Gewissens stellt nicht nur die eigene Identität in Frage. Es stellt die Normen der eigenen Gruppe in Frage und die in ihr erlaubten Wahrnehmungen der Wirklichkeit. Vor allem aber stellt es die religiösen Überzeugungen in Frage: den eigenen Gott, die eigene Erwählung, den eigenen Himmel und die eigene Hölle. Es stellt die Überlegenheit der Guten über die Bösen in Frage und die daraus abgeleiteten Rechte und die eigene Moral.
Alle Vorstellungen von Gott in den großen Religionen beschreiben ihn als moralisch nach dem eigenen Gewissen, die einen erwählend und die anderen verwerfend. Daher ist es kein Wunder, dass die Aufklärung, die dieses Gottesbild und die damit verbundenen Hoffnungen und Ängste als allzu menschlich entlarvt, als eine fast tödliche Gefahr für den Zusammenhalt und das Überleben der eigenen Gruppe gefürchtet und abgewehrt wird.
Das Gleiche gilt natürlich für andere, ähnliche Überzeugungen, zum Beispiel politischer Natur wie etwa die jeweilige political correctness, deren In-Frage-Stellen ähnliche Ängste und Widerstände auslöst.
Aber wird die eigene Gruppe dadurch wirklich gefährdet? Oder bereitet diese Aufklärung nicht der Anerkennung der wesentlichen Gleichheit aller Menschen und aller Gewissen den Weg? Nimmt sie diesen Gruppen nicht den Stachel der Einmaligkeit und der Anmaßung über andere? Ist diese Aufklärung nicht ein Wegbereiter des Friedens?


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Die Vorstellung des Autors zum Gewissen erscheint mir äußerst wirr.

Zitat:
Das Gewissen ist die verinnerlichte Wahrnehmung der in der ursprünglichen Gruppe geltenden Normen.
und
Zitat:
dass sich das Gewissen von Person zu Person und von Gruppe zu Gruppe unterscheidet

Bin ich der einzige der dort einen Widerspruch sieht? Der zweiten Aussage stimme ich zu (aber nicht der Begründung), die erste Aussage unterstütze ich nicht.

Wenn ich das richtig verstehe, dann reduziert der Autor damit das Gewissen auf einen Regelsatz der vom Individuum anerkannt wird, um sich seiner Mitgliedschaft einer Gruppe gegenüber und seines sozialen Statuses zu versichern.

Das erklärt nicht wie Menschen sich aus Gewissensgründen gegen ihre Gruppe richten können (auch wenn ihnen keine andere Gruppe als Alternative zur Verfügung steht).

Das Gewissen ist imo eine zum Teil anerzogene, zum Teil selbst entwickelte Handlungsbeurteilungsgrundlage.
So kann man auch Gewissensbisse verspüren indem man keinerlei anerkannte gesellschaftlichen Regeln oder Normen verletzt hat - oder man verspürt keinerlei Gewissensbisse, obwohl man gegen gesellschaftliche Regeln verstoßen hat und eine Bestrafung zu erwarten hat.

Außerdem beschreibt der Autor das Gewissen als etwas starres - geradezu die Instanz des Konservatismus. EIne Einschätzung die ich nicht teile - im Gegenteil unterliegt das Gewissen häufiger Veränderung.

Zitat:
Die Folgen
Was sind die Folgen, wenn alle ihrem Gewissen folgen? Weil sich die Gewissen von Person zu Person und von Gruppe zu Gruppe unterscheiden, schauen verschiedene Menschen und Gruppen, wenn sie ihrem Gewissen folgen, nicht in die gleiche Richtung und verfolgen nicht die gleichen Ziele. Vielmehr setzen sie sich durch ihr Gewissen von den anderen Menschen und Gruppen ab, suchen sich ihrer zu erwehren und sie sogar zu vernichten. Warum? Weil sie das Gewissen der anderen als eine Gefahr für das eigene Gewissen wahrnehmen und damit auch als Gefahr für die eigene Gruppe.
Eine Einschätzung die ich in mehrerer Hinsicht als Humbug bezeichnen möchte.
Signatur:
>Warum sollte der Mensch, im Rahmen seiner beschränkten evolutionären Entwicklung, geistige Fähigkeiten entwickelt haben, um komplexe temporale Paradoxien korrekt zu erfassen?
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Tomm
@Chemo
Zitat:
Die Vorstellung des Autors zum Gewissen erscheint mir äußerst wirr.

Das Gewissen ist die verinnerlichte Wahrnehmung der in der ursprünglichen Gruppe geltenden Normen.
und
dass sich das Gewissen von Person zu Person und von Gruppe zu Gruppe unterscheidet.

Bin ich der einzige der dort einen Widerspruch sieht? Der zweiten Aussage stimme ich zu (aber nicht der Begründung), die erste Aussage unterstütze ich nicht.

1.Es handelt sich um keine Vorstellung oder um etwas Ausgedachtes, sondern um die Schlussfolgerungen aus den Beobachtungen der Wirklichkeit, wie sie sich im Familien-Stellen darstellt. "Vorstellung" ist deine ausgedachte Unterstellung.

2. Worin die "äußerste Wirrheit" und der Widerspruch bestehen soll, hast du leider nicht ausgeführt. Vielleicht bist du ja nur äußerst verwirrt, weil dein Gewissensbegriff in Gefahr geraten ist oder zumindest in Frage gestellt.

Zitat:
Wenn ich das richtig verstehe, dann reduziert der Autor damit das Gewissen auf einen Regelsatz der vom Individuum anerkannt wird, um sich seiner Mitgliedschaft einer Gruppe gegenüber und seines sozialen Statuses zu versichern.

Der Autor reduziert nicht im Sinne eines Willküraktes, sondern nimmt wahr und zieht daraus denkerisch die Konsequenzen. "Anerkannt" und "sich versichern" setzen einen bewussten Vollzug voraus. "Verinnerlicht" bedeutet aber, dass die Normen auch unbewusst befolgt werden können. Das Individuum ist nicht nur einer Gruppe verpflichtet, sondern vielen (eigene Familie, die des Partners, Freunde, Sportverein, Kirche, Gang, Unternehmen etc.). Und die jeweiligen Normen sind verinnerlicht. "Sozialer Status" wäre dann im Sinne des Gewissens als die verinnerlichten Normen derjenigenn zu verstehen, die diesen Status innehaben.

Zitat:
Das erklärt nicht wie Menschen sich aus Gewissensgründen gegen ihre Gruppe richten können (auch wenn ihnen keine andere Gruppe als Alternative zur Verfügung steht). Außerdem beschreibt der Autor das Gewissen als etwas starres - geradezu die Instanz des Konservatismus. EIne Einschätzung die ich nicht teile - im Gegenteil unterliegt das Gewissen häufiger Veränderung. So kann man auch Gewissensbisse verspüren indem man keinerlei anerkannte gesellschaftlichen Regeln oder Normen verletzt hat - oder man verspürt keinerlei Gewissensbisse, obwohl man gegen gesellschaftliche Regeln verstoßen hat und eine Bestrafung zu erwarten hat.

Wenn es mehrere Gruppen gibt und sich das Gewissen derselben voneinander unterscheidet und diese verschiedenen Gewissen im Individuum verinnerlicht sind, dann kann es doch zu einer Andersbewertung kommen, weil man einen anderen Wert als den, der gerade von der Gruppe verlangt wird, für vorrangig hält. Die Identifikation mit einer Gruppe und deren Regeln muss doch nicht 100% sein. Sowas gibt's wahrscheinlich überhaupt nicht. Das Gruppengewissen bedeutet auch nicht, dass es nur eines gibt, das in allen identisch ist. Dann wären ja alle gleichgeschaltet, und der Begriff "Individuum" würde gar keinen Sinn mehr machen. Für den Gruppenzusammenhalt reicht wahrscheinlich "wesentliche" oder "weitgehende" Übereinstimmung aus. Und selbstverständlich sind auch die verschiedenen Gewissen im Individuum nicht starr und absolut voneinander getrennt, so dass man die jeweils anderen Gewissen/Normen nicht zur Verfügung hat. Es geht aber nicht darum, dass gerade eine Gruppe zur Verfügung stehen muss. Und dann noch etwas zur "Instanz des Konservatismus". Normen haben den Zweck, eingehalten zu werden, nichts weiter.

Zitat:
Die Folgen
Was sind die Folgen, wenn alle ihrem Gewissen folgen? Weil sich die Gewissen von Person zu Person und von Gruppe zu Gruppe unterscheiden, schauen verschiedene Menschen und Gruppen, wenn sie ihrem Gewissen folgen, nicht in die gleiche Richtung und verfolgen nicht die gleichen Ziele. Vielmehr setzen sie sich durch ihr Gewissen von den anderen Menschen und Gruppen ab, suchen sich ihrer zu erwehren und sie sogar zu vernichten. Warum? Weil sie das Gewissen der anderen als eine Gefahr für das eigene Gewissen wahrnehmen und damit auch als Gefahr für die eigene Gruppe.
Eine Einschätzung die ich in mehrerer Hinsicht als Humbug bezeichnen möchte.

Wäre schön, Näheres über dieses Verdikt "Humbug in mehrfacher Hinsicht" zu erfahren.
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Es tut mir sehr leid, wenn ich die Offensichtlickeit einiger Aspekte überschätzt habe und deshalb nicht näher darauf eingegangen bin. Das hole ich aber gerne nach.

Es ist schlicht und einfach so, dass sich meine Begriffsdefinition des Gewissens von der des Autors maßgeblich unterscheidet.
Der Autor setzt das Gewissen schlicht mit dem Gesellschaftswertekonsens gleich. Das tue ich nicht.

Alle Eigenschaften, die der Autor dem "Gewissen" zuschreibt sind eine Beschreibung der Instanz des "allgemein anerkannten Wertekonsens der Gesellschaft" und treffen darauf auch zu. DAran habe ich nichts auszusetzen. Nur mit dem, was ich unter Gewissen verstehe hat das nichts zu tun.

Das Gewissen ist für mich die Handlungsbeurteilungsgrundlage, die jeder Mensch auf den eigenen Werten (die er selbst definiert haben kann) und den eigenen moralischen Richtlinien (die er sich ebenfalls individuell definieren kann und das auch tut) beruht. Diese kann vom Gesellschaftskonsens inspiriert sein, muss es aber nicht.
Diese Instanz ist weder prinzipiell konservativ, noch religiös, noch gewaltprovozierend.

Doch dabei belässt der Autor es leider nicht: Nachdem er das Gewissen als individuelle Verinnerlichung des Gesellschaftskonsens definiert hat, kommt er auf die Idee, den Begriff nun auszuweiten, auf das was ich unter Gewissen verstehe - er wirft also die individuelle Handlungsbeurteilungsgrundlage mit dem Gesellschaftkonsens in einen Topf rührt kräftig um und nimmt die schärfsten Widersprüche dieses Begriffs heraus, indem er sich an diesen Stellen wieder willkürlich auf den Gesellschaftskonsens besinnt. Alle Widersprüche schaffte er aber nicht herauszuangeln: So ist das "Gewissen" nun gleichzeitig der Gruppenkonsens und individuell unterschiedlich.

Sein Begriff schafft es nicht zu erklären, wie sich der Mensch aus "Gewissensgründen" gegen den Gesellschaftskonsens entscheiden kann - auch wenn er in keiner Weise von anderen Geseschaftskonsen inspiriert wurde - da er ja vorher beide Begriffe krampfhaft zusammengerührt hat, astatt einfach mal zu differenzieren.
Der Autor unterstellt dem Menschen völlig Unmündigkeit im eigenen, unabhängigen Definieren von Werten und Moral und degradiert ihn damit zum blinden Ausführenden der Gesseschaftsnorm.

Für mich ist es dagegen gerade das Gewissen, das erst individuelles Aufbegehren gegen die Normen ermöglicht.
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>Warum sollte der Mensch, im Rahmen seiner beschränkten evolutionären Entwicklung, geistige Fähigkeiten entwickelt haben, um komplexe temporale Paradoxien korrekt zu erfassen?
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Tomm
@Chemo
Zitat:
Es tut mir sehr leid, wenn ich die Offensichtlickeit einiger Aspekte überschätzt habe und deshalb nicht näher darauf eingegangen bin. Das hole ich aber gerne nach.

Es ist schlicht und einfach so, dass sich meine Begriffsdefinition des Gewissens von der des Autors maßgeblich unterscheidet.
Der Autor setzt das Gewissen schlicht mit dem Gesellschaftswertekonsens gleich. Das tue ich nicht.

Wenn das Gewissen sich von Person zu Person und von Gruppe zu Gruppe unterscheidet, wie Hellinger schreibt, dann ist die Behauptung, hier sei von einem Gesellschaftswertekonsens die Rede, natürlich Unfug. Alles Weitere, was darauf aufbaut, kann dann auch nicht viel Sinn ergeben. Schon in der Feststellung, dass sich das Gewissen von Person zu Person ändert, ist enthalten, was du permanent einforderst. Außerdem hast du wohl überlesen, dass Hellinger von der In-Frage-Stellung des Gewissens gesprochen hat, also gerade das Gegenteil von dem tut, was du ihm unterstellst. Auch das setzt eine individuelle Anstrengung voraus. Also nicht Hellinger ist undifferenziert, sondern dein sonderbares Gebräu, was mit Hellinger nichts zu tun hat.

Beitrag zuletzt bearbeitet von Tomm am 11.11.2006 um 09:20 Uhr.
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Ich habe den Eindruck wir reden von völlig unterschiedlichen Texten. Es ist doch mehr als offensichtlich, dass der Autor das Gewissen als die Verinnerlichung des Gesellschaftskonsens definiert!

Zitat:
Das Gewissen ist die verinnerlichte Wahrnehmung der in der ursprünglichen Gruppe geltenden Normen.
Da stehts es doch groß und klar!

Insofern unterschiedet sich das Gewissen laut Bert Hellinger vom jeweiligen Gesellschaftskonsens, allerhöchstens in völlig marginalen individuellen Abweichungen.

Für mich dagegen ist das Gewissen eine völlig selbstdefinierte Werte- und Beurteilungsgrundlage, die sich von den "geltenden Normen" zwar beeinflussen lassen kann, aber ihnen genausogut auch völlig entgegenstehen kann - ja sogar jedem irgendwie ausgeprägtem Gesellschaftskonsens entgegenstehen kann. So kann der Vegetarier unter Gewissensbissen leiden, weil er Tierfleisch gegessen hat, ohne auch nur einen anderen Vegetarier zu kennen. Ohne die geringsten Konsequenzen fürchten zu müssen.

Und das ist auch der allgemeine Sprachgebrauch des Wortes "Gewissen".

Alles was der Autor im weiteren schreibt ist eine Kritikforderung gegenüber dem herschenden Wertekonsens, die in dieser Art in jedem Punk-Almanach zu finden ist. Das soll nicht abwertend gemeint sein, sondern nur sagen, dass es keine sonderlich neue Erkenntnis ist. Auch wenn ich sie unterstütze.
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Hallo ich versuche mal hier Gegensätze in der Auffassung von Gewissen aufzulisten.

Hellinger:

1. Gewissen ist ein Überlebensinstinkt
- es ermöglicht Entscheidungen ohne Reflexion
- es ist kein persönliches Gewissen

2. Das Gewissen ist handlungsleitend
- es ermöglicht Handlungen die die Zugehörigkeit zur (primären Bezugs-) Gruppe nicht gefährden
- auch über die ursprüngliche Gruppe hinaus

3. Diese ursprüngliche Gewissen kann (muss) überwunden werden
- weil die Gewissen verschiedener Gruppen gegeneinander stehen und bisher in friedliches Zusammenleben verhindern


Chemo

1. "Das Gewissen ist eine zum Teil anerzogene, zum Teil selbst entwickelte Handlungsbeurteilungsgrundlage"
- es ermöglicht also Handlungen zu bewerten
- es ist ein persönliches Gewissen
- es ist losgelöst von gesellschaftlichen Normen (letztlich ist jeder mit seinem Gewissen allein und nicht mit dem Gesellschaftskonsens)

2. Das Gewissen kann stetig weiterentwickelt werden


Ich würde mal behaupten Hellinger betrachtet das Gewissen eher unter einem funktionalen Aspekt. Was wird mit einem Gewissen erreicht? Und er setzt eben ganz existenziell an. Es sichert dem Menschen dass überleben.

Chemo, Du scheinst mir schon eine Stufe weiter. Das Gewissen, das Handlungen nach hören Maximen beurteilt, eben nicht nur nach dem Motto, wie kann ich am besten überleben. Es geht um die Frage, was ist das Beste, in der Summe. Diese Entwicklung fordert ja auch Hellinger.

Ich denke also, Ihr klammert beide etwas aus, was aber vom Begriff des Gewissens durchaus erfasst wird, oder werden kann...
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Tomm
@Chemo
Zitat:
Ich habe den Eindruck wir reden von völlig unterschiedlichen Texten. Es ist doch mehr als offensichtlich, dass der Autor das Gewissen als die Verinnerlichung des Gesellschaftskonsens definiert!

Das Gewissen ist die verinnerlichte Wahrnehmung der in der ursprünglichen Gruppe geltenden Normen.
Da stehts es doch groß und klar!

Was ist deine ursprüngliche Gruppe, aus der du stammst? Deine Herkunftsfamilie. Oder bist du ein Gesamtgesellschaftskind? Da steht ja auch irgendwo: "Durch das Familien-Stellen ist aber ans Licht gekommen." Das Familien-Stellen ist eine praktische Anwendung, keine Soziologie und bildet auch keine Theorien. Es ist auch keine Wissenschaft, sondern eine Kunst und praktische Philosophie, die ein hohes Maß an Intuition erfordert. Die Schlussfolgerungen kann man vielleicht nur nachvollziehen, wenn man selbst Familienaufstellungen gesehen oder gemacht hat, d.h. es am eigenen Leib erfahren hat. Nur durch Denken wird man den Text vielleicht nicht begreifen, weil man dazu neigt, hier Thesen zu vemuten, denen man dann seine Thesen entgegenstellt.

Zitat:
Alles was der Autor im weiteren schreibt ist eine Kritikforderung gegenüber dem herschenden Wertekonsens, die in dieser Art in jedem Punk-Almanach zu finden ist. Das soll nicht abwertend gemeint sein, sondern nur sagen, dass es keine sonderlich neue Erkenntnis ist. Auch wenn ich sie unterstütze.

Wo, bitte schön, hast du die Aufforderung zur Kritik gelesen? Hellinger tut nichts weiter, als Fragen zu stellen. Die sollen aufklären, eine Handlungsanweisung ist damit nicht verbunden. Und mit Punks hat er wohl auch nichts am Hut. Es geht überhaupt nicht um die Gesellschaft und deren Regeln (political correctness war nur ein Beispiel), es geht um die landläufige Meinung, was Gewissen ist, und Hellinger versucht aufzuzeigen, dass das Gewissen weder etwas Heiliges, noch etwas Hochmoralisches ist, sondern auch Verbrechern oder Nazis zu eigen ist (allerdings nicht in diesem Text), und dass unter Berufung auf diese Instanz ruhigen Gewissens die schrecklichsten Dinge getan werden. Deshalb reicht auch die Erklärung nicht aus, es sei eine Werte- oder Handlungsbeurteilungsgrundlage. Sicher ist es das. Aber welche hatte Adolf Hitler, er war eben kein Gewissenloser, ganz im Gegenteil. Der Mafioso handelt mit Drogen, Menschen und ist ein Mörder, weil das von dieser Gruppe und ihren Regeln verlangt ist. Doch es ist eben sehr verbreitet zu behaupten, die hätten alle keins.

Heute, Sonntag, muss ich mich korrigieren, bzw. dir Recht geben. Insofern Hellinger das Tabu anspricht, ist, wie du richtig schriebst, der gesellschaftliche Konsens, dass das Gewissen die höchste moralische Instanz ist (zumindest für z.B. den Bundestagsabgeordneten), gemeint, was sich eigentlich von selbst versteht. Aber das ist nicht die ursprüngliche Gruppe.

Aber der Gewissensbegriff umfasst meines Erachtens nicht das In-Frage-Stellen der Werte. Das ist eine andere Instanz, die Vernunft nämlich, die ich über das Gewissen stelle.


Beitrag zuletzt bearbeitet von Tomm am 12.11.2006 um 15:15 Uhr.
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Tut mir Leid, dass ich erst jetzt antworte, aber mir ist entgangen dass du bereits geantwortet hast.

Zitat:
Was ist deine ursprüngliche Gruppe, aus der du stammst? Deine Herkunftsfamilie. Oder bist du ein Gesamtgesellschaftskind?
Das ändert aber nichts an meinen Kritikpunkten. Das ist nur Haarspalterei.
Es ist ganz genauso möglich sein Gewissen gegen die Familie und gegen jede beliebige Gruppe auzurichten.

Zitat:
Das Familien-Stellen ist eine praktische Anwendung, keine Soziologie und bildet auch keine Theorien. Es ist auch keine Wissenschaft, sondern eine Kunst und praktische Philosophie, die ein hohes Maß an Intuition erfordert. Die Schlussfolgerungen kann man vielleicht nur nachvollziehen, wenn man selbst Familienaufstellungen gesehen oder gemacht hat, d.h. es am eigenen Leib erfahren hat. Nur durch Denken wird man den Text vielleicht nicht begreifen, weil man dazu neigt, hier Thesen zu vemuten, denen man dann seine Thesen entgegenstellt.
Was das ganze mit Familienstellen zu tun hat, ist mir auch nicht klar geworden.
Leider bin ich abgeneigt außerhalb der wissenschaftlichen Methodik zu argumentieren. Wenn keine Thesesn aufgestellt werden, was dann? Wahrheiten? Oder leere Worte?

Zitat:
Wo, bitte schön, hast du die Aufforderung zur Kritik gelesen?

Zitat:
Aber wird die eigene Gruppe dadurch [gemeint ist das In-Frage-Stellen] wirklich gefährdet? Oder bereitet diese Aufklärung nicht der Anerkennung der wesentlichen Gleichheit aller Menschen und aller Gewissen den Weg? Nimmt sie diesen Gruppen nicht den Stachel der Einmaligkeit und der Anmaßung über andere? Ist diese Aufklärung nicht ein Wegbereiter des Friedens?
Das IST ein Aufruf! Wenn auch indirekter formuliert. Vorher kritisiert er das, was er als Gewissen bezeichnet, ja umfangreich.

Zitat:
Heute, Sonntag, muss ich mich korrigieren, bzw. dir Recht geben. Insofern Hellinger das Tabu anspricht, ist, wie du richtig schriebst, der gesellschaftliche Konsens, dass das Gewissen die höchste moralische Instanz ist (zumindest für z.B. den Bundestagsabgeordneten), gemeint, was sich eigentlich von selbst versteht. Aber das ist nicht die ursprüngliche Gruppe.
Nein, das habe ich auch nicht gemeint.

Zitat:
sondern auch Verbrechern oder Nazis zu eigen ist (allerdings nicht in diesem Text), und dass unter Berufung auf diese Instanz ruhigen Gewissens die schrecklichsten Dinge getan werden.
Kein Widerspruch. Wenn jeder Mensch ein eigenes Gewissen hat, dann unterscheiden diese sich logischerweise - und Handlungen, die andere mit ihrem Gewissen vereinbaren können, sind für dich zutiefst unmoralisch. Das ist keine sonderlich revolutionäre Erkenntnis. Nur für den Nazi ist sein Gewissen genauso heilig, wie für mich mein Gewissen. Und bitte erspar mir den Vorwurf, damit würde ich Verbrechen relativieren wollen - nirgendwo habe ich geschrieben, dass das Gewissen Anderer heilig ist.

Zitat:
. Deshalb reicht auch die Erklärung nicht aus, es sei eine Werte- oder Handlungsbeurteilungsgrundlage. Sicher ist es das. Aber welche hatte Adolf Hitler, er war eben kein Gewissenloser, ganz im Gegenteil.
Richtig. Adolf Hitler hat vermutlich ganz im Einklang mit seinem Gewissen gehandelt. Er hat Handlungen nach seinem eigenen Gewissen beurteilt und sich danach ausgerichtet - in diesem Sinne trifft die Definition "Handlungsbeurteilungsgrundlage" völlig zu.



Der Autor und ich beschreiben mit dem Wort "Gewissen" einfach völlig unterschiedliche Dinge. Das ist ja nicht verkehrt. Nur fragst du ja im Threadtitel danach ob wir seine Begriffsdefinition teilen und das tue ich nicht.

Das Gewissen ist für mich eine selbstdefinierte, auch durch die Umwelt geprägte Beurteilungsgrundlage und MEIN Gewissen ist für mich das Höchste und Heiligste (im Sinne von: es gibt nicht Höheres, Heiligeres).
Das hindert mich in keinster Weise es weiterzuentwickeln.
Nur das Verstoßen gegen von mir anerkannte Werte und damit gegen das Gewissen, das ist die schlechteste Handlung.

Der Autor definiert, wie ich jetzt schon zigmal geschrieben habe, das Gewissen als einfache Verinnerlichung irgendwelcher geltender Normen - logisch, das er daran nichts Heiliges findet.

Zitat:
Es geht überhaupt nicht um die Gesellschaft und deren Regeln (political correctness war nur ein Beispiel), es geht um die landläufige Meinung, was Gewissen ist
Und nach meiner persöhnlichen Beobachtung, entspricht diese nicht dem, was der Autor damit meint.

Im Übrigen habe ich den Eindruck, dass du dir am Laufenden Band widersprichst, indem du zum Einen Das Gewissen als einfache Verinnerlichung geltender Normen definierst, zum Anderen allen möglichen Verbrechern den Einklang mit ihrem Gewissen unterstellst - auch wenn deren Hadlungen mit keiner geltenden Norm harmonieren (nicht bei den Nazis). Das ist der selbe Spagat an dem sich auch Hellinger verhaspelt.
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Tomm
@Chemo
Zitat:
Was ist deine ursprüngliche Gruppe, aus der du stammst? Deine Herkunftsfamilie. Oder bist du ein Gesamtgesellschaftskind?
Das ändert aber nichts an meinen Kritikpunkten. Das ist nur Haarspalterei.
Es ist ganz genauso möglich sein Gewissen gegen die Familie und gegen jede beliebige Gruppe auzurichten.

Wieso es Haarspalterei sein soll, wenn man auf deine Verwechslung der kleinsten Gruppe, also der Familie, mit der national größten, der Gesellschaft hinweist, ist mir schleierhaft.


Zitat:
Kein Widerspruch. Wenn jeder Mensch ein eigenes Gewissen hat, dann unterscheiden diese sich logischerweise - und Handlungen, die andere mit ihrem Gewissen vereinbaren können, sind für dich zutiefst unmoralisch. Das ist keine sonderlich revolutionäre Erkenntnis. Nur für den Nazi ist sein Gewissen genauso heilig, wie für mich mein Gewissen. Und bitte erspar mir den Vorwurf, damit würde ich Verbrechen relativieren wollen - nirgendwo habe ich geschrieben, dass das Gewissen Anderer heilig ist.

Richtig. Adolf Hitler hat vermutlich ganz im Einklang mit seinem Gewissen gehandelt. Er hat Handlungen nach seinem eigenen Gewissen beurteilt und sich danach ausgerichtet - in diesem Sinne trifft die Definition "Handlungsbeurteilungsgrundlage" völlig zu.

Der Autor und ich beschreiben mit dem Wort "Gewissen" einfach völlig unterschiedliche Dinge. Das ist ja nicht verkehrt. Nur fragst du ja im Threadtitel danach ob wir seine Begriffsdefinition teilen und das tue ich nicht.

Das Gewissen ist für mich eine selbstdefinierte, auch durch die Umwelt geprägte Beurteilungsgrundlage und MEIN Gewissen ist für mich das Höchste und Heiligste (im Sinne von: es gibt nicht Höheres, Heiligeres).

Ich bin dir sehr dankbar für deine Äußerungen, da sie so zu sagen der Beweis für die Einschätzung des Gewissens durch Hellinger sind.

1. Es besteht überhaupt kein Widerspruch zwischen "Handlungsbeurteilungsgrundlage" und "verinnerlichten Normen". Selbstverständlich sind letztere eine Handlungsbeurteilungsgrundlage. Gehöre ich noch dazu oder gehöre ich nicht mehr dazu? Dann muss ich mich entscheiden, was ich will: dazugehören oder mich entfernen. Dann kommt es nur noch darauf an, wie stark mich diese Normen wirklich binden. Dass ich als vernunftbegabtes Wesen eigene Werte kreieren kann, ist auch kein Widerspruch zum Gewissen. Wir vereinen mehr als nur eine Instanz in uns. Im Übrigen scheinst du Gewissen mit Gesinnungs- und Verantwortungsethik zu verwechseln.

2. Und da du ja, wie du ausdrücklich betonst, nirgendwo geschrieben hast, das Gewissen der anderen sie heilig (!!!), aber hoch und heilig auf die Heiligkeit deines eigenen Gewissens schwörst (!!!!!) , sehe ich nicht die geringste Kritikmöglichkeit an Hellinger: Du maßt dir für dein eigenes Gewissen Heiligkeit an, den anderen Gewissen sprichst du sie ab. Also unterscheidest du dich von allen anderen durch die Heiligkeit deines Gewissens. Eine bessere Bestätigung für Hellingers Beschreibung der weit verbreiteten Überzeugung des Gewissens als der höchsten und letzten moralischen Instanz (so 'ne Art Gotteskomplex) konntest du nicht abliefern. Mit welcher Rechtfertigung maßt du dir solches an? Kurzum: Die Beobachtungen Hellingers stimmen exakt. Der Glaube an das Gewissen als etwas Heiliges ist ausgesprochen unproduktiv, schafft nur Ausgrenzung, Feindlichkeit, ist alles andere als Frieden stiftend. Die Überwindung dieser schädlichen Überzeugung ist die einzige Lösungsmöglichkeit.

Beitrag zuletzt bearbeitet von Tomm am 13.11.2006 um 10:43 Uhr.
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Das wird mir zu blöd.
Wenn ich irgendwann mich nochmal überwinden kann, werde ich vielleicht auf diesen Quark reagieren.
Aber so unverschämt wie du meine Worte verdrehst und für die absurde Pessimismusfanatik von deinem geschätzten Herr Hellinger zusammenschraubst, halte ich diese Diskussion für überflüssig.
Du gehst nicht nur komplett an dem vorbei, was ich sage sondern klaubst auch jede Belanglosigkeit auf um Haarspalterei zu betreiben.
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Chemo schrieb in Beitrag Nr. 952-11:
Das wird mir zu blöd.
Wenn ich irgendwann mich nochmal überwinden kann, werde ich vielleicht auf diesen Quark reagieren.
Aber so unverschämt wie du meine Worte verdrehst und für die absurde Pessimismusfanatik von deinem geschätzten Herr Hellinger zusammenschraubst, halte ich diese Diskussion für überflüssig.
Du gehst nicht nur komplett an dem vorbei, was ich sage sondern klaubst auch jede Belanglosigkeit auf um Haarspalterei zu betreiben.

Also dich bei deinen eigenen Worten zu nehmen ist unverschämt und eine Verdrehung. Die Entrüstung verweist nur auf deine eigene Tragik. Hellinger mit Pessimismus und Fanatismus in Verbindung zu bringen, zeigt nur, dass du nicht weißt, von wem du redest.

Beitrag zuletzt bearbeitet von Tomm am 14.11.2006 um 08:05 Uhr.
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Fortsetzung der zweiten Gewissens-diskussion Diskussion aus "Haben Tiere und Insekten ein Bewusstsein":

Zitat:
Also wenn ich etwas weiß, bin ich mir dessen bewusst.
Ja, der Ausdruck war irreführend. (Afaik) ist "des Unrechts bewusst sein" zu verstehen als innerliche Anerkennung des Unrechts, mit anderen Worten Gewisensverletzung. Und mit "um das Unrecht wissen" ist das Wissen um einen Gesetzesverstoß außerhalb des Gewissens, welche man nicht anerkennen muss, gemeint.
Der Wert, den Hellinger dem Gewissen zuordnet, folgt aber aus
Zitat:
Und bei Hellinger geht es nicht um mangelnde Differenzierung, es gibt nicht nur ein Gewissen, es ändert sich je nach Kontext (Familie(n), Betrieb, Verein, Partei etc.), sondern um den Wert, [...]
Der Wert, den Hellinger dem Gewissen zuspricht folgt aber direkt aus seiner ungewöhnlichen Vorstellung vom Gewissen.

Zitat:
Und bei Hellinger geht es nicht um mangelnde Differenzierung, es gibt nicht nur ein Gewissen, es ändert sich je nach Kontext (Familie(n), Betrieb, Verein, Partei etc.),
Und an dieser Stelle unterscheidet sich unsere Vorstellung vom Gewissen. Das Gewissen, wie ich es verstehe, ist starr und ändert sich eben NICHT je nach aktuellem Gesellschafskonsens. Es kann allerhöchstens davon inspiriert werden, ist aber eben keine Kopie.
Und der Homosexuelle kann eben auch keine Gewissensbisse haben, wenn er seine Homosexualität mit seinem Gewissen vereinbaren kann - völlig entgegen dem gängigen und gesetzlich verankerten Gesellschaftskonsens - und das zu jedem Zeitpunkt und an jedem Ort - nicht nur im Kreis ihrer homosexuellen Mitmenschen.
Wenn ein KZ-Häftling Essen von der Wache stielt, dann hat er KEIN schlechtes Gewissen, obwohl er ganz offensichtlich gegen die bestehende Gesetzeslage versoßen hat.
Signatur:
>Warum sollte der Mensch, im Rahmen seiner beschränkten evolutionären Entwicklung, geistige Fähigkeiten entwickelt haben, um komplexe temporale Paradoxien korrekt zu erfassen?
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Tomm
HAllo Chemo.

Zitat:
Und an dieser Stelle unterscheidet sich unsere Vorstellung vom Gewissen. Das Gewissen, wie ich es verstehe, ist starr und ändert sich eben NICHT je nach aktuellem Gesellschafskonsens. Es kann allerhöchstens davon inspiriert werden, ist aber eben keine Kopie.
Und der Homosexuelle kann eben auch keine Gewissensbisse haben, wenn er seine Homosexualität mit seinem Gewissen vereinbaren kann - völlig entgegen dem gängigen und gesetzlich verankerten Gesellschaftskonsens - und das zu jedem Zeitpunkt und an jedem Ort - nicht nur im Kreis ihrer homosexuellen Mitmenschen.
Wenn ein KZ-Häftling Essen von der Wache stielt, dann hat er KEIN schlechtes Gewissen, obwohl er ganz offensichtlich gegen die bestehende Gesetzeslage versoßen hat

Natürlich ist das Gewissen starr, nichts anderes sagt Hellinger, wir haben nur verschiedene Gewissen, die uns an die Familie, an den Verein, an den Betrieb etc, in denen jeweils andere, aber natürlich starre Normen gelten, binden, und die selbstverständlich auch untereinander in Konflikt geraten. Das Gewissen ist auch dann wirksam, wenn wir uns dessen nicht bewusst sind. Gewissensbisse sind die subjektive Reaktion auf den Verstoß gegen die entsprechend geltenden Normen. Das kann einfach nur ein Gefühl des Unwohlseins sein. Was du als Gewissen bezeichnest, ist eine Instanz, die nur ein Erwachsener mit einem gewissen BIldungsgrad haben kann. Erinnert mich an das "Sapere aude", an das Gebot der Mündigkeit. Das ist für mich kein Gewissen, vielmehr wird hier das Gewissen, auch andere Werte etc. hinterfragt.

Hellinger hat keine Vorstellung vom Gewissen. Sein Gewissensbegriff hat sich aus dem Prozess des Familienstellens herauskristallisiert. Er denkt sich solche Begriffe nicht aus. Er bewertet das Gewissen auch nicht (i.S. einer Verurteilung), er nimmt zur Kenntnis, welcher Wert ihm hierzulande beigemessen wird (und nicht nur hier) und hinterfragt diese hohe EInschätzung.

Was Du über den Homosexuellen sagtst, ist 100% richtig. Ich habe lediglich ein Beispiel für diejenigen Homosexuellen gegeben, die - und die hat es sicher auch gegeben - tatsächlich den Gesellschaftkonsens verinnerlicht hatten. Heute wir wohl niemand mehr - vielleicht nur noch erzkatholische Homosexuelle - wegen der sexuellen Neigung ein schlechtes Gewissen haben.

Der Kz-Häftling hat ebenso wie jeder andere Mensch verschiedene Gewissen. Sein Hunger signalisiert ihm, dass er etwas essen muss. Wenn ihm Essen vorenthalten wir und er zu sterben droht und noch weiterleben will, wird er sich Essen auf jede denkbare Weise suchen. Das ist, glaube ich, eher der Selbsterhaltungstrieb, der hier zum Tragen kommt, als ein Gewissensproblem.

Gruß Tomm
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Tomm schrieb in Beitrag Nr. 952-14:
...wir haben nur verschiedene Gewissen, die uns an die Familie, an den Verein, an den Betrieb etc, ...., binden, und die selbstverständlich auch untereinander in Konflikt geraten.
Gewissen bindet an der Gruppe??? Ich kann nur sagen, dass ich suche mir aus einen Partner, die Freunde, deren Gewissen unterscheidet nicht in Wesentlichem von meinem. Gewissen verschiedene Menschen können nicht in Konflikt geraten. Ich selbst kann in Konflikt zu menem Gewissen geraten. Wir - Menschen - durch unsere Handlungen geraten in Konflikt.

Zitat:
Das Kz - Haftlinger hat ebenso wie jeder ander Mensch verschiedenen Gewissen
Mensch hat nicht verschiedenen Gewissen. Er hat eine Palette der Selbstregeln, die sind hierarchisch aufgebaut. Die ganze System dieser Regeln heisst Gewissen. Es ist mit eigener Identität zu tun, mit Weltanschauung. Es zeigt uns unsere Stellung in der Gesellschaft, in der Welt. Ich - Mitmenschen, Ich - Volk, Ich - Religion und s.w. Es werden Prioritäte gesetz.

Zitat:
Wenn ihm Essen vorenthalten wir und er zu sterben droht und noch weiterleben will, wird er sich Essen auf jede denkbare Weise suchen.
Auf jede denkbare Weise?! Genau hier Spielt das Gewissen (nicht das biologische Trieb zum Uberleben) große Rolle. Wird er auch verraten? Wird er auch morden? Wie hoch auf seine Skalla der Werten ist das Recht der Anderen, das Leben der Anderen?

Beitrag zuletzt bearbeitet von Irena am 18.02.2007 um 17:45 Uhr.
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Zitat:
wir haben nur verschiedene Gewissen
Nö. Diese Aussage unterstütze ich nicht. Es gibt verschiedene Gesellschaftkonsense (was ist das Plural von Konsens?) - jede Gesellschaft hat ihren - und wir wissen von diesen verschiedenen Gesellschaftskonsensen - aber wie ich ausdrücklich betont habe, ist das Gewissen eben keine Kopie dieser Konsense - sondern steht für sich allein.
Jedes Individuum (wegen mir auch bloß Erwachsene) hat ein Gewissen, dass in jeder Umgebung gleichermaßen angewandt wird.
Zitat:
Hellinger hat keine Vorstellung vom Gewissen. Sein Gewissensbegriff hat sich aus dem Prozess des Familienstellens herauskristallisiert.
Jede Begriffsdefinition ist eine Vorstellung - und die Wahrheit hat er nicht gepachtet. Ich finde seine Vostellung vom gewissen führt zu Widerspüchen - egal wie er darauf gekommen ist. Abgesehen davon, ist die etablierte Psycho-Wissenschaft weit davon entfernt das Familienstellen anzuerkennen.

Zitat:
Was Du über den Homosexuellen sagtst, ist 100% richtig. Ich habe lediglich ein Beispiel für diejenigen Homosexuellen gegeben, die - und die hat es sicher auch gegeben - tatsächlich den Gesellschaftkonsens verinnerlicht hatten. Heute wir wohl niemand mehr - vielleicht nur noch erzkatholische Homosexuelle - wegen der sexuellen Neigung ein schlechtes Gewissen haben.
Ok, dann habe ich dich missverstanden.

Was die Wertung des Gewissens angeht gilt: Wertungen kann man AUSSCHLIEßLICH auf der Grunlage der eigenen, indivduellen Wertebasis aufstellen - das Gewissen resultiert aber gerade genau aus dieser Wertebasis. Darum KANN das (eigene) Gewissen überhaupt nicht negativ bewertet werden, weil dann die Wertebasis falsch wäre, auf deren Grundlage aber gerade die Bewertung geschieht. Ein innerer Widerspruch:
im Sinne von: "Diese Aussage ist falsch"

Und genau darum spricht von der "Heiligkeit" des eigenen Gewissens.
Gegen die Gesellschaftsnorm und gegen die Gesetze kann jeder verstoßen - gegen das eigene Gewissen und die eigene Wertebasis zu verstoßen ist aus der betreffenden Sicht immer falsch - logischerweise.
Signatur:
>Warum sollte der Mensch, im Rahmen seiner beschränkten evolutionären Entwicklung, geistige Fähigkeiten entwickelt haben, um komplexe temporale Paradoxien korrekt zu erfassen?
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Tomm
Hallo Irena
Zitat:
...wir haben nur verschiedene Gewissen, die uns an die Familie, an den Verein, an den Betrieb etc, ...., binden, und die selbstverständlich auch untereinander in Konflikt geraten.

Gewissen bindet an der Gruppe??? Ich kann nur sagen, dass ich suche mir aus einen Partner, die Freunde, deren Gewissen unterscheidet nicht in Wesentlichem von meinem. Gewissen verschiedene Menschen können nicht in Konflikt geraten. Ich selbst kann in Konflikt zu menem Gewissen geraten. Wir - Menschen - durch ]unsere Handlungen geraten in Konflikt.

Ausgehend vom Familienstellen Hellingers bindet uns das Familiengewissen an die Regeln und Normen der Familie. Dieser Gewissensbegriff ist nicht ausgedacht, sondern im Laufe der Jahre als ein Ergebnis aus dem Prozess des Familienstellens entstanden. Die Normen der Familie sind nicht identisch mit denen meiner Freunde, die Normen des Betriebs, in dem ich arbeite, sind wieder andere. Je nachdem, in welchem Kontext ich mich aufhalte, ändert sich auch das Verhalten gemäß dem gerade gefragten "Kodex". Und alle diese Regeln muss ich verinnerlicht haben. Daher gibt es auch verschiedene Gewissen in einer Person, nicht nur eins. Die können in Konflikt geraten, weil sie voneinander abweichen, d.h. wenn sich mir bei der Handlungsentscheidung zweier oder mehrerer voneinander abweichender Werte und damit Handlungsoptionen auftun.

Warum sollen die Gewissen verschiedener Leute nicht in Konflikt geraten können? Hast Du noch nie eine Diskussion zwischen Leuten erlebt, die aufgrund ihrer unterschiedlichen Wertesysteme aneinander geraten sind? Wir kommen weniger durch die Handlungen als vielmehr durch die Bewertung der Handlungen, also unter Bezugnahme auf ein verinnerlichtes Wertesystem, also Gewissen, mit anderen in Konflikt.

Zitat:
Das Kz - Haftlinger hat ebenso wie jeder ander Mensch verschiedenen Gewissen
Mensch hat nicht verschiedenen Gewissen. Er hat eine Palette der Selbstregeln, die sind hierarchisch aufgebaut. Die ganze System dieser Regeln heisst Gewissen. Es ist mit eigener Identität zu tun, mit Weltanschauung. Es zeigt uns unsere Stellung in der Gesellschaft, in der Welt. Ich - Mitmenschen, Ich - Volk, Ich - Religion und s.w. Es werden Prioritäte gesetz.

Wenn ihm Essen vorenthalten wir und er zu sterben droht und noch weiterleben will, wird er sich Essen auf jede denkbare Weise suchen.

Auf jede denkbare Weise?! Genau hier Spielt das Gewissen (nicht das biologische Trieb zum Uberleben) große Rolle. Wird er auch verraten? Wird er auch morden? Wie hoch auf seine Skalla der Werten ist das Recht der Anderen, das Leben der Anderen?

Nein, so habe ich es nicht gemeint, Mord und Totschlag sollte er nicht anwenden. Da gebe ich dir Recht. Aber das Beispiel Chemos war ja, dass der KZ-Häftling eine Wache bestiehlt. Die Befriedigung seines Hungers ist sein Recht, da es kein Recht gibt, jemanden verhungern zu lassen. Mundraub ist für das eigene Überleben erlaubt. Aber ich denke, diese Abwägung geschieht in dieser extremen Situation gar nicht. Hier geht es nur um das Stillen des Hungers, um den Selbsterhaltungstrieb. Daher meinte ich, dass das Beispiel für einen Gewissenskonflikt nicht treffend gewählt ist. Und sollte es doch zu einer Abwägung gekommen sein, dann wird der Häftling die Tatsache, dass er hungern muss, als Unrecht eingestuft haben, wie das jeder andere wohl auch getan hätte.

Gruß Tomm
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Tomm schrieb in Beitrag Nr. 952-17:
Ausgehend vom Familienstellen Hellingers bindet uns das Familiengewissen an die Regeln und Normen der Familie. Dieser Gewissensbegriff ist nicht ausgedacht, sondern im Laufe der Jahre als ein Ergebnis aus dem Prozess des Familienstellens entstanden.
Wer ist Bert Hellinger? Aus Wikipedia: "Er selbst versteht sich als Praxisphilosoph oder Lebenslehrer. B. Hellinger........entwickelte, basierend auf der Familientherapie eine Lebenshilfemethode, die äusserst umstritten ist".
Was mehr fällt auf, es ist die Tatsache, dass das Wort hat seine Bedeutung, sein Sinn formiert durch Hunderte, vielleicht Tausende Jahren. Jetzt benutzt ein Philosoph dieses Wort in seinen Überlegungen, aber gibt ihn andere Bedeutung als ist allgemein anerkannt.
Es gibt schon Fälle in der Geschichte, wann einzelne Denker hatten nachträglich beeinflusst den Code des Wortes, geändert sein Inhalt, sein Sinn. Ist hier dieser Fall?
Ich sehe nur Eine. Du hängs an Deutung umstrittenes "Lehrers", deren Deutung unterscheidet sich maßgeblich von allgemeinen Deutung. Damit du, erstens, wirbst für seiner Lehre, zweitens bist du immer an Scheiternkurs, weil wenn du benutzt ein Wort mit eigen-gegebenen Sinn, wie kannst du überhaupt kommunizieren mit anderen Menschen, die unter diesen Wort verstehen ganz Anderes.
Gruß
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Tomm
Hallo Chemo

Zitat:
wir haben nur verschiedene Gewissen

Nö. Diese Aussage unterstütze ich nicht. Es gibt verschiedene Gesellschaftkonsense (was ist das Plural von Konsens?) - jede Gesellschaft hat ihren - und wir wissen von diesen verschiedenen Gesellschaftskonsensen - aber wie ich ausdrücklich betont habe, ist das Gewissen eben keine Kopie dieser Konsense - sondern steht für sich allein.
Jedes Individuum (wegen mir auch bloß Erwachsene) hat ein Gewissen, dass in jeder Umgebung gleichermaßen angewandt wird.

Ich nehme zur Kenntnis, dass es bei dir lediglich die Dichotomie, hier Gesellschaftskonsens und da das individuelle Gewissen, gibt. Ich teile diese Auffassung nicht. Ich habe den Hellingerschen Gewissenbegriff wahrscheinlich fehlerhaft dargestellt, denn es gibt zumindest ein individuelles, ein systemisches (Familien-), was bereits überindividuell ist, und ein kollektives Gewissen. Das letztere ist sogar unbewusst. Man kann das an den Handlungen der Menschen, d.h. an der Wirkung des kollektiven Gewissens sehen. Das kollektive, das unbewusste Gewissen kann man dann wahrnehmen, wenn man mit Ausländern, insbesondere aus anderen Kulturkreisen, Kontakt hat, die einen auf Verhaltensweisen stoßen, die z.B. etwas mit deutscher Mentalität (oder einer anderen "völkischen") zu tun haben. Sehr dezidiert wird Hellingers Gewissensbegriff in "Der Große Konflikt" dargestellt.

Zitat:
Hellinger hat keine Vorstellung vom Gewissen. Sein Gewissensbegriff hat sich aus dem Prozess des Familienstellens herauskristallisiert.

ede Begriffsdefinition ist eine Vorstellung - und die Wahrheit hat er nicht gepachtet. Ich finde seine Vostellung vom gewissen führt zu Widerspüchen - egal wie er darauf gekommen ist. Abgesehen davon, ist die etablierte Psycho-Wissenschaft weit davon entfernt das Familienstellen anzuerkennen.

Gemeint war, dass er ihn sich nicht ausgedacht hat, dass es nicht um eine Definition handelt, sondern Ausfluss seiner praktischen Arbeit ist. Hellinger wäre im Übrigen der letzte, der die Wahrheit als für sich gepachtet ansähe, was in seinem Satz unmissverständlich zum Ausdruck kommt: Die reine Wahrheit ist gelogen!!! Die sogenannte etablierte Psychowissenschaft (als Therapien von den KK grob lediglich psychoanalytische Verfahren, Verhaltenstherapie und Gesprächtstherapie anerkannt) hat, wenn überhaupt, weder einen einheitlichen, verbindlichen Begriff der Seele hervorzubringen vermocht, noch ist sie überhaupt für Hellinger zuständig, da er praktische Philosophie betreibt (i.S. der Alten wie Heraklit). Hellinger sieht sich auch nicht als Wissenschaftler (und ist damit jedenfalls ehrlicher als die Pseudo-Psychowissenschaftler). Denn das Nonplusultra des Familienstellens ist die Intuition und die Haltung des Familienstellers. Beides sind keine wissenschaftlichen Begriffe.

Zitat:
Was die Wertung des Gewissens angeht gilt: Wertungen kann man AUSSCHLIEßLICH auf der Grundlage der eigenen, indivduellen Wertebasis aufstellen - das Gewissen resultiert aber gerade genau aus dieser Wertebasis. Darum KANN das (eigene) Gewissen überhaupt nicht negativ bewertet werden, weil dann die Wertebasis falsch wäre, auf deren Grundlage aber gerade die Bewertung geschieht. Ein innerer Widerspruch: im Sinne von: "Diese Aussage ist falsch"

So ein Unsinn, das würde ja bedeuten, dass man unfähig ist, aufgrund eines von außen an einen herangetragenen Wertesystems etwas zu bewerten. Das Gewissen wertet nicht, das tut nur ein denkender Mensch, ein abwägendes Bewusstsein. Das Gewissen denkt nicht. Es ist eine Art Instinkt. Es signalisiert dir lediglich über das Gefühl der Schuld oder Unschuld bzw. das gute oder schlechte Gewissen, ob dein Verhalten mit den Werten korrespondiert oder davon abweicht.

Zitat:
Und genau darum spricht von der "Heiligkeit" des eigenen Gewissens.
Gegen die Gesellschaftsnorm und gegen die Gesetze kann jeder verstoßen - gegen das eigene Gewissen und die eigene Wertebasis zu verstoßen ist aus der betreffenden Sicht immer falsch - logischerweise.

Abgesehen davon, dass ein Instinkt keine Sicht hat, ist es richtig, was du sagst. Das schlechte oder gute Gewissen zeigt dir, was das Gewissen von deinem Handeln hält. Allerdings bist du als denkender Mensch, auch wenn du es abstreiten willst, sehr wohl in der Lage, deine Vernunft zu betätigen und darüber zu reflektieren, Sinn oder Unsinn bestimmter Werte zu durschschauen und somit auch dein Gewissen zu verändern!

Gruß Tomm
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Zitat:
Das Gewissen wertet nicht, das tut nur ein denkender Mensch, ein abwägendes Bewusstsein. Das Gewissen denkt nicht. Es ist eine Art Instinkt.
Offensichtlich unterscheiden sich unsere Gewissensbegriffe stärker als ich angenommen hatte.
Während ich das Gewissen als die Bewusste Selbsteinschätzung verstehe, ist das Gewissen bei dir eher ein Aspekt des Unterbewustseins, oder?
Die bewusst gebildete Wertebasis auf die eigenen Handlungen angewendet ergibt bei mir das Gewissen.

Dein Gewissensbegriff würde Sinn machen, wenn man das Gewissen als eine Beurteilung betrachtet, die unbewusst, vielleicht auch instinktiv geschieht.
Eine unterbewusste Beurtilung ist auch viel anfälliger, vielleicht auch dominiert vom geltenden Wertekonsens, als das bewusste Werteverständnis.
Und kann, im Gegensatz zum bewussten Beurteilen, auch negativ bewertet werden, eben durch das bewusste Bewerten.

War das alles ein großes Missverständnis, oder hab ich dich jetzt falsch verstanden? (Was für ne paradoxe Frage ;))
Signatur:
>Warum sollte der Mensch, im Rahmen seiner beschränkten evolutionären Entwicklung, geistige Fähigkeiten entwickelt haben, um komplexe temporale Paradoxien korrekt zu erfassen?
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