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Was ist eigentlich das Gewissen?

Thema erstellt von Tomm 
Beiträge: 1.503, Mitglied seit 17 Jahren
Tomm schrieb in Beitrag Nr. 952-19:
Das Gewissen denkt nicht. Es ist eine Art Instinkt.
Erste Satz richtig. In zweiten wir kommen schon wieder auf eine Definition, die bedarf eine Erklärung. Was verstehst du unter Instinkt? Das die Wertesystem wirkt als eine Art Filter für unsere Handlungen, ohne Eingreifen des Bewusstseins? Das denke ich auch. Und trotzdem kanns du immer nachträglich bewusst begreifen, warum du Schuldgefühl hast, wenn hast verstossen gegen eigenen Überzeugungen.

Zitat:
Abgesehen davon, dass ein Instinkt keine Sicht hat, ist es richtig, was du sagst. Das schlechte oder gute Gewissen zeigt dir, was das Gewissen von deinem Handeln hält. Allerdings bist du als denkender Mensch, auch wenn du es abstreiten willst, sehr wohl in der Lage, deine Vernunft zu betätigen und darüber zu reflektieren, Sinn oder Unsinn bestimmter Werte zu durschschauen und somit auch dein Gewissen zu verändern!
Das Gewissen bin ICH SELBST. Es ist wie bei Archimedes, ein Stützpunkt, von dem wir Handeln. Es ist das Fundament, auf dem ist ganze unsere Weltanschauungs-Gebäude aufgebaut. Es hilft hier kein Vernunft. Dein mentale Welt hat auch ein Überlebensinstinkt, das wehrt sich wehement gegen rütteln an dem Fundament. Ich sage nicht, dass es grundsätzlich unmöglich, aber bestimmt nicht so einfach wie du stellst sich vor. Es ist nicht so, dass da irgendwo in unserem Gehirn sind bestimmte Werte aufbewahrt, die wir können einfach umtauschen.
Mit Fundament zu vergleichen, es ist viel vereinfacht. Es ist alles auf komplexe Weise vernetzt.

Beitrag zuletzt bearbeitet von Irena am 20.02.2007 um 08:04 Uhr.
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Tomm
Hallo Chemo
Zitat:
Das Gewissen wertet nicht, das tut nur ein denkender Mensch, ein abwägendes Bewusstsein. Das Gewissen denkt nicht. Es ist eine Art Instinkt.
Offensichtlich unterscheiden sich unsere Gewissensbegriffe stärker als ich angenommen hatte.
Während ich das Gewissen als die Bewusste Selbsteinschätzung verstehe, ist das Gewissen bei dir eher ein Aspekt des Unterbewustseins, oder?
Die bewusst gebildete Wertebasis auf die eigenen Handlungen angewendet ergibt bei mir das Gewissen.

Genau darum geht es, die Instanz, die hinterfragt, bewertet und zur Verwerfung eines Wertes kommt, ist für mich die höherwertige Instanz. Es scheint mir aber, dass du insofern Recht hast, als es Bei Hellinger tatsächlich auch ein "geistiges" Gewissen gibt, was Einsicht und Bewusstheit mit einschließt. Doch geht es über das, was du als Gewissen beschreibst, weit hinaus. Dein Gewissensbegriff übersieht das instinktive Gewissen. Überhaupt scheint mir, dass davon die meisten nichts ahnen. Man soll auf die Folgen dieses Gewissens schauen, nicht es als solches verurteilen, da man es natürlich auch nicht abschaffen kann. Das "instinktive" kann gefährlich sein, es schafft Gegensätze und trennt. Das "geistige" Gewissen überwindet die Gegensätze, ergreift nicht mehr Partei für das eine oder andere. Diese geistige Haltung ist mit allem im Einklang, d.h. gesammelt und allem "in Liebe zugewandt", wie es ist. "Jede Beeinträchtigung und der Verlust des Einklangs wird als Unruhe erfahren....das Gefühl von Ruhe und Sicherheit (erlebt), wenn wir uns mit allem verbunden und von ihm getragen wissen, vergleichbar dem Gefühl der Unschuld beim guten Gewissen. Doch es ist ein geistiges Gefühl, wenn auch nicht nur, denn es geht einher mit Einsicht und ist wach und weit. Im Gegensatz zum instinktiven Gewissen ist es ohne Furcht und Eifer. Das Handeln aus dem geistigen Gewissen verbindet, wo das andere Gewissen trennt. Es dient dem Frieden" (Der große Konflikt", S. 103-104).

Dieser letzte Gewissensbegriff unterscheidet sich von deinem, da letzterer nicht die Überwindung der Gegensätze leistet. Das ist wohl die Haltung eines alten Mannes mit Lebensweisheit. Eine solche Haltung einzunehmen, kann auch als Zumutung empfunden werden, aber ich halte sie für bedenkenswert. Wichtig scheint mir aber vor allem, den Blick für das instinktive Gewissen, was weitgehend übersehen und mit dem bewussten verwechselt wird, zu schärfen. So kann man m.E. auch Bin Laden, Eichmann, den Nationalsozialismus etc. (nicht inhaltlich aber von der Funktionsweise des Gewissens her) ein wenig besser verstehen.

Unterbewusst gibt es, glaube ich, nicht, unbewusst schon.


Gruß Tomm
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Tomm
Hallo Irena,

zunächst einmal geht es weniger um Zustimmung, sondern darum, das denken zu dürfen, wovon man überzeugt ist - auch auf die Gefahr hin, dass das nicht "anschlussfäfig" ist. Christus endete am Kreuz. Picasso wurde als Irrer oder "entarteter" Künstler verschrieen, sich aber letztendlich durchgesetzt. Aber ich bin mir meiner Bedeutungslosigkeit durchaus bewusst.und will mich nicht in eine Reihe mit diesen Größen stellen.

Zitat:
Das Gewissen denkt nicht. Es ist eine Art Instinkt.

Erste Satz richtig. In zweiten wir kommen schon wieder auf eine Definition, die bedarf eine Erklärung. Was verstehst du unter Instinkt? Das die Wertesystem wirkt als eine Art Filter für unsere Handlungen, ohne Eingreifen des Bewusstseins? Das denke ich auch. Und trotzdem kanns du immer nachträglich bewusst begreifen, warum du Schuldgefühl hast, wenn hast verstossen gegen eigenen Überzeugungen.

Während viele das Gewissen für vollbewusst halten, existiert vor allem ein "instinktives", das eben nur die Abweichung von oder den Einklang mit dem verinnerlichten Wertesystem wahrnimmt und mit einem guten Gefühl oder mit Unwohlsein (gutes oder schlechtes Gewissen) reagiert. Das "instinktive" Gewissen wird weitgehend übersehen.

Mein Irrtum war nun, dass ich nur noch das "instinktive" Gewissen annahm (Horizontverengung), obwohl das bewusste Hinterfragen des eigenen Wertesystems auch als Gewissen gilt.

Hellinger mag kein Wissenschaftler und auch nicht von den etablierten Psychowissenschaften (die keinen oder keinen einheitlichen oder verbindlichen Seelenbegriff haben!!!) anerkannt sein, aber was heißt das schon: Wer mehr Zuschaltquote hat, hat Recht? Er selbst sieht sich übrigens als praktischer Philosoph im Sinne Heraklits und lehnt den Begriff "Therapeut" schon deshalb ab, weil er davon ausgeht, dass wir keine Seele haben, sondern an einer teilhaben (wie auch am Leben, Geist etc). Die Seele kann man also nicht heilen.

Ich habe übrigens keinen Franchisingvertrag mit Hellinger, falls du das befürchten solltest.

Nach ihm existiert neben dem "instinktiven" auch noch das "geistige Gewissen". das unterscheidet sich auch vom bloß bewussten Gewissen.Lies bitte meine letzte Antwort an Chemo.

Zitat:
Abgesehen davon, dass ein Instinkt keine Sicht hat, ist es richtig, was du sagst. Das schlechte oder gute Gewissen zeigt dir, was das Gewissen von deinem Handeln hält. Allerdings bist du als denkender Mensch, auch wenn du es abstreiten willst, sehr wohl in der Lage, deine Vernunft zu betätigen und darüber zu reflektieren, Sinn oder Unsinn bestimmter Werte zu durschschauen und somit auch dein Gewissen zu verändern!

Das Gewissen bin ICH SELBST. Es ist wie bei Archimedes, ein Stützpunkt, von dem wir Handeln. Es ist das Fundament, auf dem ist ganze unsere Weltanschauungs-Gebäude aufgebaut. Es hilft hier kein Vernunft. Dein mentale Welt hat auch ein Überlebensinstinkt, das wehrt sich wehement gegen rütteln an dem Fundament. Ich sage nicht, dass es grundsätzlich unmöglich, aber bestimmt nicht so einfach wie du stellst sich vor. Es ist nicht so, dass da irgendwo in unserem Gehirn sind bestimmte Werte aufbewahrt, die wir können einfach umtauschen.
Mit Fundament zu vergleichen, es ist viel vereinfacht. Es ist alles auf komplexe Weise vernetzt.

Richtig, das "instinktive" Gewissen ist starr und unbeweglich, es reagiert sozusagen mechanisch. Daher kann es, weil unreflektiert, auch sehr gefährlich wirken. Auf welche Weise die Werte in uns existieren, wenn überhaupt, das weiß ich auch nicht. Dass die Vernunft oder, um mit Hellinger zu sprechen, der Geist, was etwas anderes ist, nicht hilfreich sind, das kann ich nicht bestätigen.
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Beiträge: 362, Mitglied seit 17 Jahren
Vermutlich messe ich dem "unbewussten Gewissen" tatsächlich zu wenig Bedeutung bei.
Mein Gewissnsbegriff hat diese Form der Selbstbeurteilung gar nicht umfasst.
Signatur:
>Warum sollte der Mensch, im Rahmen seiner beschränkten evolutionären Entwicklung, geistige Fähigkeiten entwickelt haben, um komplexe temporale Paradoxien korrekt zu erfassen?
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