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Magisch

Thema erstellt von Zara.t. 
Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
Hi Freunde!
Ich kann euch keine fertige Theorie anbieten und hab im Moment auch nicht die Muße meine Ansichten diszipliert ausgearbeitet vorzustellen. Deshalb die Methode Chaos:

Kleines Experiment:
Wo steckst Du ? In deinem Körper ? In deinem Kopf ?
Nimm eine rauhe strukturierte Oberfläche. Schließe die Augen und fahr vorsichtig, die Oberfläche fühlend, mit der Fingerkuppe über diese Oberfläche. DU bist jetzt am äußersten Ende deiner Fingerkuppe. Streng genommen sogar etwas in der Oberfläche.
Nimm einen Stift und fahr mit ihm über die Oberfläche, um sie zu erspüren. Jetzt steckst du plötzlich am Ende des Stiftes !
Ich als Motorradfahrer kenne das Gefühl, in der Aufstandsfläche der Reifen zu stecken.
Wenn du gedankenverloren eine Landschaft betrachtest, ist dann diese Landschaft in deinem Kopf oder bist du in dieser Landschaft. Laß den Verstand bei der Beantwortung dieser Frage außen vor. Beobachte nur vorurteilsfrei. Was sagt dein Gefühl?
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Beiträge: 726, Mitglied seit 18 Jahren
Ok, ich habe das jetzt mit der rauhen Oberfläche ausprobiert, und ich steckte explizit nicht in der Fingerkuppe. Stattdessen habe ich nicht nur die Rauhigkeit der Oberfläche, sondern auch die Entfernung von mir recht deutlich wahrgenommen. Dasselbe gilt für den Stift: Ich habe nicht die Oberfläche gespürt, sondern den Stift, wie er über die Oberfläche gleitet. Und wieder deutlich die Entfernung von mir.

Wenn ich gedankenverloren eine Landschaft betrachte, dann ist die Landschaft vor mir. Daß da etwas in meinem Kopf passieren könnte, kann ich nur abstrakt denken, wahrnehmen oder fühlen kann ich es nicht. In der Tat ist ein Kennzeichen des gedankenverlorenen Betrachtens, daß das "Ich" eher zurücktritt.
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Beiträge: 139, Mitglied seit 18 Jahren
Magie?

Ich richte meine Aufmerksamkeit auf eine Sache. Ich bin bei der Sache. Und?

Ich meine, wo bleibt die Theorie? Bislang ist das lediglich eine Beobachtung, mehr oder weniger nachvollziehbar.
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Tom
Hallo zara,

sehr interessante Betrachtung! Wenn ich durch eine Landschaft gehe, habe ich schon den Eindruck, daß ich in der Landschaft bin, ich bewege mich da darin, aber gleichzeitig und vor allem ist die Landschaft in mir. Aber nicht in meinem Kopf. Ich umfasse sie vollständig, sie ist nicht hier drinnen und nicht dort draußen. Sie ist dort, wo ich sie sehe. Und dort bin ich auch, ich bin nicht in meinem Kopf.

Der Eindruck von Timeout, daß die Landschaft VOR einem ist, ist der "normale". Aber wenn du die Landschaft siehst, dann frage dich, wo eigentlich die Landschaft aufhört und wo du anfängst? Ok, da scheint Raum vor dir zu sein, aber wo hört der auf und wo fängst du an? Aber antworte nur, was du siehst, nicht was du glaubst zu wissen. Du hast gesagt, Timeout, du hast nicht nur die Oberfläche wahrgenommen, sondern auch die Entfernung zu dir. Wo ist dieses "dir"? Du scheinst es in deinem Kopf zu vermuten, denn offenbar mißt du die Entfernung zwischen der Fingerkuppe und deinem Kopf. Aber wo spürst du denn die Oberfläche? Doch nicht im Kopf, oder? Was hat der damit zu tun? Na gut, wir haben in der Schule gehört, daß das Gehirn das Spüren der Oberfläche verarbeitet, aber ist es das, was wir tatsächlich spüren?
Also streng genommen hast du keine Entfernung zwischen der Fingerkuppe und deinem Kopf
wahrgenommen, du hast sie lediglich gedanklich konstruiert, habe ich recht?

zara, guck dir mal die Webseite an: www.headless.org nimm die deutsche Variante, klicke Experimente und wähle "Berührungsexperiment" aus. Die Aufsätze und Experimente kann ich dir wärmstens empfehlen, auch wenn sie einem anfangs befremdlich vorkommen.
Ich bin ein großer Verehrer von Douglas Harding, der inzwischen 95 ist, und den ich letztes Jahr persönlich kennenlernen durfte.

Grüße,
Tom
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
Hi Timeout!
Ich war ehrlich gesagt etwas entäuscht, als ich deinen Beitrag las. Ich ging einfach davon aus, daß sich dieses kleine Experiment für jeden gleich anfühlen müßte. Hattest du die Augen geschlossen? Und dein Denken ausgeschaltet?
Hier auf Manus Homepage gibts ein paar sog. Stereogramme. Wie leicht fällts euch die dreidimensionalen Muster zu sehen?

Danke Tom für den Tipp. Werds gleich nochmal intensiver lesen.
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Beiträge: 1.177, Mitglied seit 18 Jahren
Hallo zara.t

Danke für den Hinweis... die Stereogramme habe ich noch nie beachtet.

Bei manchen klappt es beim ersten Mal recht schnell (rund 10sec) - beim zweiten Versuch geht es dann noch schneller. Ich kann auch die Augen frei bewegen, ohne den Eindruck zu zerstören - außer ich blick an den Rand, dann ist es "zerstört".

Was dein kleines Experiment betrifft. Ich spüre, wenn ich meinen Verstand auf leerlauf schalte lediglich alles intensiver (und zusätzlich spüre ich meinen Herz- und Pulsschlag). - ansonsten ist es wie bei Timeout.

Mich verwundert dies jedenfalls nicht, denn bewusstes Denken führt zu einer Verminderung der Wahrnehmung des Körpers und der Umwelt.
Deswegen ist es nur verständlich, dass ich alles intensiver empfinde.

Und wenn ich gedankenverloren eine Landschaft betrachte, ist die Landschaft weder in meinem Kopf, noch bin ich in der Landschaft - zumindest empfinde ich es so. Wenn ich persönlich mich irgendwo gedankenverloren befinde, habe ich nur noch mich selbst und meine phantasie. Wahrnehmungen, die meinen Körper und meine Umwelt betreffen nehme ich dann überhaupt nicht mehr bewusst wahr.

Nur wenn ich willentlich meine bewusste Wahrnehmung von mir Selbst auf meine Umwelt und meinen Körper lenke, habe ich das Gefühl in der Landschaft zu sein, was daran liegt, das ich dann alles intensiver wahrnehme. Den Wind, die Geräusche die er macht, wie er auf der Haut zu spüren ist, die verschiedenen Gerüche und so weiter. Bei Bewegungsabläufen habe ich dann das Gefühl, mehr "Bilder pro Sekunde" wahrzunehmen, als normal.

Aber nichts davon ist doch verwunderlich.

Zitat: "Aber wenn du die Landschaft siehst, dann frage dich, wo eigentlich die Landschaft aufhört und wo du anfängst?"

Ich spüre die Luft an meiner Haut, genau da höre ich auf. Wenn ich meinen Blick senke, dann sehe ich die Haut.

Eine Lebensform wie der Mensch hat sich im laufe der Evolution von der Umwelt abgegrenzt. Beim Menschen ist diese Abgrenzung besonders weit fortgeschritten. Wenn diese "Grenze" fällt, ist ein Lebewesen tot.

Zitat: "Aber wo spürst du denn die Oberfläche? Doch nicht im Kopf, oder?"

Das "Körpergefühl" ist natürlich eine mentale Konstruktion... aber die ist weder willkürlich, noch zufällig, weil Lebewesen mit so einem Körpergefühl kaum überlebt hätten. Wenn dir eine Giftspinne über den Arm krabbelt, wäre es recht unnütz, wenn du das Krabbeln am kleinen Zeh spüren würdest.

Wo bleibt da das Argument? Auch in den folgenden Sätze danach finde ich keines.
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Beiträge: 1.177, Mitglied seit 18 Jahren
Zitat: "Wahrnehmungen, die meinen Körper und meine Umwelt betreffen nehme ich dann überhaupt nicht mehr bewusst wahr. "

Dies äußert sich darin, dass ich kaum bis keine Erinnerungen an diese Zeitraum habe. So habe ich mir oft die Zeit während einer langen Zugfahrt vertrieben.
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Beiträge: 1.177, Mitglied seit 18 Jahren
PS: "Douglas E. Harding"

Ich habe mir die Website auch mal durchgelesen. Wie kommt man auf die Idee, man könnte auf die Art und Weise die Welt (oder gar sich Selbst) tatsächlich verstehen? (Ich bezweifle, dass er auf die Art und Weise versteht, warum er bestimmte Macken hat, warum er in Beziehungen diesen oder jenen Fehler begeht, oder auf eine bestimmte Art und Weise reagiert und so weiter.)

Weil man es erleben kann?

Wie kommt ihr eigentlich auf die Idee, solche Erfahrungen könnten irgendeine "Wahrheit" offenbaren?

Aus meiner Sicht sieht dies folgendermaßen aus: Man bringt seinen Organismus dazu körpereigene Drogen auszuschütten und hält das Resultat für eine Erleuchtung.
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Tom
Hallo André,

Douglas Harding kennt sehr wohl seine Macken, er macht sich sogar in typischer englischer Weise darüber lustig. Aber diese Art der Selbsterkenntnis geht weit über solche psychologischen Erkenntnisse hinaus. Mich zum Beispiel interessiert die Struktur meiner persönlichen Psyche nicht besonders. Das mag wiederum ebenso eine Eigenart meiner Psyche sein. Ich sage nicht, daß das unwichtig ist, mit manchen Menschen rede ich ausschließlich auf dieser psychologischen Ebene, weil sie sich für "tiefergehende" Dinge nicht interessieren. Muß ja auch keiner. Du könntest jetzt psychologisch analysieren, warum ich z.B. all diese Beiträge in diesem Forum schreibe, welches Geltungsbedürfnis dahinter steckt, welche Unsicherheiten, was das mit meiner Kindheit und meinem sozialen Umfeld zu tun hat.
Das könnte alles völlig richtig sein, es würde mich in diesem Zusammenhang einfach nicht interessieren. Wenn meine Ehe in eine ernsthafte Krise geraten würde, würde es mich vielleicht interessieren.

Worum es Leuten wie Douglas Harding und vielen anderen geht, ist, diese eigentlich "tiefste" Dimension unseres Daseins zu erfassen, bzw. wiederzuentdecken. Vor diesem Hintergrund werden die relativen Erkenntnisse über die Person nicht geleugnet, sondern in ein ganz anderes Licht gestellt.

Erleuchtung hat nicht das geringste mit körpereigenen Drogen oder irgendwelchen chemischen Zuständen des Gehirns zu tun. Auch wenn das eine Folge daraus sein kann.

Stell es dir einfach als De-Konditionierung deiner Wahrnehmung vor. Was ist, wenn du eine Zeitlang eine Wolke betrachtest. Einfach so. Und auf einmal beginnst du, eine bestimme Figur in die Wolke hineinzuinterpretieren. Es wird dir nachher so gut wie unmöglich sein, nur noch die Wolke zu sehen, du kannst gar nicht mehr anders als die Figur zu sehen. Ist die Figur ein Hirngespinst? Nein, nur eine Interpretation. Und jetzt stell dir vor, du siehst auf einmal wieder nur die Wolke, ohne irgendwelche Figuren hineinzuinterpretieren. Um nichts anderes geht es. Auch wenn du dieses Wolken-Beispiel nicht allzu wörtlich nehmen solltest.

Worin besteht jetzt unsere alltägliche Konditionierung? Genau in dem, was Timeout beschrieben hat. Wir nehmen an der Fingerkuppe wahr, wir sind in dem Moment an der Fingerkuppe, interpretieren aber hinein, daß wir vom Kopf aus wahrnehmen, weil wir vermuten, daß wir uns dort aufhalten, daß sich dort unser Bewußtsein befindet.
Das gleiche geschieht beim Sehen. Natürlich brauchen wir die Augen zum Sehen. Aber der Wahrnehmungsvorgang "Sehen" folgt keiner Richtung. Wir sehen nicht von hier nach dort, oder von dort nach hier. Wir sehen dort, weil jedes dort gleichzeitig hier ist *g*. Klingt absurd, aber meint einfach, daß wir (das Bewußtsein) immer dort sind, wo wir sehen oder grundsätzlich wahrnehmen.

Wenn es so wäre, daß das Bewußtsein innen (im Kopf) und die Dinge außen wären, dann könnte gar keine Wahrnehmung stattfinden, wie ich mit dem Vogel-Beispiel deutlich machen wollte.

Grüße,
Tom
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Beiträge: 1.177, Mitglied seit 18 Jahren
Hallo Tom,

Zitat:
--
Du könntest jetzt psychologisch analysieren, warum ich z.b. all diese Beiträge in diesem Forum schreibe, welches Geltungsbedürfnis dahinter steckt, welche Unsicherheiten, was das mit meiner Kindheit und meinem sozialen Umfeld zu tun hat.
--

Das funktioniert doch ohnehin nur recht oberflächlich, da eine menschliche Persönlichkeit meist zu facettenreich ist. ;)

Zitat:
--
Stell es dir einfach als De-Konditionierung deiner Wahrnehmung vor. Was ist, wenn du eine Zeitlang eine Wolke betrachtest. Einfach so. ...
--

Du meinst also ein begriffsfreies "Denken"? (begriffsfreie Wahrnehmung wäre wohl treffender). Genau das tue ich, wenn ich, wie oben beschrieben, mich in einer Landschaft befinde und versuche, alles möglichst bewusst wahrzunehmen. Man nennt das, wenn ich mich nicht irre, eine "kindhafte" Wahrnehmung (andere Säugetiere dürften die Welt ähnlich wahrnehmen - begriffsfrei eben). Wenn ein Kind einen Vogel sieht, nimmt es viel mehr die Formen und die Bewegung wahr, ohne es in Begriffen zu denken.
Ein Erwachsener sieht dagegen meist nur einen "Vogel", einen "Raben", ohne weiter die Form und Bewegung noch zu beachten - zumindest wird nicht die Aufmerksamkeit darauf gelenkt, da er, wenn er wollte, seine Umwelt wahrscheinlich immer noch wie ein Kind wahrnehmen könnte.

Man kann dies auch einfach als bewusste Wahrnehmung bezeichnen, ohne das Wahrgenommene zu abstrahieren. (Dies muss ich ja erst tun, wenn ich vorhabe, das wahrgenommene in Worte zu fassen)

Zitat: "Worin besteht jetzt unsere alltägliche Konditionierung?"

Das mit den Fingerkuppen bzw. dem Körpergefühl muss keine Konditionierung sein. Und das hat wohl auch nichts mit begriffsfreier kindhafter Wahrnehmung zu tun. Menschen sind nicht gleich, nicht einmal kurz nach der Geburt. Jeder sucht und findet einen etwas anderen Zugang zum eigenen Verständnis.
Experimente mit Säuglingen zeigen, dass eine angeborene Verbindung zwischen dem Tastsinn und Sehsinn besteht - was durch die weitere Entwicklung des Kindes sich aber verändern wird. Etwas ältere Kinder haben diese Fähigkeit meist nicht mehr, oder nur noch in eine Richtung.

Das ich eine Berührung an der Fingerkuppe spüre, hat etwas mit der Wahrnehmung des Körpers zu tun, und die ist sehr wahrscheinlich angeboren und hat nichts mit Konditionierung zu tun. Wie sollte das auch gehen? Ein übermittelter Reiz von den Augen wird immer als "Licht" vom Gehirn interpretiert, egal ob es eine Faust, Licht oder Säure war. Das Gehirn muss bereits vorher schon wissen, wie es zu "interpretieren" ist.

Oder nur bestimmte Menschen können es so empfinden. So wie bei manchen Menschen ein gehörtes Geräusch als Farbe gesehen wird, kann es bei manchen Menschen auch ein anderes Körpergefühl geben.

Nicht um sonst handelt es sich dabei um sehr subjektive Dinge.

Tschüss, André
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
Hat eine(r) von euch die letzte Sendung "Quarks und Co" gesehen? Ich sahs leider nur im Vorbeigehen. Thema waren "Placebos". Das wenige das ich mitbekam, war sehr beeindruckend. So ein Thema passt ganz gut in einen Thread über Magie.
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Jens
Hallo Tante Zara,

da hast Du mal wieder ganz schön starken Tobak ausgebreitet.

Mit Magie hat das überhaupt nichts zu tun. Es geht einfach nur um das Bewußtsein.

Das Bewußtsein ist die Schaltstelle zwischen unserem Geist und unserem Körper.
Die Informationen, die unser physikalischer Körper in unserem Gehirn verarbeitet,
gelangen über unser Bewußtsein zu unserem Geist bzw. unserem "Ich".

Das war schon immer geheimnisvoll, aber nicht magisch.

Weißt Du eigentlich, was Magie ist?
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Alias
Man staune WIRKlich, wieviel Macht im Nichts liegt.

Zara.t,
Könnte man davon ausgehen, wenn sich das Versuchssubjekt deines Experimentes, sich während des Versuchs, soweit aus seinem Ich-gefängnis und selbstgestrickten Programme lösen kann, das der empfundene Abstand zwischen Ich und der Erfahrungsquelle kürzer wird?
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Jens
Kann das Nichts mächtig sein, wenn der Zufall noch größer ist?
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Tom
Hallo Jens,

hast du schonmal deinen "Geist" gesehen? Oder dein Bewußtsein? Oder dein Ich?

Tom
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Jens
Nein, wozu denn?

Wenn wir das vergleichen, was wir sehen und was wir nicht sehen,
so ergibt sich ein Verhältnis von 1 zu unendlich.

Also, warum nur ist die Welt immer so geil darauf, alles zu sehen?

Du, Tom, glaubst doch auch, dass Du denkst und lebst.
Hast Du schon mal einen Gedanken gesehen oder das Leben.

Du stellst immer nur die Auswirkungen fest.
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
Der Besuch eines magischen Rituals kostet heute so zwischen 12 und 50 Euro Eintrittsgeld.
Ich kann guten Gewissens die Schalke Arena empfehlen.
Der dortige Schamane vollführt die tollsten Zeremonialtänze.
Da gibt es einen benachbarten Schamanen, der sich sein Haupthaar nicht mehr scheren läßt, bis seine Stammeskrieger die sogenannten Abstiegsplätze verlassen haben. Ein anderer weigert sich seine Oberbekleidung zu wechseln, solange sein Stamm siegreich ist.
Die fanatisierten (magischer Akt) Fans singen magische Gesänge und vollziehen rituelle Handlungen. Und fast immer funktioniert das Ganze. Zu hause im eigenen Stadion, wo man die magische Oberhoheit besitzt.
Über Kriegsbemalung, magische Objekte und Reliquien ein ander mal mehr.
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Beiträge: 683, Mitglied seit 18 Jahren
Es gibt, neben den würzigen Fernwirkungen in der Bundesliga, noch weitere würzige Fernwirkungen: Der eine gähnt, und viele andere gähnen darauf ebenfalls, ausgelöst durch die würzige Fernwirkung einer gähnenden Information. Oder: Der eine schreit, und der andere wird leiser, eingeschüchterter, ausgelöst durch die würzige Fernwirkung einer akustischen Information. Fazit: Ohne Maggi keine Würze.

|-|
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
Leider ging keiner von euch näher auf die Quarks&Co Sendung zum Thema Placebos ein. Wie gesagt, hab ich selbst die Sendung nur mit einem halben Auge gesehen. Es war aber beeindruckend. Der Placeboeffekt ist mächtig wirksam. Selbst in Schein (=Placebo) -Operationen. Den Patienten wurde eine echte Operation vorgetäuscht. Sie wurden kunstgerecht zur Operation vorbereitet bis hin zur Narkose. Aber der entscheidende Akt, die Operation fand nie statt. Der Heilungserfolg der Scheinoperierten war etwa gleich dem der Operierten plus dem Gratisvorteil fehlender Folgeschäden.
Ich weiß nicht, um was für eine Art von Operation es sich handelte. Sicher ist das kein probates Mittel für alle Krankheiten die standardmässig operativ behandelt werden.
Aber wie gesagt, die Reportage, die Zahlen waren sehr beeindruckend.

Was ist geschehen? Worte und Symbole (die üblichen Insignien der Ärzteschaft: weißer Kittel, dieses Hörrohr,....) haben wirksam in ein materielles System ( Körper) eingegriffen.
Luftschwingungen wirken auf Materie. Aber sie wirken nicht aufgund ihrer materiellen Natur, sondern einzig und allein aufgrund ihrer semantischen Information. So hätte man die gleiche Wirkung mit vollkommen anderen Luftschwingungen ( maybe in english, ein bißchen Latein kommt auch immer noch gut... ) oder auch durch schriftliche Mitteilung erzielen können. Bei Tauben gar in Gebärdensprache...

Ist das bereits Magie?
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Beiträge: 683, Mitglied seit 18 Jahren
Diese Sendung habe ich zufällig gesehen, Zara. Das mit den Schein-Operationen hat auch mich verblüfft, aber letztlich nicht verwundert, da die Psychosomatik doch -- wie ja schon seit langem zu beobachten ist -- erwartungsgemäß ungeheuer wirkungsvolle Konsequenzen in sich birgt.

Ob diese Placebo-Effekte "Magie" sind, hängt wohl von der persönlichen Definition des Wortes "Magie" ab. Ich bezeichne besagte Placebo-Effekte weiterhin als Psychosomatik, genauer gesagt: als kausale Leib-Seele-Interaktion. Gut, das ist vielleicht eine etwas oberflächliche Beschreibung; ich versuche mal, folgendermaßen zu präzisieren: Sowohl Leib als auch Seele sind -- im ontologischen Grunde -- nur reine Information; beides, Leib und Seele, sind pures Ereignis. Mit praktischen Worten, ein durch (seelischen) Frust verursachter (körperlicher) Brustkrebs ist genauso eine kausale Wechselwirkung wie ein durch (körperlicher) Brustkrebs verursachter (seelischer) Frust. Ich vermute also: Seele steuert Körper -- Körper steuert Seele; die Willensgewalt weist in beide Richtungen (man denke nur an eine Guillotine). Sache A wechselwirkt mit Sache B. Ist Wechselwirkung schon Magie?

Was unterscheidet nun also Magie von Nichtmagie?

Wenn das wesentliche Element der "Magie" die Kausalität sein soll, dann ist so gut wie alles in der Welt "Magie", und der Begriff "Magie" verüberflüssigt sich somit bloß zu einem weiteren Synonym für "Welt".

Wenn hingegen das wesentliche Element der "Magie" die Akausalität sein soll, dann ist ein Placebo-Effekt nichts magisches, sondern etwas kausales.

Wenn aber das wesentliche Element der "Magie" die Gedankenkraft speziell und deren Folgen generell sein soll, dann ist bereits das, was ich hier schreibe, "Magie" -- und damit nichts besonderes.

Nach meinem spontanen Dafürhalten ist "Magie" jetzt folgendes: Die vom Magier hervorgerufene Regelunterbrechung in einer vom Zuschauer erwarteten Regelmäßigkeit. Aber nicht im Sinne von Akausalität! Die Betonung liegt hier auf Erwartung seitens des Zuschauers. Nach diesem Erwartungsprinzip gehören zu einem magischen Akt also mindestens zwei Seelen: Magier und Zuschauer (Regelunterbrecher und Regelerwarter). Wäre da nur eine Seele, so wäre diese eine Seele sowohl Regelunterbrecher als auch Regelerwarter in einem, und das geht nicht: Ich kann nicht zugleich die Regel erwarten während ich selbige unterbreche. Ich kann nicht erwarten, daß aus dem Hut kein Kaninchen steigt, während ich zugleich willentlich und tatsächlich bewirke, daß ein Kaninchen aus dem Hut steigt. Das würde mich ja nicht überraschen, weil ich als Magier eine andere Erwartung habe als der uneingeweihte Zuschauer.

Bestünde die Welt aus einer einzigen Seele, genauer gesagt: aus einem einzigen Magier -- ohne Zuschauer --, so wäre selbige Welt weder magisch noch unmagisch; zwischen beiden Begriffen gäbe es dann keinen Unterschied, denn es gäbe nur einen einzigen Willensfaden, und der weiß was kommt, weil er selbst willentlich bewirkt, was kommt. Diesen Willenszustand beobachten wir ja in unserer jetzigen Welt ebenfalls, beispielsweise beim Licht: das Photon hat sozusagen einen Willen, es will mit einer speziellen Geschwindigkeit reisen. Das Photon verkörpert (verseelt?) somit Wille und Erwartung in einem, in sich selbst. Bestünde die Welt aus einem einzigen Photon, dann wäre sie weder magisch noch unmagisch; jede Regelunterbrechung wäre zugleich ein Bestandteil der Regel.

Einfache Beispiele:

Situation 1 -- Magie:
Ein Zuschauer beobachtet die Sonne am klaren Mittagshimmel. Ein Magier kommt vorbei und läßt kraft seines Willens die Sonnenscheibe einen Moment lang verdunkeln. Der Zuschauer hat diese Verdunklung nicht erwartet, er erwartete vielmehr diejene jahrelange Regelmäßigkeit, in der die Sonne sich nur bei Finsternissen, schlechtem Wetter und nächtens verdunkelt. -- Das, was der Zuschauer in diesem Moment erlebt, würde ich nun als Magie bezeichnen. -- (Übrigens: Der Magier selbst ist dabei nicht magisch, denn er hat ja den Effekt erwartet! Achtung: Würde der Zuschauer willentlich verhindern, daß der Magier die Sonne verdunkelt, so wäre stattdessen der Zuschauer der eigentliche Magier, während letzterer seine Rolle als Magier aufgeben und Zuschauer werden würde. Warum? Genau dieser wäre dann derjenige, der hier etwas unerwartetes regelwidriges erleben würde; denn dieser wollte und erwartete ja eine Verdunklung!).

Situation 2 -- Nichtmagie:
Ein Zuschauer beobachtet die Sonne am klaren Mittagshimmel. Eine Regenwolke kommt vorbei und läßt kraft ihres Willens die Sonnenscheibe einen Moment lang verdunkeln. Für einen Zuschauer, der so eine mittägliche Verdunklung zum ersten Male sieht, vollzieht sich hier ein magischer Akt. Für einen anderen Zuschauer, der das Prinzip der Regenwolke verstanden hat, vollzieht sich hier jedoch nicht der geringste magische Akt, denn er weiß um diese Regelmäßigkeit und hat demnach nichts anderes erwartet (diese bisherige Regelmäßigkeit bezeichnet er als "Naturgesetz"). Für ihn ist das keine Regelunterbrechung. Also keine Magie.

Das wäre meine derzeitige Definition von Magie und Nichtmagie. Das mag wohl den Hauch von Romantik und Mystik etwas abschwächen, aber das haben Definitionen so in sich. Ich glaube, wer sich vor einer Definition drückt, will den Begriff Magie nur als flexible macht-suggerierende Trost-Variable für emotionale Notfälle reservieren.

Andere Vorschläge?

Fidibus,
|-|ardy
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