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Magisch

Thema erstellt von Zara.t. 
Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
Ich wage noch keine Definition. Ich will mich weiterhin dem Thema mit angemessener Vorsicht nähern.

"Orfeo Negro" zählt zu meinen Lieblingsfilmen. Die Story: Orpheus und Euridike verlegt in den Karneval nach Rio. Orpheo ist schwarzer Fahelhiasbewohner, Gitarrespieler begnadeter Tänzer mit anderen Worten der Schwarm aller weiblichen Wesen.
Und jetzt kommts: Jeden Morgen sitzt er am Rande der Klippen und läßt kraft seines Gitarrenspiels die Sonne aufgehen. Der Film zeigt nun eine Scene in der zwei kleine Jungs Orpheo ebendorthin begleiten. Der Eine noch ungläubig. Es herrscht Morgendämmerung. Orpheo greift zur Gitarre und spielt seinen Bossa Nova. Und wie er spielt! Und dann geht die Sonne auf.
"Siehst du", sagt der kleine Junge zum anderen, "er kann es wirklich." "Tatsächlich!"

Das ist Magie.
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Igor
Das mit dem Placeboeffekt ist wirklich interessant. Blos was ich mich frage: Der Mensch ist geheilt wenn er denkt das er geheilt ist, muss der Mensch das denken um sich zu heilen? Oder kann er sich mit dem Gedanken sich selbst zu heilen heilen? Denn dann bräuchte man keine Ärzte mehr. Der Mensch soll ja auch nur 30% (glaub ich) seines Gehirns nutzen, glaubt ihr der Mensch ist in der Lage sich selbst zu heilen oder gar andere Sachen zu machen?
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
"Der Mensch ist geheilt wenn er denkt das er geheilt ist, muss der Mensch das denken um sich zu heilen?"
Mit denken hat das nicht viel zu tun, eher mit glauben, mit überzeugt sein, mit für wahr halten.
Daß wir nur 30% unseres Gehirnes nutzen, halte ich für ein Gerücht.

"....glaubt ihr der Mensch ist in der Lage sich selbst zu heilen oder gar andere Sachen zu machen?"
Glaub schon, sonst hätt ich diesen Thread nicht eröffnet. Zu den anderen Sachen kommen wir noch.
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Beiträge: 683, Mitglied seit 18 Jahren

Von Zara:
Zitat:
Jeden Morgen sitzt er am Rande der Klippen und läßt kraft seines Gitarrenspiels die Sonne aufgehen. [...]

Das ist Magie.


Also doch schon eine Definition gewagt? :-)

Und so romantisch idealistisch? Das soll also jene Magie sein, Zara, eine verspielte rein emotionale Poesie also, die Du seither ausgerechnet mit kalten nüchternen mathematischen Formeln aus Quantenphysik und Statistik zu beschreiben versuchst? Dann bekomme ich jetzt aber den Eindruck, als müßte man vielmehr Deine bisherigen Formeln in das Reich der Placebos zuordnen; Placebos, die vorgaukeln, die Magie wäre nüchtern formal beschreibbar. Dabei ist Magie doch nach Deiner neuesten Definition alles andere als nüchtern formal? Sie ist demnach nur Poesie.

Igor, ich denke schon, daß der Mensch sich rein durch emotionale Zustände weitgehend selbst heilen kann. Eben dies wurde in dieser Sendung dokumentiert. Es gibt ja, wie Du sicherlich weißt, zahllose biochemische Botenstoffe im Körper, welche wiederum zahllose körperliche Reaktionen im Blutzustand, im Immunsystem und so weiter auslösen. Diese Botenstoffe können materiell von außen via Medizin oder Nahrung reguliert werden, aber auch -- und das ist das grandiose dabei -- innerlich seelisch via Emotionen alleine.

Es gibt quasi keine Emotion, die nicht mit einer Körperreaktion verknüpft wäre. Zum Beispiel schon eine kurze winzige Berührung zwischen zwei sich sexuell attraktiv findenden Menschen stößt im Körper eine hohe Dosis eines ganz bestimmten Botenstoffes aus, der eine äußerst belebende Wirkung auf den Körper hat (eine Selbstberührung schafft so etwas nur selten). Das nur als Beispiel. Aber um es mal zu vereinfachen, könnte man sagen, daß alles in allem die zwischenmenschliche Zuneigung (auch bekannt unter dem Namen "Liebe") bestimmte Botenstoffe auslöst, welche wiederum für einen gesunden vitalen Organismus sorgen. So ist es buchstäblich kein Wunder, wenn ein sogenannter Wunderheiler seine Patienten in Euphorie versetzen kann, Euphorie durch Zuneigung, beziehungsweise Nächstenliebe, sei sie religiös oder nicht, durch das Gefühl "hier kümmert sich jemand aus Liebe persönlich um mich"; oder wenn man das Gefühl hat, der Arzt, der Halbgott in weiß, schenkt einem leidenschaftlich seine Aufmerksamkeit, läßt teilhaben an seinem "Königreich"; all diese Emotionen dosieren die Botenstoffe und verändern damit den Zustand des Körpers. Es wurde nachgewiesen, daß allein durch dieses Gefühl der Zuneigung und des Kümmerns bestimmte Botenstoffe im Körper ausgelöst wurden, welche den Heilungsprozess angeregt oder beschleunigt hatten: Der Mensch heilte sich selbst. -- So ist ja auch die gegenteilige Situation nachvollziehbar, nämlich daß bei depressiven Menschen der Körper und das Immunsystem eher zerfällt als sich bestärkt.

Auch interessant und inzwischen berühmt ist bei bestimmten behinderten Menschen die positive biochemische Wirkung, die eintritt, wenn diese Menschen bestimmte Tiere berühren, beispielsweise Delphine.

Homöopathie, Akkupunktur, Akkupressur und viele andere Heilmethoden scheinen keine materiellen Auslöser für eine Heilung zu sein; auch das wurde mit Placebos nachgewiesen. In diesem Falle wurde die Akkupunktur etc. nur simuliert. Jedoch wurden dabei Emotionen geweckt, rein durch den Akt des Ernstnehmens, der Zuneigung, der ehrlichen Hilfsbereitschaft; und diese Emotionen lösten eben besagte körpereigene Botenstoffe an, welche wiederum die materielle Heilung vorantrieben.

Salve,
|-|ardy
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
Man sollte nicht Beispiele wie die der phillipinischen Wunderheiler außer acht lassen. Die haben behauptet sie könnten von Hand - magisch, paranormal - Tumore entfernen. Mit Hilfe von Taschenspielertricks floß auch reichlich Blut; aber nicht das des Patienten, es wurden auch "Geschwulste" entfernt; aber nicht die der Patienten.
Den Patienten gings hinterher meistens richtig gut, wahrscheinlich deutlich besser als mit Chemo. Aber sie waren nicht geheilt, in der Regel sind sie an ihrem Krebs gestorben. Wahrscheinlich gabs auch ein paar wissenschaftlich nicht erklärbare Spontanheilungen.
Man darf also Placebo nicht zum allmächtigen Alleinheilmittel verklären. Was bleibt ist wunderbar genug.
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Igor
Dazu fällt mir auch was ein: Ein Freund von mir, der Medizin studiert, hat mir von einem Fall erzählt von einem Mann der an Krebs litt. Ihm hat man Placebos verschrieben und anschließend gesagt er wäre geheilt. Er war jahrelang "gesund" obwohl der Krebs immer noch in ihm schlummerte. Als er irgendwann erfahren hatte das man ihm nur Placebos verschrieben hatte, starb er.
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Tom
Hallo zara,

der Film mit dem schwarzen Orpheus ist wirklich wunderschön!

Tom
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Beiträge: 1.177, Mitglied seit 18 Jahren
Zitat:
--
Der Mensch soll ja auch nur 30% (glaub ich) seines Gehirns nutzen, glaubt ihr der Mensch ist in der Lage sich selbst zu heilen oder gar andere Sachen zu machen?
--

Das ist, in Hinblick auf die Gehirnforschung, nicht richtig.

Aber es ist richtig, dass ein Mensch sich auf gewisse Art und Weise selbst heilen kann. Der Körper hat bestimmte Möglichkeiten, bzw. "Waffen", um auch gegen Krebs zu kämpfen.. aber das funktioniert nicht immer.

Und nur, weil einige Organismen überaus effektiv solche Probleme beheben können, gilt dies nicht allgemein für alle Menschen - und mit Wunder hat dies nichts zu tun.

Genau so gibt es auch Menschen, die aufgrund ihrer Physiologie starke Raucher sein können und dennoch sehr alt werden.

Unsinnig ist es, wenn jemand mit einer anderen Physiologie solche Menschen als Beweis dafür nimmt, dass Rauchen doch gar nicht so schädlich sein kann, weil dieser Mensch ja trotzdem 90 Jahre alt wurde.

Und Analog wäre es unsinnig, auf eine Chemotherapie zu verzichten, weil man auf Selbstheilungskräfte vertraut, die bei jemand anderen beobachtet wurden, die der eigene Organismus aber eben nicht aufbringen kann.

Menschen sind eben unterschiedlich... ein Glück, denn so kann selbst der schlimmste Killervirus uns nicht auslöschen, weil immer jemand immun gegen ihn ist.

Tschüss, André
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Titan
Magisch....
ein nettes Thema...
Es ist etwas, so denke ich, über den Glauben hinaus...
Einfach was unbeschreibliches!
Das Leben ist magisch!
Lara
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
Ende der 70er Jahre las ich zum ersten Mal die Werke eines gewissen C. Castaneda. Ich muss gestehen, das blieb nicht ohne Wirkung. Damals fiel Castanedas Saat bei mir auf fruchtbaren Boden. Kurz zuvor hatte ich entdeckt, welch revolutionäre philosophische Sprengkraft in der jüngst von mir studierten Quantenmechanik steckt, C.G. Jung betrachtete ich bereits als alten Bekannten, auch hatte ich schon einige Semester Parapsychologie bei Bender und Lucadou hinter mir. Musikalisch war John Coltrain angesagt.
Mit anderen Worten: Alles passte. In mir keimte ein Versacht auf und wurde immer mächtiger.
Die Welt ist magisch. Die der Welt zugrundeliegen Strukturen sind magische.
Jetzt hatte ich auch eine Antwort auf meine Kantsche Frage: Wie ist Physik möglich?
Aufgrund des magischen Wesens der Welt!

So, warum erzähl ich euch das? Jetzt, gut ein Vierteljahrhundert später sind die überschäumenden Wogen der damaligen Begeisterung abgeklungen. Wir haben hier ein wuderbares Forum. Ein guter Zeitpunkt, um mit etwas mehr Besonnenheit zu klären, was eben zu klären ist.

Castaneda: Ich bin mir mittlerweile sicher, daß er den Protagonisten seiner Bücher nie "in der Wirklichkeit" begegnet ist. Und schon wird der Boden auf dem ich mich bewege glitschig: "In der Wirklichkeit"- für einen, der Castaneda verschlungen hat, immer noch ein schillernder Begriff. Der zentrale Begriff in Castanedas Denken vielleicht.
Seine Bücher sind Fiction. Es sind keine anthropologischen Feldstudien, wie Castaneda elbst immer wieder mit Nachdruck behauptete. Keine Darstellung der indianischen Weltsicht. Im Gegenteil. Es ist ein Mix aus unterschiedlichsten Quellen. Vom Zen, Taoismus, übers tibetanische Totenbuch, vielleicht Krishnamurti?, zu den westlichen Philosophen wie Kant, Nietzsche, Husserl, Wittgenstein...Eben das, was ihm in seiner Universitätsbibliothek zur Verfügung stand.
Erstaunlicherweise scheint er Schopenhauer nicht gekannt zu haben.

Soviel als Vorwort, demnächst : "Die Lehren des Don Juan" ( oder die Erklärung der Zauberer)
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
Sorry!
Oben wimmelts von Rechtschreibefehlern. Das muss nicht sein.
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
Ein paar Zitate zum Einstieg:

"Wir sind Wahrnehmung. Wir sind Bewußtsein. Wir sind keine Objekte, wir haben keine feste Konsistenz, wir sind grenzenlos. Die Welt der festen Objekte ist ein Mittel, unsere Wanderschaft auf Erden angenehm zu machen. Sie ist nur eine Beschreibung, geschaffen, um uns zu helfen. Wir - oder besser: unsere Vernunft - vergessen gern, daß die Beschreibung nur eine Beschreibung ist und so schließen wir die Ganzheit unseres Selbst in einen Teufelskreis ein, dem wir, solange wir leben kaum entrinnen können."
Don Juan


"Wir sind wahrnehmende Wesen, fuhr er fort. Die Welt, die wir wahrnehmen, ist jedoch eine Illusion. Sie ist entstanden durch eine Beschreibung, die man uns seit dem Augenblick unserer Geburt erzählt hat.
Wir sind leuchtende Wesen, sind mit zwei Ringen der Kraft geboren, aber wir benutzen nur einen davon, um die Welt zu erschaffen. Dieser Ring, der sich schließt, bald nachdem wir geboren sind ist, die Vernunft - und ihr Begleiter das Sprechen. Gemeinsam hecken die beiden die Welt aus und halten sie in Schwung.
Die Welt, die deine Vernunft erhalten möchte, ist also im Grunde eine Welt, geschaffen durch eine Beschreibung und ihre dogmatischen, unumstößlichen Regeln, welche die Vernunft zu akzeptieren und zu verteidigen lernt.
Das Geheimnis der leuchtenden Wesen ist, daß sie noch einen weiteren Ring der Kraft haben, der gewöhnlich nie benutzt wird, den Willen. Der Trick der Zauberer ist der gleiche Trick, wie ihn die normalen Menschen anwenden. Beide haben sie eine Beschreibung. Der eine, der normale Mensch, erhält sie mit Hilfe seiner Vernunft aufrecht, der andere, der Zauberer, erhält sie mit seinem Willen aufrecht. Beide Beschreibungen haben ihre Regeln, und die Regeln sind wahrnehmbar. Doch der Vorteil des Zauberers liegt darin, daß der Wille umfassender ist als die Vernunft."
Don Juan

Castaneda hat sich wohl gefragt, wie kann Magie möglich sein?
Im Newtonschen Universum eines objektiv gegebenen Raumes und einer objektiv gegebenen Zeit in welchen objektive Dinge gelagert sind, ist Magie unmöglich.
Die Auflösung der Newtonschen Vorstellungen durch Einstein und vor allem die Quantenmechanik scheint er nicht gekannt zu haben.
Aber auch ohne dies gelingt es ihm, die festgefügte objektiv gegebene Welt Newtons philosophisch aufzulösen. In der Säure des Konstruktivismus.
Die Welt ist eine Beschreibung. Einer der wichtigsten Sätze Castanedas. Und wir haben diese Beschreibung angefertigt, also sollte es doch wohl möglich sein, die Beschreibung zu wechseln.
Und genau darum geht es in seinen Büchern.
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
2 wichtigeBegriffe, die zusammen ein Paar bilden: TONAL und NAGUAL
Beide waren in der Anthropologie bereits eingeführt, Castaneda respektive sein Protagonist Don Juan definiert sie aber völlig neu.

Don Juan: "Das Tonal ist eine Insel. Diese Insel ist die Welt. Es gibt ein persönliches Tonal für jeden von uns und zu jedem gegebenen Zeitpunkt ein kollektives für uns alle. Doch das entscheidende Faktum , das wir nicht vergessen dürfen, ist, daß alles, was wir über uns selbst und unsere Welt wissen, sich auf der Insel des Tonal befindet."
Meine (zara.t.) Definition, frei nach Wittgenstein: Das Tonal ist alles was der Fall ist.
Wenn aber das Tonal alles ist, was wir über uns und unsere Welt wissen, was ist dann das Nagual?
Don Juan: "Das Nagual ist der Teil von uns, der uns ganz unzugänglich ist, der Teil von uns, für den es keine BESCHREIBUNG gibt.( zara.t.: man erinnere sich: die Welt ist eine Beschreibung!!!) - keine Wörter, keine Namen, keine Gefühle, kein Wissen.
Carlos: "Würdest du sagen, daß das Nagual der Geist ist?"
"Nein, der Geist ist Teil des Tonal"
"Ist das Nagual die Seele?"
"Nein, auch die Seele ist Teil des Tonal.".................
Gott, ein Zustand der Gnade, Intellekt, Psyche, Energie, Lebenskraft, Unsterblichkeit, Lebensprinzip, ...alles sei Teil des Tonal, erklärt Don Juan im Laufe des Gesprächs.
Carlos: "Aber sagtest du nicht, daß Gott nicht existiert?"
"Nein, das hab ich nicht gesagt. Ich sagte nur, daß das Nagual nicht Gott ist, denn Gott ist ein Gegenstand unseres persönlichen Tonal und des Tonal der Zeiten. Wie schon gesagt, das Tonal ist alles, woraus die Welt sich, wie wir glauben, zusammensetzt - einschließlich Gott, natürlich. Gott hat nicht mehr Bedeutung, als daß er ein Teil des Tonal unserer Zeit ist."

Was also ist das Nagual. Das Nagual ist überall dort, wo das Tonal nicht ist. Über das Nagual läßt sich nichts sagen, weder daß es existiert, noch daß es nicht existiert. Es ist auch nicht das Nichts. Dieses hat einen Namen und ist somit Teil des Tonal.
"Das Nagual ist dort, wo die Kraft schwebt." sagt er schließlich doch.
"Vom Augenblick der Geburt an, fühlen wir, daß wir aus zwei Teilen bestehen. Zum Zeitpunkt der Geburt und noch kurz danach sind wir nur Nagual. Dann fühlen wir, daß wir, um zu funktionieren, ein Gegenstück zu dem brauchen, was wir haben. Was fehlt ist das Tonal und dies gibt uns von Anfang an ein Gefühl der Unvollkommenheit.(zara.t.: hier muss ich schon mal unwillig dazwischen brummeln) Dann fängt das Tonal an zu wachsen und es wird ungemein wichtig, so wichtig, daß es den Glanz des Nagual verdunkelt, es zurückdrängt. Von dem Augenblick an, da wir ganz Tonal sind, tun wir nichts anderes, als jenes alte Gefühl der Unvollkommenheit zu verstärken, das uns seit dem Augenblick unserer Geburt begleitet und das uns ständig sagt, daß es noch einen anderen Teil braucht, um uns zu vervollständigen.........................Wir fühlen, daß es noch eine andere Seite von uns gibt. Aber sobald wir versuchen, diese andere Seite festzumachen, gelangt das Tonal ans Ruder und als Kommandant ist es ziemlich kleinlich und eifersüchtig. Es blendet uns mit seiner List und zwingt uns auch noch die leiseste Ahnung von dem anderen Teil des echten Paares, dem Nagual, auszutilgen."
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
Ach ja, was noch gar nicht erwähnt habe, Don Juan soll ein Yaqui Indianer gewsen sein.Aber es spielt auch keine Rolle, da die ganze Geschichte eh frei erfunden ist. Immerhin hat Castaneda aufgrund dieser "Feldarbeit" seinen Dr. in Anthropologie gemacht.

Aber zurück zu Tonal und Nagual.
Carlos: "Sind das Tonal und das Nagual in uns selbst?"
"Eine sehr schwierige Frage", sagte er. Du würdest sagen sie sind in uns. Ich würde sagen , sie sind es nicht,aber keiner von uns hätte recht. Das Tonal deiner Zeit verlangt, daß du behauotest,alles, was mit deinen Gefühlen und Gedanken zu tun hat, findet in dir statt. Das Tonal der Zauberer sagt, im Gegenteil, alles ist draußen. Wer hat nun recht? Keiner von beiden. Drinnen oder draußen - darauf kommt es wirklich nicht an."

Um nun ein Zauberer zu werden, muß man das Nagual erfahren, muß man mit dem Nagual in Kontakt treten. Das ist eine lebensgefährliche Aufgabe. Es drohen Verlust der sozialen Person, Geisteskrankheit (nicht wenige Schamanen würden, kämen sie denn auf die Couch eines westlichen Psychiaters, als schizophren in die nächste Klinik für psychisch Kranke eingewiesen werden) und sogar der Tod.
Um all diese Gefahren zu bestehen, gilt es für die Adepten zuerst ein makelloses Tonal zu erwerben.
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
Damit Magie möglich sein kann, muß es einen Zusammenhang innerer (= psychischer )Zustände mit äußeren (= materiellen) Zuständen geben.
Nachdem ich alles nötige an anderer Stelle in diesem Forum bereits gesagt habe, darf ich mich kurz fassen: Äußere und innere Zustände sind aus dem gleichen Stoff gewirkt. (schön daß ich das Wörtchen "gewirkt" gefunden habe, zuerst wollte ich stattdessen schreiben "gebaut", was so nicht gestimmt hätte.) Nur deshalb ist diese Wirkung möglich.
Die Welt ist demnach traumartig. Die Grundgesetze des Traumes sind auch die Grundgesetze der Wachwelt.
Daß im Traum Magie möglich ist, werden die meisten von euch wohl bestätigen.
Die meisten Menschen sind allerdings ihrer Traumwirklichkeit genauso hilflos ausgeliefert, wie ihrer Wachwirklichkeit.
Ihr werdet mir aber vermutlich glauben, daß es möglich ist, eine gewisse Kontrolle über seine Träume zu erreichen.
An dieser Stelle muss ich nochmal Castaneda erwähnen. Die erste Übung, die er in seiner Ausbildung zum Zauberer zu beherrschen hatte, war, willentlich im Traum seine Hände zu betrachten.

Wer oder was will? Kann ich etwas wollen? Das Ego kann nicht wollen. ES will. Das ist mittlerweile sogar neurobiologisch nachweisbar. (siehe B.Libet, ich habe davon berichtet)
Dem EGO wird nur nachträglich suggeriert, es hätte gewollt. Das EGO empfindet sich als handelnde und verantwortliche Person.
Das EGO steht aber immer noch - mehr oder weniger - in Kontakt mit tieferliegenden, älteren Schichten der Psyche. In Jungscher Terminologie könnte man sagen, es steht in Kontakt mit dem SELBST und den Archetypen.
Und damit haben wir magische Zonen erreicht.

Zurück zum Traum und dessen Strukturen. Demnächst wahrscheinlich. Wer Interesse am Thema hat, kann sich ja mal über Jungsche Archetypen informieren. Es gibt hier im Forum auch schon einen Thread zum Thema.
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Beiträge: 180, Mitglied seit 18 Jahren
Heia Walpurgis Zara.t,

damit es hier nicht so mono-logisch vonstatten geht, schreibe ich etwas.

Kürzlich in einem Gespräch mit einem Freund fragte mich dieser, wo ich den Unterschied zwischen Magie und Mystik sähe. Meine Antwort wiederhole ich hier in etwa. Eine Unterscheidung wolle ich nicht treffen (non-dualistisches Denken entsagt der Polarisierung), sagte ich ihm, allenfalls eine Beschreibung meines Verständnisses der Begriffe könne ich ihm anbieten. Also, Magie passiert. Das Leben ist Magie. Mystik ist ein Ausdruck der Magie. In den Alltagsphänomenen, die wir alle ständig erleben und hervorbringen (oder umgekehrt) sehen wir nichts Magisches mehr wegen der allgemeinen Akzeptanz des So-seins unserer Wahrnehmungen, die wir auch nahezu deckungsgleich kommunikativ austauschen können. Werden nun Phänomene erfahren, die keine allgemeine Akzeptanz mehr erfahren, spricht man von mystischen Erlebnissen. Ich selbst kann auf mystische Erlebnisse zurückgreifen.

Hier etwas zum Thema Mystik: Ein Psychologe namens Abraham Maslow startete 1962 eine mehrjährige Untersuchung, um das Wesen der Gesundheit an ´gesunden´ Menschen zu erforschen. Unter anderen Merkmalen stellte er fest, dass seine Probanden auch ´von mystischen Erfahrungen geprägt´ sind. So schreibt er: "Ich habe viele Lektionen von diesen Leuten gelernt, aber eine ist hier von besonderer Bedeutung. Ich fand, dass diese Leute häufig berichteten, so etwas wie mystische Erlebnisse gehabt zu haben, Momente von tiefer Ehrfurcht, Momente intensivsten Glücks oder sogar der Verzückung, Ekstase oder Seligkeit. Ich sage Seligkeit, weil das Wort Glück manchmal zu schwach ist, um diese Erfahrung zu beschreiben."
Maslow war weder Mystiker noch ein besonders frommer Mensch. Er war durch und durch Wissenschaftler. Die Begegnung mit den spirituellen Erfahrungen der untersuchten Personen war für ihn zunächst Neuland. Maslow: "Das Wenige, das ich bis dahin über mystische Erfahrung gelesen hatte, brachte sie mit Religion in Verbindung, mit Visionen des Übernatürlichen. Und wie die meisten Wissenschaftler hatte ich ungläubig die Nase darüber gerümpft und alles als Unsinn abgetan, als Halluzination oder Hysterie vielleicht, als höchstwahrscheinlich pathologisch . . . Aber die Menschen, die mir das erzählten oder über solche Erfahrungen schrieben, waren nicht krank. Es waren die gesündesten Menschen, die ich finden konnte." (entnommen aus ´Der sechste Kondratieff´/Leo. A. Nefiodov).
Diese Beschreibung eines Zusammenhanges zwischen Spiritualität und Gesundheit finde ich sehr interessant.

Dass ich was von Castaneda las ist lange Jahre her. Besonders erinnerlich ist mir eine Begebenheit, die Don Juan (so meine ich mich zu erinnern) erzählt. Er erzählt von dem tödlichen Unfall seines Sohnes, den er mitansehen musste. Er wechselte, um dieses Geschehen aushalten zu können, seinen Bewusstseinsfokus. (?) - - - Ich muss mal sehen, ob ich diesen Passus wiederfinde, er war sehr beeindruckend.

Gruß
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Beiträge: 180, Mitglied seit 18 Jahren
Zur Ergänzung hier die Zusammenfassung der Ergebnisse der Maslow-Untersuchung(entnommen aus ´Der sechste Kondratieff´/Leo. A. Nefiodov).


"GESUNDE MENSCHEN zeichnen sich durch die folgenden gemeinsamen Merkmale aus:

- Sie besitzen eine bessere Wahrnehmung der Realität (Fähigkeit, Menschen und Sachverhalte richtig zu beurteilen)

- Sie können sich selbst, andere und die Natur akzeptieren (Mangel an Schutzfärbung, Verteidigung oder Pose, Abneigung gegen Gekünsteltheit, Lüge, Heuchelei, Eindruckschinden)

- Sie besitzen Natürlichkeit, Spontaneität und Einfachheit (Lässt sich durch Konventionen von wichtigen Aufgaben nicht abhalten. Bescheidenheit)

- Sie sind problemorientiert (problem- und sachorientiert, nicht ich-orientiert)

- Sie haben ein Bedürfnis nach Privatheit (ohne Unbehagen einsam sein können)

- Sie sind autonom, aktiv und wachstumsorientiert (Unabhängigkeit von der physischen und sozialen Umwelt, Antrieb durch Wachstums- und Leistungsmotivation)

- Sie besitzen eine unverbrauchte Wertschätzung (grundlegende Lebensgüter werden mit Ehrfurcht, Freude, Staunen geschätzt)

- Sie wurden von mystischen Erfahrungen geprägt ( Ich-Verlust und Erfahrung der Transzendenz)

- Sie besitzen Gemeinschaftsgefühl (tiefes Gefühl der Identifikation, Sympathie und Zuneigung)

- Sie können die Ich-Grenze überschreiten (intensive interpersonelle Beziehungen)

- Sie haben eine demokratische Charakterstruktur (freundlicher Umgang mit Menschen ungeachtet der Klasse, Rasse, Erziehung und Glaubens)

- Sie besitzen eine starke ethische Veranlagung (feste moralische Normen, keine chronische Unsicherheit hinsichtlich des Unterschieds zwischen richtig und falsch)

- Ihr Humor ist philosophisch, nicht feindselig (sie lachen nicht über feindselige, verletzende oder Überlegenheitswitze)

- Gesunde Menschen sind ohne Ausnahme kreativ (sie leisten Widerstand gegen Anpassungsdruck)

Gruß
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
Hallo Linda,
ich musste lächeln, als ich "Heia Walpurgis Zara.t,..." las. Ich wurde nämlich ziemlich exakt am 30. 4. zur Mitternacht geboren. Also mitten in der Walpurgisnacht. Nachdem ich mich so geoutet habe, wundert sich natürlich keiner mehr über meine anormalen Veranlagungen.
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Beiträge: 180, Mitglied seit 18 Jahren
Na denn, Zara.t, meine guten Wünsche für´s nächste Lebensjahr.

Was ist denn normal?

Gruß
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
Ich stöberte heute gerade im Internet auf der Suche nach Wolfgang Pauli, als die ersten Gäste eintrudelten. Der erste schenkte mir ein Buch über Pauli. Dieser kleine Zufall soll jetzt nicht überstrapaziert werden. Man kennt ja meine anormalen Neigungen in meinem Freundeskreis. Trotzdem verblüffend.
Daraus ein kleines Zitat:
"Es geht mir um die ganzheitlichen Beziehungen zwischen >Innen< und >Außen< , welche die heutige Naturwissenschaft nicht enthält ( die aber die Alchemie vorausgeahnt hat und die sich auch in meiner Traumsymbolik nachweisen läßt)...
Ich bin an die Grenze des heute erkennbaren gekommen und habe mich sogar der >Magie< genähert (oha! zara.t.)
Dabei bin ich mir darüber klar, daß hier die drohende Gefahr eines Rückfalls in primitivsten Aberglauben besteht....und daß alles darauf ankommt, die positivenResultate und Werte der Ratio dabei festzuhalten."
W. Pauli 1954

Nun ist Pauli nicht irgendwer! Er ist im Gegenteil einer der am schärfsten analysierenden, klügsten und kritischsten Köpfe in der Geschichte der Physik. Seltsamerweise unter Nichtphysikern kaum bekannt. Na ja das Ausschließungsprinzip vielleicht.
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