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Otto
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Hallo Stueps,

Stueps schrieb in Beitrag Nr. 466-58:
Ah, so langsam komme ich hinter eure Denke, Claus und Otto.
Das sind interessante, für mich neue Sichtweisen. Das bedeutet für mich ja immer ein Aha-Erlebnis, und das find ich bekannterweise besonders toll.
Claus, irgendwas stört mich an dieser Argumentation noch, ich bin mal gespannt, ob ich herausbekomme, was.

Otto schrieb in Beitrag Nr. 466-48:
Die Arbeitsweise unseres Gehirns ist wesentlich komplizierter.
Hinter der Frage, ob ein freier Wille existiert, steht die Frage nach den Grenzen von künstlicher Intelligenz.

Ich kann Dich verstehen. Mir geht es ähnlich.
Ich habe mich deshalb etwas tiefer mit diesem Thema beschäftigt und nachgelesen, hier beschränkt auf Wikipedia.

Meine Behauptung "Freier Wille = Zufall" ist dort nicht zu finden.
Der Zufall wird bei Wikipedia überhaupt nicht mit dem freien Willen in Verbindung gebracht.
Hier ist, kurz formuliert, "Freier Wille = Nichtdeterminismus" definiert.

Es ist auf den feinen Unterschied zwischen Indeterminismus und Nichtdeterminismus zu achten.

Indeterminismus beschreibt Ereignisse, deren Ursachen unbestimmt (indeterminiert) sind. Indeterminismus (einschließlich Zufall) ist der klassische Gegensatz zum Determinismus.
Auf die verschiedenen Arten von Zufällen gehe ich in einem folgenden Beitrag separat ein.

Nichtdeterminismus ist ein Konzept der Turingmaschinen, bei dem nicht nur ein einziger deterministischer Berechnungsweg durchlaufen wird, sondern dem Code mehrere Rechenwege für eine Zustandsänderung zur Verfügung stehen, die die KI-Maschine selbst wählt.
Diese Maschinen sind jedoch praktisch nicht realisierbar und zurzeit nur theoretischer Natur.

"Der Nichtdeterminismus basiert gegenüber dem Indeterminismus nicht auf dem Konzept des Zufalls, sondern einer Art Gleichzeitigkeit (Parallelität): dem Erreichen eines Ziels auf eine nicht-zielgerichtete Weise."

Anmerkung: Mathematisch ist es schwierig, einen objektiven Zufall als Zahlenfolge zu generieren bzw. die Güte einer Zufallszahlenfolge überhaupt zu beurteilen. Das liegt ganz einfach daran, dass man nicht sicher weiß, ob sich hinter einer beliebigen generierten Zahlenfolge nicht doch ein Algorithmus versteckt.
(Gute Zufallsgeneratoren basieren auf zwei unabhängigen Quellen schwacher Entropie.)

Gruß, Otto
Beitrag zuletzt bearbeitet von Otto am 18.11.2020 um 07:58 Uhr.
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Stueps
Beiträge: 3.476, Mitglied seit 18 Jahren
Hallo Otto, ganz kurz:

ich werde die Links lesen, der Unterschied zwischen Indeterminismua und Nichtdeterminismaus war mir nicht bekannt.

Otto schrieb in Beitrag Nr. 466-61:
(Gute Zufallsgeneratoren basieren auf zwei unabhängigen Quellen schwacher Entropie.)

Ich habe mal von Zufallsgeneratoren gehört, die thermisches Rauschen als Zufallsquelle nutzen. Ob es sie gibt, wie sie genau funktionieren, und inwieweit sie der objektiven Zufälligkeit Rechnung tragen, weiß ich allerdings nicht.

Beste Grüße
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Otto
Beiträge: 1.233, Mitglied seit 10 Jahren
Hallo Stueps,

Stueps schrieb in Beitrag Nr. 466-62:
ich werde die Links lesen, der Unterschied zwischen Indeterminismua und Nichtdeterminismaus war mir nicht bekannt.
Das war mir auch neu.

Otto schrieb in Beitrag Nr. 466-61:
Auf die verschiedenen Arten von Zufällen gehe ich in einem folgenden Beitrag separat ein.
Die versprochene Zusammenfassung zum Zufall, wie ich ihn verstehe:
Nicht alle Zustandsänderungen in der Natur sind deterministisch, sondern treten nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit (< 1) auf. (1)

Es gibt zwei Grenzfälle und ein "Zwischenbereich":
1. Wahrscheinlichkeit = 1 bedeutet
- ein deterministisches Gesetz.
2. Wahrscheinlichkeit = 0 bedeutet
(a) ein Ereignis, das objektiv ohne erkennbare kausale Ursache geschieht oder
(b) zwei Ereignisse, die in keinem bekannten kausalen Zusammenhang stehen,
– der s.g. nichtdeterministische objektive/absolute Zufall.
(c) Ein Ereignis geschieht, bei dem man zwar die Einflussfaktoren kennt (diese aber nicht messen oder steuern kann) sodass das Ergebnis nicht vorhersehbar ist
– der s.g. nichtdeterministische empirisch-pragmatische Zufall.

Daneben gibt es natürlich auch die "Mischform" zwischen den beiden Grenzfällen:
3. Wahrscheinlichkeit > 0 und <1 bedeutet eine mögliche Zukunft mit einem exakten/ungefähren Wert der Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens
ein berechenbarer probalistischer Zufall mit bekannter Ursache.

(1) (Einige Philosophen unterscheiden zwischen starken und schwachen Determinismus, wodurch sich der absolute Gegensatz zwischen Determinismus und Indeterminismus aufhebt. Diese Philosophen betrachten den Indeterminismus als zentrales Prinzip der Natur, der dem freien Willen des Menschen Raum gibt. Durch einen schwachen Determinismus ist die Zukunft überhaupt erst offen.)

Gruß, Otto
Beitrag zuletzt bearbeitet von Otto am 18.11.2020 um 22:17 Uhr.
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Claus
Beiträge: 2.420, Mitglied seit 17 Jahren
Ich glaube nicht, dass es einen Unterschied zwischen Indeterminismus und Nicht-Determinismus gibt.

Wenn es mehrere Möglichkeiten für eine Handlung gibt (i.e. mehrere Rechenwege für eine Turing-Maschine) und davon wird eine grundlos (d.h. ohne Algorithmus) ausgewählt, so erfolgt die Auswahl objektiv zufällig (d.i. subjektiv: frei) und damit nicht determiniert (= indeterminiert).
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Claus
Beiträge: 2.420, Mitglied seit 17 Jahren
Hallo Otto und Stueps,

Otto schrieb in Beitrag Nr. 466-63:
Einige Philosophen unterscheiden zwischen starken und schwachen Determinismus, wodurch sich der absolute Gegensatz zwischen Determinismus und Indeterminismus aufhebt. Diese Philosophen betrachten den Indeterminismus als zentrales Prinzip der Natur, der dem freien Willen des Menschen Raum gibt. Durch einen schwachen Determinismus ist die Zukunft überhaupt erst offen.

Ich glaube nicht, dass es mehrere Arten von Determinismus (i.e. starker und schwacher Determinismus) gibt.

Der absolute Gegensatz zwischen Determinusmus und Indeterminusmus bleibt für mich bestehen.

Ich stimme dem letzten Abschnitt des Textes dagegen zu: Der Indeterminismus (der absolute Zufall) ist ein Prinzip der Natur, durch den die Zukunft offen ist.

Ich sehe es so, dass der absolute Zufall dem sogenannten "freien Willen" nicht nur Raum gibt, sondern dass Ersterer mit Letzterem objektiv identisch ist. Es besteht nur ein subjektiver Unterschied: Der freie Wille ist das subjektive "Gefühl" des Zufalls. Objektiv besteht insofern kein Unterschied zwischen dem Zufall und dessen innerem Gefühl, als objektiv nicht nachgewiesen werden kann, dass dieses "Gefühl" überhaupt besteht.

Daraus ergibt sich auch Ottos folgende Feststellung, der ich zustimme:

Otto schrieb in Beitrag Nr. 466-61:
Mathematisch ist es schwierig, einen objektiven Zufall als Zahlenfolge zu generieren bzw. die Güte einer Zufallszahlenfolge überhaupt zu beurteilen. Das liegt ganz einfach daran, dass man nicht sicher weiß, ob sich hinter einer beliebigen generierten Zahlenfolge nicht doch ein Algorithmus versteckt.

Hier sind wir mit demselben Problem konfrontiert:

Objektiv kann Zufall nicht generiert werden, sondern er ereignet sich (grundlos). Sofern man davon sprechen will, dass man objektiven Zufall "generieren" kann, so muss man davon ausgehen, dass man diesen grundlos (= frei) generiert. Das "Generieren" kann also nur subjektiv als "freie Handlung" verstanden werden.

Aus diesem Grunde wird es auch niemals möglich sein nachzuweisen, ob eine KI Bewusstsein besitzt oder nicht.
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Otto
Beiträge: 1.233, Mitglied seit 10 Jahren
Hallo Claus,

Claus schrieb in Beitrag Nr. 466-64:
Ich glaube nicht, dass es einen Unterschied zwischen Indeterminismus und Nicht-Determinismus gibt.

Wenn weder im Video von Sabine Hossenfelder noch bei Wikipedia beim freien Willen der Zufall eine Rolle spielt, dann ist das für mich Anlass, meine Auffassung "Freier Wille = Zufall" zu überdenken.
Ich habe deshalb in meinem Beitrag Nr. 466-61 und dem Beitrag Nr. 466-62 die sehr umfangreichen Ausführungen bei Wikipedia (für mich) zusammengefasst. Natürlich gehen dabei viele Einzelheiten unter.

Indeterminismus und Nichtdeterminismus unterscheiden sich nur im Konzept der Datenverarbeitung für eine "Berechnung" eines Ergebnisses, letztendlich für eine Entscheidung.

Der Indeterminismus basiert mathematisch auf dem Zufall. Außer dem in-deterministischen absoluten Zufall sind alle anderen Arten von Zufall (mit einer Wahrscheinlichkeit) berechenbar und damit determiniert.

Der Nichtdeterminismus verwendet andere Berechnungsmethoden, die in der theoretischen Informatik entwickelt wurden.
So nutzen zum Beispiel Quantencomputer und DNA-Computer teilweise nicht-deterministische Operationen, die in einer s.g. Polynominalzeit Ergebnisse erzielen können.
Quantencomputer benutzen für ihre Prozessverarbeitung quantenmechanische Zustände.
DNA-Computer sind Bio-Computer, die auf DNA und RNA als Speicher und Prozessoren basieren.
Aufbau und Einzelheiten zu den beiden Computertypen sind mir leider nicht bekannt.

Gruß, Otto
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Stueps
Beiträge: 3.476, Mitglied seit 18 Jahren
Hallo Claus, hallo Otto,

ich komme schon wieder nicht hinterher, aber an einem Punkt rätsel ich noch rum:

Claus schrieb in Beitrag Nr. 466-56:
wobei die Optionen gleichwertig sein sollen, d.h. es soll keinen Grund geben, eine der Optionen zu bevorzugen, dann handelt der Auswählende frei.

Claus, du schreibst dann, dass objektiv die Handlung zufällig erfolgt, der Entscheidende aus seiner Innensicht frei handelt.
Auffallen tut mir hier:
Man kann auch objektiv den Entscheidenden als Ursache der Entscheidung sehen.
Der Entscheidende kann keine Ursache für seine Entscheidung ausmachen, aus seiner Innensicht ist also die Entscheidung zufällig.

Desweiteren: kannst du so eine Situation (gerne so stark wie möglich vereinfacht) konstruieren, wo eine Entscheidung von außen zufällig, und von innen als frei gewählt getroffen wird? Ich kann es nämlich gerade nicht.

Ich sträube mich immer noch sehr, Zufall und freies Handeln zu verknüpfen. Intuitiv hat beides für mich nichts miteinander zu tun - es führt, glaube ich, immer zu Widersprüchen. Es sieht für mich stark nach "Holzweg" aus.

Beste Grüße
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Otto
Beiträge: 1.233, Mitglied seit 10 Jahren
Hallo Stueps,

Stueps schrieb in Beitrag Nr. 466-67:
Desweiteren: kannst du so eine Situation (gerne so stark wie möglich vereinfacht) konstruieren, wo eine Entscheidung von außen zufällig, und von innen als frei gewählt getroffen wird? Ich kann es nämlich gerade nicht.
Ich habe ein Beispiel im Beitrag Nr. 2284-73 genannt, so wie ich die Gedanken von Claus verstanden habe.
Pirx und der beste des Jahrgangs der Piloten in Ausbildung haben jeder freie Entscheidungen "von innen" getroffen.
Der Prüfer betrachtet diese freien Entscheidungen von "außen" und sieht einen munteren Pirx mit seinen vielen Lösungsversuchen des Problems auf der einen Seite und auf der anderen Seite den völlig verstörten Prüfling mit seinem umfangreichen (gespeicherten) Wissen, mit dem er im Ernstfall leider nichts anfangen konnte.

Gruß, Otto
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Harti
Beiträge: 1.642, Mitglied seit 16 Jahren
Hallo Stueps,
Stueps schrieb in Beitrag Nr. 466-67:
Ich sträube mich immer noch sehr, Zufall und freies Handeln zu verknüpfen. Intuitiv hat beides für mich nichts miteinander zu tun - es führt, glaube ich, immer zu Widersprüchen. Es sieht für mich stark nach "Holzweg" aus.

Das sehe ich auch so.
Die Vorstellungen von "Zufall" und "freiem Willen" betreffen zwei voneinander zu unterscheidende Lebensbereiche, die unmittelbar nichts miteinander zu tun haben.

1) Zufall betrifft alleine die Frage der Kausalität, d.h. ob ein Ereignis eine Ursache hat oder nicht.

Sinnvoll ist m.E. die Unterscheidung zwischen:

a) Objektivem Zufall: Ein Ereignis hat keine Ursache. Hierbei handelt es sich m.E. um eine nicht verifizierbare Absolutheitsvorstellung, weil sie jenseits unserer
Wahrnehmungsmöglichkeiten liegt.

b) Subjektiven Zufall: Eine Ursache ist nicht erkennbar, könnte aber vorhanden sein.

Es ist Aufgabe der Wissenschaft nach Erkenntnis zu streben und die Bereiche subjektiven Zufalls zu verkleinern. Die Vorstellung von Göttern oder Dämonen hilft dabei allerdings nicht weiter, weil dies nicht auf Erfahrung beruht.

2) "Freier Wille" betrifft die Frage, ob die Entscheidung eines Menschen unabhängig erfolgt oder einer, wie nimmer gearteten, Einflussnahme (Abhängigkeit) unterliegt.

Die Ebene menschlicher Entscheidungen mit der Frage von Kausalität im Quantenbereich zu verknüpfen erscheint mir willkürlich. Einen Zusammenhang kann ich da nicht erkennen.

MfG
Harti
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Wichtig ist, dass man nicht aufhört zu fragen. A.E.
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Claus
Beiträge: 2.420, Mitglied seit 17 Jahren
Hallo zusammen,

Ein paar meiner Gedanken zu unserem Thema "künstliche Intelligenz" passen m.E. ganz gut hier hin:

GPT-3 lernt alles, was es weiß in "seiner Welt", dem Internet. Dann bekommt es von außen (also aus der "realen" Welt, zu der es keinen Zugang hat) einen Text, in dem ein oder mehrere Worte fehlen, die es vervollständigen soll. Dazu berechnet GPT-3 die Wahrscheinlichkeit für die fehlenden Wörter anhand seines Erfahrungsschatzes (Lesen des Internets) und setzt dann das Wort mit der höchsten Wahrscheinlichkeit ein.

Interessant dabei: Obwohl GPT-3 nach einem Algorithmus (also determiniert) handelt, kann es sein, das das Ergebnis (also das/ die Wörter, die GPT-3 ergänzt) nicht der Erwartungshaltung des Beobachters aus der "realen Welt" entspricht. Die Worte, die GPT-3 auswählt, erscheinen aus der Sicht der Außenwelt mehr oder weniger zufällig - eben weil GPT-3 ja nicht die genaue Erwartungshaltung, sondern nur eine Wahrscheinlichkeit dafür kennt.

Dies liegt m.E. daran, dass die Innenwelt (Internet) und die Außenwelt (reale Welt) zwar einander ähnlich sind, aber nur eine einseitige Verbindung zwischen beiden besteht. Die Außenwelt kann alles wissen, was im Internet steht und zusätzlich noch das, was gerade passiert ist, aber noch nicht im Internet dokumentiert ist - während GPT-3 zwar das gesamte Internet wissen kann, aber nichts über das, was darin noch nicht abgelegt ist. Die reale Welt ist also - was die Möglichkeit des "Wissens" anbelangt - dem Internet immer (zeitlich) voraus. Aus der Innensicht besteht deshalb eine Art Ereignishorizont zur Außenwelt.

Wir sind m.E. in genau derselben Situation, was unsere Zukunft anbelangt, wie GPT-3. Auch wir können unsere Zukunft nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit "erraten". Vielleicht machen wir also in unserer vermeintlichen "Freiheit" dasselbe, wie GPT-3...?

Die oben beschriebene Problematik besteht m.E. nicht nur zwischen einer KI, wie GPT-3, und einem in der Außenwelt verorteten Menschen, sonden in gleicher Weise zwischen zwei Menschen. Der eine ist dem anderen in Bezug auf die Information über das, was er tun wird, immer ein Stück (zeitlich?) voraus. Während der Zuschauer nur raten kann, was sein Gegenüber machen wird, weiß dieser schon wesenlich mehr über die Motive seines Vorhabens.

Vielleicht ist also "Freiheit" nur im Nichtwissen begründet?

Ich weiß es nicht.
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Stueps
Beiträge: 3.476, Mitglied seit 18 Jahren
Hallo Claus,

Claus schrieb in Beitrag Nr. 466-70:
Auch wir können unsere Zukunft nur mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit "erraten".

Ja, das scheint wahrscheinlich. Macht unser Hirn ja sowieso für die sehr nahe Zukunft (Sekundenbruchteile).

Claus schrieb in Beitrag Nr. 466-70:
Vielleicht ist also "Freiheit" nur im Nichtwissen begründet?

Manfred Spitzer, den ich eigentlich überhaupt nicht schätze, hat mal in einer seiner Sendungen folgende Empfehlung abgegeben:

Steht eine Entscheidung an, die aufgrund nur weniger Parameter getroffen werden kann, sollte man auf seinen Kopf hören.

Steht aber eine Entscheidung an, deren Vielzahl von Parametern man nicht überblickt und auch nicht vernünftig wichten kann, sollte man auf sein Bauchgefühl hören, weil unbewusst doch sehr viel mehr verarbeitet werden kann.

(Ich schätze ihn übrigens deshalb nicht, weil er meines Erachtens viel menschliches Verhalten und konkrete Handlungsempfehlungen aus statistischen Untersuchungen ableitet. Statistiken scheinen mir für ihn "Allheilmittel" zu sein.)

Claus schrieb in Beitrag Nr. 466-70:
Ich weiß es nicht.

Höre auf dein Bauchgefühl :).

Beste Grüße
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Claus
Beiträge: 2.420, Mitglied seit 17 Jahren
Hallo Stueps,

Stueps schrieb in Beitrag Nr. 466-67:
Man kann auch objektiv den Entscheidenden als Ursache der Entscheidung sehen.
Der Entscheidende kann keine Ursache für seine Entscheidung ausmachen, aus seiner Innensicht ist also die Entscheidung zufällig.

Harter Tobak, Stueps. Erscheint mir nach einigem Grübeln nun ebenso plausibel.

Zerfällt z.B. ein Atom, so sagen wir, es zerfällt zufällig.
Bei einem Menschen sehen wir das anders. Otto meint z.B.

Otto schrieb in Beitrag Nr. 2352-84:
Er hat ... die Möglichkeit (und das Recht), seine eigene Existenz als freie Entscheidung zu beenden.

Wir unterscheiden beides, weil wir unterstellen, dass nur der Mensch frei ist, ein Atom dagegen nicht. Aber ist diese Unterscheidung objektiv gerechtfertigt?
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Otto
Beiträge: 1.233, Mitglied seit 10 Jahren
Hallo alle zusammen,

Claus schrieb in Beitrag Nr. 466-72:
Wir unterscheiden beides, weil wir unterstellen, dass nur der Mensch frei ist, ein Atom dagegen nicht. Aber ist diese Unterscheidung objektiv gerechtfertigt?
Diese Unterscheidung ist m.E. nicht objektiv gerechtfertigt.
Wir, als Menschen, folgen den gleichen Gesetzten wie die übrige Natur.

Claus schrieb in Beitrag Nr. 466-65:
Ich stimme dem letzten Abschnitt des Textes dagegen zu: Der Indeterminismus (der absolute Zufall) ist ein Prinzip der Natur, durch den die Zukunft offen ist.
Warum sollte nur der absolute Zufall eine offene Zukunft ermöglichen?
Ich denke, dass ebenso der empirisch-pragmatische und der berechenbare probalistische Zufall eine offene Zukunft ermöglicht (Beitrag Nr. 466-61).

Ich stimme Stueps zu, dass der Entscheidende die Ursache einer Zustandsänderung ist.
Das Nichtwissen des Entscheiders über die Ursachen seiner Entscheidung, läßt aber nicht den zwingenden Schluss auf eine zufällige Entscheidung zu.
Es kann ein empirisch-pragmatische Zufall sein (Item (c) in Beitrag Nr. 466-61), muss aber nicht.

Gruß, Otto
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Harald Denifle
Beiträge: 926, Mitglied seit 13 Jahren
Die spannende Frage ist nun, ob die Häufigkeit solcher Sturmphänomene im Zuge des Klimawandels schon gestiegen ist und gegebenenfalls weiter steigen wird.
Schreibt Christian-D. Schönwiese in Klimawandel kompakt – Ein globales Problem wissenschaftlich erklärt.
und weiters noch: Die überwiegende Meinung der Wissenschaftler ist, dass sie dank ständig verbesserter Beobachtungsmöglichkeiten heute häufiger festgestellt werden, es aber fraglich ist, ob sie tatsächlich häufiger werden.

OKAY

Klimawandel ist eigentlich ein permanentes Ereignis und die zukünftige Gestaltung ist demgemäss von der überwiegenden Meinung der Wissenschaftler abhängig. Manche sehen da einen Bestimmer meist männlich geformt, den Weg bereitet aus Zwängen der alles Labile auf definierte Seiten zwingt.

Harald
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Es gibt nur eine Zeit - die aktive und die passive Gegenwart - und Gravitation
ist die Antwort der Gegenwart auf die Einwirkung vergangener Wichtigkeiten.
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Irena
Beiträge: 1.503, Mitglied seit 17 Jahren
Dieser Thread scheint mir passendere zu sein, um Diskussion fortzuführen.
Otto schrieb in Beitrag Nr. 2359-15:
Irena schrieb in Beitrag Nr. 2359-13:
Ich möchte hier nur etwas konkretisieren, da das "äußere" und "innere" beschreiben in Wirklichkeit zwei verschiedenen Entitäten: mentale/geistige und der materielle. Sie verhalten sich zu einander nicht als außere und innere (Raum-) Positionen.
Deine Beispiele betreffen nicht das Innere oder Äußere der Wirklichkeit, sondern Aktiv und Passiv.
Beim Aktiv steht der Ausführende im Vordergrund, beim Passiv die Handlung des Akteurs selbst.
Ich sehe dabei keine Verbindung zur Quantenphysik, auch nicht zu Entitäten.

Du hast mich falsch verstanden. Zudem das "äußere" und das "innere" hat Claus in Umlauf gebracht, wozu ich entgegnete, dass die äußere objektive Welt (dazu er auch das neuronales Netzt des Gehirns zählt) als "Äußere" und die Gefühle/Gedanke als "Innere" zu nennen ist m. E. nicht korrekt. Ich verweise ebenfalls auf Beitrag Nr. {2359-8} in dem ich habe versucht zu erklären, warum die Teilung in Aktiv und Passiv ebenfalls aus meiner Sicht nicht korrekt ist.

Wie gesagt, wir sehen die Welt - immer - durch irgendwelche Prisme. Hier im Forum ist verständliche Weise diese Prisme die Quantenwelt. Bei mir durch intensive Beschäftigung mit der Evolution der Natur, ist diese Prisme die Mechanismen der Evolution. Eine davon ist: die im ihrer Entstehung befindlichen Einheiten durch ihre essentielle Eigenschaft - der Öffenheit - verändern ihren Umwelt. Ich nenne es kulturelle Wirkung. Diese Kultur beginnt immer stärker auf die Einheit zurück zu koppeln. Die Entstehung qualitativ neuer Einheit markiert den Punkt, wenn die ursprüngliche Einheit verschmelzt sich mit ihrer Kultur und beginnt in der Umwelt selbständig zu agieren - als Ganze. Sie wiederum verändert die Umwelt u.s.w. Es trifft sowohl belebte als unbelebte Natur, sowohl Quanten- als klassische. In dieser Verschmelzung, am anschaulichsten steht dafür die Gesellschaft, der aktive Part müsste die Mensch sein. Wenn wir aber die lebende Zelle analysieren, sprechen wir über die Kultur der Proteine - dem genetischen Gut - als Steuereinheiten, also aktiven Part. Denk mal nach, wie würde ein Ausserirdische unsere Gesellschaft analysieren. Es gibt die Schriftstücke, sie lesen und handeln danach. Wem hätte er wohl als passiven Part annehmen müssen :)?!
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Irena
Beiträge: 1.503, Mitglied seit 17 Jahren
Claus schrieb in Beitrag Nr. 466-42:
In diesem Sinne verstehe ich Zufall. Von außen gesehen bildet sich durch Zufall irgendwo ein Teilchen (also eine Substanz) an einem bestimmten Ort. Von innen gesehen entspricht das einem Gefühl (z.B. dem Gefühl, dass ich eben diesen Vorgang entscheide).
Bzw. „entspricht einem Gefühl, das duch dieses Vorgang verursacht wird". Dadurch wird mein ICH erst manifestieren. Also nicht ich entscheide, sondern Ich bin ein Ergebnis der Dekohärenz (=Wellenkollaps).

Insofern sehe ich auch einen logischen Widerspruch in freien Wille, die Ich treffen kann. Die Wille ist eigentlich selbst ICH. Wie kann ICH freie (oder sonstwelche) Wille haben, wenn ich manifestiere mich durch die Wille.

Es ist auch nicht, dass ich grundsätzlich die freie Wille verneine. Nur ist sie für mich eine Idee, die auf mein Verhalten auswirkt. Glaube ich an freie Wille, stärkt mich das in den unkomfortablen Entscheidungen. Die Wirkung einer Idee ist wie ein Placebo- bzw. Nocebo-Effekt. Ähnlich wirken auf uns alle Vorbilder, die wir selbst erschaffen haben, auch religiöse…
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Irena
Beiträge: 1.503, Mitglied seit 17 Jahren
Otto schrieb in Beitrag Nr. 466-45:
Ich habe deshalb ein anderes Verständnis von freien Willen.
Ich bin nicht der Auffassung, dass der freie Wille eine Illusion ist.
Ich bin aus anderem Grund zum gleichem Ergebniss gelungen :). Dennoch hier ist zu fragen: inwieweit schädlich bzw. nützlich die Illusion ist. Ich meine nicht auf individuelle Ebene sondern auf der gesellschaftlichen. Freie Wille ist doch nichts anderes als ein Symbol für die Verantwortlichkeit. Das Steigern die Verantwortlichekit des Einzelnen in moderne Gesellschaft unerlässlich. Daher der Wert: Freie Wille. Man darf sich nicht auf eine für dem Entscheidenden komfortable Lösung berufen, weil es Freie Wille gibt, also gibt auch die Möglichkeit zur anderen Entscheidung.

Wer den freie Wille in der Entscheidung Tee ode Kaffee trinken (bzw. rechte oder linke Hand bewegen) sieht, entgeht der wirkliche Sinn der Freien Wille.

Otto schrieb in Beitrag Nr. 466-48:
Ich bin der Auffassung, dass wir einen freien Willen besitzen.
als Illusion, oder?!
Beitrag zuletzt bearbeitet von Irena am 31.01.2021 um 17:10 Uhr.
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Otto
Beiträge: 1.233, Mitglied seit 10 Jahren
Hallo Irena,

Irena schrieb in Beitrag Nr. 466-75:
Bei mir durch intensive Beschäftigung mit der Evolution der Natur, ist diese Prisme die Mechanismen der Evolution.
Danke, dass Du den Tread gewechselt hast.

Auf diesen Aspekt komme ich später noch einmal zurück.

Gruß, Otto
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Harald Denifle
Beiträge: 926, Mitglied seit 13 Jahren
Wie hältst du`s mit dem Lockdown?

Die Wissenschaft darf uns nicht bevormunden – sie steht im Dienst des Menschen.
Das Bevormundungshardliner so hoch im Kurs liegen, lässt mit einem Augenzwinkern
auf ein großes Remake des Milgram-Experiments schließen, an dem wir alle derzeit teilnehmen.

Für Selbstbestimmung und Eigenverantwortung haben die Corona – Krieger keine Zeit.

Geht es um Politikberatung, kommt der Wissenschaft naturgemäß eine besondere Rolle zu. Sie verspricht einen unverstellten und umfassenden Blick auf die Sache.
So sollte es jedenfalls sein. Eigentlich. Das Gegenteil demonstriert dieser Tage jedoch ein Großteil der die Politik beratenden Wahrheitssucher.

Wie hast du`s mit der Wissenschaft?
Bevormundungswissenschaft oder Befreiungswissenschaft?
Das ist dieser Tage die Gretchenfrage der Aufklärung.
Es ist höchste Zeit, dass die Wissenschaft den mündigen Bürger, der sie finanziert, wieder zu Diensten steht, anstatt ihn weiter zu bevormunden.

Obiges von Michael Esfeld (UNI Lausanne) und Philip Kovce (UNI Freiburg) in der NZZ, Ausgabe vom 29. Januar 2021

Licht kommt sicherlich nicht in Wellen von differenter Intensität und zeigt uns seinen Regenbogen.

Harald

Freier Wille bedeutet letztlich - seinen eigenen Regenbogen erkennen – den es zu erfassen gilt.
Seinen freien Willen der Wissenschaft ungeprüft zu überlassen lässt nur Milgram - Strukturen zu.

H:cool:π
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Es gibt nur eine Zeit - die aktive und die passive Gegenwart - und Gravitation
ist die Antwort der Gegenwart auf die Einwirkung vergangener Wichtigkeiten.
Beitrag zuletzt bearbeitet von Harald Denifle am 07.02.2021 um 11:15 Uhr.
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Irena
Beiträge: 1.503, Mitglied seit 17 Jahren
Du fragst vermutlich nicht mich, dennoch die Frage über die Wissenschaft treibt mich auch, schon ohne Corona, mit Corona umso mehr.

Zum Einem muss man verstehen, dass bei einem relativ frischen Ereignis wie Corona, selbstverständlich gibt es auch zwischen Wissenschaftlern verschieden Meinungen, verschiedene Resultate der Studien etc. Es brauch die Zeit, bis eine von wissenschaftlichen Gemeinde breit akzeptierte wissenschaftliche Meinung/Sicht sich ausbildet. Aber auch dann am Rande immer bleiben die Widergänger, die diese Sicht nicht akzeptieren (es muss nicht heißen, sie liegen falsch, gerade von dort aus kann später große Korrektur kommen und allgemein akzeptierten Sicht ändern). Nur haben sie keine Chance in der Öffentlichkeit präsent zu werden. Was mich persönlich stört an Corona Politik, es ist die Tatsache, dass diese Übereinstimmung noch nicht gefunden hat. Die Regierung aber präsentiert eine Sichtweise als Wissenschaft schlechthin, die Wissenschaftler, die es kritisch sehen, werden als unwissenschaftlich abgestempelt.

Also wird allgemein akzeptierte Meinung nicht von Wissenschaft getroffen, sondern von den Leien, von Politikern vorgegeben, was als Wissenschaft gelten muss. Eine traurige Entwicklung...

Wissenschaft hat ohne der letzten Entwicklungen ihre Schwierigkeiten. Durch Wachstum (unseres Wissens) müsste sie immer mehr sich spezialisieren, differenzieren, so dass verschiedene Disziplinen verlieren die Brücken zu einander. Die spezialisierte Bildung sorgt für Fachidioten etc. Die Forschung braucht Geld. Wer bezahlt, der wird bedient. Auch mit gefälligen Studien, die liefern den Resultat, der erwartet wird. Die Wissenschaftler benutzen PR um an Forschungsgelder reinzukommen, die mit Wissenschaft nicht zu tun ist. Es wird laut, es wird skandalisiert um Aufmerksamkeit zu erreichen und damit die Wichtigkeit der Forschung zu betonen.
Beitrag zuletzt bearbeitet von Irena am 01.02.2021 um 16:07 Uhr.
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