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Zeitwahrnemung erkenntnistheoretisch

Thema erstellt von Clocky 
Beiträge: 4, Mitglied seit 8 Jahren
Hallo alle miteinander! Bin heute neu hier. Und mir brennt seit Wochen eine Zeitfrage unter den Nägeln. Umso mehr freue ich mich, dass ich nun endlich die Zeit finde sie hier zu stellen. :-)

Aaaalso, würde man eine Gruppe von Testpersonen für, sagen wir, 3 Tage in einen Bunker sperren und sich selbst überlassen und sie nach 3 Tagen fragen wieviele Kilometer sie zurückgelegt hätten, würden sie wahrscheinlich sagen: "Wiesooo? Wir dachten das sei ein Zeitexperiment. :-( Was sollen wir jetzt antworten? Wir sind täglich ein bisschen hin und her gelaufen, vielleicht 50 oder 100 m." "Nein, nein", würden die Experimentatoren sagen, "wir wollen wissen, wieviele Kilometer ihr im Raum zurückgelegt habt, wenn man die Erddrehung, die Erdrotation um die Sonne und die Rotation des Sonnensystems um das Zentrum der Milchstraße berücksichtigt?" "Ah, ok. Keine Ahnung. Das wissen wir nicht," wäre vermutlich die Antwort. Doch die Experimente-Ausrichter sind hartnäckig und fragen weiter: "Wieso wisst ihr nicht, ob es 10 Mio. Kilometer sind oder 100 Mio. Kilometer?" Antwort: "Weil ein möglicher Bezugspunkt, an dem wir das hätten feststellen können sich unserer Wahrnehmung entzog, da wir in dem Bunker eingesperrt waren und auch über keine hochtechnisierten Messinstrumente verfügten." OK. sagen die Wissenschaftler, die das Experiment leiten, "und wieviel Distanz habt ihr in zeitlicher Hinsicht zurückgelegt?" - "Ja, also mal überlegen - in drei Tagen? - hm, da sind etwa 3 Tage vergangen - jedenfalls hat es sich so angefühlt."

Aber wie ist das möglich? Die Testpersonen können nicht sagen wieviele Kilometer sie zurückgelegt haben, weil sie keinen relativen Bezugspunkt, z.B. die Andromeda Galaxie, wahrnehmen konnten. Alle möglichen Bezugspunkte, Wände, Tische, Stühle unterlagen ja der selben Geschwindigkeit. Sie legten exakt die gleiche Distanz im Raum zurück, wie die Testpersonen. Wenn dies nun auch in ähnlicher Weise von der Zeit angenommen werden kann, - also dass alles im Bunker einschließlich der Testpersonen die gleiche "Distanz" in der Zeit zurücklegt hat, nämlich 3 Tage, und die Testpersonen auch hier ohne die Möglichkeit einer Wahrnehmung eines Bezugspunktes waren, WIE KÖNNEN SIE DANN WISSEN WIEVIEL ZEIT VERGANGEN IST?

Voraussetzung für die Zeitwahrnehmung wäre doch zumindest ein Punkt der sich relativ zum normalen Zeitfluss befände. Also ein Punkt, der entweder still steht, oder für den die Zeit langsamer vergeht oder schneller. Aber wenn der Zeitfluss im Bunker für alle darin enthaltene Materie gleich ist, dann wäre die Zeitwahrnehmung unmöglich. Vergleichbar wäre dies vielleicht mit dem Bild eines Menschen der auf einem Ruderboot in Mitten des Amazonas steht und der von dichtem Nebel umgeben wäre. Dieser Mensch könnte nicht sagen , ob er soeben 10 m flussabwärts getrieben ist oder 100 m. Wahrscheinlich käme ihm sogar der Gedanke, dass er still steht.

Wo ist der Bezugspunkt auf die sich die menschliche Zeitwahrnehmung gründet?
__________________________

Äh, kann mir bitte ein ADMIN diesen dämlichen Rechtschreibfehler in der Themen-Überschrift korrigieren und diese Zeile löschen? Danke.
Beitrag zuletzt bearbeitet von Clocky am 16.04.2016 um 19:19 Uhr.
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Claus (Moderator)
Beiträge: 2.421, Mitglied seit 17 Jahren
Hi Clocky,

Clocky schrieb in Beitrag Nr. 2244-1:
Wo ist der Bezugspunkt auf die sich die menschliche Zeitwahrnehmung gründet?

Ich vermute, es sind die Veränderungen im Körper, die das Zeitgefühl bestimmen. So z.B. die Anzahl der Herzschläge. Oder das Hungergefühl. Oder die Müdigkeit. Oder, oder... oder vielleicht besser und. D.h.: All das zusammen ergibt so etwas wie eine innere Uhr. Will sagen: Wir haben ein sehr komplexes Geschehen innerhalb unseres Körpers, wobei jede einzelne Komponente dieses Geschehens seine (Norm)-Zeit benötigt. Daran machen wir unser Zeitgefühl fest. Und ich denke: es ist wirklich nur ein Gefühl, was uns ggf. auch in die Irre leiten kann, sobald (auch nur einige Komponenten) dieses komplexen Geschehens anders als gewöhnlich ablaufen.
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Beiträge: 4, Mitglied seit 8 Jahren
Hallo Claus,

ja, das ist ja auch das Naheliegenste. Ich meine ich habe mal gelesen es gibt irgendwie so einen Taktgeber im Hirn oder wo. Aber damit ist das Problem nicht gelöst. Denn nehmen wir mal an der Taktgeber wäre ein Metronom in unserem Kopf: Tick, tack, tick, tack, usw. . Wenn dann die Wahrnehmung immer nur im Jetzt stattfindet (wann sonst auch anders?), dann ist es notwendig sich bei Tack an das vorangegangene Tick zu erinnern und dem GEFÜHLTEN Abstand zwischen Beiden einen Zeitwert zuzuordnen (z.B. 1,5 Sekunden). Dieser gefühlte Abstand ist eine Zeitwahrnehmung. Das bedeutet im Endeffekt, dass jeglichem Taktgeber eine Zeitwahrnehmung vorausgehen muss. Die Zeitwahrnehmung ist meines Erachtens die Voraussetzung für die Wahrnehmung eines Taktes. Umgekehrt kann dann ein Takt nicht die Zeitwahrnehmung begründen.

Es hängt wirklich an dem GFÜHLTEN Abstand zwischen einem Ereignis, das gerade aktuell passiert und einem anderen Ereignis, dass schon nicht mehr präsent ist, sondern sich nur als Information im Gedächtnis befindet. Da diese Information aber nicht automatisch einen Zeitindex bekommt, wie etwa Computer-Dateien, bleibt für mich die Frage offen: Wie ist Zeitwahrnehmung möglich ohne Zeitwahrnehmung bereits vorauszusetzen. Mir kommt es vor als macht man da sehr leicht einen Zirkelschluss, indem man z.B. sagt: "Wieviel Zeit ist in der letzten Minute vergangen? Antwort z.B. 17500 neuronale Mikro-Takte im Gehirn. oder ganz einfach 60 Sekunden." Aber das bringt einen nicht weiter.
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Claus (Moderator)
Beiträge: 2.421, Mitglied seit 17 Jahren
Hallo Clocky,

Clocky schrieb in Beitrag Nr. 2244-3:
Wenn dann die Wahrnehmung immer nur im Jetzt stattfindet (wann sonst auch anders?)

Ich glaube, das "Jetzt der Wahrnehmung" ist nicht ein Zeitpunkt (die theoretische Gegenwart), sondern umfasst immer einen gewissen Zeitraum.

Zitat von Clocky:
Das bedeutet im Endeffekt, dass jeglichem Taktgeber eine Zeitwahrnehmung vorausgehen muss.

Verstehe deine Bedenken. Allerdings gilt: Jedes "Jetzt" enthält die Erinnerung an die vorherigen Jetzte. Diese Erinnerung ist in jedem Jetzt anders. Weit zurückliegende Ereignisse verblassen bspw. üblicherweise in der Erinnerung, während naheliegende Ereignisse stärker erinnert werden. Dies könnte z.B. das Zeitgefühl erklären.

Allerdings hast du m.E. recht, dass dieses Erleben ein Prozess ist, d.h. er setzt das gerichtete Vergehen von Zeit voraus.

Das gilt im Übrigen m.E. auch für ein räumliches Standbild. Ich glaube nicht, dass "Raum" von uns a priori verstanden wird. Ich meine vielmehr, dass das Standbild durch einen zeitlichen "Scanprozess" des Auges zustande kommt und erst nachträglich in der Erinnerung als einheitliches "Raumbild" zusammengefasst wird.
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Beiträge: 4, Mitglied seit 8 Jahren
Hallo Claus,

Claus schrieb in Beitrag Nr. 2244-4:
Ich glaube, das "Jetzt der Wahrnehmung" ist nicht ein Zeitpunkt (die theoretische Gegenwart), sondern umfasst immer einen gewissen Zeitraum.

Aber ich meine auch die praktische subjektive Gegenwart ist sehr kurz, wenn man sie gleichsetzt mit dem kleinsten noch wahrnehmbaren Zeitintervall. Trotzdem kann diese Strecke (denke an Zeitpfeil) nicht als Teilkomponente oder Konstruktionsbaustein der Zeitwahrnehmung dienen, da diese Strecke ja schonwieder eine Zeitwahrnehmung ist. Also wie erklärt man das Zustandekommen von Zeitwahrnehmung ohne auf Zeitwahrnehmung zurück zu greifen?

Das ergibt alles sehr interessante Wortkombinationen:
theoretisch-physikalische Gegenwart,
praktisch-physikalische Gegenwart,
praktisch-subjektive Gegenwart,
psychologische Gegenwart.

Aber in jedem der aufgezählten Fälle sind Strecken auf dem Zeitpfeil gemeint, also Zeitintervallen. Und die darf ich nicht nehmen, um das Zustandekommen von Zeitwahrnehmung zu erklären, da ich dann Zeitwahrnehmung benutze um Zeitwahrnehmung zu erklären.

Ebenso darf man wohl auch keine Strecken in der Argumentation benutzen, um das Zustandekommen von Raumwahrnehmung zu erklären.

Und trotzdem wachen wir jeden morgen auf und haben Zeitwahrnehmung und Raumwahrnehmung.

Vermutlich berührt das alles auch die Grenzen der physikalischen SI-Basiseinheiten, wo häufig dem zu Messendem ein willkürlicher Maßstab gegenüber gestellt wird. Also z.B. Höhe des Kölner Doms und "Meter". Genau so gut könnte man die Länge eines Meters mit Hilfe des Kölner Doms bestimmen (= 1/157 K.D.).

Ich bin ja kein Physiker, aber ich habe mich schon ein paar mal gefragt, ob es nicht sinnvoll wäre der Lichtgeschwindigkeit im Vakuum willkürlich den Wert 1 zuzuweisen und dann das ganze System der SI-Basiseinheiten neu zu stricken?
Beitrag zuletzt bearbeitet von Clocky am 17.04.2016 um 17:45 Uhr.
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Beiträge: 952, Mitglied seit 9 Jahren
Clocky schrieb in Beitrag Nr. 2244-5:
Hallo Claus,



Aber ich meine auch die praktische subjektive Gegenwart ist sehr kurz, wenn man sie gleichsetzt mit dem kleinsten noch wahrnehmbaren Zeitintervall. Trotzdem kann diese Strecke (denke an Zeitpfeil) nicht als Teilkomponente oder Konstruktionsbaustein der Zeitwahrnehmung dienen, da diese Strecke ja schonwieder eine Zeitwahrnehmung ist. Also wie erklärt man das Zustandekommen von Zeitwahrnehmung ohne auf Zeitwahrnehmung zurück zu greifen?


Aber in jedem der aufgezählten Fälle sind Strecken auf dem Zeitpfeil gemeint, also Zeitintervallen. Und die darf ich nicht nehmen, um das Zustandekommen von Zeitwahrnehmung zu erklären, da ich dann Zeitwahrnehmung benutze um Zeitwahrnehmung zu erklären.

Ebenso darf man wohl auch keine Strecken in der Argumentation benutzen, um das Zustandekommen von Raumwahrnehmung zu erklären.

Und trotzdem wachen wir jeden morgen auf und haben Zeitwahrnehmung und Raumwahrnehmung.

Vermutlich berührt das alles auch die Grenzen der physikalischen SI-Basiseinheiten, wo häufig dem zu Messendem ein willkürlicher Maßstab gegenüber gestellt wird. Also z.B. Höhe des Kölner Doms und "Meter". Genau so gut könnte man die Länge eines Meters mit Hilfe des Kölner Doms bestimmen (= 1/157 K.D.).

Ich bin ja kein Physiker, aber ich habe mich schon ein paar mal gefragt, ob es nicht sinnvoll wäre der Lichtgeschwindigkeit im Vakuum willkürlich den Wert 1 zuzuweisen und dann das ganze System der SI-Basiseinheiten neu zu stricken?

Hallo, Clocky!

Um mit deiner letzten Anmerkung anzufangen: Es ist ja durchaus üblich, den fundamentalen Naturkonstanten, also z. B. der Lichtgeschwindigkeit den Wert „1“ zuzuweisen, was dann viele Berechnungen vereinfacht. Siehe dazu „Planck-Einheiten“.

Ich denke, man sollte genau aufpassen, worum es geht. Die Erkenntnis, dass Bewegung relativ ist – also nur in Bezug eines Objektes zu einem anderen Objekt festgestellt werden kann – ist ja etwas Anderes als das subjektive Empfinden von Bewegung. Das eine ist sozusagen naturgegeben, das andere aber ein psychologischer Effekt.

Den Wert für eine Bewegung – seine Geschwindigkeit – hat man natürlich erst einmal willkürlich festgelegt, weil Zeiteinteilung und Längen willkürlich festgelegt waren, siehe z. B. Stunden und Ellen.

Aber heute sind Sekunde und Meter über äußerst regelmäßige und präzise natürliche Vorgänge definiert (Übergang Hyperfeinstruktur Cäsium usw. usw. und Lichtgeschwindigkeit etc.). Damit sind Sekunde und Meter zwar immer noch willkürlich weil definiert, aber über exakt sich wiederholende, natürliche Vorgänge, die überall und immer als Bezug dienen können.

Eine Sekunde ist also – grob gesagt - über eine Anzahl definiert, und diese Anzahl ist für jeden Ort und für jede Zeit im Kosmos gleich, denn eine „Eins“ ist immer eine „Eins“ und darauf und dem ganzen Vielfachen davon basieren Anzahlen.

Ich denke, es ist etwas Verschiedenes, ob ich von „Wahrnehmung“ einer Dauer rede oder von „Messen“ einer Dauer. Das Messen von Zeit beruht ja auf der Regelmäßigkeit von Vorgängen. Solche regelmäßigen Vorgänge sind auch viele bio-chemische Prozesse, z. B. in den Zellkernen. In einem biologischen Körper „ticken“ also schon viele „innere Uhren“. Das Vergehen von Zeit macht aber nur im Vergleich zur Außenwelt Sinn. Leben macht grundsätzlich nur in Bezug auf die Außenwelt Sinn. Dabei ist ein Bezug der inneren Uhren zur Außenwelt so offensichtlich, dass man ihn leicht übersieht: Es sind die inneren Uhren anderer Lebewesen. All die verschiedenen „Takte“ lassen sich zumindest prinzipiell messen und somit vergleichen.

Aber so tief muss man gar nicht gehen, Ein Bezug von innerer Uhr zur Außenwelt wird über die Wahrnehmung von hell und dunkel hergestellt. „Wahrnehmung“ hier einfach als Sinneseindruck verstanden, logischer Weise über die Augen. Wird´s dunkel, schüttet der Körper Melatonin aus und wir werden müde. Viele andere Prozesse im Körper werden so gesteuert. Eigentlich ist die Trennung von Individuum und Außenwelt sowieso nur eine Illusion, jeder Körper ist in ständigem Austausch mit der Umwelt.

Quantitativ ist bzgl. der Zeit also ständig ein Bezug von innen nach außen gegeben. Was wir damit nicht klären können, ist das, was Zeit ist, also ihre Qualität.

Nach meiner Ansicht können wir weder Raum noch Zeit wahrnehmen. Was wir wahrnemen ist unsere oder die Lage von Objekten im Raum bzw. ihre/unsere Bewegung darin. Und ein Vor- und Nachher empfinden wir als das Vergehen von Zeit.
Signatur:
Das Leben ist zu ernst, um es nur ernst zu nehmen.
Beitrag zuletzt bearbeitet von Henry-Dochwieder am 18.04.2016 um 12:28 Uhr.
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Beiträge: 4, Mitglied seit 8 Jahren
Henry-Dochwieder schrieb in Beitrag Nr. 2244-6:
Um mit deiner letzten Anmerkung anzufangen: Es ist ja durchaus üblich, den fundamentalen Naturkonstanten, also z. B. der Lichtgeschwindigkeit den Wert „1“ zuzuweisen, was dann viele Berechnungen vereinfacht. Siehe dazu „Planck-Einheiten“.
Beruhigend. :-)
Zitat:
Ich denke, man sollte genau aufpassen, worum es geht. Die Erkenntnis, dass Bewegung relativ ist – also nur in Bezug eines Objektes zu einem anderen Objekt festgestellt werden kann – ist ja etwas Anderes als das subjektive Empfinden von Bewegung. Das eine ist sozusagen naturgegeben, das andere aber ein psychologischer Effekt.
Also ich finde dass sich wissenschaftliche Erkenntnis und subjektives Empfinden qualitativ nur dadurch unterscheiden, dass das Zweite deutlich fehleranfälliger ist. Auch wissenschaftliche Erkenntnis beruht ursprünglich auf subjektiver Wahrnehmung. So ist es in jedem Fall möglich für mich rein subjektiv festzustellen, dass ich mich mit dem Boot flussabwärts bewege, wenn ich das Ufer sehen kann. Dazu benötige ich keinen Einstein.
Zitat:
Den Wert für eine Bewegung – seine Geschwindigkeit – hat man natürlich erst einmal willkürlich festgelegt, weil Zeiteinteilung und Längen willkürlich festgelegt waren, siehe z. B. Stunden und Ellen.
Ja, aber die Festlegung erfolgte dadurch, dass ich Zeit über Zeit definierte, bzw. eine zeitintervalle über eine andere Zeitintervalle, und eine Strecke über eine andere Strecke. Genausogut könnte ich ein audiobiotrophes Bidominalfeld postulieren und mit einem anderen audiobiotrophem Bidominalfeld geringeren Umfangs erklären. Der einzige Unterschied ist, dass Zeit und Strecke rein subjektiv irgendwie eher eine Entsprechung in dem zu haben scheinen, was wir die Wirklichkeit nennen, als ein audiobiotrophes Bidominalfeld. Was ist wenn Zeit und Strecke nur aufgrund einer fehlerhaften Konstruktion der Wahrnehmung selbst entstehen. So kommt es mir vor als ob das eine nicht ohne das andere existieren kann. Das trifft aber auch für jedes Gegensatzkonzept zu. Also z.B. hell, dunkel, - gut, böse usw.. Ob uns das mal nicht in das Reich der Konzepte verweist???

Zitat:
Aber heute sind Sekunde und Meter über äußerst regelmäßige und präzise natürliche Vorgänge definiert (Übergang Hyperfeinstruktur Cäsium usw. usw. und Lichtgeschwindigkeit etc.). Damit sind Sekunde und Meter zwar immer noch willkürlich weil definiert, aber über exakt sich wiederholende, natürliche Vorgänge, die überall und immer als Bezug dienen können.
Aber auch bei der Atomuhr wird das Zeitintervall, das wir Sekunde nennen nur über ein anderes Zeitintervall definiert. Wenn sich das in der physikalischen Berechnungs-Formel so gestaltet, dass sich das Wort Zeitintervall rauskürzt, weil es im Nenner und im Zähler eines Bruches auftaucht, was machen wir dann?

Zitat:
Eine Sekunde ist also – grob gesagt - über eine Anzahl definiert, und diese Anzahl ist für jeden Ort und für jede Zeit im Kosmos gleich, denn eine „Eins“ ist immer eine „Eins“ und darauf und dem ganzen Vielfachen davon basieren Anzahlen.
Im einfachsten Fall definiert sich eine Sekunde über zwei Ereignisse (Anzahl) UND die Zeit dazwischen, die darf man nicht unter den Tisch fallen lassen. Also vorausgesetzt es wäre legitim Zeit über Zeit zu definieren.

Zitat:
Ich denke, es ist etwas Verschiedenes, ob ich von „Wahrnehmung“ einer Dauer rede oder von „Messen“ einer Dauer.
Aber ist nicht jedes physikalische Messen nichts anderes als eine Wahrnehmung mit technischen Hilfsmitteln (Brille)? Das Einzige was ich hier wirklich relevant finde ist meiner Meinung nach der Unterschied, ob ich eine echte unmittelbare Wahrnehmung habe oder ob ich den Inhalt des Ultrakurzzeitgedächtnis (Arbeitsspeicher) bereits für die Wirklichkeit halte. Ich vermute dass dadurch einige unschöne Anomalien generiert werden, welch das herkömmliche Leben ziemlich beeinträchtigen (z.B. Egoismus).

Das Subjektive kann die Zeit zumindest in sofern beschreiben, dass man den Eindruck hat fest zu stehen, während die Ereignisse auftauchen und wieder vergehen. Somit wäre eine sinnvolle Hypothese anzunehmen, dass der Ausgangspunkt der Wahrnehmung sich außerhalb des Zeitfluss befindet. So als ob man am Ufer eines Flusses steht. Durch eine solche Relativität von Ausgangspunkt der Wahrnehmung und Ereignis wird Zeitwahrnehmung wenigstens halbwegs plausibel.
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Beiträge: 952, Mitglied seit 9 Jahren
Hallo, Clocky!

Zu deinem Beitrag Nr. 2244-7

Ich sehe schon, das läuft auf eine Grundsatzdiskussion hinaus. Aber zunächst noch mal zum momentanen Problem, der Definition der Sekunde.

Wie ich schon schrieb, waren Definitionen von Zeiteinheiten selbstverständlich zunächst willkürlich. Es gibt keine vernünftig kurzen, regelmäßigen Naturvorgänge, die hier als Basis dienen könnten, z. B. für die Definition einer Sekunde. Es gibt sie jedenfalls nicht ohne einen gewissen technischen Aufwand.

Dabei ist selbst die ursprüngliche Definition der Sekund bezogen auf ein Sonnenjahr nicht vollkommen willkürlich, sie ist es nur insofern, als man den 86400sten Teil eines Tages (also den 365sten Teil des Sonnenjahres) als Sekunde definierte. Das Sonnenjahr selbst ist aber vollkommen unabhängig von einer subjektiven Bewertung.

Selbstverständlich ist das Sonnenjahr ebenfalls ein Zeitintervall, es geht aber gar nicht darum, ZEIT zu definieren, sondern eben um Zeitintervalle. Die Zeit ist in diesem Sinne aposteriori, nicht weiter auf anderes zurückzuführen. Es geht um ein objektives Maß dafür, wie Zeitspannen zu messen sind. Dauer ist unabhängig von einer Definition dessen, was Zeit ist, ein zeitlicher Aspekt, wir WISSEN, dass es ein „Davor“ und ein „Danach“ gibt.

Aber vor allem geht es auch gar nicht um die physischen, biologischen, psychologischen usw. Aspekte der Wahrnehmung, also um ein subjektives inneres Verarbeiten, sondern um die Möglichkeit, objektive Kriterien zu finden. Ein Aposteriori dabei ist, dass es eine Außenwelt überhaupt gibt, und dass wir diese Außenwelt adäquat erfahren. Wird DAS bezweifelt, müssen wir uns über Weiteres nicht mehr unterhalten.

Heute ist die Sekunde – wie bereits erwähnt – über ein bestimmtes Verhalten der Hyperfeinstruktur eines bestimmten Cäsiumatoms definiert. Die Absicht der Naturwissenschaft ist es, ein objektives Maß für die Dauer von Zeitabläufen zu finden, und das ist hiermit gefunden. Es ist deshalb objektiv, weil die Periode vollkommen regelmäßig, unabhängig von Ort und Zeitpunkt einem immer gleichen Intervall zeigt.

Klar ist es ein Subjekt, ein Individuum, dass diese Perioden beobachtet, aber das Subjekt ist nicht URSACHE und auch nicht Interpret dieser Vorgänge, das Subjekt beobachtet einen objektiv stattfindenden Vorgang.

Willkürlich dabei war die Einführung der Sekunde, unabhängig davon ist aber die Anzahl der Intervalle obiger periodischen Änderung der Hyperfeinstruktur immer und überall identisch, also objektiv.

Mathematik ist die Sprache der Naturwissenschaften. Aber ist wäre falsch, anzunehmen, die Ergebnisse von Experimenten würden der Mathematik angepasst.

Theorien werden mathematisch formuliert, die Richtigkeit wird aber durch das Experiment geprüft. Theorien bilden ein Gerüst, ein konsistente Struktur. Anpassungen sind von vorn herein als Möglichkeit vorgesehen. Eine Struktur, die nicht auf Veränderung reagieren kann, bricht zusammen. Und sie bricht natürlich zusammen, wenn ihre Grundlagen als falsch erkannt werden. Das ist aber bislang weder für die Quantenmechanik noch für die ART abzusehen. Beide sind vorzüglich bestätigt.

Gruß erstmal

Henry

Noch ein kurzer Nachtrag zu deiner Bemerkung, du bräuchtest Einstein nicht, um zu wissen, dass sich dein Boot den Fluss abwärts bewegt.

Erstens ist es bereits Galileo gewesen, der auf die Relativität von Bewegung hinwies, und zweitens würdest du NICHT entscheiden können, ob du dich mit dem Boot oder ob sich die Flusslandschaft an dir vorbei bewegt, wenn du keine Kräfte in deinem Boot spüren würdest – darum geht es bei der Relativität der Bewegung. Deine subjektive Wahrnehmung täuscht dich über die objektiven Gegebenheiten. Das gilt es zu erkennen.
Signatur:
Das Leben ist zu ernst, um es nur ernst zu nehmen.
Beitrag zuletzt bearbeitet von Henry-Dochwieder am 19.04.2016 um 11:21 Uhr.
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Hallo Clocky,
Clocky schrieb in Beitrag Nr. 2244-7:
Ja, aber die Festlegung erfolgte dadurch, dass ich Zeit über Zeit definierte, bzw. eine zeitintervalle über eine andere Zeitintervalle, und eine Strecke über eine andere Strecke.
Was Du hier beschreibst ist m.E. Zeitmessung. Messen bedeutet immer Vergleichen, und zwar mit mehr oder weniger willkürlich gewählten Maßeinheiten. Indem man Maßeinheiten schafft, werden die Dinge mathematisch erfassbar, indem man sie zählen kann.
Ich erkläre mir das Wesen von Zeit auf einer elementaren Ebene so: Was wir mit unseren Sinnen wahrnehmen sind Veränderungen. Um diese Veränderungen beschreiben und sich darüber gegenseitig verständigen zu können, haben die Menschen die Vorstellung von Zeit entwickelt. Ein anderer Begriff für Zeit, der den Kern der Zeitvorstellung beschreibt, ist m.E. "Dauer". Die Frage ist folglich, wie kommt unsere Vorstellung von Dauer zustande ? Um feststellen zu können, dass ein Vorgang dauert, müssen wir ihn zu einem anderen Vorgang in Beziehung setzen. Beispiel: Der Vorgang "ein Bier trinken" dauert "eine Zigarettenlänge".
Wir wissen nun aus Erfahrung, dass während eines konkreten Vorgangs, z.B. Biertrinken, zahlreiche andere Vorgänge stattfinden. Daraus entsteht unser allgemeines Zeitgefühl in dem Sinne, dass Vorgänge dauern.
Man hat sodann im Laufe der Menschheitsentwicklung Zeit immer päziser mathematisch beschreibbar und daqmit zählbar gemacht, indem man Einheiten geschaffen hat (Monat, Tag, Stunde etc.) und Uhren, die diese Einheiten konkret zählen. Grundlage dieser Zählung sind in aller Regel periodische Vorgänge, weil beim Durchlaufen von Perioden die räumliche Veränderung des Vorgangs unter den Tisch fällt.
Zeit (die Vorstellung von Zeit) ist nach meiner Meinung nichts anderes als ein verselbständigtes Programm (software) unseres Gehirns.

MfG
Harti
Signatur:
Wichtig ist, dass man nicht aufhört zu fragen. A.E.
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