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Eine Auflösung des "Zwillingsparadoxons" mithilfe der Invarianz des Raum-Zeit-Intervalls

Thema erstellt von Simpl 
Beiträge: 53, Mitglied seit 8 Jahren
Hallo zusammen,

im Folgenden der Gedankengang, der mich nach viel Blut, Schweiß und Tränen hat verstehen lassen, wieso der reisende Zwilling am Ende jünger ist als der heimgebliebene Zwilling. Ich komme dabei ohne Beschleunigung, Dopplereffekt und "Inertialsystemwechel" aus.

Die Pointe ist findet sich in Ziffern 4. und 5.


1. Das Szenario

Heimzwilling HZ und Reisezwilling RZ begeben sich auf der Erde zur Raketenstartrampe.
Es findet das Ereignis Verabschiedung V statt.

RZ fliegt zum Zielstern ZS.
Es wird angenommen, dass Erde und ZS sich relativ zueinander in Ruhe befinden.

RZs Landung auf ZS ist das Ereignis AN (wie Ankunft).
RZ verschnauft ein wenig und tritt die Rückreise zur Erde an.
Sein Start von ZS ist das Ereignis AB (wie Abreise).

Bei seiner Landung auf der Erde trifft er HZ wieder.
Das Wiedersehen ist das Ereignis W.



Es gibt noch andere Szenarien, es wird aber dieses gewählt, weil es das einfachste ist.


2. Inertialsysteme

Alle Inertialsysteme sind gleichberechtigt. Es gibt kein ausgezeichnetes, „absolutes“ Inertialsystem.

Das setze ich als bekannt und Konsens voraus. Vorsorglich noch folgende Details:

Ein Inertialsystem ist unendlich groß. Das Ruhesystem des RZs existiert nicht etwa nur in seiner Rakete.

Ein Inertialsystem braucht keinen Beobachter. Wenn an bestimmten Zeit- und Ortskoordinaten eines bestimmten Inertialsystems ein Ereignis eintritt, dann tritt es an diesem Weltpunkt ein, egal, ob gerade ein Beobachter misst.

Wer auf den Akt der Messung besteht, möge sich vorstellen, dass an jedem Punkt eines jeden Inertialsystems Uhren angebracht sind, die ein Log über die dort stattfindenden Ereignisse schreiben. Diese Logs können später in Augenschein genommen werden, um Zeit und Ort eines Ereignisses für jedes Inertialsystem festzustellen. Es kommt also nicht auf Signallaufzeiten zwischen einem Ereignis und einem Beobachter an.


3. Das „Paradoxon“

Die SRT besagt:
In dem obigen Szenario ist RZ bei Ereignis W (dem Wiedersehen) jünger als HZ.
Für RZ ist weniger Zeit vergangen als für HZ.

Einwände, die ein vermeintliches Paradoxon begründen sollen:
Wenn alle Inertialsysteme gleichberechtigt sind, kann sich RZ mit demselben Recht als in Ruhe befindlich betrachten wie HZ. Und genau wie sich im Ruhesystem des HZ der RZ nach V entfernt, zurückkehrt und zu W wieder da ist, entfernt sich im Ruhesystem des RZ der HZ, kehrt zurück und ist zu W wieder da.
Die Situation ist „symmetrisch“.

Wieso also sollte nach W ein Altersunterschied festgestellt werden?
Und wenn man einen Altersunterschied feststellt, wieso ist RZ der Jüngere und nicht HZ?


4. Die Invarianz des Raum-Zeit-Intervalls

Die Situation ist nicht symmetrisch. Als Unterscheidungsmerkmal wird häufig angegeben, das RZ beschleunigt werde, HZ hingegen nicht, oder dass RZ anders als HZ das Inertialsystem wechsele. Es sei an dieser Stelle offen gelassen, ob der Altersunterschied auf diese Unterschiede zurückgeführt werden kann (s. aber Anhang).

Denn: Der Altersunterschied ist zurückzuführen auf die Invarianz des Raum-Zeit-Intervalls.

a)
Die SRT besagt, dass sowohl der zeitliche Abstand als auch räumliche Abstand zwischen zwei Ereignissen sich ändern je nach dem Inertialsystem, in dem man die Ereignisse betrachtet (dessen Logs man untersucht).

Hinsichtlich des räumlichen Abstands ist das ein alter Hut und war schon für Galileo/Newton so. Der räumliche Abstand ist kein Merkmal des betrachteten Ereignispaares, sondern des Bezugssystems, in dem man die Ereignisse betrachtet.

Die SRT brachte nun die Neuerung, dass sich auch der zeitliche Abstand zwischen zwei Ereignissen ändert je nach dem Inertialsystem, in dem man die Ereignisse betrachtet. Auch der zeitliche Abstand zwischen zwei Ereignissen ist nicht mehr Merkmal dieses Ereignispaares, sondern des jeweiligen Inertialsystems.

Wenn der eine Physiker sagt, „Der Sack Reis ist nach links umgefallen“, und der andere Physiker sagt, „Der Sack Reis ist nach rechts umgefallen“, sagt uns das über die Richtung, in die der Reissack umgefallen ist, nichts. Es sagt uns lediglich, dass die beiden Physiker einander gegenüber oder Rücken an Rücken gestanden haben dürften, als der Reissack umfiel. „Nach links“ und „nach rechts“ sind keine invarianten Merkmale des Ereignisses.
Analog ist es mit zeitlichem und räumlichem Abstand zwischen zwei Ereignissen. Zeitlicher und räumlicher Abstand sind keine invarianten Merkmale eines Ereignispaares, sondern abhängig vom Inertialsystem, eben „relativ“.


Die SRT stellt eine Regel zur Verfügung, nach der die Änderung von zeitlichem und räumlichem Abstand beim Übergang von einem Inertialsystem zum anderen vor sich geht. Die Regel lautet: Die Differenz zwischen dem Quadrat des zeitlichen Abstands und dem Quadrat des räumlichen Abstands zwischen zwei Ereignissen ist in jedem Inertialsystem der gleiche:

Raum-Zeit-Intervall = (zeitlicher Abstand)² – (räumlicher Abstand)² = const.


Die Invarianz der Lichtgeschwindigkeit erlaubt es uns, die Zeit in Längeneinheiten anzugeben. Daher können wir die Differenz zwischen Zeit² und Länge² verwenden, ohne ein Einheitenproblem zu bekommen.

Bezogen auf ein Ereignis zum Zeitpunkt t = 0 kann die Zeitkoordinate des zweiten Ereignisses mit ct angegeben werden.

Beim Übergang von einem Inertialsystem S zu einem beliebigen Inertialsystem S' gilt also für das betrachtete Ereignispaar:

(ct')² - x'² = (ct)² – x².


Die y- und die z-Raumdimension sind hier - wie üblich - vernachlässigt.

Für die Invarianz des Raum-Zeit-Intervalls gibt es verschiedene Herleitungen. Auf die Darstellung wird an dieser Stelle verzichtet, obwohl sie den Kern der Raum-Zeit der SRT betrifft. Das wäre einen eigenen Thread wert.


b)
Die Invarianz des Raum-Zeit-Intervalls erlaubt uns den Schluss, dass der zeitliche Abstand zwischen zwei Ereignissen in demjenigen Inertialsystem kürzer ist, in dem der räumliche Abstand geringer ist. Andernfalls wäre (ct')² - x'² nicht gleich (ct)² – x².

Um in S' die zeitlichen Verhältnisse zwischen zwei Ereignissen zu ermitteln, müssen also auch die räumlichen Verhältnisse betrachtet werden.

c)
Im vermeintlichen Zwillingsparadoxon geht es um den zeitlichen Abstand zwischen den Ereignissen V und W. Die SRT behauptet: RZ ist bei W jünger als HZ, weil für ihn zwischen den Ereignissen V und W weniger Zeit vergangen ist als für HZ.

Die Invarianz des Raum-Zeit-Intervalls scheint da nicht zu helfen, denn auf den ersten Blick finden sowohl V als auch W in beiden Inertialsystemen am selben Ort statt. In beiden Inertialsystemen scheint daher der räumliche Abstand zwischen V und W gleich Null zu sein: x' = x = 0.

Das stimmt aber nicht, und hier versteckt sich die fiese Falle des obigen Szenarios. Tatsächlich ist zwar für den RZ x = 0, aber für den HZ ist x' > 0.

Dies wird deutlich, wenn man die Reise des RZ in Hinreise und Rückreise zerlegt.


5. Die Hinreise

Die Hinreise sieht in den Ruhesystemen von HZ und RZ so aus:



Bei Ankunft RZs auf ZS ist das „Zwillingsparadoxon“ schon vollständig eingetreten. Da sich HZ auf der Erde und RZ auf ZS relativ zueinander (wieder) in Ruhe befinden, kann ihr Alter (wieder) verglichen werden - für den Altersvergleich ist es egal, ob die beiden voreinander stehen oder Lichtjahre voneinander entfernt sind, wenn sie nur relativ zueinander ruhen. Und die SRT besagt: RZ ist schon jetzt jünger als HZ.

Gegen diese Behauptung könnten schon jetzt die Paradoxon-Einwände (oben Ziffer 3.) erhoben werden.


Dass die Situation auf der Hinreise jedoch hinsichtlich der räumlichen Verhältnisse mitnichten „symmetrisch“ ist, wird sofort deutlich: Im Ruhesystem vom HZ bewegt sich nämlich nur der RZ, im Ruhesystem des RZ bewegen sich hingegen Erde und Zielstern ZS (sowie das Universum und der ganze Rest).

Diese „Asymmetrie“ konkretisiert sich hinsichtlich der Ereignisse V und AN: Der räumliche Abstand V-AN ist im Ruhesystem des RZ (= S) gleich Null, im Ruhesystem des HZ (= S') hingegen größer Null. Für das Ereignispaar V/AN gilt also x = 0, x' > 0.

Also ist auch ct' > ct und mithin t' > t. Für RZ ist also zwischen V und AN weniger Zeit vergangen als für HZ.

Die Paradoxon-Einwände sind damit widerlegt: Die Situation ist nicht „symmetrisch“, denn x' ≠ x, und wegen der Invarianz des Raum-Zeit-Intervalls (ct')² - x'² = (ct)² – x² ist RZ jünger als HZ.

Das Tückische (für mich war es jedenfalls tückisch):
Die üblichen Szenarien lassen RZ zu HZ zurückkehren, damit der vermeintlich paradoxe Altersunterschied richtig schön augenfällig wird, wenn sich beide bei W direkt gegenüberstehen.
Am Ende sehen sich unsere Zwillinge also an der Raketenstartrampe wieder, und auch für HZ scheint zu gelten, dass der räumlich Abstand zwischen V und W gleich Null ist. Das scheint aber nur so.

Denn es ist nicht etwa so, dass der bereits jetzt jüngere RZ seinen Altersrückstand auf der Rückreise wieder einbüßt, im Gegenteil:



6. Die Rückreise

Für die Rückreise gilt alles unter 5. geschriebene analog. Der räumliche Abstand zwischen Abreise des RZ von ZS und Wiedersehen W ist im Ruhesystem des RZ gleich Null, im Ruhesystem des HZ hingegen ungleich Null.

Zwar ist der räumliche Abstand AB-W im Ruhesystem des HZs -x. Aber es wird ja quadriert! In (ct')² - x'² = (ct)² – x² ist x'² also erneut größer als (da ja erneut x = 0). Also gilt ct' > ct und mithin t' > t.

Der HZ bleibt also der Ältere, denn zwischen den Ereignissen AB und V wächst der Altersunterschied weiter.


Grüße
Simpl

--------------------------------------------------------------

Anhang - Nicht beschleunigte Zwillinge

Wenn wir RZ einen fliegenden Start gönnen und an HZ sowie später an ZS vorbeirasen lassen, wird RZ nicht beschleunigt. Er wechselt auch nicht das Inertialsystem. Trotzdem vergeht in seinem Ruhesystem zwischen V und AN weniger Zeit als im Ruhesystem des HZ.

Beispiel:

1.
Wir wählen die Zeiteinheiten (ZE) und Längeneinheiten (LE) so, dass c = 1 LE/1 ZE.

HZ befinde sich auf der Erde, neben sich eine Uhr, die nicht läuft und auf 0 steht.

RZ kommt von links ins Bild mit v = 0,6 c = 3/5 c. Er hat neben sich ebenfalls eine Uhr, die nicht läuft und auf 0 steht.

2.
Wenn RZ an HZ vorbeirast, berühren sich die Schalter der beiden Uhren (RZ-Uhr/HZ-Uhr), sodass sie beide angehen. In beiden Systemen ist die Zeitkoordinate für die Schalterberühung also Null, t = t' = 0.

Außerdem wird durch die Schalterberührung ein Lichtsignal von HZs Uhr ausgelöst, das Richtung ZS läuft und dort eine weitere Uhr startet.
Da die Entfernung Erde/ZS im Ruhessytem von HZ 15 Längeneinheiten ist, kommt das Lichtsignal nach 15 Zeiteinheiten auf ZS an.
Wir lassen die Uhr auf ZS bei 15 Zeiteinheiten starten, sodass sie mit HZs Uhr auf der Erde synchron geht.


3.
Wenn RZ nun an der Uhr auf ZS vorbeirast, berühren sich wieder zwei Schalter, und beide Uhren (RZ-Uhr/ZS-Uhr) gehen aus.

RZs Uhr zeigt den Zeitabstand zwischen den Schalterberührungen in RZs Ruhesystem an.
Die Uhr auf ZS ging mit HZs Uhr synchron und zeigt den Zeitabstand zwischen den Schalterberührungen in HZs Ruhesystem an.

RZs Uhr zeigt weniger Zeit an als die ZS-Uhr. In RZs Ruhesystem ist zwischen den Schalterberührungen also weniger Zeit vergangen als in HZs Ruhesystem.


4.
Diese beiden Raum-Zeit-Diagramme zeigen, wie es in den beiden Inertialsystemen räumlich und zeitlich jeweils aussieht. RZs Weltlinie ist rot, die Weltlinien von Erde/HZ und ZS sind blau.

Auf den Weltlinien ist jeweils auch der Uhrenstand wiedergegeben.
Beispiel:
In HZs System (blau) zeigt HZs Uhr 05:00 an, wenn RZs Uhr 04:00 anzeigt.
In RZs System (rot) zeigt RZs Uhr 07:50 an, wenn HZs Uhr 06:00 und die ZS-Uhr 15:00 anzeigt (Gleichzeitigkeit ist relativ!)

Beitrag zuletzt bearbeitet von Simpl am 28.09.2015 um 18:34 Uhr.
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Hallo Simpl und auch alle anderen, die sich Gedanken um das Zwillingsparadoxon machen!

Deine Erklärung ist genau das, auf was ich im anderen Thread hinaus wollte. Die Asymmetrie steckt darin, dass beispielsweise nicht die Drehung der Erde oder des Universums durch die Reise eines Zwillings beeinflusst wird.
Anders könnte das bei der Betrachtung zweier wechselwirkender Elementarteilchen sein. Da ist es vermutlich egal, aus welcher Sicht wir das betrachten und rechnen. Auch bei Myonen, welche in oberen Atmosphäreschichten erzeugt werden, geht es schließlich nur um die "Lebensverlängerung" von unserem Beobachtungspunkt aus betrachtet. Zwei Myonen werden sich wohl kaum gegenseitig beobachten.

MfG
Lothar W.
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Claus (Moderator)
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Hallo Simpl

Simpl schrieb in Beitrag Nr. 2223-1:
Wenn wir RZ einen fliegenden Start gönnen und an HZ sowie später an ZS vorbeirasen lassen, wird RZ nicht beschleunigt. Er wechselt auch nicht das Inertialsystem. Trotzdem vergeht in seinem Ruhesystem zwischen V und AN weniger Zeit als im Ruhesystem des HZ. ...

In RZs System (rot) zeigt RZs Uhr 07:50 an, wenn HZs Uhr 06:00 ... anzeigt...

Wenn RZs Uhr 07:50 anzeigt und HZs Uhr zum selben Zeitpunkt 06:00 anzeigt, dann ist doch aus der Sicht von RZ nicht bei ihm selbst, sondern bei HZ weniger Zeit vergangen.

Aus deinem Diagramm geht auch hervor, dass für den RZ zwischen V und AN 20 Zeiteinheiten vergehen, während bei HZ (der von RZ ja als mit 0,6c bewegt angesehen wird) aufgrund der Zeitdilatation nur 16 Zeiteinheiten vergehen.

Aus der Sicht von RZ müsste also - entgegen deiner obigen Annahme - im eigenen Ruhesystem zwischen V und AN mehr Zeit vergangen sein, als im System des HZ.
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Beiträge: 53, Mitglied seit 8 Jahren
Hallo Claus,

Claus schrieb in Beitrag Nr. 2223-3:
Wenn RZs Uhr 07:50 anzeigt und HZs Uhr zum selben Zeitpunkt 06:00 anzeigt, dann ist doch aus der Sicht von RZ nicht bei ihm selbst, sondern bei HZ weniger Zeit vergangen.

Nein.
Um 07:50 RZ-Zeit zeigt die HZ-Uhr 06:00 an. Mehr hat das nicht zu bedeuten, was du schon daran siehst, dass um 07:50 RZ-Zeit die ZS-Uhr 15:00 anzeigt, obwohl die beiden blauen Uhren (HZ und ZS) im gleichen Inertialsystem ruhen.

Dass das so ist, liegt an der Relativität der Gleichzeitigkeit. Im HZ-System werden natürlich sowohl die HZ-Uhr als auch die ZS-Uhr gleichzeitig die gleiche Zeit anzeigen - wir haben sie ja synchronisiert.

Im RZ-System hingegen zeigen die beiden blauen Uhren nicht gleichzeitig die gleiche Zeit an. Zwar gehen die blauen Uhren im RZ-System gleich schnell, schließlich bewegen sich beide mit der gleichen Geschwindigkeit 0,6 c relativ zu RZ. Aber sie gehen nicht synchron.

Daher kannst du nicht für das HZ-System eine Zeit "aus der Sicht von RZ" annehmen - nach welcher blauen Uhr solltest du die bestimmen?


Zitat:
Aus deinem Diagramm geht auch hervor, dass für den RZ zwischen V und AN 20 Zeiteinheiten vergehen, während bei HZ (der von RZ ja als mit 0,6c bewegt angesehen wird) aufgrund der Zeitdilatation nur 16 Zeiteinheiten vergehen.

Aus der Sicht von RZ müsste also - entgegen deiner obigen Annahme - im eigenen Ruhesystem zwischen V und AN mehr Zeit vergangen sein, als im System des HZ.

Nein.
Aus dem (roten) Diagramm geht hervor, dass im RZ-System um 20:00 Uhr drei Ereignisse stattfinden:
- AN (Ankunft RZ auf ZS)
- die HZ-Uhr zeigt 16:00 an
- die ZS-Uhr zeigt 25:00 an

Grüße
Simpl
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Hallo Sruktron,

Struktron schrieb in Beitrag Nr. 2223-2:
Anders könnte das bei der Betrachtung zweier wechselwirkender Elementarteilchen sein. Da ist es vermutlich egal, aus welcher Sicht wir das betrachten und rechnen. Auch bei Myonen, welche in oberen Atmosphäreschichten erzeugt werden, geht es schließlich nur um die "Lebensverlängerung" von unserem Beobachtungspunkt aus betrachtet. Zwei Myonen werden sich wohl kaum gegenseitig beobachten.

Was meinst du mit "anders ... bei der Betrachtung zweier wechselwirkender Elementarteilchen"? Bei den Myonen ist ja jedenfalls nicht anders.

Grüße
Simpl
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Claus (Moderator)
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Hallo Simpl,

Simpl schrieb in Beitrag Nr. 2223-4:
Nein.
Um 07:50 RZ-Zeit zeigt die HZ-Uhr 06:00 an. Mehr hat das nicht zu bedeuten

Genau. Bei HZ ist 1:50 weniger Zeit vergangen.

Zitat von Simpl:
, was du schon daran siehst, dass um 07:50 RZ-Zeit die ZS-Uhr 15:00 anzeigt, obwohl die beiden blauen Uhren (HZ und ZS) im gleichen Inertialsystem ruhen.

Die ZS-Uhr zeigt 15:00 an, weil sie zuvor so eingestellt wurde und der Lichtstrahl ZS gerade erst erreicht. Die HZ Uhr zeigt aber 6:00 an. Also zwei verschiedene Tatsachen, aus denen man nichts "schon" sehen kann.

Zitat von Simpl:
Im RZ-System hingegen zeigen die beiden blauen Uhren nicht gleichzeitig die gleiche Zeit an.

Genau. Deswegen kannst du auch nicht behaupten, dass bereits der vorbeifliegende RZ jünger geblieben ist. Vielmehr ist es solange genau umgekehrt, bis RZ auf ZS anhält. Erst dann ist RZ jünger als HZ.

Zitat von Simpl:
Daher kannst du nicht für das HZ-System eine Zeit "aus der Sicht von RZ" annehmen

Im RZ-System gibt es Ereignisse, die gleichzeitig geschehen, wenn die RZ-Uhr 7:50 anzeigt. Solche "gleichzeitigen" Ereignisse dürfen durchaus auch an anderen Orten geschehen. Wenn die Uhr bei RZ 7:50 anzeigt, zeigt die Uhr des HZ aus der Sicht des RZ1 "gleichzeitig" 6:00 an.

1Anmerkung: Eben weil Gleichzeitigkeit vom Bezugssystem abhängt, hatte ich angegeben, dass Letzteres "aus der Sicht von" (also: "im Bezugssystem des") RZ gilt.

Zitat von Simpl:
Nein.
Aus dem (roten) Diagramm geht hervor, dass im RZ-System um 20:00 Uhr drei Ereignisse stattfinden:
- AN (Ankunft RZ auf ZS)
- die HZ-Uhr zeigt 16:00 an
- die ZS-Uhr zeigt 25:00 an

Doch. Denn wenn die HZ-Uhr 16:00 anzeigt, sind bei HZ 16 Zeiteinheiten vergangen. Und da 16 weniger als 20 ist, ist bei HZ weniger Zeit vergangen als bei RZ.
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Beiträge: 233, Mitglied seit 11 Jahren
Hallo Simpl,
Simpl schrieb in Beitrag Nr. 2223-5:
Struktron schrieb in Beitrag Nr. 2223-2:
Anders könnte das bei der Betrachtung zweier wechselwirkender Elementarteilchen sein. Da ist es vermutlich egal, aus welcher Sicht wir das betrachten und rechnen. Auch bei Myonen, welche in oberen Atmosphäreschichten erzeugt werden, geht es schließlich nur um die "Lebensverlängerung" von unserem Beobachtungspunkt aus betrachtet. Zwei Myonen werden sich wohl kaum gegenseitig beobachten.

Was meinst du mit "anders ... bei der Betrachtung zweier wechselwirkender Elementarteilchen"? Bei den Myonen ist ja jedenfalls nicht anders.
Da könnte tatsächlich die Gleichwertigkeit der Bezugssysteme gelten, was ich sonst wegen der Unmöglichkeit der Veränderung von Erddrehung,... durch den RZ bezweifle. So verstehe ich jedenfalls auch Deine Argumente zur Auflösung des Zwillingsparadoxons.

Weil sich Myonen nicht gegenseitig beobachten können, ergibt sich bei diesen kein Paradoxon, sondern "nur" ein Erklärungsbedarf der Lebensverlängerung.

MfG
Lothar W.
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warum sollen Raum-Zeit- intervalle invariant sein, wenn die Eigenfrequenz jeden Materials radiusabhängig ist und selbst der Quantensprung Bedingungsabhängig, was die Frequenz des Lichts bestimmt.
Die Atmosshäre besteht aus einem Gasgemisch.
Wir messen, was durch viele Stationen gegangen ist.
Und jedes Element hat seinen Stempel aufgedrückt.(absorbtionslinien)

Ich versteh nicht wie ihr die Behauptung einfach akzeptieren könnt, es ist nicht das Licht auf der Reise, sondern der Reisezwilling- nicht unter den Bedingungen wie das Licht im Vakuum unterwegs, sondern im Verträglichen Inneren eines Fahrzeugs.
Ihr vermischt soviel miteinander dass nichts stimmen kann.
Nach Einstein hat das Quadrat der Geschwindigkeit Wirkung auf die Alterung.
Welche Geschwindigkeit hat der Mensch in der Atmosshäre, die Ihn auf der Reise begleitet.
Sind das sinnlose Rechenübungen um abzulenken.
Signatur:
1=(h/s³)*(h/t) und 1/cc>0
Beitrag zuletzt bearbeitet von Wrentzsch am 15.09.2015 um 19:16 Uhr.
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Beiträge: 53, Mitglied seit 8 Jahren
Hallo Claus,

Claus schrieb in Beitrag Nr. 2223-6:
Simpl schrieb in Beitrag Nr. 2223-4:
Nein.
Um 07:50 RZ-Zeit zeigt die HZ-Uhr 06:00 an. Mehr hat das nicht zu bedeuten

Genau. Bei HZ ist 1:50 weniger Zeit vergangen.

Weniger Zeit in Bezug auf welche Ereignisse, sozusagen "wozwischen"?

Zwischen -Start der HZ-Uhr- und -Anzeige 06:00 auf der HZ-Uhr- vergehen
- für RZ 7:50 Zeiteinheiten
- für HZ 6:00 Zeiteinheiten (trivial).

Zwischen -Start der HZ-Uhr- und -Anzeige 07:50 auf der RZ-Uhr- vergehen
- für HZ 9:375 Zeiteinheiten
- für RZ 7:50 Zeiteinheiten (trivial).

Wenn also die RZ-Uhr 07:50 anzeigt, zeigt in RZs System die HZ-Uhr 06:00 an, in HZs System zeigt die HZ-Uhr jedoch bereits 09:375 an - für HZ ist also 1:875 mehr Zeit vergangen.


Zitat von Claus:
Zitat von Simpl:
, was du schon daran siehst, dass um 07:50 RZ-Zeit die ZS-Uhr 15:00 anzeigt, obwohl die beiden blauen Uhren (HZ und ZS) im gleichen Inertialsystem ruhen.

Die ZS-Uhr zeigt 15:00 an, weil sie zuvor so eingestellt wurde und der Lichtstrahl ZS gerade erst erreicht. Die HZ Uhr zeigt aber 6:00 an. Also zwei verschiedene Tatsachen, aus denen man nichts "schon" sehen kann.

Sag ich doch! Zwei blaue Uhren - wieso legst du dich auf die HZ-Uhr fest, indem du sagst, es sei 1:50 weniger Zeit vergangen? Die ZS-Uhr zeigt doch schon 15:00 Zeiteinheiten an, also 07:50 mehr.

Wie viel Zeit jeweils für HZ vergangen ist, zeigt das linke (blaue) Diagramm an, in dem beide blauen Uhren synchron gehen. Und dort ist
09:375 HZ-Uhr = 09:375 ZS-Uhr = 07:50 RZ-Uhr
(die Uhrenstände sind dort nicht eingetragen, aber bei v = 0,6 c ist γ = 1,25. Also 7,5 * 1,25 = 9,375 bzw. 9,375 * 1/1,25 = 7,5. Eine gedachte Linie parallel zur x-Achse läuft durch 09:375 auf den blauen Uhr-Linien und 07:50 auf der roten Uhr-Linie).)

Zitat von Claus:
Zitat von Simpl:
Im RZ-System hingegen zeigen die beiden blauen Uhren nicht gleichzeitig die gleiche Zeit an.

Genau. Deswegen kannst du auch nicht behaupten, dass bereits der vorbeifliegende RZ jünger geblieben ist. Vielmehr ist es solange genau umgekehrt, bis RZ auf ZS anhält. Erst dann ist RZ jünger als HZ.

Im HZ-System zeigen beim Ereignis -RZ passiert ZS- beide blauen Uhren 25:00 an. Im HZ-System sind also zwischen -Start- und -RZ passiert ZS- 25:00 Zeiteinheiten vergangen.

Im RZ-System heißt dasselbe Ereignis -ZS passiert RZ-, und es sind ausweislich der roten Uhr nur 20:00 Zeiteinheiten vergangen.

Haut genau hin:
γ = 1,25
20 * 1.25 = 25
25 * 1/1,25 = 20

Und dafür muss RZ nicht auf ZS landen.


Zitat von Claus:
Denn wenn die HZ-Uhr 16:00 anzeigt, sind bei HZ 16 Zeiteinheiten vergangen.

Das stimmt zwar, aber für HZ ist RZ dann auch noch lange nicht beim ZS angekommen. Wenn man im blauen Diagramm eine Parallele zur x-Achse durch 16:00 zieht, sieht man auf der roten Weltlinie von RZ, dass er noch unterwegs ist.

Grüße
Simpl
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Noch eine Bemerkung zu den Diagrammen:

Stelle gerade fest, dass das blaue Diagramm insofern falsch ist, als die ZS Uhr erst bei 15:00 gestartet wird, also die vorherigen Zeiten gar nicht anzeigt.

Grüße
Simpl
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Seit Jahrzehnten versuchten sich Menschen an diesen rechen-Aufgaben, es brachte Niemand weiter.
Ebenso diskussionen zu supersymetrie und antimaterie.
Beitrag zuletzt bearbeitet von Wrentzsch am 16.09.2015 um 10:38 Uhr.
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Hallo Wrentzsch,
Wrentzsch schrieb in Beitrag Nr. 2223-8:
...
Welche Geschwindigkeit hat der Mensch in der Atmosshäre, die Ihn auf der Reise begleitet.
Sind das sinnlose Rechenübungen um abzulenken.
Vermutlich nicht, um abzulenken, sondern weil der Einfluss der Umgebung auf den RZ nicht bekannt ist. Die Relativitätstheorie hat so einen Einfluss nicht in ihrem Formalismus. Das ist wie bei der Thermodynamik, wo man den Einfluss der bewegten Moleküle nur in deren Formeln verwendet, aber nicht jedesmal nachrechnet, wenn beispielsweise eine Temperatur interessiert.

MfG
Lothar W.
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Die Tatsachen können Maximal vom Rechenergebnis abweichen.
Das heißt wir wissen nichts, bis wir es ausgetestet haben.
Inwieweit schützt das Raumschiff vor dem Einfluss.
Beitrag zuletzt bearbeitet von Wrentzsch am 16.09.2015 um 15:51 Uhr.
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Claus (Moderator)
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Hallo Simpl,

Simpl schrieb in Beitrag Nr. 2223-9:
Weniger Zeit in Bezug auf welche Ereignisse, sozusagen "wozwischen"?

Weniger Zeit als bei RZ.
6:00 ist weniger Zeit als 7:50.

Genauer: Während im Bezugssystem des RZ die RZ-Uhr 7:50 anzeigt, zeigt gleichzeitig die HZ-Uhr 6:00 an.

Zitat von Simpl:
Wenn also die RZ-Uhr 07:50 anzeigt, zeigt in RZs System die HZ-Uhr 06:00 an, ...

So ist es. Aus der Sicht von RZ ist HZ jünger geblieben.

Zitat von Simpl:
... in HZs System zeigt die HZ-Uhr jedoch bereits 09:375 an - für HZ ist also 1:875 mehr Zeit vergangen.

Auch das ist richtig. Denn aus der Sicht von HZ ist RZ jünger geblieben.
Die Zwillinge stellen also wechselseitig fest, dass jeweils der andere jünger geblieben ist.

Zitat von Simpl:
...wieso legst du dich auf die HZ-Uhr fest, indem du sagst, es sei 1:50 weniger Zeit vergangen?

Weil wir klären wollen, ob im Bezugssystem des RZ HZ jünger oder älter als RZ ist.

Zitat von Simpl:
Die ZS-Uhr zeigt doch schon 15:00 Zeiteinheiten an, also 07:50 mehr.

Stimmt. Aber die ZS-Uhr ist im Inertialsystem von RZ nicht mehr mit der HZ-Uhr synchronisiert. Zudem ist die ZS-Uhr während der gesamten Reise RZ entgegengekommen und geht daher vor. Die ZS-Uhr gibt also für den fliegenden RZ mitnichten die "aktuelle" Zeit des HZ wieder.

Zitat von Simpl:
Wie viel Zeit jeweils für HZ vergangen ist, zeigt das linke (blaue) Diagramm an, in dem beide blauen Uhren synchron gehen. Und dort ist
09:375 HZ-Uhr = 09:375 ZS-Uhr = 07:50 RZ-Uhr

Auch das stimmt. Aber es gilt nur aus der Sicht des Bezugssystems von HZ. RZ kann deshalb keinesfalls feststellen, dass er selbst jünger geblieben wäre. Vielmehr gilt - wie oben gezeigt - genau das Umgekehrte.

Zitat von Simpl:
Im HZ-System zeigen beim Ereignis -RZ passiert ZS- beide blauen Uhren 25:00 an. Im HZ-System sind also zwischen -Start- und -RZ passiert ZS- 25:00 Zeiteinheiten vergangen.

Im RZ-System heißt dasselbe Ereignis -ZS passiert RZ-, und es sind ausweislich der roten Uhr nur 20:00 Zeiteinheiten vergangen.

Auch das ist richtig.

Nicht richtig dagegen ist, dass im RZ-System während dieses Ereignisses bei HZ 25:00 Zeiteinheiten vergangen1 sind. Letzteres war deine Behauptung gewesen und die ist falsch. Richtig ist, dass Im RZ-System bei dem Ereignis -ZS passiert RZ- 16:00 Zeiteinheiten bei HZ vergangen sind.

Zitat von Simpl:
Das stimmt zwar, aber für HZ ist RZ dann auch noch lange nicht beim ZS angekommen.

Hier tust du so, als gäbe es für HZ und RZ ein gemeinsames "Dann". Das gibt es aber nicht. Vielmehr hat jeder Zwilling seine eigene Sicht, was Gleichzeitigkeit anbelangt:

a) aus der Sicht von RZ gilt:
Wenn ZS an RZ vorbeifliegt, sind für RZ bei HZ "erst" 16 Zeiteinheiten vergangen und HZ ist damit um 4:00 jünger, als er selbst, RZ.

b) aus der Sicht von HZ gilt:
Wenn bei HZ 16 Zeiteinheiten vergangen sind, sind bei RZ "erst" 12,8 Zeiteinheiten vergangen und RZ ist damit um 3:20 jünger, als er selbst, HZ.

Zitat von Simpl:
Wenn man im blauen Diagramm eine Parallele zur x-Achse durch 16:00 zieht, sieht man auf der roten Weltlinie von RZ, dass er noch unterwegs ist.

Auch das stimmt wieder, es betrifft aber das Ruhesystem des HZ und ist deshalb unerheblich für deine ursprüngliche Behauptung:

Simpl schrieb in Beitrag Nr. 2223-1:
Wenn wir RZ einen fliegenden Start gönnen und an HZ sowie später an ZS vorbeirasen lassen, wird RZ nicht beschleunigt. Er wechselt auch nicht das Inertialsystem. Trotzdem vergeht in seinem Ruhesystem zwischen V und AN weniger Zeit als im Ruhesystem des HZ.

1 Anmerkung: Im System von RZ hat sich die blaue ZS-Uhr während der Reise auf RZ zubewegt. Der Grund für das schnelle Vorlaufen der ZS-Uhr von 15:00 auf 25:00 liegt aus der Sicht des RZ also im Dopplereffekt. RZ kann aus der Tatsache, dass die ZS-Uhr beim Vorbeifliegen 25:00 anzeigt, daher nicht ableiten, dass HZ älter wäre, als er selbst. Das Gegenteil ist solange der Fall, wie das System Erde-ZS relativ zu RZ in Bewegung ist.
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Hallo Claus,

Claus schrieb in Beitrag Nr. 2223-14:
Die Zwillinge stellen also wechselseitig fest, dass jeweils der andere jünger geblieben ist.

Was aber nicht der Witz des "Zwillingsparadoxons" ist.
Dass beide während der Relativbewegung gegenseitig eine Verlangsamung der Uhren beobachten ("bewegte Uhren gehen langsamer"), ist vielmehr Voraussetzung dafür, dass der Einwand erhoben werden kann, es seien doch beide Zwillinge "gleichberechtigt" und die Situation sei symmetrisch.

Daher läuft dies
Zitat von Claus:
a) aus der Sicht von RZ gilt:
Wenn ZS an RZ vorbeifliegt, sind für RZ bei HZ "erst" 16 Zeiteinheiten vergangen und HZ ist damit um 4:00 jünger, als er selbst, RZ.

b) aus der Sicht von HZ gilt:
Wenn bei HZ 16 Zeiteinheiten vergangen sind, sind bei RZ "erst" 12,8 Zeiteinheiten vergangen und RZ ist damit um 3:20 jünger, als er selbst, HZ.

lediglich darauf hinaus, dass jeweils die zweite Aussage (hinter dem "und") nur ein banales Äquivalent für die erste Aussage (vor dem "und") ist. "Bewegte Uhren gehen langsamer" ~ "bewegte Zwillinge altern langsamer".


Zitat von Claus:
Zitat von Simpl:
...wieso legst du dich auf die HZ-Uhr fest, indem du sagst, es sei 1:50 weniger Zeit vergangen?

Weil wir klären wollen, ob im Bezugssystem des RZ HZ jünger oder älter als RZ ist.

Nein, das wollen wir gerade nicht klären, denn das ist geklärt - "bewegte Uhren gehen langamer".
Wir wollen klären, wieso für RZ zwischen -Start- und -ZS passiert RZ- weniger Zeit vergeht, als für HZ zwischen -Start- und -RZ passiert ZS-, obwohl RZ weder beschleunigt wird noch das Bezugssystem wechselt.


Zitat von Claus:
Nicht richtig dagegen ist, dass im RZ-System während dieses Ereignisses bei HZ 25:00 Zeiteinheiten vergangen1 sind. Letzteres war deine Behauptung gewesen und die ist falsch.

Das war ganz sicher nicht meine Behauptung.
"Im RZ-System" zeigt bei -ZS passiert RZ- die HZ-Uhr 16:00 und die ZS-Uhr 25:00. Mehr habe ich nicht behauptet, weil es mir überhaupt nicht darauf ankommt, wie viele Zeiteinheiten "im RZ-System bei HZ" vergangen sind. Es geht mir darum, wie viele Zeiteinheiten im HZ-System vergangen sind, und das sind 25:00.
Natürlich hätte im RZ-System auch die ZS-Uhr zwischen (fliegendem) -Start- und -RZ passiert ZS- eine Differenz von 16 Zeiteinheiten angezeigt, wenn die ZS-Uhr bei -Start- schon gelaufen wäre. Sie hätte bei -Start- 09:00 angezeigt.

Deshalb ist auch dein folgender Einwand nicht treffend:

Zitat von Claus:
Richtig ist, dass Im RZ-System bei dem Ereignis -ZS passiert RZ- 16:00 Zeiteinheiten bei HZ vergangen sind.

Zitat von Simpl:
Das stimmt zwar, aber für HZ ist RZ dann auch noch lange nicht beim ZS angekommen.

Hier tust du so, als gäbe es für HZ und RZ ein gemeinsames "Dann". Das gibt es aber nicht.

Aus dem Zusammenhang geht klar hervor, dass mit "dann" das Ereignis -Anzeige 16:00 auf der HZ-Uhr- gemeint ist. Und dieses Ereignis haben durchaus beide gemeinsam - es findet ja nur einmal statt. Nur dass im HZ-System andere Ereignisse gleichzeitig stattfinden als im RZ-System. Deshalb habe ich ja geschrieben "aber für HZ ist RZ dann auch noch lange nicht beim ZS angekommen".


Nur zur Klarstellung dies:
Zitat von Claus:
Zitat von Simpl:
Wenn man im blauen Diagramm eine Parallele zur x-Achse durch 16:00 zieht, sieht man auf der roten Weltlinie von RZ, dass er noch unterwegs ist.

Auch das stimmt wieder, es betrifft aber das Ruhesystem des HZ und ist deshalb unerheblich für deine ursprüngliche Behauptung:

Simpl schrieb in Beitrag Nr. 2223-1:
Wenn wir RZ einen fliegenden Start gönnen und an HZ sowie später an ZS vorbeirasen lassen, wird RZ nicht beschleunigt. Er wechselt auch nicht das Inertialsystem. Trotzdem vergeht in seinem Ruhesystem zwischen V und AN weniger Zeit als im Ruhesystem des HZ.

In der Tat unerheblich für meine urspüngliche - zutreffende - Behauptung. Bezog sich aber auch überhaupt nicht darauf.


Und noch etwas. Bereits vorher hast du geschrieben:
Zitat von Claus:
Zudem ist die ZS-Uhr während der gesamten Reise RZ entgegengekommen und geht daher vor.

und dann noch (Anmerkung am Ende, von mir vergrößert):
Zitat von Claus:
Im System von RZ hat sich die blaue ZS-Uhr während der Reise auf RZ zubewegt. Der Grund für das schnelle Vorlaufen der ZS-Uhr von 15:00 auf 25:00 liegt aus der Sicht des RZ also im Dopplereffekt.

Wie soll ich das verstehen? Bist du der Meinung, der Gangunterschied zweier zueinander bewegter Uhren hänge davon ab, ob sie sich "aufeinander zu" oder "voneinander weg" bewegen? Dem könnte ich nicht folgen, denn der Gangunterschied beruht ausschließlich auf der Relativbewegung.


Grüße
Simpl
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Claus (Moderator)
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Hallo Simpl,

Simpl schrieb in Beitrag Nr. 2223-15:
"Bewegte Uhren gehen langsamer" ~ "bewegte Zwillinge altern langsamer".

Dann sind wir uns in der Sache wohl einig: Für den RZ ist HZ solange jünger, wie letzterer bewegt ist, also bis RZ auf ZS landet.

Deine ursprüngliche Formulierung:
Zitat von Simpl:
Wenn wir RZ einen fliegenden Start gönnen und an HZ sowie später an ZS vorbeirasen lassen, wird RZ nicht beschleunigt. Er wechselt auch nicht das Inertialsystem. Trotzdem vergeht in seinem Ruhesystem zwischen V und AN weniger Zeit als im Ruhesystem des HZ.
war m.E. nicht eindeutig.

Mit dem letzten Satz meintest du:
" Trotzdem vergeht in seinem Ruhesystem zwischen -Start- und -ZS passiert RZ- weniger Zeit als im Ruhesystem des HZ zwischen -Start- und -RZ passiert ZS-" .

Ich hatte dagegen verstanden, du wärest der Auffassung, dass RZ bereits während des Vorbeiflugs (aus beiderlei Sichten eindeutig) jünger geblieben wäre. Deswegen hatte ich in Beitrag Nr. 2223-3 rückgefragt
Zitat von Claus:
Wenn RZs Uhr 07:50 anzeigt und HZs Uhr zum selben Zeitpunkt 06:00 anzeigt, dann ist doch aus der Sicht von RZ nicht bei ihm selbst, sondern bei HZ weniger Zeit vergangen.
und war umso erstauter, als du das verneintest.

Offensichtlich hattest du die Formulierung "aus der Sicht von" nicht - wie ich - mit "im Inertialsystem von" gleichgesetzt. Dadurch kam es möglicherweise zu einem Missverständnis.

Zitat von Simpl:
Bist du der Meinung, der Gangunterschied zweier zueinander bewegter Uhren hänge davon ab, ob sie sich "aufeinander zu" oder "voneinander weg" bewegen?

Nein, dieser Meinung bin ich nicht. Ich stimme dir also zu, dass der Gang der Uhren ausschließlich von der Relativgeschwindigkeit abhängt.

Ich wollte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass RZ während der gesamten Reise beobachtet, dass die Uhr von ZS um den Faktor 2 schneller läuft, als seine eigene. Aus diesem Grund kann die ZS-Uhr schließlich, wenn ZS bei RZ ankommt, 25:00 anzeigen, obwohl RZs Uhr nur 20:00 anzeigt und obwohl die ZS-Uhr aus der Sicht von RZ langsamer gelaufen ist, als seine eigene (was auf den ersten Blick widersprüchlich erscheint). Wenn RZ den Doppler-Effekt (Faktor 2,5) aus dem beobachteten Gang der ZS-Uhr herausrechnet, erhält er den tatsächlichen Gang der ZS-Uhr (Faktor 0,8).
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Moin Claus,

Claus schrieb in Beitrag Nr. 2223-16:
Hallo Simpl,

Simpl schrieb in Beitrag Nr. 2223-15:
"Bewegte Uhren gehen langsamer" ~ "bewegte Zwillinge altern langsamer".

Dann sind wir uns in der Sache wohl einig: Für den RZ ist HZ solange jünger, wie letzterer bewegt ist, also bis RZ auf ZS landet.

Da bin ich mir nicht sicher, weil ich schwerste Zweifel habe, dass man von "jünger" und "älter" sprechen kann, so lange die Zwillinge in Bewegung sind. Das muss ich noch mal durchdenken und komme darauf zurück (was - wie du gemerkt hast - bei mir etwas dauern kann).

Zitat von Claus:
Deine ursprüngliche Formulierung:
Zitat von Simpl:
Wenn wir RZ einen fliegenden Start gönnen und an HZ sowie später an ZS vorbeirasen lassen, wird RZ nicht beschleunigt. Er wechselt auch nicht das Inertialsystem. Trotzdem vergeht in seinem Ruhesystem zwischen V und AN weniger Zeit als im Ruhesystem des HZ.
war m.E. nicht eindeutig.

Mit dem letzten Satz meintest du:
" Trotzdem vergeht in seinem Ruhesystem zwischen -Start- und -ZS passiert RZ- weniger Zeit als im Ruhesystem des HZ zwischen -Start- und -RZ passiert ZS-" .

Richtig - meine Verwendung von "V" und "AN" war an dieser Stelle falsch. Richtig wäre - wie du schreibst - "-Start- und -ZS passiert RZ-" und "-Start- und -RZ passiert ZS-" gewesen.

Zitat von Claus:
Ich hatte dagegen verstanden, du wärest der Auffassung, dass RZ bereits während des Vorbeiflugs (aus beiderlei Sichten eindeutig) jünger geblieben wäre. Deswegen hatte ich in Beitrag Nr. 2223-3 rückgefragt
Zitat von Claus:
Wenn RZs Uhr 07:50 anzeigt und HZs Uhr zum selben Zeitpunkt 06:00 anzeigt, dann ist doch aus der Sicht von RZ nicht bei ihm selbst, sondern bei HZ weniger Zeit vergangen.
und war umso erstauter, als du das verneintest.

Offensichtlich hattest du die Formulierung "aus der Sicht von" nicht - wie ich - mit "im Inertialsystem von" gleichgesetzt. Dadurch kam es möglicherweise zu einem Missverständnis.

Da habe ich Bedenken hinsichtlich "während des Vorbeiflugs (aus beiderlei Sichten eindeutig) jünger" , s.o.


Zitat von Claus:
Zitat von Simpl:
Bist du der Meinung, der Gangunterschied zweier zueinander bewegter Uhren hänge davon ab, ob sie sich "aufeinander zu" oder "voneinander weg" bewegen?

Nein, dieser Meinung bin ich nicht. Ich stimme dir also zu, dass der Gang der Uhren ausschließlich von der Relativgeschwindigkeit abhängt.

Das beruhigt mich außerordentlich! :-)

Zitat von Claus:
Ich wollte an dieser Stelle darauf hinweisen, dass RZ während der gesamten Reise beobachtet, dass die Uhr von ZS um den Faktor 2 schneller läuft, als seine eigene. Aus diesem Grund kann die ZS-Uhr schließlich, wenn ZS bei RZ ankommt, 25:00 anzeigen, obwohl RZs Uhr nur 20:00 anzeigt und obwohl die ZS-Uhr aus der Sicht von RZ langsamer gelaufen ist, als seine eigene (was auf den ersten Blick widersprüchlich erscheint). Wenn RZ den Doppler-Effekt (Faktor 2,5) aus dem beobachteten Gang der ZS-Uhr herausrechnet, erhält er den tatsächlichen Gang der ZS-Uhr (Faktor 0,8).


Auch darauf werde ich noch mal zurück kommen. Ich vermute nämlich, dass der unterschiedliche Gang (nicht Ganggeschwindigkeit) von HZ-Uhr und ZS-Uhr nicht mit dem Doppler-Effekt zusammenhängt, sondern mit der Relativität der Gleichzeitigkeit.

Grüße
Simpl
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Hallo Claus und Simpl,
Simpl schrieb in Beitrag Nr. 2223-17:
Claus schrieb in Beitrag Nr. 2223-16:

Dann sind wir uns in der Sache wohl einig: Für den RZ ist HZ solange jünger, wie letzterer bewegt ist, also bis RZ auf ZS landet.

Da bin ich mir nicht sicher, weil ich schwerste Zweifel habe, dass man von "jünger" und "älter" sprechen kann, so lange die Zwillinge in Bewegung sind. Das muss ich noch mal durchdenken und komme darauf zurück (was - wie du gemerkt hast - bei mir etwas dauern kann).
Ist es dann beim "Zwillingsparadoxon" nicht so wie bei "Schrödingers Katze"? Bevor man nicht nachsieht (landet) kann man nicht wissen, wessen Standpunkt richtig ist? Gespürte Beschleunigungen werden ja hier nicht mit betrachtet.

MfG
Lothar W.
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Erklären kleine diskrete Objekte die Grundlagen der Standardphysik?
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Hallo Struktron,

Struktron schrieb in Beitrag Nr. 2223-18:
Ist es dann beim "Zwillingsparadoxon" nicht so wie bei "Schrödingers Katze"? Bevor man nicht nachsieht (landet) kann man nicht wissen, wessen Standpunkt richtig ist? Gespürte Beschleunigungen werden ja hier nicht mit betrachtet.

Das trifft es wohl ganz gut.
So lange sie relativ zueinander in Bewegung sind, können beide sagen "Du alterst langsamer als ich" ~ "Deine Uhr geht langsamer als meine". Beide sagen nichts Falsches, und man könnte immer nur in Bezug auf eines der Bezugssysteme bestimmen, wer denn nun jünger bzw. älter ist.

Erst wenn sie wieder im selben Bezugssystem ruhen, hat ein Altersvergleich einen darüber hinaus gehenden Sinn. Dafür kann entweder der RZ landen oder der HZ macht sich auch auf den Weg und beschleunigt (in dieselbe Richtung), bis er dieselbe Geschwindigkeit (relativ zu seinem "alten" Bezugssystem) drauf hat wie RZ und die beiden wieder relativ zu einander ruhen.

Treffend m.E. auch dein Hinweis, dass es nicht darauf ankommt, wer die Beschleunigung spürt. Wenn wir die Sache nur im Rahmen der SRT betrachten (und deshalb keine allgemein-relativistischen Zeiteffekte beachten müssen), ist es egal, ob HZ beschleunigt oder RZ abbremst, also wer die Beschleunigung spürt.


Gruß
Simpl

P.S.: Wieso spielt die verdammte "maximale Verschachtelungsgröße" bei der Vorschau keine Rolle, aber beim Senden?
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Claus (Moderator)
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Hallo Struktron,

Struktron schrieb in Beitrag Nr. 2223-18:
Ist es dann beim "Zwillingsparadoxon" nicht so wie bei "Schrödingers Katze"? Bevor man nicht nachsieht (landet) kann man nicht wissen, wessen Standpunkt richtig ist? Gespürte Beschleunigungen werden ja hier nicht mit betrachtet.

M.E. nein.

Die SRT legt für den Blick aus einem beliebigen Inertialsystem das "Jetzt" in einem anderen Inertialsystem eindeutig fest, auch wenn man nicht nachsieht.

Ein "gewisses" Problem dabei ist aber, dass man gar nicht direkt nachsehen kann, ob es sich in dem anderen (bewegten) Inertialsystem so, wie von der SRT vorhergesagt, verhält.

Man muss deshalb m.E. unterscheiden zwischen a) tatsächlichen Uhrenständen, wie sie die SRT vorhersagt und b) beobachtbaren Uhrenständen, wie man sie z.B. mit einem Teleskop im bewegten System sehen könnte.

Die tatsächlichen Uhrenstände lassen sich leider nicht experimentell überprüfen.

Damit die SRT nun aber nicht eine "unüberprüfbare Theorie" bleibt, muss man wohl oder übel mit dem Vorlieb nehmen, was man prüfen kann:

Bei dem, was man nun aber im bewegten System sehen kann, spielt immer der Dopplereffekt (d.h. die Lichtlaufzeit) eine Rolle, denn entweder bewegt man sich auf das, was man sieht zu oder von ihm weg.

Die einzige Möglichkeit, a) zu überprüfen, besteht also darin, b) zu beobachten, den Dopplereffekt herauszurechnen und dann zu schauen, ob a) übrig bleibt.

Wenn man es richtig macht, ist Letzteres der Fall.

Damit hat man dann die Vorhersagen der SRT - auch wenn sie für sich genommen widersprüchlich erscheinen (bspw. die Vorhersage: die Uhren beider Systeme laufen wechselseitig langsamer) indirekt bestätigt - wobei der Dopplereffekt dafür sorgt, dass das, was gemäß SRT "paradox" erscheint, in der beobachteten Praxis schließlich nicht mehr paradox ist.
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