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Komplexität

Thema erstellt von Modran 
Beiträge: 726, Mitglied seit 18 Jahren
Die Kompressionsrate gibt (eine obere Grenze für) den Informationsgehalt, nicht die Komplexität. Zufallsfolgen sind sehr schlecht komprimierbar.
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Beiträge: 683, Mitglied seit 18 Jahren
Ja, Zufallsfolgen sind nahezu unkomprimierbar. Daher:

Je regelmäßiger (sprich: je "kristalliner") eine Zeichenfolge in einer Datei, desto höher ihre mögliche Kompressionsrate.

Natürlich vergleiche ich hier "Komplexität" mit "Unregelmäßigkeit". Sollte ich das besser nicht tun?
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Beiträge: 683, Mitglied seit 18 Jahren
Ach so, jetzt weiß ich wieder was Du meinst. Zufalls-Rauschen soll als "Komplexität Null" in diesem Modell aufgefasst werden. Tja, dann ...

(Aber ist Zufalls-Rauschen wirklich mit "wenig Information" beschreibbar? Würde man da nicht einiges an Information unterschlagen? Wenn ich zwei Fotos mit schwarz-weißem Zufalls-Bildrauschen positiv und negativ überlagere, muss eine völlig einheitliche graue Fläche herauskommen -- wenn nicht, ist ihr Informationsgehalt, trotz ähnlichem Zufallsrauschen, nicht identisch, und das ist der Haken).
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Beiträge: 683, Mitglied seit 18 Jahren
Ich bin's nochmal, eine Stunde später.

Ein alter Verdacht, lange in mir schlummernd, fängt wieder an zu erwachen ...

Will hier der Mensch etwa wieder versuchen, Bedeutungslosigkeit in Zahlen zu messen? Will er Qualitätsmaßstäbe setzen in der Art: "Hohe Qualität muss immer komplex sein"? Wenn ja, um wessen Qualität geht es hier? Geht es zum Beispiel um den Vergleich eines thermodynamischen Gleichgewichts in einem "toten" Gaskessel einerseits -- mit der wertvollen "lebenden" Biologie andererseits etwa? Darf eine tote Gaswolke nicht "komplexer" sein als ein schlagender Herzmuskel? Wäre das eine Beleidigung? Bedarf es einer mathematischen Regelaufstellung um diese Beleidigung unbewusst zu verarbeiten -- unter dem Deckmantel wissenschaftlicher Vokabeln?

Ich sage, das geht nur annäherungsweise. Komplexität hat zuviele subjektive Aspekte.

So gesehen ist die Komplexität zu kompliziert, um sie rein quantitativ ausdrücken zu können.

Und wenn wir uns über ein Maß für Komplexität irgendwann geeinigt haben sollten, was fangen wir dann mit diesem Maß an? Schreiben wir die Formel auf eine Postkarte und hängen sie an die Wand, oder lassen wir dann von einem Computer errechnen, was "objektiv" wertvoll ist und was nicht, zum Beispiel bei der Preisverleihung an Filme, Musikstücke, Texte, Bilder, Gewürze?

Wenn es aber um praktische Technologie geht (siehe Datenverarbeitung), warum lässt man die Komplexität nicht das sein, was sie ursprünglich immer war: subjektive Kompliziertheit. Alle Gasmoleküle zu erfassen ist "kompliziert". Einen festen Punkt anzustarren dagegen "unkompliziert". Mit dieser Erkenntis fange ich etwas an.

Oder ist das alles nur als spielerischer Denksport gemeint, ohne praktischen Nutzen? Das wäre natürlich auch O.K. -- aber die Sache ist doch auch dann wirklich beliebig interpretierbar. Subjektiv eben.

Soll ich das wirklich abschicken?
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Beiträge: 683, Mitglied seit 18 Jahren
Noch ein Gedankensplitter:

Angenommen, irgendein Objekt hat drei Eigenschaften:

Eigenschaften A, binär ausgedrückt als 01.
Eigenschaften B, binär ausgedrückt als 11.
Eigenschaften C, binär ausgedrückt als 10.

Sonst nichts. Jetzt reihe ich die Information aneinander:

011110

Kann ich daraus lesen, wieviele und welche Eigenschaften das Objekt hat und dann womöglich noch ein mathematisches Urteil seiner Komplexität abgeben? Fehlt da nicht noch ein bisschen Information?

Ganz zu schweigen von dem Mangel an Information darüber, was der Unterschied zwischen Eigenschaft A, B und C überhaupt sein soll. Ist der Unterschied sprunghaft oder fließend? Fragen, nichts als Fragen.

Um Komplexität konkret ausdrücken zu können, müssten wir erstmal alle Warum-Fragen der Welt beantworten können.
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Beiträge: 683, Mitglied seit 18 Jahren
Tippfehler: Eigenschaft A, nicht EigenschaftEN A, etc.


Noch ein Gedankensplitter:

kompliziert
kompliz
complic
complex

Ist doch etymologisch eh gleich, oder nicht?

Warum aber heißt der Komplize Komplize?

Kom = "zusammen"?
Plice = "Stück"?

(Mir war grad langweilig.)
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Beiträge: 726, Mitglied seit 18 Jahren
Es geht nicht um Qualität (im Sinne von besser/schlechter; um eine Qualität im Sinne von Eigenschaft geht es natürlich schon), und erst recht nicht um Wert (ein Goldbarren ist sicher weniger komplex als ein Schrotthaufen, dennoch würde ich, wenn ich die Wahl hätte, den Goldbarren vorziehen :-)).

Es geht um eine Eigenschaft, die Systeme sowohl von völliger Gleichförmigkeit, als auch von völliger Regellosigkeit unterscheidet. Beispielsweise ist ein rein einfarbiges Bild einfach, und auch ein reines Rauschen ist nicht komplex. Wenn Du hingegen mit ein paar Buntstiften regellos auf dem Papier herumfährst, dann kommt im Allgemeinen etwas relativ komplexes dabei heraus (wenngleich sicher nicht etwas bedeutungsvolles, oder besonders wertvolles). Dies ist anschaulich klar; aber es mathematisch auszudrücken, scheint nicht so einfach zu sein.
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Beiträge: 683, Mitglied seit 18 Jahren
"... reines Rauschen ist nicht komplex. ..."

Warum nicht?

"... Wenn Du hingegen mit ein paar Buntstiften regellos auf dem Papier herumfährst, dann kommt im Allgemeinen etwas relativ komplexes dabei heraus ..."

Warum?

"... (wenngleich sicher nicht etwas bedeutungsvolles, oder besonders wertvolles). ..."

Warum nicht?

"... Dies ist anschaulich klar; aber es mathematisch auszudrücken, scheint nicht so einfach zu sein. ..."

Warum ist es nicht einfach? Vielleicht, weil keiner so recht weiß, was eigentlich das Kriterium genau sein soll? Bevor das Kriterium in Zahlen beschreibbar werden kann, muss das Kriterium erst einmal vorliegen.
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Ernesto O.
Es ist immer wieder die Einfachheit der Komplexität, die mich erstaunt.
...und das finde ich auch hier in den interessanten Beiträgen wieder.

Aber auch für die Komplexität gilt der Grauzoneneffekt (habe ich mal in Philtalk.de mit Bild erklärt), oder kürzer Komplexität ist relativ und ganzheitlich gesprochen ein "Spiegel" der "einfachen" wie der "erweiterten" Wirklichkeit. Ein einfaches aber zugleich hyperkomplexes Beispiel ist die "russische Puppe" vgl. www.raumzeitwellen.de > die kosmische Welle > Kapitel: Harmonie, aber auch das Emergenzproblem (ebenda). Ein starkes Buch hierfür ist die "Komplexitätstheorie" von Roger Lewin (vgl. kosmische Welle > Inhalt > Verweise, das ich für meinen phil. Ansatz "Die neue Ganzheitlichkeit" (ein Begriff der erfreulicherweise nicht ins Englische zu übersetzen ist !) in der kosmischen Welle verwendet habe.

Neben all den Detailfragen stellt Roger Lewin aber die "Superfrage" Gibt es wirklich Fortschritt ?

Hierzu müssen wir jedoch zu den Anfängen zurück. (kosm. Welle Kapitel: Urspünge) oder mal plastischer ausgedrückt: Liegt es in der Anlage eines Affenembryons Mensch zu werden, liegt es in der Anlage des Menschenembryons "Robocoop" oder gar "Gott" zu werden ? Was natürlich die Frage mit einschließt : Ist das einfache nicht genauso komplex wie das Komplexe bzw. ist das Komplexe nicht genauso einfach wie das Einfache ? (vgl. kosm. Welle Kapitel: Etwas über Nexel)




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Beiträge: 1.177, Mitglied seit 18 Jahren
Zitat:
--
Verweise, das ich für meinen phil. Ansatz "Die neue Ganzheitlichkeit" (ein Begriff der erfreulicherweise nicht ins Englische zu übersetzen ist !)
--

Nun ja, aber nimm es mir nicht übel, ich finde das der Ansatz "Die neue Ganzheitlichkeit", sprachlich gesehen einen esoterischen touch hat.

Zitat: "Es ist immer wieder die Einfachheit der Komplexität, die mich erstaunt."

Wie meinst du das? Bereits die einfachste Lebensform ist so komplex, dass sie kaum - bzw. gar kein Mensch auf diesem Planeten in ihrer gesamten komplexität auch nur Ansatzweise erfassen kann.

Das gilt ebenso für Biochemiche Netzwerke von Reaktionen, oder Ökosysteme - da würde ich "Einfachheit" nun nicht gerade mit "Komplexität" in Verbindung bringen, es gibt dort so viele Effekte, die durch das Varriieren des Bestandes einer einzigen Art ausgelöst werden, dass dies kein Mensch überblicken kann.


Philosophische Ansätze sind zwar schön und gut, aber mit der "Natur" haben sie oftmals nichts gemeinsam.

Zitat:
--
Neben all den Detailfragen stellt Roger Lewin aber die "Superfrage" Gibt es wirklich Fortschritt ?

Hierzu müssen wir jedoch zu den Anfängen zurück. (kosm. Welle Kapitel: Urspünge) oder mal plastischer ausgedrückt: Liegt es in der Anlage eines Affenembryons Mensch zu werden, liegt es in der Anlage des Menschenembryons "Robocoop" oder gar "Gott" zu werden ? Was natürlich die Frage mit einschließt : Ist das einfache nicht genauso komplex wie das Komplexe bzw. ist das Komplexe nicht genauso einfach wie das Einfache ?
--

In der Natur sieht man, dass das Komplexe nicht so einfach wie das Einfache ist, da das Einfache weniger komplex als das Komplexe ist.

Du verdrehst dass alles irgendwie ein wenig.

"Liegt es in der Anlage eines Affenembryons Mensch zu werden..."

Stellt sich diese Frage überhaupt? In der DNA kann wohl aller möglicher "Scheiß" codiert werden - mal davon abgesehen, dass die Umwelt eine entscheidende Rolle, nicht nur bei der Evolution, sondern auch der Entwicklung eines einzelnen Lebewesens. (Ein auf dem Mars geborener und aufgewachsener Mensch würde anders aussehen, als einer von der Erde, allein schon wegen der geringeren Schwerkraft)

Es liegt nich in der Anlage eines Affenembryons Mensch zu werden - es sein denn, du unterliegst der in der Naturwissenschaft nicht erwünschten Teleologie.

Aber ich weiß - Geschichtlich gesehen - woher dieser Gedanke, den du mit deinem letzten Absatz ausdrückst, herkommt, und ich finde ihn nicht zeitgerecht, da ihm noch immer das tote Uhrenwerk-Universum von Newton anhaftet.

Da man aber philosophische Standpunkte in den seltensten Fällen logisch wiederlegen kann, ist eine Diskussion ohnehin sinnlos.

Tschüss, André
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Beiträge: 683, Mitglied seit 18 Jahren
Aber André, was ist das für ein niederschmetternder Rundumschlag in Deinem letzten Satz? Ich würde da doch lieber den Ausdruck "philosophische Standpunkte" ersetzten durch "Glaubensstandpunkte". Dann würde ich Dir zustimmen.

Ich denke, ob man eine philosophische These falsifizieren kann, hängt allein von der These selbst ab, und nicht davon, ob die These der Sparte "Philosophie" zugeordnet wird. (Zu selbiger Sparte gehört übrigens Dein besagter Satz selbst).

Die Philosophie ist doch ungeheuer vielseitig. Sie kann nichts dafür, dass sich nicht nur Genies, sondern auch manche Idioten sich Philosophen nennen. Die Philosophie ist schlichtweg die Liebe zur Weisheit, die Lehre vom Wissen, vom Ursprung der Dinge, des Seins, Vorschläge zur Erkenntnistheorie und so weiter. Wenn das keine Diskussion wert ist, dann ist es die Wissenschaft allgemein erst recht nicht(?)

Beim Thema "Teleologie" bin ich auf Deiner Seite. "Teleologie" ist meiner Meinung nach anthropozentrische Gefühlsduselei. Wenn jede natürliche Entwicklung einen vorbestimmten "Zweck" haben soll, dann ist doch hier mit dem Wort "Zweck" ein menschlicher "Zweck" gemeint; als ob das Universum nur den "Zweck" hätte, Adam und Eva Wohlsein zu bereiten. Was anderes kann die Teleologie nicht meinen, denn im Prinzip hätte ansonsten alles einen "Zweck": Die Gravitation lässt Köpfe erschlagen, die Sonne lässt Wüsten entstehen, ein Photon kann Elektrizität erzeugen etc. In diesem Sinne wäre die Teleologie bedeutungslos. Das kann sie also nicht meinen. Sie kann nur meinen, dass der Mensch der Mittelpunkt der Welt ist, und alle Entwicklung vorgeplant dem menschlichen Wohl zweckdient. Schwachsinn.

Mahlzeit :-)
|-|ardy
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Beiträge: 1.177, Mitglied seit 18 Jahren
Zitat: "Da man aber philosophische Standpunkte in den seltensten Fällen logisch wiederlegen kann, ist eine Diskussion ohnehin sinnlos. "

Autsch, da hast du recht, dieser Satz drückt mehr aus, als ich eigentlich meinte, weil nur ganz bestimme philosophische Standpunkte betrifft. Nennen wir es "Glaubensstandpunkte".
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
Schön, dass ihr mir wieder mal die Chance gebt dezidiert anderer Meinung zu sein.
Teleologie wie ich sie definiere :
eine mögliche Zukunft (Potentialität) beeinflußt die Gegenwart. Dadurch entsteht der Eindruck, der Verlauf der Geschichte eines Objekts ( Systems, des Universums...) würde einem bestimmten Ziel zulaufen.
Sehr verkürzt : Die Welt entwickelt sich als Potentialität. Dies entspricht der MWI. Nur sind die Welten nicht faktisch, sondern potentiel. Bewußtsein ist eine spontane Symmetriebrechung der Potentialität. Eine Möglichkeit wird Faktizität.(und schließt damit konkurierende Möglichkeiten aus ! )
Faktizität kann nur werden, was eine mögliche Vergangenheit hat. So schafft sich Bewußtsein immer eine konsistente Vergangenheit.

Meine "schwache" These : Die Tatsache, dass der Mensch, und somit Bewußtsein, möglich war, hat die Evolution in genau diese Richtung gelenkt.

Meine "starke" These : Die Evolution des gesamten Universums vom Urknall bis heute, war der schnellstmögliche Weg zur Menschwerdung, eine Abkürzung, die noch mit den Naturgesetzen verträglich wäre, hätte es nicht geben können. Bewußtseinfähiges Leben entstand nur einmal, und zwar hier auf unserer kleinen Erde.
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Beiträge: 683, Mitglied seit 18 Jahren
"Bewußtsein ist eine spontane Symmetriebrechung der Potentialität."

Symmetrie wovon? Hier verstehe ich nicht ganz, was Du meinst, Zara.
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Zar.t.
Solange es noch keine Faktizität, sondern nur Potentialität gibt, bestehe ebendiese Potentialität aus n Zuständen. Ich gehe von einer quantisierten Raumzeit aus in der die Anzahl aller möglichen Zustände endlich sei. Die Messwahrscheinlichkeit p für jeden beliebigen Zustand wäre demnach p = 1/n.
Das ist die Symmetrie der reinen Potentialität. p = 1/n für jeden beliebigen Zustand.
Nach Auftreten des Bewußtseins wurde eine Teilmenge der Potentialität zu Faktizität.
p wird jetzt eine Funktion jedes einzelnen Zustandes.
Die Symmetrie ist gebrochen. Die Frage wäre noch : Spontan oder explizit (d.h. von Hand, von menschlicher Hand !!! ) ?
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Beiträge: 683, Mitglied seit 18 Jahren
Über die Teleologie landen wir wieder beim Indeterminismus :-)

Ich meine, das Wort "Möglichkeit" ist kontruiert vom Menschen. Dieses Wort ist eine subjektive Kreation des Menschen. Wir bilden uns ein, es gäbe mehrere Möglichkeiten. Das stimmt natürlich in gewissem Sinne. Jedoch wird immer nur eine Möglichkeit in die Tat umgesetzt, selbst dann, wenn die Tat ein sogenannter "Überlagerungszustand" sein sollte. Und ein "Überlagerungszustand" ist natürlich auch nur ein menschliches Konstrukt. Ein Name nur. Eine Situationsbeschreibung.

Zara erhebt den Begriff "Möglichkeit" aus dem subjektiven in das Reich des objektiven. Das ist meines Erachtens zu einfach. Das setzt voraus, das Leib und Seele untrennbar sind. Leider kann ich nur für mich beweisen, dass Leib und Seele sehr wohl so trennbar sind, dass der Leib beim Verlust der Seele sich nicht in Nichts auflöst. Experiment: Tiefschlaf mit Uhrenvergleich oder Videoüberwachung. Jeder kann das nur für sich beweisen. Psychologische Thesen lassen sich eben nur intersubjektiv falsifizieren.

Ich denke, es gibt entweder nur eine einzige jeweilige Möglichkeit, nämlich die, die dann in die Tat umgesetzt wird; -- oder es gibt unendlich viele Möglichkeiten, was dann aber den Begriff der "Möglichkeit" bedeutungslos macht, da ja dadurch die Welt zu einem einförmigen Stoff geformt wird, der keinerlei Unterscheidungen mehr zulässt, also die Welt zu einem einzigen Ding macht, ohne Wellen und Kanten, ohne Individualität, ohne Multimöglichkeit: Was wiederum den Kreis schließt: totale Multimöglichkeit erzeugt totale Einförmigkeit, und totale Einförmigkeit entspricht ja wiederum nur einer einzigen Möglichkeit.

Als Determinist behaupte ich jedenfalls, jede Ausgangssituation hat objektiv nur eine einzige Möglichkeit (auch der Überlagerungszustand bei "Schrödingers Katze" ist eine Möglichkeit, beziehungsweise eine bestimmte Situation; "Möglichkeit" heißt ja "Situationsbeschreibung" und nicht "Anzahl der Dinge").

Subjektiv mag es mehrere Möglichkeiten geben: Nehme ich heute Pizza Napoli oder Pizza Salami? Menschlich subjektiv und oberflächlich betrachtet habe ich also zwei Möglichkeiten. Aber tief im Innern meines biochemischen Neuronennetzwerkes und aus dessen atomphysikalischen Wechselwirkungen heraus ist, so vermute ich, jetzt schon vorprogrammiert, welche Pizza ich nehmen werde. Zugegebenermaßen hat in gewissem Sinne mein Rechner in meinem Schädel sehr wohl selbst "frei entschieden" -- "frei" aber nur im Sinne von "ohne Einfluss eines externen Rechners in diesem Augenblick". Die Teilchen selbst in meinem Rechner sind nicht "frei". Sie folgen gewissen Gesetzen. Wenn sie das nicht tun würden, könnte ich meinen sogenannten "Willen" erst recht nicht ausführen, und das Schieben der Pizza in den Ofen könnte unterwegs durch eine vermeintliche "Akausalität" sich verwandeln in ein Schieben einer Eisenkugel in eine Kanone. Sowas habe ich bisher aber nur im Zirkus gesehen und da heißt es immer, es wäre ein Trick, eine Illusion. Daher nehme ich äußerst stark an, dass Magie eine Illusion ist.

Mein Rechner ist auch nur ein "Ding", ein kausales System des Universums. Der "Rechner" an sich ist auch nur eine subjektiver Begriff, vom Menschen erfunden. Der Rechner an sich ist eine Teilesammlung, die aus vielen weiteren Teilesammlungen besteht und mit ihnen und äußeren Teilen wechselwirkt, wie jedes andere Teil. Der Mensch malt mit einem Stift einen Kreis um diese Teilesammlung und nennt den Inhalt "Rechner". Das ist alles. Ein Konstrukt.

Wenn ein radioaktives Objekt um zwölf Uhr ein Teilchen absondert, dann hatte das Teilchen keine andere "Möglichkeit" als abgesondert zu werden. Der Auslöser der Absonderung hatte ebenso keine andere "Möglichkeit", als zu jenem Zeitpunkt eine Auslösung durchzuführen, denn das Objekt unterliegt einer bestimmten Radioaktivität, die sich von der Radioaktivität anderer Objekte nachprüfbar unterscheiden lässt.

Meine These:
Im Endeffekt wird immer nur eine Möglichkeit in die Tat umgesetzt. Wenn es unendlich viele Möglichkeiten gäbe, darunter zum Beispiel die plötzliche Änderung der Graviationskonstante (warum sollte das nicht "möglich" sein?), dann ist die Welt so unendlich mannigfaltig, dass keine Unterschiede mehr in der Welt existieren würden: Alles wäre so einförmig, das die Welt nur noch aus einem Bit an Information bestünde: Sein oder nicht sein. Sie würde sein. Und damit hätte sie nur eine Möglichkeit: Sein. Damit fliegt mit der unendlichen Multimöglichkeit ein Pradoxon auf, oder ein Antinom wenn man so will.

Fakt ist, dass dieser Text aus mehr als einem Bit besteht. Zwar gab es die Möglichkeit, diesen Text nicht zu schreiben. Aber das ist bedeutungslos, denn nun habe ich eben nur eine bestimmte Möglichkeit in die Tat umgesetzt, nämlich diesen Text zu schreiben. Vielleicht ist dieser Text in einer Parallelwelt in Chinesisch erschienen, aber das würde dann zur selben Möglichkeit, zur selben einen Situation gehören. Wenn ich von einer Nadelstreifenjacke rede, dann entspricht ja nicht jeder einzelne Streifen einer jeweils eigenen bestimmten Möglichkeit oder Überlagerung, es sei denn ich redete von Streifen und nicht von einer Jacke. Alle Streifen gehören zur selben Jacke, auch wenn sie parallel verlaufen.

Servus,
|-|ardy
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Beiträge: 683, Mitglied seit 18 Jahren
Zara in Nr. 315-35:

Meinst Du eine Art sternförmige Symmetrie, also nicht "zweiseitig", sondern "mehrstrahlig"? Die Mitte ist die Ausgangssituation und die Strahlen sind die Möglichkeiten?

Andere Frage: Ist das Universum so alt wie Du? Wessen Bewusstsein hat die Möglichkeiten der bisherige Universumsgeschichte in die Tat umgesetzt?

Noch eine: Wie kommst Du darauf, die Raumzeit sei quantisiert?

|-|
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
Hi Hardy,
der Raum der Möglichkeiten, von mir Potentialität genannt "existiert". Objektiv. Seine Wirkungen zeigen sich in unserer real existierenden Welt, von mir Faktizität genannt, als Interferenzen.
Woher sollen die Interferenzen, z.B. beim Doppelspaltexperiment denn sonst stammen ?!!
Ich glaube allerdings nicht, dass es unendlich viel Möglichkeiten gibt.

Du schreibst: "Ich denke, es gibt entweder nur eine einzige jeweilige Möglichkeit, nämlich die, die dann in die Tat umgesetzt wird;...."
Das sicher nicht. Entweder hat die MWI recht, oder wir haben einen akausalen, nicht determinierten (faktizitätschaffenden ) Messprozess. In beiden Fällen haben wir mehr als eine Möglichkeit. Wenn du dass anders siehst, solltest du dir bewußt sein, dass deine Ansicht mit der am besten verifizierten Theorie der Physikgeschichte in Widerspruch steht. Da sollte man dann zumindest gute Argumente zur Hand haben.

Das Universum ist nicht aus Teilen zusammengesetzt. Der Teil und das Ganze; das Thema erfordert einen eigenen Thread. Später mal.
Überhaupt hab ich mich oben nur deshalb so kurz gefasst, weil ich das alles
a) schon mehrmals an anderen Stellen geschrieben habe
b) ich euch hiermit eine großartige Zusammenfassung in einem zukünftigen Thread androhen darf.
auf bald
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Beiträge: 683, Mitglied seit 17 Jahren
Moment mal: der Meßprozeß ist doch nur dann faktziztät-SCHAFFEND, wenn man dem Versuchsleiter freien Willen zugesteht.
Hardys Beschreibung läßt aber nicht zu, daß der Versuchsleiter frei entscheiden kann, ob er zum Beispiel waagerechte oder senkrechte Polarität überprüfen will.
Und ich bin ganz seiner Meinung: ich glaube nicht an 'freien Willen'.
Signatur:
Ich leide nicht unter Realitätsverlust - ich genieße ihn!
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Beiträge: 683, Mitglied seit 18 Jahren
Hallo Zara, Du schreibst:
"Seine Wirkungen zeigen sich in unserer real existierenden Welt, von mir Faktizität genannt, als Interferenzen.
Woher sollen die Interferenzen, z.B. beim Doppelspaltexperiment denn sonst stammen ?!!"


Kompliment! Das hört sich sehr originell, einfallsreich und spannend an. Das meine ich nicht ironisch.

Du schreibst:
"In beiden Fällen haben wir mehr als eine Möglichkeit. Wenn du dass anders siehst, solltest du dir bewußt sein, dass deine Ansicht mit der am besten verifizierten Theorie der Physikgeschichte in Widerspruch steht."

Welche Theorie meinst Du? Nicht so schüchtern, bitte ;-)

Am besten verifiziert, sagst Du?

In der Religion und Magie mag es "Verifikation" geben. Aber in der seriösen Wissenschaft gibt es keine Möglichkeit der Verifikation; es bleibt nur die Falsifikation. Wenn Du von Verififkation in der Wissenschaft sprichst, dann vertrittst Du eine völlig veraltete Wissenschaftstheorie wie beispielsweise der des "Wiener Kreises" vor über hundert Jahren, die meinten, die objektive Wahrheit könne man nur annähern durch Anhäufung weiterer ähnlicher Erfahrungen. Das ist aber unlogisch. Eine Verifikation kann es in der empirischen Wissenschaft nicht geben, und wir reden hier von empririscher Wissenschaft. Ich meine Dich zustimmend hierzu bereits gelesen zu haben hier im Forum. Hast Du Deine Meinung geändert? Kann man verifizieren, dass alle Schwäne weiß sind? Oder kann man das nur falsifizieren? Na? Oder? Na? Na? Wie? Was? Oder?

"Das Universum ist nicht aus Teilen zusammengesetzt."

Aber quantisiert soll's schon sein, sagst Du? Oder? Wie? Na? Na? Was? Soso!! Hier mal kurz... ? Jajah!! Was? Oder?

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