Ich habe die einzelnen Posts mit durchgelesen - ist aber zu viel, um auf alle zu Antworten, deswegen Poste ich hier mal etwas, dass ich in einem ganz anderen Zusammenhang mal geschrieben habe, hier aber dennoch gut rein passt.
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Zitat:
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Deshalb stelle ich explizit den provokativen Gedanken in den Raum, ob sich Licht und hertzsche Wellen nicht doch prinzipiell in ihrem Wesen unterscheiden? Das ist wohlbemerkt eine Frage und nicht eine Feststellung. Es genügt hier nicht, auf die Mawellschen Feldgleichungen allein zu verweisen; denn rein formal mögen sowohl Licht als auch EM-Wellen denselben Gesetzmässigkeiten unterliegen. Doch besagt solches nichts über die Struktur und Natur des Lichtes aus.
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Sunier... vielleicht bekommst du weniger Probleme mit dieser Überlegung, wenn du einfach noch mal genau festhältst, dass eine „Theorie“ nicht die Natur selbst ist und unsere Erkenntnis der Natur rein hypothetischen Charakter hat.
Ich habe dazu mal ein anderes Beispiel. Das Flughafennetz, die Gesellschaft und Neuronale Netzwerke, Internet etc sind nur einige wenige Beispiele für „Small World“ Netzwerke.
Man kann eine allgemeine Theorie über solche Netzwerke und ihr Verhalten und mögliche Entwicklung aufstellen, die auf alle gleichermaßen anwendbar ist, doch niemand würde auf die Idee kommen, dass das Flughafen Netz das gleiche wie ein Neuronales Netzwerk ist.
Es ist nur eine abstrakte Theorie, mehr nicht, mit der sich Arbeiten lässt.
Zitat:
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Ich würde sogar soweit gehen, zu sagen, dass das Licht nicht Teilchen oder Welle, sondern "Teilchen und Welle zugleich" ist.
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Und was ist mit der dritten Möglichkeit: Licht ist weder Welle noch Teilchen, da man die Eigenschaften eines Objektes nicht mit dem Objekt selbst verwechseln soll?
Du hast es doch bereits selbst schon erkannt Sunier, es sind nur „Modelle“, die wir da haben. Je nach Situation ist es sinnvoll anzunehmen, wir haben es mit einem „Teilchen“ zu tun, oder mit „einer“ Welle.
Ich finde, die verschiedenen Experimente zeigen recht gut, dass es sich hier weder um Teilchen noch um Wellen handelt (Experiment der verzögerten Wahl mit verschränkten Photonen), es sind einfach nur Analogien, die wir unseren Erfahrungen im Mesokosmos entnehmen. Es handelt sich um ein teilchenartiges oder wellenartiges Verhalten, aber es gibt keinen Grund anzunehmen, dass es eine Welle oder ein Teilchen ist. Im Gegenteil, nehmen wir nämlich an, dass es sich tatsächlich um Teilchen – Welle handelt, oder auch beides zusammen, geraten wir in ziemliche Wiedersprüche.
Es sind nur Arbeitshypothesen? Ebenso ist es doch eine Arbeitshypothese, dass es eine von uns unabhängige Wirklichkeit gibt.
Solche Annahmen sind recht nützliche, bis man an eine Grenze stößt.
Von daher kann man schon sagen, ist das Licht, so wie wir es verstehen, oder das Photon, eine Fiktion. Das Photon ist Teil einer Theorie, dass es auch Teil der Natur ist, wird damit nicht gesagt.
Was ich damit aber auf gar keinen Fall sagen will, ist, dass es sich bei der Natur selbst um eine Fiktion handelt.
Interessant für das ganze Thema ist auch das Buch „Doing Physics“ von Martin Krieger.
Wir stellen der Natur mit einem Experiment Fragen und sie Antwortet und je nachdem wie man die Frage formuliert, wird man natürlich auch die Antworten verstehen.
Bist du ein Teilchen? JA
Bist du eine Welle? JA
Ein möglicher Schluss daraus wäre es, es handelt sich entweder um ein Teilchen oder um eine Welle.
Weniger problematisch ist es, wenn man die Fragen nur so formuliert:
Kannst du dich wie ein Teilchen verhalten? JA
Kannst du dich wie eine Welle verhalten? JA
Ein möglicher Schluss hieraus wäre es, dass ich nur Informationen über die Natur besitze und die wirklich entscheidende Frage „Photon, was bist du?“ an die Natur nicht stellen kann, weil es kein dementsprechendes Experiment gibt, weswegen auch die ersten beiden Fragen in dieser Formulierung bereits unzulässig sind.
Die Frage nach der Natur des Lichtes bleibt deswegen wohl für immer ungelöst, weil diese Frage einfach nicht gestellt werden kann.
Wir können aber etwas anderes machen, wir können uns verschiedene Antworten ausdenken und nehmen einfach die mit den wenigsten Annahmen. ;)
Eine andere Frage, die nicht gelöst werden kann, wäre es, was dies alles zu bedeuten hat?
Wenn ich keine „Frage“ formulieren kann, mit der ich eindeutig erfahre, was die Natur ist, dann ist Eindeutigkeit kein Prinzip der Natur. Vielleicht – und das ist meine persönliche Meinung – steckt in jedem Modell, jeder Theorie ein klein wenig „Natur“ – das Wort „Wahrheit“ meide ich ganz bewusst.
Vielleicht bringt dir das ein oder andere eine kleine Anregung Sunier.
Ach, vielleicht noch das ein oder andere Zitat zu Thema „Wahrnehmung“.
Zitat:
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„Die konstruktive Leistung des Gestaltwahrnehmung zeigt sich vor allem bei Gestalten, die „in Wirklichkeit“ gar nicht da sind. Selbst dort, wo vordergründig keine Ordnung zu erkennen ist, in Felsenmeeren oder Tintenklecksen, erfindet unsere Einbildungskraft Strukturen: Wir entdecken einen Mann im Mond und Gesichter im Feuer.
Bekannt ist auch die Bewegungsillusion, die Film, Fernsehen oder Leuchtreklame erzeugen. Diese konstruktive Leistung der Wahrnehmung können wir auch wider besseres Wissen nicht ausschalten.“
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Es ist ein sehr interessantes Thema, wenn man erst einmal bemerkt, wie viel das Gehirn bei der Wahrnehmung einfach „hinzudichtet“. Ein unvollständiges Bild wird schlichtweg vervollständigt – was mit der Wirklichkeit in den seltensten Fällen etwas zu tun hat. Wie diese „Konstruktion“ abläuft, hängt von der Erfahrung ab.
Zum Beispiel ist es keine allgemeine Eigenschaft des Gehirns, das wir eine 2 D Zeichnung als einen Würfel interpretieren und nicht etwa als zwei in der Papierebene gegeneinander verschobene Quadrate.
Es gibt nämlich Naturvölker, die diese Fähigkeit nicht besitzen, sie erkennen im „Neckerwürfel“ kein 3 D Objekt und unterliegen deswegen auch weniger optischen Täuschungen.
Wir dagegen haben sehr große Schwierigkeiten das ganze als zwei in der Papierebene gegeneinander verschobene Quadrate zu sehen.
Oh, da fällt mir noch etwas interessantes ein, man kann in dieser simplen Zeichnung zwei verschiedene 3 D Würfel sehen, beide schließen sich natürlich gegenseitig aus, unser Gehirn ist immer nur in der Lage, einen der beiden Wahrzunehmen – es handelt sich um zwei Möglichkeiten.
Ist doch eine „witzige“ Analogie zum Welle – Teilchen Dualismus. ;)
Oder noch etwas anderes:
Zitat:„... An der Farbwahrnehmung lässt sich nicht nur die selektive, sondern auch die konstruktive Leistung der subjektiven Wahrnehmungsstrukturen ablesen: Erstens werden die physikalischen Reize (Wellenlängen) mit ganz neuen Qualitäten (Farben) belegt. Zweitens ist der Farbenkreis –wie der Name sagt – topologisch geschlossen; das Spektrum der Regenbogenfarben ist dagegen linear und zweiseitig offen. Drittens lassen sich zwar die Spektralfarben durch einzelne Wellenlängen erzeugen, nicht aber weiß und Purpur, die nur durch Farbmischung entstehen. Aber auch alle Regenbogenfarben können durch Farbmischung erhalten werden. Viertens entsteht bei der „Mischung“ zweier Wellenlängen eine dritte Farbe. Die beiden Wellenlängen dagegen bleiben unabhängig und können – z.B. durch ein Prisma – wieder getrennt werden. Das Auge leistet also eine spektrale Zerlegung des Lichts (während das Ohr für den Schall diese Zerlegung nach Wellenlängen vornimmt!).
Der Wahrnehmungsapparat der Bienen konstruiert aus den sinnlichen Gegebenheiten eine ganz andere Farbwelt. Ihr „optisches Fenster“ ist gegen das unsrige verschoben. Sie sind Wellenlängen zwischen 300 und 650 nm empfindlich, sehen also kein Rot , dafür aber Ultraviolett. Für eine Biene zeigt deshalb eine blühende Wiese oder auch eine einzelne Blüte eine ganz andere Farbstruktur als für uns....“
Zitat:„... Dieser Vergleich zeigt deutlich, warum man bei der Untersuchung der Farbwahrnehmung zwischen physikalischen und psychologischen Fragestellungen streng trennen muss. Er erklärt, warum ein Blinder sich niemals vorstellen kann, was „Farbe“ ist, auch wenn er sehr gut verstehen lernt, was elektromagnetische Wellen sind. Auch die ungerechtfertigte Polemik von Goethes Farbenlehre gegen Newton ist z.T. auf die Vernachlässigung dieser Trennung zurückzuführen. Newton hat – wie nach ihm Huygens, Fresnel, Maxwell, Einstein – die physikalische Natur des Lichtes untersucht; Goethe, Ostwald, Hering haben vor allem Hypothesen über die psychologische Seite der Farbwahrnehmung aufgestellt....“
Zitat:„... Auf die selektive Rolle unseres Erkenntnisapparates hat Uexküll in seiner Umweltlehre deutlich und überzeugend hingewiesen. Nach ihm filtert jeder Organismus aus der realen Welt ein Stück heraus, das ihm zur Umwelt wird. Für das Einzelliege Pantoffeltierchen z.B. gibt es nur eine einzige Reaktion, mit der es auf alle möglichen Stimuli (chemische, thermische, Licht – oder Berührungsreize) antwortet, nämlich Flucht.
Räume, Gegenstände, Tiere existieren gar nicht für dieses Wesen. Für die Seegurke macht es keinen Unterschied, ob eine Wolke, ein Schiff oder ein wirklicher Fressfein die Sonne verdunkelt. Sie zieht sich bei jeder Verdunkelung zusammen. So mag die Umgebung der Seegurke zwar recht vielfältig sein; ihre „Umwelt“ enthält nur ein Merkmal: das Dunklerwerden.“
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