Hallo Dani,
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Beim Big Bang dehnte sich das Universum mit "Milliardenfacher Lichtgeschwindigkeit" aus. Nun, ich glaube, diese Theorie würde beinahe alle Physikalischen Gesetze brechen...
;-).
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Du beziehst dich scheinbar auf die Theorie vom Inflationärem Universum – so eine Art Rettungsversuch der Urknalltheorie.
Deine Überlegungen beruhen auf einer falschen Annahme. Nach der Theorie befindet sich das Universum für kurze Zeit in einem falschen Vakuumzustand und dehnt sich unvorstellbar aus. Wie viel Materie das Universum letztendlich enthalten wird, hängt von dieser Phase ab.
Die ganze Sache mit der Lichtgeschwindigkeit gilt hier nicht, eigentlich kann hier überhaupt nicht von Raum und Zeit im klassischen Sinne sprechen.
Die Frage ist, wie es zu so einem falschen Vakuumzustand kommen kann? Wenn ein Schwarzes Loch kollabiert, kann es diesen Zustand erzeugen, wobei ein neues Universum entsteht, welches aber vom anderen kausal getrennt wird und somit keinen Kontakt hat.
Dieser falsche Vakuumzustand könnte aber auch im Verlauf der Geschichte des Universums von allein auftreten, womit das gesamte bis dahin bestehende Universum vernichtet wird, um einem neuen Platz zu machen.
So eine Art Rekonstruktion.
Theoretisch könnten wir diesen Zustand auch erzeugen, zum Beispiel bei dem Versuch die Strings der Stringtheorie experimentell nachzuweisen.
Allerdings würden wir dieser Theorie zufolge entweder selbst ein Universum dabei erschaffen, oder unser eigenes Universum damit vernichten. (Im übrigen ist mit Universum dabei jedes mal eine abgeschlossene Welt gemeint, die keinerlei Kontakt zu etwas anderem hat.)
Jeder der dem Menschen nun eine Sonderrolle zusprechen möchte, könnte nun witzigerweise annehmen, dass dies die Funktion des Menschen ist, dass Universum irgendwann zu zerstören, damit ein neues entsteht... (Das meine ich allerdings nicht ernst, aber für eine SciFi Geschichte könnte man das weiterverarbeiten)
Im übrigen handelt es sich beim Urknall in den neueren Urknalltheorien nicht um eine Singularität. Wenn in einer Theorie Singularitäten auftauchen, ist dies ein Zeichen dafür, dass die Theorie auf eine Frage keine Antwort mehr geben kann, weil sie an dieser Stelle nicht mehr gültig ist.
Zitat:
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Vielleicht ist ja die Vorstellung:
Alles ist ein Kreislauf (und wiederholt sich ggf.) sogar die Antwort auf die Frage warum es ein paar Leute gibt die von Ereignissen/Situationen träumen, die irgendwann wirklich eintreten...?
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Diese Vorstellung ist schon über ein Jahrhundert alt oder sehr viel älter, und eigentlich ziemlich depressiv, weil sie „Neues“ vollkommen ausschließt.
In dem Fall kann man nicht einmal mehr von Evolution sprechen, sondern von „Täglich grüßt das Murmeltier“, nur das der Tag im Gegensatz zu diesem Film immer gleich ablaufen würde.
Im übrigen sollte man auch immer über die ethischen Konsequenzen solcher Weltvorstellungen nachdenken.
Wenn ich nun annehme, alles was möglich ist, ist auch wirklich – Parallelwelten etc. Dann könnte ich auch sagen: „Warum soll ich die Umwelt schützen, in irgendeiner Welt wird man das schon tun!“ Ich könnte auch zu dem Schluss kommen: „Ist doch egal, ob wir alle nun sterben oder ob du stirbst, in irgendeiner Welt leben wir noch!“
Ich könnte mich aber auch einfach mit Hilfe dieser Vorstellung über mein eigenes erbärmliches Leben „hinwegträumen“, anstatt die Zügel in die Hand zu nehmen und das beste daraus zu machen.
Für mich sind solche und ähnliche Annahmen religiös, oder ein Glaubensersatz und es ist nur allzu menschlich.
Vielleicht bin ich in dieser Hinsicht nur eine zu nüchterne Natur, aber aus meiner Sicht habe ich nur eine einzige Chance, ich lebe nur einmal und es wird sich niemals wiederholen – es war eine einmalige einzigartige Angelegenheit.
Und es gibt Prozesse, die sind eben nicht umkehrbar, die wiederholen sich nicht. Ich kann eine Ameise zertreten, aber sie setzt sich nicht wieder von alleine zusammen und ich kann sie auch nicht wieder zusammensetzen, noch nicht einmal vom Prinzip her, weil es nicht die gleiche Ameise wäre.
„Na und!“, könnte hier wieder jemand sagen, „in irgendeiner Parallelwelt hast du eben nicht drauf getreten. „
Das finde ich beschissen und das ist idiotisch. Solche Bücher über derartige Interpretation von Theorien sind im allgemeinen schon recht interessant, aber die entsprechenden Autoren sollten ihren Elfenbeinturm ab und zu einmal verlassen und das, worüber sie philosophieren, mal in Aktion betrachten.
Zitat:
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Meines Erachtens würde ein (womöglich sogar überlichtschneller) Kollaps die Kausalität aber auch nicht zerstören, sondern umkehren. Ursache und Wirkung tauschen ihre Rollen - einfach aus Gründen der Symmetrie.
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Da hast du recht Modran, das sehe ich auch so, aber ist diese Umkehrung überhaupt möglich, selbst wenn die Masse des Universums dementsprechend hoch wäre?
Warum man sagt, Zeit würde nur in eine Richtung laufen, hat seinen Grund.
Ich stelle mir jetzt einfach nur mal ein Glas vor, bis zur Hälfte ist es mit warmen Wasser gefüllt, der Rest ist kaltes Wasser und ich habe eine Trennwand dazwischen. Wenn die Trennwand zu 100 % isolierend wäre und das Glas ebenfalls, dann kann ich das warme und kalte Wasser als zwei Systeme ansehen, die im Gleichgewicht sind.
Wenn man diesen Zustand des Gleichgewichts auf das Universum überträgt, redet man vom „Wärmetod“.
In diesem Gleichgewichtszustand gibt es keinen Zeitablauf, alle Prozesse sind umkehrbar. Es gibt deswegen auch keine Veränderung, keine Strukturen, es gibt eigentlich überhaupt nichts.
Doch zurück zum Glas. Wenn ich nun diese Trennwand entferne, dann habe ich ein Nichtgleichgewichtssystem. Jeder hier kennt das eigentlich, die beiden unterschiedlich warmen Flüssigkeiten werden sich vermischen, bis das gesamte System wieder im Gleichgewicht ist.
Dieser Vorgang ist nicht umkehrbar und er bedeutet ständige Veränderung, durch die anhaltenden Energieflüsse.
Wenn man überhaupt von Zeit sprechen kann, dann nur während dieses Prozesses. Und genau so sollte man es auch betrachten. Die Dinge bewegen sich nicht, weil es Zeit gibt, sondern es gibt Zeit, weil sich die Dinge bewegen und warum sie sich bewegen, liegt an diesem Zustand fernab vom thermodynamischen Gleichgewicht, den dieses System erreichen „möchte“.
Im übrigen muss sich das System während dieses Prozesses ausdehnen, wenn es nicht vorzeitig ins Gleichgewicht verfallen soll. Das kann man sehen wie man will: Es kühlt ab, weil es sich ausdehnt – es dehnt sich aus, weil es abkühlt.
Ich frage mich hauptsächlich, was die derzeit beschleunigte Expansion des Universums zu bedeuten hat, falls es sich dabei nicht um einen Fehler der Forschungsteams handeln sollte.
Aber sollte dies stimmen, dann ist die Umkehrung des Urknalls ausgeschlossen und dem Universum steht eben dieser „Wärmetod“ bevor, außer unsere Annahmen über den wirklichen Charakter der Natur sind falsch, oder das Universum ist im ganz großen aus irgendwelchen Gründen, die wir nicht kennen, immer ein Nichtgleichgewichtssystem gewesen und wird es immer sein – doch irgendwie ist auch das sehr unglaubwürdig und unvorstellbar.
Das wäre so, als würde ich in diesem Glasbeispiel weiter oben immer wieder warmes Wasser hinzufügen, damit es in Bewegung bleibt.
Ich denke, dies wäre dann vergleichbar mit Einsteins Kosmologischer Konstante, nur um die Theorie so hinzubiegen, dass sie Aussagt, die Welt wäre immer so gewesen und würde immer so bleiben, anstatt einfach zu akzeptieren, dass alles vergänglich ist und nichts bleibt, wie es ist.
Was beobachten wir hauptsächlich in der Natur? Die Dinge entstehen und vergehen, damit daraus wieder etwas neues entstehen kann – das irgendwie anders ist. Ich habe kein Problem damit, das selbst das Universum einmal sterben muss und etwas Neuem platz macht.
Viele Menschen haben aber ein ziemliches Problem mit so einer und ähnlichen Ansichten, doch es ist die Fortsetzung einer langen Tradition.
Einst war die Erde der Mittelpunkt des Universums, dann nur noch ein Planet von 9, der eine Sonne umkreist, die plötzlich nur noch eine von 200 Mrd. ist und teil einer Galaxie, von der es auch unvorstellbar viele gibt.
Und nun sollen all diese Strukturen ein beiläufiges Nebenprodukt eines Systems sein, dass einen Phasenübergang durchmacht – in dem Leben nichts fremdes, sondern etwas sehr natürliches aber kurzweiliges ist? Ein bisschen Ordnung im Chaos?
In interstellaren Gaswolken sollen bereits recht komplexe organische Moleküle vorhanden sein. Vor allem ist Kohlenstoff für die Sternentstehung sehr wichtig, weil er unter anderem dazu beiträgt, dass die Wolken soweit abkühlen, dass sie sich verdichten können... es spricht eine menge für diese Sicht.
So, ich gehe jetzt ins Wochenende und hoffe, dass der Text keinem allzu übel aufstößt ;)
Die Theorie des Inflationären Universums, welche von Dani angesprochen wird, ist in „Die Geburt des Kosmos aus dem Nichts – von Alan Guth“ nachzulesen.
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