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Beitrag Nr. 1924-41
16.10.2012 20:19
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Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 1924-40:
Hi Stueps,
ja: du hast völlig recht, wenn du sagst, es ginge um die das "Ding" d e f i n i e r e n d e n Eigenschaften.
Ganz genau muss man so sagen: Die platonische Beschreibung des "Dings"
- muss alle dieses "Ding" definierenden Eigenschaften enthalten,
- muss sie absolut präzise beschreiben
- und darf von nichts sonst sprechen.
Gruß, grtgrt
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Beitrag Nr. 1924-42
16.10.2012 22:22
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Henry schrieb in Beitrag Nr. 1924-41:
Die "Idee" laut Platon ist das Urbild (Idee bedeutet unter anderem "Urbild" und genau so ist Platon zu verstehen) des Objektes, das wir sinnlich wahrnehmen.
Die Idee ist das Gemeinsame einer Art, einer Klasse von Objekten, das, was sie zu einer Art macht.
Es ist ein erkenntnistheoretischer Ansatz, nämlich die Frage, wie wir Objekte erkennen, z. B. ein Pferd als Pferd, einen Baum als Baum, einen Kreis als Kreis. Laut Platon erkennen wir die Objekte, weil wir durch unsere Fähigkeit zur Erkenntnis auf das Urbild eines jeden Objektes zugreifen, wir "schauen" im Objekt das Gemeinsame und eben gerade NICHT den Unterschied. Diese Urbilder, Ideen, sind das, was man unter Universalien versteht. SIE sind das, was "über" oder "hinter" dem Physischen als "Vorlage" existiert, und zwar unveränderlich und ewig. Deshalb ist für Platon die Welt "hinter" der physikalische Welt die "wahre" Welt.
Das, was ein physisches Objekt zu einem unterscheidbaren Objekt macht, ist das, was dem "wirklichen" Objekt eben gerade nicht zukommt, die Eigenschaften eines Objektes müssen abstrahiert werden, um auf das eigentliche Objekt zu stoßen, auf das "Wesen" eines Objektes.
Henry schrieb in Beitrag Nr. 1924-41:
Du definierst exakt, was ein "platonisches Ding" gerade NICHT ist!
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Beitrag Nr. 1924-43
17.10.2012 10:42
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Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 1924-42:
Henry schrieb in Beitrag Nr. 1924-41:
Wieso du nun aber sagst
Du definierst exakt, was ein "platonisches Ding" gerade NICHT ist!
ist mir absolut schleierhaft. Bitte erkläre mir das genauer (ich warte gerne bis nächste Woche).
Gruß,
grtgrt
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Beitrag Nr. 1924-44
17.10.2012 16:19
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Henry schrieb in Beitrag Nr. 1924-43:
Zu den "platonischen Objekten", also Ideen oder Urbildern zählen auch z. B. Schönheit, Liebe, Hass.
Definiere doch mal, was ein Pferd ist, wenn du alle Erfahrungen durch die Sinne beiseite lässt, also das "Urbild" des Pferdes, oder definiere Schönheit, Liebe, Hass usw., und zwar anhand "aller definierenden Eigenschaften, absolut präzise und sonst auf nichts bezogen".
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Beitrag Nr. 1924-45
17.10.2012 22:28
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Stueps schrieb in Beitrag Nr. 1924-39:Die nichtstoffliche Eigenschaft des Spin 1/2 ist beispielsweise für ein Elektron zwingend. Ein ganzzahliger Spin definiert ein Teilchen bereits zum Boson.
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Beitrag Nr. 1924-46
18.10.2012 00:26
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Uwebus schrieb in Beitrag Nr. 1924-45:
Das, was ihr platonische Ideen nennt, sind die Wirkprinzipien der Natur, die sind jedoch der metaphysischen Basis der Natur inhärent, existieren nur als Eigenschaften dieser Basis. Eines der Grundprinzipen, wenn nicht sogar das einzige, ist das Kausalitätsprinzip actio=reactio, es ist eine fundamentale Eigenschaft der Natur.
Was ihr da mit eurem "nichtstofflich" macht entspricht der Trennung von Körper und Geist der Religionen. Aber es gibt, außer in religiösen Schriften und Teilen der Philosophie, keinen körperlosen Geist, auch wenn von den heute 7 Milliarden Menschen 5 Milliarden das Gegenteil glauben.
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Beitrag Nr. 1924-47
18.10.2012 11:13
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Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 1924-46:
Uwebus schrieb in Beitrag Nr. 1924-45:
Das, was ihr platonische Ideen nennt, sind die Wirkprinzipien der Natur, die sind jedoch der metaphysischen Basis der Natur inhärent, existieren nur als Eigenschaften dieser Basis. Eines der Grundprinzipen, wenn nicht sogar das einzige, ist das Kausalitätsprinzip actio=reactio, es ist eine fundamentale Eigenschaft der Natur.
Was ihr da mit eurem "nichtstofflich" macht entspricht der Trennung von Körper und Geist der Religionen. Aber es gibt, außer in religiösen Schriften und Teilen der Philosophie, keinen körperlosen Geist, auch wenn von den heute 7 Milliarden Menschen 5 Milliarden das Gegenteil glauben.
Hi Uwebus,
die "platonische" Form einer Idee ist die Form, in der nichts erwähnt wird, was nicht notwendigerweise genannt sein muss, diese Idee inhaltlich zu charakterisieren.
Betrachten wir z.B. die Idee "Uhr":
Wer an eine Uhr denkt, kann sich vorstellen:
- eine Atomuhr,
- eine Armbanduhr,
- eine Kirchturmuhr,
- eine Eieruhr,
- eine Sonnenuhr,
- eine pendel-getriebene Standuhr,
- oder irgend eine andere Form von Uhr.
All diese Beispiel sind, was ich als je eine spezielle "Implementierung" des Konzepts "Uhr" bezeichne. Jede solche "Implementierung" enthält alles, was eine Uhr ausmacht, enthält aber vor allem noch viele weitere Eigenschaften, die nur dieser einen — sehr speziellen — Uhrenimplementierung zukommen: Eigenschaften, die unwesentlich sind insofern, als sie nichts mit dem eigentlichen Konzept "Uhr" zu tun haben.
Die einzige platonische Beschreibung des Konzepts "Uhr", die mir einfällt, wäre "ein Gerät, welches geeignet ist, die Länge eines Zeitintervalls zu bestimmen".
Damit, so denke ich, sollte nun klar sein, dass
- das Attribut "platonisch" eine Idee auf ihren Kern reduziert (auf ihr "Urbild", wie Henry in Beitrag 1924-43 sagt)
- und keineswegs jede Platonische Idee ein Wirkprinzip der Natur sein muss (obgleich einige Ideen — wie etwa die Wellenfunktion eines Quantums oder eines Quantensystems — es wirklich sind).
Nebenbei: Was in einem Kontext lediglich Implementierung eines Konzepts ist ("Armbanduhr" etwa ist Implementierung des Platonischen Konzepts "Uhr") kann in einem anderen Kontext selbst das platonische Konzept sein: "Armbanduhr" etwa ist die Platonische Idee aller am Arm mit sich tragbaren Uhren.
Gruß, grtgrt
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Beitrag Nr. 1924-48
18.10.2012 12:10
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Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 1924-26:bitte lese Beitrag 1927-28 (und Beitrag 1924-1 zur Entstehung von Materie).
Ich würde mich freuen, danach zu hören, ob sie dir klarer gemacht haben, was genau ich meine.
Mit besten Grüßen,
grtgrt
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Beitrag Nr. 1924-49
18.10.2012 12:23
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Hilbert Raum schrieb in Beitrag Nr. 1924-48:Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 1924-26:bitte lese Beitrag 1927-28 (und Beitrag 1924-1 zur Entstehung von Materie).
Ich würde mich freuen, danach zu hören, ob sie dir klarer gemacht haben, was genau ich meine.
Mit besten Grüßen,
grtgrt
Hallo grtgrt,
nachdem ich nun die Beiträge gelesen habe, habe ich beschlossen zu versuchen, mich aus dem Thema
rauszuhalten.
Ich verstehe zu wenig von dieser Lehre. Was ist z.B. "Geist". Und wie verdickt sich Geist und
kann sogar gerinnen? Und wie damals, als man versucht hat, Gold herzustellen, bildet sich aus Geist
"irgendwie" Materie.
Und noch komplizierter für mich: der physische Teil unserer Welt wird durch nur gedanklich Existierendes geschaffen
(klingt fast wie die Abschaffung des kopern. Weltbildes).
Gruss H.
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Beitrag Nr. 1924-50
18.10.2012 14:17
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Hilbert Raum schrieb in Beitrag Nr. 1924-48:Was ist z.B. "Geist". Und wie verdickt sich Geist und kann sogar gerinnen? Und wie damals, als man versucht hat, Gold herzustellen, bildet sich aus Geist "irgendwie" Materie.
Hilbert Raum schrieb in Beitrag Nr. 1924-48:
Und noch komplizierter für mich: der physische Teil unserer Welt wird durch nur gedanklich Existierendes geschaffen (klingt fast wie die Abschaffung des kopern. Weltbildes).
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Beitrag Nr. 1924-51
18.10.2012 14:20
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Henry schrieb in Beitrag Nr. 1924-49:
..., und genau deshalb bin ich kein Platoniker und halte mich aus philosophischen Betrachtungen heraus. Ich verstehe zu wenig davon und habe keine Begriffe für die Bereiche jenseits der Physik.
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Beitrag Nr. 1924-52
18.10.2012 14:28
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Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 1924-51:
Henry schrieb in Beitrag Nr. 1924-49:
..., und genau deshalb bin ich kein Platoniker und halte mich aus philosophischen Betrachtungen heraus. Ich verstehe zu wenig davon und habe keine Begriffe für die Bereiche jenseits der Physik.
Shame on you ...
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Beitrag Nr. 1924-53
18.10.2012 14:40
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Henry schrieb in Beitrag Nr. 1924-47:
Zum platonischen Verständnis gehört auch, dass das Urbild der reale Teil der Welt ist! Nicht die Uhr ist real, sondern die Idee der Uhr.
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Beitrag Nr. 1924-54
18.10.2012 14:43
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Henry schrieb in Beitrag Nr. 1924-52:
if you can´t dance too!
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Beitrag Nr. 1924-55
18.10.2012 15:09
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Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 1924-50:was Hans-Peter Dürr, vormals Leiter des Max-Planck-Institutes für Physik und Astrophysik in München, bei seinem Abschied 1995 da sagte, war natürlich nur ein sprachliches Bild. Es liegt an uns, sich zu überlegen, wie man es über anerkannte physikalische Erkenntnisse interpretiert (in diesem Fall über das Pauli-Prinzip, wie der erste Teil von Beitrag 1924-1 doch eigentlich ganz klar zeigt).
Dieses "nur gedanklich Existierende" ist ganz klar die Wellenfunktion der Moleküle (genauer: etwas uns Unbekanntes, das aber — wie sie auch — Implementierung der Platonischen Idee dieser Wellenfunktion ist).
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Beitrag Nr. 1924-56
18.10.2012 15:23
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Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 1924-53:
Henry schrieb in Beitrag Nr. 1924-47:
Zum platonischen Verständnis gehört auch, dass das Urbild der reale Teil der Welt ist! Nicht die Uhr ist real, sondern die Idee der Uhr.
Falsch — genau umgekehrt wär's richtig (wie man sofort erkennt, wenn man "Uhr" durch "Rechteck" oder "Kreis" ersetzt":
Die reale Welt kennt weder ein perfektes Rechteck, noch einen perfekten Kreis).
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Beitrag Nr. 1924-57
18.10.2012 18:50
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Hilbert Raum schrieb in Beitrag Nr. 1924-55:... schon verstanden, dass Hr. Dürr ein sprachliches Bild bemüht hat.
Das Problem ist, so ein Bild kommt immer spektakulär rüber, je weniger fundiertes Wissen der Empfänger hat, je stärker wird er durch
solche Statements beeindruckt. Es ist besser, komplexe wissenschaftliche Zusammenhänge einfach zu erklären, ohne in Babysprache oder verschwurbelte Bilder abzugleiten.
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Beitrag Nr. 1924-58
18.10.2012 20:32
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Zitat von Wikipedia:
Die platonische Idee ist − im Unterschied zum modernen Begriff "Idee" ... kein Einfall oder Gedanke. Platon geht davon aus, dass die Welt, wie sie vom Menschen sinnlich wahrgenommen wird, einem sinnlicher Wahrnehmung entzogenen, aber realen und eigenständig existierenden Reich der Ideen nachgeordnet ist, welches nur auf geistigem Weg erkannt werden kann.
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Beitrag Nr. 1924-59
19.10.2012 03:38
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Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 1924-58:Wie ich schon in 1924-38 sagte: Das Bemerkenswerte an Platon war, dass er als erster unterschieden hat zwischen dem (vollkommenen) Idealbild eines Dings und dem (meist eben keineswegs mehr vollkommenen) Ding selbst.
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Beitrag Nr. 1924-60
19.10.2012 09:06
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Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 1924-57:Schäfer argumentiert halt so: Wahrscheinlichkeiten sind Zahlenverhältnisse, die aber sind (wie die Zahlen selbst) was rein Geistiges: weder Materie, noch Energie. Und deswegen ist auch die Wahrscheinlichkeitswelle was rein Geistiges.
Rechtlich gesehen ist das Einholen einer Einverständnis in diesem speziellen Fall eigentlich nicht erforderlich. Da der Bundesgerichtshof jedoch Abmahnungen als "allgemeines Lebensrisiko" bezeichnet und die Rechtsverteidigung selbst bei unberechtigten Abmahnungen immer vom Abgemahnten zu tragen ist (nein, das ist kein schlechter Scherz) und da Abmahnungen nicht selten in Unkenntnis der genauen Sachlage erfolgen, möchte ich mit diesem Hinweis dieses "allgemeine Lebensrisiko" ein Stück weit reduzieren.