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Hans-Peter Dürr - Geist und Materie

Thema erstellt von RoKo 
Beiträge: 105, Mitglied seit 14 Jahren
Wie ist die Wellenfunktion zu interpretieren?

Ich bediene mich der Methode der Analogiebildung. Analog zur elektromagnetischen Welle haben wir es mit einer Materiewelle zu tun, wobei eine Impulsänderung die elektrische Komponente und eine Ortänderung die magnetische Komponente ersetzt. Die Beziehung zwischen beiden Komponenten (Impuls,Ort) ist die Heisenbergsche Unschärferelation; jedoch als Gleichung: Delta P x Delta X = h quer halbe. Das Absolutquadrat der Wellenfunktion hat dadurch einen Doppelcharakter. Einerseits ist es ein Maß für Energiedichte der Materie in einen Raumvolumen, zum anderen ist es ein Maß für die Wahrscheinlichkeit, dass es an einem Raumpunkt zu einem Energieumwandlungsprozess kommt.

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mit freundlichem Gruß
RoKo
Beitrag zuletzt bearbeitet von RoKo am 05.11.2009 um 21:41 Uhr.
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
RoKo schrieb in Beitrag Nr. 1515-20:

Nun noch mal zum Begriff lineare Wellenfunktion. Aus streng mathematischer Sicht vielleicht verkürzt.Gemeint ist eine Wellenfunktion, die als Lösung einer linearen Differentialgleichung bzw. eines linearen Differentialgleichungssystems gefunden wurde.

Danke für die Infos, RoKo. Ich bin etwas verunsichert. Es ist lange her, daß ich mich wirklich mit Mathematik beschäftigt habe und es ist deshalb leicht möglich, daß ich ab und zu Unsinn erzähle. Meines Erachtens ist die Wellenfunktion keine lineare Funktion. Sie ist Lösung der Schrödingergleichung, einer linearen Differentialgleichung zweiter Ordnung. Lösungen einer solchen Gleichung superponieren linear, sind aber selbst keine linearen Gleichungen. Diese Wellenfunktionen bilden aufgrund dieser Superpositionseigenschaft einen Vektorraum, genauer gesagt einen Hilbertraum. Wenn also A und B Lösungen einer bestimmten Schrödingergleichung sind, dann sind auch deren Linearkombinationen wieder Lösungen derselben Schrödingergleichung.
Lineare Gleichungen dagegen sind schlicht und einfach Geraden.


So, leider muß ich morgen früh raus und deshalb Schluß machen. Die basics müssen sich gedulden.

Grüße
zara.t.
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Beiträge: 105, Mitglied seit 14 Jahren
Hallo Zara.t

kurz zur Klärung: Der Begriff "lineare Funktion" ist doppeldeutig.

Entweder meint er schlicht eine Gerade oder er meint die Lösung einer linearen Differentialgleichung als Abgrenzung zu Lösungen nichtlinearer Diffenrentialgleichungssysteme.
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mit freundlichem Gruß
RoKo
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
RoKo schrieb in Beitrag Nr. 1515-21:
Wie ist die Wellenfunktion zu interpretieren?

Ich bediene mich der Methode der Analogiebildung. Analog zur elektromagnetischen Welle haben wir es mit einer Materiewelle zu tun, wobei eine Impulsänderung die elektrische Komponente und eine Ortänderung die magnetische Komponente ersetzt. Die Beziehung zwischen beiden Komponenten (Impuls,Ort) ist die Heisenbergsche Unschärferelation; jedoch als Gleichung: Delta P x Delta X = h quer halbe.

Hallo Roko,
tut mir leid, ich verstehe das nicht.


Zitat:
Das Absolutquadrat der Wellenfunktion hat dadurch einen Doppelcharakter. Einerseits ist es ein Maß für Energiedichte der Materie in einen Raumvolumen, ...

Kannst du mit diesem Ansatz ein einziges Elektron (Proton, Neutron...) beschreiben?
Müßte es nicht (materiell) zerfließen?

Grüße
zara.t.
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Beiträge: 105, Mitglied seit 14 Jahren
Hallo zara.t,
Zitat:
tut mir leid, ich verstehe das nicht.
ich befürchte, wir müssen bei Adam und Eva anfangen.

Was bedeutet der Begriff "Welle"?
Schwingungen, die benachbarte Schwingungen auslösen, welche wiederum benachbarte Schwingungen auslösen usw., bilden eine Welle.

Was sind die Schwingungselemente?

Bei Schall: Die Atome und Moleküle des Mediums.

Bei Wasser: Die Wassermoleküle.

Bei Licht etc. : Elektrische und magnetische Felder.

Bei Materie: Wir wissen es noch nicht! Aber es ist eine Analogie zu elektromagnetischen Wellen erkennbar.
Bei einer elektromagnetischen Welle stehen elektrisches Feld und magnetisches Feld senkrecht zueinander. Materiewellen sind ebenfalls komplex. Daher die Analogie Impuls *Ortänderung = Energie. Mit einer Welle wird Energie und Impuls transportiert. Materie ist das, was schwingt.

Zitat:
Kannst du mit diesem Ansatz ein einziges Elektron (Proton, Neutron...) beschreiben?
Müßte es nicht (materiell) zerfließen?

Erstens wird ein Elektron durch die Schrödingergleichung so beschrieben und zweitens zerfließt da nichts. Die Vorstellung ist falsch, weil ein einzelnes Elektron kein Objekt ist, sondern ein Quantum Energie, dass als Materiewelle transportiert wird. Ein einzelnes Elektron ohne den Rest des Universums gibt es nicht. Würden wir uns als Gedankenexperiment ein Universum mit nur einem Quantum Energie vorstellen, dann wäre das Universum nur eine harmonische Schwingung.
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RoKo
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Beiträge: 1.644, Mitglied seit 16 Jahren
Hallo Roko,
da Du zu Adam und Eva zurückgegengen bist, traue ich mich auch mal wieder was zu fragen.
RoKo schrieb in Beitrag Nr. 1515-25:
Was bedeutet der Begriff "Welle"?
Schwingungen, die benachbarte Schwingungen auslösen, welche wiederum benachbarte Schwingungen auslösen usw., bilden eine Welle.

Ich hatte bisher die Vorstellung, eine Welle ist ein aus zwei Bewegungen zusammnegesetzer Vorgang, nämlich
1. eine periodische Eigenbewegung eines Objektes ohne räumliche Veränderung nach durchlaufen einer Periode (Amplitude)
2. eine räumliche Bewegung (Geschwindigkeit der Welle, Frequenz x Wellenlänge)

Bei stofflich gebundenen Objekten, z.B. Wassermolekülen, entsteht die räumliche Bewegung durch die stoffliche Bindung, das einzelne Molekül ändert seine räumliche Position nicht. Auch stofflich nicht gebundenen Objekten, die diese Doppelbewegung ausführen, kann man Welleneigenschaft zuordnen, z.B. einem Elektron oder einer sich um die eigene Achse drehenden Gewehrkugel. Die stoffliche Bindung ist folglich keine Vorrausetzung für die Annahme einer Welle.

Ist diese Sicht der Dinge nicht eine Folge aus der von de Broglie entdeckten Formel ( Wellenlänge = Plancksche Konstante dividiert durch Impuls), die auch für stofflich nicht gebundene Makroobjekte gilt ? Bei Makroobjekten, z.B. einer Gewehrkugel, kann die Wellenlänge lediglich deshalb nicht gemessen werden, weil die Planksche Konstante im Verhältnis zur Masse des Objektes verschwindend klein ist ?

Könnte man eine Welle im Prinzip nicht auch als eine bewegte Uhr vorstellen ? Wobei die periodische Eigenbewegung die Uhr repräsentiert ?

MfG
Harti
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Wichtig ist, dass man nicht aufhört zu fragen. A.E.
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
RoKo schrieb in Beitrag Nr. 1515-21:
Wie ist die Wellenfunktion zu interpretieren?

Ich bediene mich der Methode der Analogiebildung. Analog zur elektromagnetischen Welle haben wir es mit einer Materiewelle zu tun, wobei eine Impulsänderung die elektrische Komponente und eine Ortänderung die magnetische Komponente ersetzt. Die Beziehung zwischen beiden Komponenten (Impuls,Ort) ist die Heisenbergsche Unschärferelation; jedoch als Gleichung: Delta P x Delta X = h quer halbe. Das Absolutquadrat der Wellenfunktion hat dadurch einen Doppelcharakter. Einerseits ist es ein Maß für Energiedichte der Materie in einen Raumvolumen, zum anderen ist es ein Maß für die Wahrscheinlichkeit, dass es an einem Raumpunkt zu einem Energieumwandlungsprozess kommt.

Das Absolutquadrat ist keinesfalls ein Maß für die Energiedichte. Es ist ein Maß für die Wahrscheinlichkeit in einem bestimmten Volumen eine bestimmte Observable messen zu können.Dazu muß über dieses Volumen integriert werden.

Wäre es tatsächlich ein Maß für die Energiedichte, könnte man zB ein Elektron in einem (Gedankenexperiment!) unendlich hohen Potentialtopf einschließen und sagen die Energiedichte in diesem Volumen beträgt E/Vol. Wobei E die Gesamtenergie des Elektron und Vol eben dasVolumen des Potentialtopfes sein sollen.
Dann öffnen wir den Topf. Die Wellenfunktion breitet sich über die gesamte Umgebung aus.
Die Energiedichte müßte nun ständig abnehmen, da das Volumen das von der Wellenfunktion eingenommen wird ständug anwächst. Wo immer wir aber die Energiedichte messen, werden wir Null messen, bis auf den einen Fall in dem wir tatsächlich das Elektron erwischen.
Das IQuadratI der Wellenfunktion kann man für endliches Volumen und sehr viele Teilchen näherungsweise als Energiedichte zu bezeichnen. Meinetwegen. Aber es bleibt eine äußerst unglückliche und im Grunde falsche Bezeichnung.


Was verstehst du in diesem Zusammenhang unter einem "Energieumwandlungsprozess"?


Die elektromagnetische Strahlung als Lösung der Maxwellschen Gleichungen als Analogon zur Wellenfunktion zu nehmen halte ich für äußerst bedenklich. Es kann nur zu Mißverständnissen führen.
Maxwells Feld ist ein klassisches Feld!!!
Willst du das elektromagnetische Feld quantentheoretisch beschreiben, mußt du die Quantenelektrodynamik nehmen. (IMHO auch noch nicht das letzte Wort)


Und nochmal: die Schrödingergleichung ist nur noch in populärwissenschaftlichen Darstellungen die grundlegende Gleichung der Quantentheorie.
Niemand im CERN rechnet mehr mit der Schrödingergleichung. Die Schrödingergleichung kann noch nicht einmal den Spin beschreiben.
aber wir wollen ja zu den basics und da gehört die Schrödingergleichung dann auch hin.

Eine ganz schwere Frage, die ich noch gerne untersuchen würde, ist die nach der Materie.

Was ist Materie?
Dürr, unter dessen Namen dieser Thread läuft, meinte: Schlacke des Geistes, oder in der Sprache der Physik:
kollapierte Potentialität



Grüße
zara.t.
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
RoKo schrieb in Beitrag Nr. 1515-20:
Nun findet man in quantentheoretischen Betrachtungen des Messproblems immer wieder Darstellungen, wo dem Messgerät als Ganzes (= mindestens 10 hoch 23 Atome!!) eine Wellenfunktion zugeordnet wird. Dies mag zur Verdeutlichung des Problems sinnvoll sein. Physikalisch ist es jedoch sinnlos, weil es diese Wellenfunktion nicht gibt.

Ein Messgerät besteht, wie jedes andere Objekt auch, nicht aus Teilen. Es bildet ein Ganzes. Du mußt nur die Zustandsfunktion des Systems als Ganzes aufstellen.

Die Dinge dieser Welt bestehen nicht aus Atomen oder Molekülen und diese wiederum bestehen nicht aus Elementarteilchen. Die Welt ist nicht die Summe aller Quarks, Elektronen,....
Das Legomodell ist ein Modell und wie alle Modelle mit sehr beschränktem Gültigkeitsbereich versehen.

Grüße
zara.t.
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Beiträge: 1.644, Mitglied seit 16 Jahren
Hallo zusammen,
zu meinem letzten Beitrag möchte ich noch klarstellen, die makroskopisch feststelbare Eigendrehung einer Gewehrkugel ist nur ein Bild für den Umstand, dass alle materiellen Objekte Welleneigenschaften zeigen (Materiewellen). Die Wellenlänge der Materiewelle einer Gewehrkugel ist nicht messbar/feststellbar. Die "Welleneigenschaft" von Teilchen zu zeigen, ist meines Wissens bisher nur bis zur Größe von bestimmten Molekülen gelungen. Den Begriff Welleneigenschaft habe ich in Anführungszeichen gesetzt, weil der Begriff "Eigenschaft" problematisch ist, wenn man eine Welle nur als Kombination aus zwei Bewegungen auffasst.

MfG
Harti
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Wichtig ist, dass man nicht aufhört zu fragen. A.E.
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Beiträge: 43, Mitglied seit 18 Jahren
Hallo!

Ich möchte Euch in diesem Zusammenhang auf eine wichtige Arbeit von Prof. H.D. Zeh aufmerksam machen. Zeh ist sozusagen der "Vater des Dekohärenzprogrammes".

Er räumt hier mit vielen falschen Vorstellungen auf und lässt nur einen Schluss zu, was "Dekohärenz" überhaupt beschreibt

http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~as3/KarlsruheT...

...und wie man die Quantenwellenfunktioin überhaupt 'verstehen musss'

http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~as3/VieleWelte...

Viele Grüße

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Gelb ist virtuell
Beitrag zuletzt bearbeitet von Gandalf am 08.11.2009 um 12:24 Uhr.
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
Harti schrieb in Beitrag Nr. 1515-29:
Hallo zusammen,
zu meinem letzten Beitrag möchte ich noch klarstellen, die makroskopisch feststelbare Eigendrehung einer Gewehrkugel ist nur ein Bild für den Umstand, dass alle materiellen Objekte Welleneigenschaften zeigen (Materiewellen). Die Wellenlänge der Materiewelle einer Gewehrkugel ist nicht messbar/feststellbar. Die "Welleneigenschaft" von Teilchen zu zeigen, ist meines Wissens bisher nur bis zur Größe von bestimmten Molekülen gelungen. Den Begriff Welleneigenschaft habe ich in Anführungszeichen gesetzt, weil der Begriff "Eigenschaft" problematisch ist, wenn man eine Welle nur als Kombination aus zwei Bewegungen auffasst.

Hallo Harti,

ich antworte dir jetzt aus meiner privaten Sicht der Dinge heraus, nicht von einer annerkannten Deutung her.

Eine Gewehrkugel und ihre Bewegung ist kein Bild einer dahinterstehenden Realität.
Es gibt keine dahinterstehende Realität im Sinne eines Originals.
Die Gewehrkugel ist das Original! Metallisch glänzend, mit gehärteter Spitze, kühl, glatt und schwer in der Hand liegend....
Eine Gewehrkugel ist genau das, was du wahrnimmst und nichts anderes.
Eine Gewehrkugel ist eine Gewehrkugel.
Eine Rose ist eine Rose.
Physikalische Theorien sind ausgedachtes Zeug. Ontologisch immer der wahrgenommenen Welt untergeordnet. Die Wahrnehmung ist der letztgültige Bezug.

Ich spreche ungern vom Welle-Teilchen-Bild. Weder sind uns die Wahrnehmungen als Wellen gegeben (Ausnahme das Wasser), noch sind sie als Teilchen gegeben. Diese Begriffe sind einem alten klassischen Denken geschuldet, für das es in Wahrheit keine Entsprechung gibt.
wobei: Wahrheit = Wahr-nehmung
besser: Wahrheit = Wahr-gebung
Anstelle des Begriffes "Wahrheit" bevorzuge ich das griechische Wort "aletheia" in dem Sinne, den ihm Heiddeger gegeben hat.

kleine Zusammenfasssung: Es gibt weder Wellen noch Teilchen!

Deshalb spreche ich auch nur ungern von Wellenfunktionen und bevorzuge stattdessen den allgemeineren Begriff des Zustandsvektors. Hier kommt man auch weniger in Versuchung sich etwas vorstellen zu wollen, so als wäre "Zustandsvektor" ein Element der Wahrnehmung. Ist er natürlich nicht. Er ist ausgedachtes Zeug.
Die Schrödingersche Wellenfunktion ist nur eine sehr spezielle Darstellung eines solchen Zustandsvektors.

Tatsächlich ist der Zustandsvektor so etwas wie eine Uhr. Seine zeitliche Entwicklung entspricht einer Drehung im Hilbertraum, und jetzt erlaube ich mir ein Bild: wie der Zeiger einer Uhr. Die Winkelgeschwindigkeit hängt nur von der Energie des jeweiligen Systems ab.

sorry, da sind die philosophischen Pferde mit mir durchgegangen
zara.t.

Beitrag zuletzt bearbeitet von Zara.t. am 08.11.2009 um 12:50 Uhr.
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Hallo zusammen,

zu nächst zu Gandalfs Beitrag. Die genannten Texte von Zeh sind mir bekannt. Sie beruhen auf der Annahme, die Schrödingerdynamik ist universell und führen dann konsequent zu "Viele Welten". Ich halte diese Annahme für unbegründet - aber genau das ist hier offensichtlich strittig.

Nun eine Bemerkung zu zara.t. Die Möglichkeit, alles durch einen Zustandsvektor im Hilbertraum darzustellen bedeutet noch lange nicht, dass sich ein solcher Zustandsvektor gemäß einer Zustandsfunktion entwickelt. Solange man über die Zustandsfunktion nicht verfügt, ist die Darstellung z.B. eines Messgerätes durch einen Zustandsvektor mathematische Spielerei - aber physikalischer Unsinn.

Abschliessend: Jede Theorie ist "ausgedachtes Zeug". Es kommt deshalb darauf an, ob sie sich praktisch bewährt.
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mit freundlichem Gruß
RoKo
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RoKo schrieb in Beitrag Nr. 1515-32:
zu nächst zu Gandalfs Beitrag. Die genannten Texte von Zeh sind mir bekannt. Sie beruhen auf der Annahme, die Schrödingerdynamik ist universell und führen dann konsequent zu "Viele Welten". Ich halte diese Annahme für unbegründet - aber genau das ist hier offensichtlich strittig.

Zeh hält die Viele-Welten-Theorie für Unsinn.
Du hast allerdings recht: Die Annahme einer universellen Gültigkeit der Schrödingerdynamik führt ohne Umwege auf Everetts Viel-Welten-Theorie.
Wie ist diese Konsequenz zu vermeiden? Hier bietet Zeh keine funktionierende Antwort.

Zitat:
Die Möglichkeit, alles durch einen Zustandsvektor im Hilbertraum darzustellen bedeutet noch lange nicht, dass sich ein solcher Zustandsvektor gemäß einer Zustandsfunktion entwickelt.

Sondern?


Zitat:
Abschliessend: Jede Theorie ist "ausgedachtes Zeug". Es kommt deshalb darauf an, ob sie sich praktisch bewährt.

Den Begriff >Zeug< benutze ich nicht abwertend.


Gandalfs Link: http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~as3/KarlsruheT...
hab ich auf die Schnelle mal durchgelesen.Ich kann Zeh in allen Punkten zustimmen. Ganz interessant ist seine Liste der am weitesten verbreiteten Irrtümer der Quantenmechanik.
Dank an Gandalf!

Grüße
zara.t.
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Hallo Zara.t!

Zara.t. schrieb in Beitrag Nr. 1515-33:

Zeh hält die Viele-Welten-Theorie für Unsinn.
...?
Wie kommst Du denn darauf??
Diese Abhandlung ist ein einziges Bekenntnis zu den Vielen Welten..
http://www.rzuser.uni-heidelberg.de/~as3/VieleWelte...

In dem Artikel werden lediglich manche Falschinterpretationen (u.a. von David Deutsch) kritisiert. Bei der VWI sollte man außerdem beachten, dass sie aufgrund ihres "Nischendaseins" oftmals mit völlig falschen Vorstellungen behaftet ist, wenn Anhänger anderer Interpretationen davon sprechen. Zeh rückt hier einiges zurecht. (Wenn beim Dekohärenzvorgang kein "Kollaps" nötig ist, dann ist er auch in keiner anderen Interpretation der QT nötig - und somit folgt eine Interpretation nach den Vielen Welten aus dem Formalismus der QT selbst.)

Hier hab ich übrigens noch eine Link, der Dich auch interessieren dürfte und das ganze Verständnis von Dekohärenz (=Verschränkung!) erst nochmal "so richtig rund" macht (war zumindest bei mir so):
http://www.iap.tu-darmstadt.de/tqp/papers/StrAlbHaa...

Viele Grüße
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Ich weis nicht ob das hier schon mal reingestellt wude:

H-P Dürr im Videomitschnitt:
http://video.tu-clausthal.de/film/48.html

Grüße
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Gelb ist virtuell
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Hi Gandalf,
sorry, da hab ich geschludert. Zu flüchtig gelesen.
Hab aber glücklicherweise noch die richtigen Konsequenzen gezogen: "Die Annahme einer universellen Gültigkeit der Schrödingerdynamik führt ohne Umwege auf Everetts Viel-Welten-Theorie."

Muß aber dazu sagen, daß ich kein Vertreter der MWI bin. Im Detail kann ich Zeh überall zustimmen, in den Folgerungen, die er daraus zieht nicht. Zeh scheint mir auch eher ein Anhänger der MMI (many minds interpretation) als der MWI zu sein.

Ich verfolge das anthropische Prinzip und versuche Bewußtsein in dieTheorie zu integrieren.

Nochmal dank für die interessanten Links
zara.t.

Beitrag zuletzt bearbeitet von Zara.t. am 08.11.2009 um 21:06 Uhr.
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Hallo ihr beiden,

was sagt der von Gandalf genannte Link http://www.iap.tu-darmstadt.de/tqp/papers/StrAlbHaa... im Rahmen der hier geführten Debatte den aus? Nichts! Schon im Einstieg gehen die Autoren von der merkwürdigen Annahme aus, der (mögliche) Unterschied zwischen zwischen Quantenphysik und klassischer Physik hätte etwas mit Mikroskopisch (also mit Größe) zu tun. Die Weltfremdheit von theoretischen Physikern hat mich immer schon erstaunt.

Reden wir mal Klartext: Solange es experimentell nicht gelingt, an einen Festkörpercluster, bestehed aus mindestens 13 Atomen bzw. Molekülen bei nachgewiesener Normaltemperatur von ca. 300 K Interferenz nachzuweisen, gibt es keinen sinnvollen Grund für die Annahme, alles sei Quantenphysik.
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RoKo
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Zara.t. schrieb in Beitrag Nr. 1515-33:
Sondern?
Wieso Sondern? Ich behaupte: Die Möglichkeit, alles durch einen Zustandsvektor im Hilbertraum darzustellen bedeutet noch lange nicht, dass sich ein solcher Zustandsvektor gemäß einer Zustandsfunktion entwickelt.
Da gibt es kein "Sondern". Wenn du diese Behauptung für falsch hältst, dann must du Argumente liefern.

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RoKo
Beitrag zuletzt bearbeitet von RoKo am 08.11.2009 um 22:43 Uhr.
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
Die Quantentheorie ist die genaueste und am besten geprüfte Theorie, die wir je hatten. Alle ihre theoretischen Voraussagen die experimentell testbar waren, hat sie im Experiment mit Bravour bestanden. Wenn etwas nicht oder besser gesagt noch nicht testbar ist, sagt die Theorie glasklar voraus, warum es noch nicht testbar ist.
Die Theorie enthält keinen Hinweis darauf, daß sie nicht universell gültig sein sollte.
IMHO wird die sogenannte Standard-Theorie erst auf der Planckskala scheitern. Ihre grundlegenden Prinzipien aber wie Nichtlokalität, Verschränktheit, Superpositionsprinzip ...werden erhalten bleiben. Eine neue Quantentheorie wird möglich sein. Eine Rückkehr zu klassischen Theorien erscheint mir ausgeschlossen.

Die Behauptung, die Quantentheorie sei eine universelle Theorie ist also experimentell testbar, ist falsifizierbar. Die Quantentheorie hat aber bisher alle diesbezüglichen Tests bestens bestanden.

Der Mensch der Neuzeit meint in einer klassischen Welt zu leben. Er lebt als Subjekt in einer von ihm unabhängigen objektiven Außenwelt voller Objekte mit intrinsischen Eigenschaften. Über seine Sinnlichkeit hat er Zugang zu dieser Welt. Wie weit dieser Zugang "verfälscht" oder konstruiert ist, darüber streiten sich die Lager der Philosophen erbittert.

Ich aber behaupte, wir haben nie in einer klassischen Welt gelebt. Seit Beginn der Neuzeit (Gallileo, Newton, Bacon, Descartes....) wurden wir konditioniert die Welt als eine klassische wahrzunehmen. Die klassische Epoche geht jetzt aber zuende. Etwas altes kehrt zurück und etwas ganz Neues beginnt.

Ich beginne die klassische Welt aufzulösen: In dem von Gandalf verlinkten Video zeigt Dürr wie ein scheinbar harmloses, klassisches Objekt, ein starres Pendel, von nichtlokalen Quantenfeldern gesteuert wird.
Alle Systeme im instabilen Gleichgewicht werden von solchen Quantenfeldern gesteuert. Und das sind zB alle chaotischen Systeme. Chaotische Systeme sind keine Ausnahmeerscheinung - sie sind der Normalfall. Fast alle Systeme im Universum sind chaotische systeme. Sogar unser scheinbar so wohlgeordnetes Planetensystem.

All diese pseudoklassischen Systeme sind durchwoben von Quantenfeldern, also von Potentialitäten -Dürr würde sagen von Geist- die sie steuern.
Das gesamte Universum ist durchwoben von geist- oder seeleartigem.
Selbst die scheinbar stabilen Residuen der klassischen Mechanik lösen sich bei genauer Betrachtung auf ins Prozessuale, in Wirks, wie Dürr sagt.
Materie wird zum bloßen Grenzwert.
Dürr: Es gibt keine Materie.

zara.t.: es gibt keine klassische Welt. Diese war eine große Illusion.

Grüße
zara.t.

Beitrag zuletzt bearbeitet von Zara.t. am 09.11.2009 um 17:26 Uhr.
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Beiträge: 1.503, Mitglied seit 17 Jahren
Zitat:
Alle Systeme im instabilen Gleichgewicht werden von solchen Quantenfeldern gesteuert. Und das sind zB alle chaotischen Systeme. Chaotische Systeme sind keine Ausnahmeerscheinung - sie sind der Normalfall. Fast alle Systeme im Universum sind chaotische systeme. Sogar unser scheinbar so wohlgeordnetes Planetensystem.

All diese pseudoklassischen Systeme sind durchwoben von Quantenfeldern, also von Potentialitäten...
WArtest bitte... Welche Quantenfelder steuern das chaotisches System Wirtschaft oder die Räuber-Beute Wechselwirkung in einer Population? Genau die TAtsache, das chaotische Systeme keine Ausnahmeerscheinungen sind, zeigt, dass die Quantentheorie keine allgemeine Theorie ist, die Chaostheorie - sehr wohl.

Und die Chaostheorie...? Sie hat zwar zu verdanken ihre Entstehung die Quantentheorie, beschreibt aber klassische - beobachtbarer - Welt in gleichermassen. Das Merkmal - die Möglichkeit der Beobachtung - ist das wichtigste Merkmal der klassischen Welt, nicht etwa newtonsche Mechanik etc.

Gruß, Irena

Beitrag zuletzt bearbeitet von Irena am 09.11.2009 um 10:20 Uhr.
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