Willkommen in Manus Zeitforum
InformationenAnmelden Registrieren

Erweiterte Suche

Zeit als Doppelparadoxon von Nichtwahrnehmung

Thema erstellt von Berny 
Tomm
Hallo Claus,

falsch daran ist, wenn überhaupt, lediglich die Einseitigkeit der quantitativen Betrachtungsweise. Dass es Raumzeit gibt, bestreite ich ja nicht. Raumzeit ist eine Realisationsart der Zeit, aber es ist nicht die Zeit an sich. Ein physikalischer Körper ist geronnene, materialisierte, erstarrte Zeit. also eine Art extensives, im Raum wahrnehmbares Endprodukt oder eher ein vorläufiges Produkt. Doch was daran Zeit ist, also das dieses Resultat Bewirkende, entzieht sich der Beobachtung. M.E. kommt man nicht an Jean Gebser und "Ursprung und Gegenwart" vorbei. Einstein und die Relativitätstheorie hat jeder schon einmal gehört, Planck und Schrödinger, also Quantentheorie/-mechanik schon weniger. Gebser kennt so gut wie niemand.

Gruß

Tomm
[Gäste dürfen nur lesen]
Beiträge: 2.420, Mitglied seit 17 Jahren
Einen physikalischen Körper als (Zitat) "geronnene, materialisierte, erstarrte Zeit" aufzufassen, die (Zitat) "zu ihrer Entfaltung, Formwerdung und Erstarrung des Raumes bedarf", bedeutet genau das, was du kritisierst, nämlich die "Räumlichung" der Zeit:

Stellen wir uns ein zweidimensionales Wesen vor, welches in seiner Zeit einen Kreis mit stetig wachsendem Radius wahrnimmt. Die Entfaltung des Kreises erfolgt nach dieser Sichtweise im Raum, d.h. bei dem zeitlich wahrgenommenen Objekt "Kreis" handelt es sich in Wirklichkeit nicht um einen Kreis (zweidimensionale Körper sind nach unserer Auffassung stets abstrakt) sondern um einen Kegel.

Ähnlich hat es bereits in den zwanziger Jahren des vorigen Jahrhunderts Pawel Florenski beschrieben (Leben und Denken, Teil II, Kap.5, Zeit und Raum): "Jede wirkliche Gestalt hat vier Dimensionen und ist, wenn man von ihr als einem Ganzen spricht, ein vierdimensionales geometrisches Gebilde."

Der Gegenwart eines dreidimensionalen Körpers entspricht nach dieser Vorstellung ein Schnitt durch dessen vierdimensionale Geometrie.
[Gäste dürfen nur lesen]
Tomm
Hallo Claus,

Zitat:
Einen physikalischen Körper als (Zitat) "geronnene, materialisierte, erstarrte Zeit" aufzufassen, die (Zitat) "zu ihrer Entfaltung, Formwerdung und Erstarrung des Raumes bedarf", bedeutet genau das, was du kritisierst, nämlich die "Räumlichung" der Zeit:

Ich weiß nicht, seit wann die Physiker "geronnen", "materialisiert" und "Erstarrung" als Merkmale der Zeit sehen. Und es handelt sich hier auch nicht um eine Räumlichung der Zeit, also um einen Willkürakt, sondern um die Feststellung, dass ein physikalischer Körper die räumlich sichtbar gewordene Zeit ist. Das ist ein kleiner, aber bedeutsamer Unterschied.

Die Räumlichung dient der Vorstellbarkeit. Vorstellbarkeit ist räumlich, extensiv. Da sind wir beim Dreidimensionalen. Die Vierte Dimension ist nicht auf der Stufe der drei Raumdimensionen, die sich ja prinzipiell gar nicht unterscheiden, nur verschiedene Richtungen sind. Die Zeit ist von anderer Art. Gebser spricht von Intensität. Eine Intensität ist aperspektivisch und akategorial, sprich: unvorstellbar.

Gruß

Tomm
[Gäste dürfen nur lesen]
Beiträge: 2.420, Mitglied seit 17 Jahren
Ich glaube nicht, dass Physiker die Begriffe "geronnen", "erstarrt" etc. überhaupt verwenden. Ich hatte vermutet, dass Gebser sie deswegen verwendet, um die Wirklichkeit zu veranschaulichen.

Wenn du sagst,
Zitat:
dass ein physikalischer Körper die räumlich sichtbar gewordene Zeit ist
, dann heißt das doch, dass Zeit in Wirklichkeit Körper ist.

Ich denke, es ist ein klein wenig anders: Zeit "gerinnt" nicht als solche zu einem Körper, sondern sie stellt gewissermaßen den Raum dar, in dem ein (geringerdimensionales) Objekt zu einem (höherdimensionalen) Körper gerinnt. Insoweit würde ich Zeit nicht mit Körpern gleichsetzen, sondern eher mit Raum.

Dies hatte ich unter "Räumlichung" der Zeit verstanden. Mit dem Begriff "Räumlichung" ging es mir nicht nicht um den Willkürakt ein theoretisches Konstrukt zu erstellen, sondern um das Wesen der Zeit.
[Gäste dürfen nur lesen]
Tomm
Hallo Claus,

Zitat:
Wenn du sagst, dass ein physikalischer Körper die räumlich sichtbar gewordene Zeit ist, dann heißt das doch, dass Zeit in Wirklichkeit Körper ist.

Also wenn ich in ein Gesicht schaue, in dem Trauer sichtbar wird, dann ist das Gesicht gleich Trauer? Also Claus, ich bitte Dich. Aber möglicherweise ist meine Formulierung dennoch undeutlich, denn am erstarrten Körper ist nur ein Ist-Zustand und nicht das, was Zeit ausmacht, das Werden, also der gesamte Prozess des Wandels, sichtbar. Die Zeit ist und bleibt unsichtbar. Außerdem verallgemeinerst Du unzulässigerweise, denn nirgends wird behauptet, dass die einzige Realisationsmöglichkeit der Zeit physikalische Körper sind. Der Körper ist nur das sichtbar gewordene "Endprodukt", eine mögliche Konkretion. Also in gewisser Weise verweist das "Endprodukt" (was ja nicht wirklich ein Endprodukt ist) auf die Zeit. Dass der Wandel, dem der Körper unterworfen war, mit dem Körper identisch sein soll, ist m.E. ein Denkfehler.

Zitat:
Ich denke, es ist ein klein wenig anders: Zeit "gerinnt" nicht als solche zu einem Körper, sondern sie stellt gewissermaßen den Raum dar, in dem ein (geringerdimensionales) Objekt zu einem (höherdimensionalen) Körper gerinnt. Insoweit würde ich Zeit nicht mit Körpern gleichsetzen, sondern eher mit Raum.

Der entscheidende Unterschied zwischen Zeit und Körper ist der zwischen Bewirkendem und Bewirktem. Die sind nicht identisch. Für Dich ist Zeit eher gleich Raum gleich Extensität. Für mich ist Zeit grundsätzlich vom Raum verschieden, da Intensität nicht gleich Extensität ist, wobei das nicht als Gegensatz zu verstehen ist, sondern eher als Komplementarität.

Gruß

Tomm
[Gäste dürfen nur lesen]
Beiträge: 2.420, Mitglied seit 17 Jahren
zurück an Tomm: Ich käme in der Tat nicht auf die Idee, "Trauer" und "Gesicht" als identisch zu sehen. Da bräuchtest du mich nicht bitten. Also war das erste Zitat von dir in meinem letzten post wohl doch etwas anders von dir gemeint.
Zitat:
denn am erstarrten Körper ist nur ein Ist-Zustand und nicht das, was Zeit ausmacht, das Werden, also der gesamte Prozess des Wandels, sichtbar. Die Zeit ist und bleibt unsichtbar.
Ok, du meinst also, Zeit ist nicht gleich Körper, sondern bewirkt diesen nur und was Zeit eigentlich ist, bleibt verborgen.
Zitat:
nirgends wird behauptet, dass die einzige Realisationsmöglichkeit der Zeit physikalische Körper sind.
Hat Gebser oder hast du eine Idee für eine weitere Realisationsmöglichkeit?
Zitat:
Dass der Wandel, dem der Körper unterworfen war, mit dem Körper identisch sein soll, ist m.E. ein Denkfehler.
Ich hatte hierzu ja einen dreidimensionalen Kegel beschrieben, und mir vorgestellt, ein zweidimensionales Wesen bewegt sich entlang der Kegelachse. Da das Wesen - eben weil es nur zweidimensional ist - die räumliche Achse nicht erkennen kann, erlebt es den Kegel als stetig größer werdende zweidimensionale Kreise.

Mit dieser Vorstellung wäre nun in der Tat (ich zitiere dich) "das, was Zeit ausmacht, das Werden, also der gesamte Prozess des Wandels, sichtbar" - wenn auch nur aus der Sicht eines eine Dimension höheren Wesens, welches die Zeit wie eine Raumdimension auffassen kann.

Ich verstehe und akzeptiere, dass du das nicht glaubst.

Aber wo ist der offensichtliche Denkfehler an dieser Vorstellung?
[Gäste dürfen nur lesen]
Beiträge: 16, Mitglied seit 16 Jahren
Wir sollten uns nicht zu sehr darin vertiefen, dass Zeit ein Phänomen mit einer gewissen "Dauerhaftigkeit" ist. Was man messen kann, sind periodisch wiederkehrende Ereignisse, wie das Ticken einer Uhr oder die Strahlungsfrequenz eines Atomes. Selbst der Frequenz des Atoms müssten noch kleinere Frequenzen zugrunde liegen usw. usf. ...

Kurzum: Ein Gewicht an einer Feder durchläuft eine Schwingungsperiode, während ein Atom in dieser Phase um ein Vielfaches öfter oszilliert (schwingt). Zeit lässt sich also nur an periodisch gleichmäßig wiederkehrenden Ereignissen messen und darin liegt der Hase im Pfeffer begraben. Eventuell ist die Schwingung der kleinsten im Kosmos vorhandenen Elementarteilchen nichts weiter als eine Ausdehnung in eine übergeordnete Dimension, die für uns nicht fassbar ist. Teilchen oszillieren in eine vierte Dimension ...
Signatur:
Zeit ist relativ! - Albert Einstein
[Gäste dürfen nur lesen]
Beiträge: 121, Mitglied seit 18 Jahren
Hallo..

Es kann gut sein, dass ich gedanklich hinterher hinke aber....
Zeitmessung und Zeiteinteilung sind von Mensch gemacht.. Ergo auch das Messen der Zerfallsrate eines Uranatoms ( zum beispiel ) , weil soche Zeitgebunden ist - d.h. an unserer Einteilung von Zeit.
Ansich könnten wir nicht mal bestimmen , ob die Zerfallsrate ( Dauer ) von Atomen spezifisch Erdangepasst ist oder Gültigkeit hat für das gesammte Universum.
Es existiert ja keine annähernd äquivalente Vergleichsmöglichkeit von " Draußen " nur die von uns Selbst...
[Gäste dürfen nur lesen]
Tomm
Hallo Claus

Zitat:
Aber wo ist der offensichtliche Denkfehler an dieser Vorstellung?

M.E. die unzulässige Gleichsetzung der Raumdimensionen mit der Zeit. Zeit ist eben nicht vorstellbar, da sie nicht räumlich ist. Wenn ich etwas Nicht-Anschauliches anschaulich mache, dann verfehle ich die Wirklichkeit. (Denke ich)

Gruß

Tomm

Beitrag zuletzt bearbeitet von Tomm am 04.08.2007 um 19:27 Uhr.
[Gäste dürfen nur lesen]
Beiträge: 65, Mitglied seit 16 Jahren
Branworld schrieb in Beitrag Nr. 1079-28:
Zeitmessung und Zeiteinteilung sind von Mensch gemacht.. Ergo auch das Messen der Zerfallsrate eines Uranatoms ( zum beispiel ) , weil soche Zeitgebunden ist - d.h. an unserer Einteilung von Zeit.
Ansich könnten wir nicht mal bestimmen , ob die Zerfallsrate ( Dauer ) von Atomen spezifisch Erdangepasst ist oder Gültigkeit hat für das gesammte Universum. Es existiert ja keine annähernd äquivalente Vergleichsmöglichkeit von " Draußen " nur die von uns Selbst...

Hallo Branworld,

eine Uhr bleibt immer eine (vom Menschen gemachte) Uhr. Dabei spielt es keine Rolle ob ein Pendel verwendet wird, ein Photon, das sich zwischen zwei Spiegeln hin und her bewegt, oder eben die von Dir angesprochene Zerfallsrate, die in diesem Fall einfach nur das altmodische Pendel ersetzt.

Seit Einstein wissen wir: Zeit an sich ist immer relativ - es gibt also keine "absolute" Zeit, die im ganzen Universum Gültigkeit hätte. Wir können die Zeit IMMER NUR RELATIV messen; innerhalb unseres eigenen "Bezugssystems". Genau genommen vergeht die Zeit für jedes einzelne Atom im Universum unterschiedlich schnell (je nach Geschwindigkeit/Bewegung/Gravitationseinfluss).

Gruß
Marco

Signatur:
"Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt" -- Albert Einstein
Beitrag zuletzt bearbeitet von MarcoG am 12.08.2007 um 19:08 Uhr.
[Gäste dürfen nur lesen]
Beiträge: 65, Mitglied seit 16 Jahren
Tomm schrieb in Beitrag Nr. 1079-30:
M.E. die unzulässige Gleichsetzung der Raumdimensionen mit der Zeit. Zeit ist eben nicht vorstellbar, da sie nicht räumlich ist. Wenn ich etwas Nicht-Anschauliches anschaulich mache, dann verfehle ich die Wirklichkeit. (Denke ich)

Hallo Tomm,

warum schließt Du es ketegorisch aus, dass man die Zeit als "Raumdimension" ansieht? Raum und Zeit sind bekanntlich gemeinsam im Urknall entstanden und sehr eng miteinander verwoben (Zeitdilatation).

Hat Hawking nicht sogar - um Raum und Zeit mathematisch-physikalisch gleichwertig behandeln zu können - in einem Gedankenexperiment eine zusätzliche (imaginäre) Zeit eingeführt?

Gruß
Marco
Signatur:
"Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt" -- Albert Einstein
[Gäste dürfen nur lesen]
Beiträge: 121, Mitglied seit 18 Jahren
Hallo...

MarcoG schrieb :
Zitat:
Hat Hawking nicht sogar - um Raum und Zeit mathematisch-physikalisch gleichwertig behandeln zu können - in einem Gedankenexperiment eine zusätzliche (imaginäre) Zeit eingeführt?

Jop.. hat er.
Und diese Theorie beschäftigt mich seit geraumer Zeit , so daß ich eine Idee dazu habe..

Ein SL, mit über 100 mio. Sonnenmassen muss irgendwo im Universum auf lokaler Ebene eine Auswirkung auf die Dichte haben..In etwa das Gleiche wie eine ausgebeulte Hosentasche..
Da die allgemeine Dichte im Universum ja homogen ist, muss das für die lokal ausgewählte Stelle des SL nicht das Selbe bedeuten..
Für den Moment lasse ich mal die auf Subraum-ebene angenommene Dimensionsfalten ausser acht.
Da hängt also an einer Wand (..??? ) des Wniversums ein " Beutel ". Da wir ja nicht hinter den Ereignishorizont -EH- sehen können, bleibt nur zu spekulieren wie lang der Beutel in die " länge gezogen wird " ..Es kann sein, dass die Öffnung hinter dem EH nur den Durchmesser eines Partikels hat..

Bevor jetzt der Einwand kommt " Ja ..und die Magnetfelder.. Jetstreams ..usw "..Spielen im diesem Fall keine Rolle, da ich " hinter das Ganze " schaue..und da hängt nun mal der Beutel.

Jetzt kommt der eigentliche Gedankengang : Ursache.. Wirkung.. Schwerkraft..Zeit

Ein SL schliesst sich...!!
Ursache..?? keine Ahnung.. ein " Gravitatonischer Schluckauf ".??
Nun kommt ein neuer Moment in das Ganze.. die von Hawking - und auch von Alan Guth - erwähnte virtuelle Zeitachse..
Eine Singularität ( der Beutel ) losgelöst vom Universum..
Ein Hauptsatz von Fermi besagt, dass nichts im Universum verloren geht..
Die losglöste Singularität orientiert sich nach der Gravitation..und das auf der virtuellen Zeitachse..
Das bedeutet : die Singularität muss sich sozusagen in Richtung Vergangenheit bewegen, um wieder ins Universum " eingegliedert " zu werden..
Dieser Zeitpunkt kann sogar zur Plankzeit sein T+ 1x10-³²..
Dieses würde zum Beispiel die Dichte - und Raumzeitfluktuationen erklären..
Sogar "spätere gleiche ereignisse " müssten dann nachweisbar sein.. und das durch einen konkret blauverschobenen Partikelstrom, nicht " wärmer " als 3.76°kelvin..

Naja.. damit wird dieser Haupsatz von Fermi nicht verletzt.. aber ordentlich verbogen..

Um mal über die Akretionsscheibe zu reden :

Diese Massen von heissen Gasen drehen um das SL , beziehungsweise um seine Schwerkraft.
Was geschieht jetzt im Falle eines " geschlossenen SL´s " ..?
Dieses abrupte Schliessen bewirkt, dass diese Gasmassen kollabieren.. um im gleichem Augenblick wieder zu explodieren, weil der Druck beim Teilchenaufprall so immens ist dass es das Ganze zerreisst..
Diese Explosion erzeugt einen gigantischen Gammablitz..
Was ansich als Beweis für ein " vorher geschlossenes SL " gelten kann oder könnte ,sofern man auseinanderdriftende Materie ohne " Restzentrum " beobachtet oder gefunden hat..

Was haltet ihr von dieser Idee...?
[Gäste dürfen nur lesen]
Tomm
Hallo MarcoG

Zitat:
warum schließt Du es ketegorisch aus, dass man die Zeit als "Raumdimension" ansieht? Raum und Zeit sind bekanntlich gemeinsam im Urknall entstanden und sehr eng miteinander verwoben (Zeitdilatation).

Also "bekanntlich" ist der Urknall ein Modell, um Phänomene widerspruchsfrei zu erklären. Ein Modell ist nicht unbedingt mit der Realität identisch. Widerspruchsfreiheit ist ein "Dogma" der Logik. Man muss also erst einmal an die Richtigkeit dieses Dogmas glauben. Das Plancksche Wirkungsquantum ist aber nicht widerspruchsfrei mit dem Raum-Zeit-Kontinuum in Einklang zu bringen. Aus der Mechanik lässt sich, wenn ich das richtig sehe, auch kein Zeitpfeil herleiten. Schon allein in der Physik gibt es keinen einheitlichen, allgemein anerkannten Zeitbegriff.

Was ich kategorisch ablehne, ist lediglich dieser Reduktionismus, mit dem hier die Zeit als räumliches Akzidenz behandelt wird. Träume, Schmerzen, Liebe und Hass, Seele und Geist und vieles mehr sind auch Zeit, sind aber nicht raümlich und nicht berechenbar, aber dennoch genauso real, es sind Qualitäten, keine Quantitäten. Man muss sich die Mühe machen und 1000 Seiten Gebser lesen (Ursprung und Gegenwart), um zu erkennen, dass die Auseinadersetzung mit der Zeit die gesamte westliche Kultur ergriffen hat (da ist Einstein zwar ein einschneidendes Ereignis, aber die Zeit betrifft die Philosophie, die Psychologie, die Ökonomie, die Dichtung, die Malerei, um nur einige wenige zu nennen). Darüber hinaus muss man wissen, dass die Realisationsweise der Zeit von der Bewusstseinsstruktur abhängt. Das obige Werk ist die Geschichte der Bewusstwerdung der Menschheit. Zeit ist ein umfassendes Phänomen und eine Weltkonstituante, die eigenständig neben dem Raum besteht.

Zitat:
Hat Hawking nicht sogar - um Raum und Zeit mathematisch-physikalisch gleichwertig behandeln zu können - in einem Gedankenexperiment eine zusätzliche (imaginäre) Zeit eingeführt?

Nun lies Dir diesen Satz einmal genau durch. Da steht, "um Raum und Zeit ....behandeln zu können". Also zunächst einmal ist da eine Absicht, etwas Bestimmtes tun zu wollen. Indem ich etwas behandele, verändere ich es. Und um eine Absicht durchzusetzen, wird etwas eingeführt. Nun ist diese Einführung ein Willkürakt. Man könnte es gehässig auch als Taschenspielertrick bezeichnen. Man muss irgendetwas manipulieren, um einen bestimmten Zweck zu erreichen. Was, bitte schön, hat das noch mit Wissenschaft und Erkenntnis zu tun?

Gruß
Tomm
[Gäste dürfen nur lesen]
Beiträge: 1.503, Mitglied seit 17 Jahren
Hallo Tomm,

Zitat:
Zeit ist ein umfassendes Phänomen und eine Weltkonstituante, die eigenständig neben dem Raum besteht.

Ich weiss nicht, wo siehst Du die Eigenständigkeit der Zeit? Es gibt keine Zeit für sich, genau wie es gibt kein Raum für sich. Wir können in einem Model trennen die beide, z. B. analisieren euklidischen Raum, einen statischen Bild. Wir können folgen die Zeit, z. B. die Evolution, ohne Rücksicht auf den Raum. Aber gerade es ist dein (und mein) verhasstes Reduktionismus. Sie sind eben Eins: Raum und Zeit= Raumzeit.

Existiert überhaupt Raum und Zeit? Es irritiert mich, wenn man spricht über die Dimensionen - die abstrakten Hilfsmittel zur Beschreibung der Materie - als etwas Eigenständiges.

Gruß

[Gäste dürfen nur lesen]
Beiträge: 65, Mitglied seit 16 Jahren
Sehe ich ganauso, Irena. Spätestens seit Einstein wissen wir: Raum und Zeit sind physikalisch eine Einheit - seit dem Urkall untrennbar miteinander verwoben.

Daher ist es für mich ein "Reduktionismus", von Raum und Zeit als getrennten Entitäten zu sprechen.

"Träume, Schmerzen, Liebe und Hass, Seele und Geist und vieles mehr sind auch Zeit"
Ok, Tomm, aber das ist "Zeit" in einem anderen Sinne. Ich habe in meinem Kommentar ausschließlich von der Zeit im physikalischen Sinne gesprochen, Du hast die philosophische Betrachtungsweise ins Spiel gebracht - und beides vermischt. Dadurch kommt es unvermeidlich zu Missverständnissen und Missinterpretationen, denn bei einer philosophischen Betrachtung der Zeit würde meine Argumentation völlig anders aussehen.

Daher kann ich auch mit Deiner Antwort leider nur wenig anfangen, Tomm. Wenn Du eine rein wissenschaftliche Betrachtungsweise als "Reduktionismus" ansiehst, habe wir da zwei unterschiedliche Ansichten. Philosophie hat seine Berechtigung (von mir aus auch die Spiritualität) - beides hat aber in der Wissenschaft nichts verloren.

Gruß
Marco

Signatur:
"Phantasie ist wichtiger als Wissen, denn Wissen ist begrenzt" -- Albert Einstein
Beitrag zuletzt bearbeitet von MarcoG am 13.08.2007 um 13:19 Uhr.
[Gäste dürfen nur lesen]
Tomm
Hallo MarcoG

was heißt denn "rein" wissenschaftlich. Die "reine" Wissenschaft und die "reine" Wahrheit sind gelogen. Und Physik ist nur eine Wissenschaft unter vielen. Reduktionismus ist ein Kunstgriff, um alles Störende zu eliminieren. Die Welt ist aber keine Reduktion, sondern ganz.

Gruß

Tomm

Beitrag zuletzt bearbeitet von Tomm am 13.08.2007 um 15:51 Uhr.
[Gäste dürfen nur lesen]
Tomm
Hallo Irena,

was ist der Unterschied zwischen Extensität und Intensität: der zwischen Raum und Zeit. Extensität kann man beobachten, Intensität nicht. Um das zu verstehen, darf man natürlich nicht physikalisch denken.

Gruß

Tomm
[Gäste dürfen nur lesen]
Beiträge: 2.420, Mitglied seit 17 Jahren
Zitat:
... der Unterschied zwischen Extensität und Intensität: der zwischen Raum und Zeit. Extensität kann man beobachten, Intensität nicht

Hier unterscheidest du m.E., wo man nicht notwendigerweise unterscheiden muss. Konsequenterweise behauptest du dadurch m.E. etwas Falsches, nämlich: Zeit könne man im Unterschied zum Raum nicht sehen.

Wenn du ein Objekt betrachtest, welches sich an einem anderen Ort befindet, so behaupte ich: Das was du als "sichtbare" Entfernung des Objekts betrachtest ist in Wahrheit seine andere Eigenzeit.

Wenn das Objekt nämlich jetzt etwas macht (oder wenn ihm etwas widerfährt), so wirst du es erst später erfahren - und zwar genau um so viel später, wie das Objekt von dir entfernt ist.

Wenn du ein sich bewegendes Objekt betrachtest, so siehst du in Wahrheit seine Zeitdilatation, die den zeitlichen Abstand zu dir kontinuierlich vergrößert.
[Gäste dürfen nur lesen]
Beiträge: 1.503, Mitglied seit 17 Jahren
Hallo Tomm,
Zitat:
was ist der Unterschied zwischen Extensität und Intensität: der zwischen Raum und Zeit. Extensität kann man beobachten, Intensität nicht.
Hier ist das Unterschied unseren Betrachtungsweisen. Vorausgesetzt wir verstehen unter der Definitionen das Gleiche: Extensität --> Wachstum, Expasion, Bewegung; Intensität --> Wachstum der Qualität, Vertiefung einer Eigenschaft...

Beide sind beobachtbar. Die Beobachtung selbst impliziert die Zeit. Insofern: Extensität und Intensität sind zwei Seiten des Gleichen.

Zitat:
Um das zu verstehen, darf man natürlich nicht physikalisch denken.
Was meinst Du mit physikalisch? Naturwissenschaftlich? Wie sollte man noch denken? Philosophisch? Ich habe die Erfahrung gemacht, dass die Hobby-Philosophierenden mögen nicht den Hinweis, dass die großten Philosophen der Vergangenheit waren naturwissenschaftlich orientiert. Irgendwie in moderne Zeit hat sich Einsicht durchgesetzt (oder ich irre mich?), dass für philosophieren braucht man keine Physik, keine Mathematik. Wer einigermassen in Sprache begabt, der darf philosophieren. Es ist auch ein Grund, warum Philosophie oft als"bla-bla-bla" betrachtet wird (was zugegeben ist, nicht die Wahrheit entspricht).

Mit diesem Anmerkung hast Du empfindliche Stelle getroffen. Ich meine, dass naturwissenschaftliche Denken gibt die objektive Grundlage überhaupt für Diskussion. Ohne es würden wir in subjektiven Wahrnehmungen ertrunken ohne die Möglichkeit zu kommunizieren.

Gruß
[Gäste dürfen nur lesen]
Tomm
Hallo Claus
Zitat:
.. der Unterschied zwischen Extensität und Intensität: der zwischen Raum und Zeit. Extensität kann man beobachten, Intensität nicht

Hier unterscheidest du m.E., wo man nicht notwendigerweise unterscheiden muss. Konsequenterweise behauptest du dadurch m.E. etwas Falsches, nämlich: Zeit könne man im Unterschied zum Raum nicht sehen.

Dabei bleibe ich. Verschiedenes muss man notgedrungen unterscheiden, es sei denn man entscheidet sich für den Erkenntnisweg des Zen-Buddhismus.

Zitat:
Wenn du ein Objekt betrachtest, welches sich an einem anderen Ort befindet, so behaupte ich: Das was du als "sichtbare" Entfernung des Objekts betrachtest ist in Wahrheit seine andere Eigenzeit.

Zeit also gleich Entfernung, womit wir erneut bei der ewig sich wiederholenden Räumlichung der Zeit wären. Nein, was Du beobachten kannst, sind Körper in Bewegung und im Ruhezustand. Dich mit diesem sich bewegenden Körper in ein Verhältnis zu setzen, ist ein zweckgerichtetes Arrangement, dem ein Denkakt zugrundeliegt. Zeit wie auch Denkakte gehören zum Nicht-Beobachtbaren.

Zitat:
Wenn du ein sich bewegendes Objekt betrachtest, so siehst du in Wahrheit seine Zeitdilatation, die den zeitlichen Abstand zu dir kontinuierlich vergrößert.

Die Zeitdilatation, so habe ich in Wikipedia gelesen, ist ohnehin nur zu beobachten bei Geschwindigkeiten, "die im Vergleich zur Lichtgeschwindigkeit nicht vernachlässigbar klein sind." Das heißt, die kommt nur in der Physik vor. Du oder ich, wir beobachten da überhaupt nichts.

Ich glaube, es war David Hume, der bereits am Kausalitätsproblem gezeigt hat, was über unsere Erfahrung, hier Beobachtung, hinausgeht und hinzugedacht ist. Damit will ich nicht sagen, dass Hinzugedachtes falsch sein muss. Aber es ist immer begrenzt. Die physikalisch-geometrische Zeit ist ein Aspekt der Zeit und nicht, und hier wird immer wieder so getan, die Zeit.

Gruß

Tomm
[Gäste dürfen nur lesen]
In diesem Forum dürfen nur Mitglieder schreiben. Hier kannst du dich anmelden
Zum Seitenanfang Nach oben