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Wie lange dauert die Gegenwart?

Thema erstellt von Hawk-Eye 
Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
"Eine Information ohne Empfänger ist wertlos, existiert sie aber auch ohne Empfänger?"

IMHO ja!

Ich unterscheide aber zwischen klassischer und Quanteninformation. Klassische Information ist immer an einen materiellen/energetischischen Träger gebunden und an das System Sender-Empfänger.
Quanteninformation ist potentielle Information. Sie ist weder an einen Träger gebunden, noch an ein System Sender-Empfänger. Schlimmer noch - sie ist nichtlokal und atemporal. Also nicht exakt zu verorten.
Quanteninformation die wahrgenommen (realisiert) wird, wird zu klassischer (=faktischer Information). Wir haben im Umschlag von potentieller in faktische Information den ominösen Kollaps der Zustandsfunktion vorliegen.
In sehr verwegenen Spekulationen lasse ich mich zu der Behauptung hinreißen, dieser Umschlag von potentieller in faktische Information sei Wahrnehmung (=Bewußtsein). Quanteninformation wäre dann potentielle Wahrnehmung.

Zu unserem Thema: IMHO ist es nicht sinnvoll sich unseren Kosmos als ein Universum aus real existierenden Dingen, die in einer real Raumzeit gelagert wären, vorzustellen. Diese Vorstellung führt sehr schnell in bekannte Paradoxien.
Viel sinnvoller ist es IMHO Leibniz, Whitehead und ein Stück auch David Bohm zu folgen. Der Kosmos besteht dann aus potentiellen und faktischen Wahrnehmungen. Dieser Kosmos ist quantisiert. Es gibt nur eine endliche Anzahl solcher Quanten. (Monaden,laut Leibniz; wirkliche Einzelwesen laut Whitehead....)
Diese Quanten sind nicht in der Raumzeit gelagert sondern spannen diese erst auf.
Das Jetzt wird realisiert im Umschlag eines dieser Wahrnehmungsquanten von potentiel nach faktisch.

Ein bißchen sehr spekulativ, ich weiß.

zara.t.

Beitrag zuletzt bearbeitet von Zara.t. am 24.01.2007 um 17:53 Uhr.
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Beiträge: 6, Mitglied seit 18 Jahren
@ Andre,

Zitat:
... aber wenn man versteht, wie problematisch bestimmte Fragen eigentlich sind, hat man doch schon einiges erreicht?

Ich für meinen teil denke :Ja, das hat man.

ps: ich habe mir meine Frage (ausdehnung=0) mal genauer angesehen und bin zur erkenntnis gekommen, das ich sie selbst nicht genau verstehe!
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Wer später bremst, bleibt länger schnell!
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Beiträge: 362, Mitglied seit 17 Jahren
Zitat:
Der Kosmos besteht dann aus potentiellen und faktischen Wahrnehmungen.
Eine geniale Formulierung. Auch wenn ich deinen Schluss aus der Quantenmechanik nicht nachvollziehen kann, unterstütze ich diese Vorstellung völlig. Leider fürchte ich, dass wir von unterschiedlichen Vorstellungen sprechen :(
Signatur:
>Warum sollte der Mensch, im Rahmen seiner beschränkten evolutionären Entwicklung, geistige Fähigkeiten entwickelt haben, um komplexe temporale Paradoxien korrekt zu erfassen?
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Beiträge: 1.177, Mitglied seit 18 Jahren
Zitat:
Eine geniale Formulierung. Auch wenn ich deinen Schluss aus der Quantenmechanik nicht nachvollziehen kann, unterstütze ich diese Vorstellung völlig.

So wie ich ihn verstehe, meint er Vergangenheit (faktisch) und Zukunft (potentiell).

Zitat:
Quanteninformation ist potentielle Information. Sie ist weder an einen Träger gebunden, noch an ein System Sender-Empfänger.

Das musst du aber mal genauer erklären, denn es handelt sich meines Wissens nach um relationale Formulierungen, die von "Information" sprechen.
Auch diese "potentielle Information" ist auf einen Empfänger bezogen... ich frage mich, wie du überhaupt "Information an sich" definieren willst.

Zitat:
Wir haben im Umschlag von potentieller in faktische Information den ominösen Kollaps der Zustandsfunktion vorliegen.

Der Kollaps ist doch Teil einer weitestgehend Anti-Realistischen Interpretation? Und hier hat man auch stets einen "Schnitt", zwischen Umwelt und Beobachter... oder nicht?

Eine entsprechende Sichtweise wurde sehr detailiert von C.F. Weizsäcker ausgearbeitet, bei dem es auch Bezüge zu Whitehead gibt.

Beitrag zuletzt bearbeitet von Andre am 25.01.2007 um 10:31 Uhr.
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
"
Der Kollaps ist doch Teil einer weitestgehend Anti-Realistischen Interpretation? Und hier hat man auch stets einen "Schnitt", zwischen Umwelt und Beobachter... oder nicht?"


IMHO sind Möglichkeiten wirklich: sie wirken, sie bewirken z.B. Interferenzmuster
Wenn ich nun die beiden Begriffe wirklich und real gleichsetze wird der Kollaps zu einem realen Vorgang. Auch die sog. Wellenfunktion ist in diesem Modell reale Entität. (im Raum der Möglichkeiten)

Wichtig für den Anfang ist mir:Möglichkeiten sind wirklich. Möglichkeiten sind mögliche Wahrnehmungen. Sie sind quantisiert.

Der Schnitt zwischen Umwelt und Beobachter entfällt. Die Wahrnehmung ist das einzig Wirkliche. Keine Subjekt-Objekt Problematik.

zara.t.
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Beiträge: 726, Mitglied seit 18 Jahren
Der Thread hat sich ja schon etwas vom Ursprungsthema wegbewegt. Das Thema "Information" ist auf jeden Fall interessant, aber in diesem Thread hier wird man das Thema wohl eher nicht suchen. Es gibt schon einen alten Thread zum Thema (beginnend mit Beitrag-Nr. 122-1); ich denke, es ist sinnvoller, die Diskussion zum Thema dort weiterzuführen; ich werde auf jeden Fall jetzt dort einen neuen Beitrag anfügen.
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Beiträge: 1.177, Mitglied seit 18 Jahren
Hallo Zara.t,

ich finde das unverständlich.

Zitat: "Auch die sog. Wellenfunktion ist in diesem Modell reale Entität. (im Raum der Möglichkeiten)"

Das sehe ich anders... du behandelst doch die Wellenfunktion im Sinne einer Anti-Realistischen Interpretation.

Die M*I ist eine realistische Interpretation... und da gibt es keinen Kollaps... der Kollaps ist eine Änderung im Wissen eines Beobachters - daher auch der Schnitt zwischen Objekt und Subjekt, weil die Wellenfunktion bei solchen Interpretationen nur die Information eines Subjektes über ein Objekt kodiert. (Wobei das Subjekt keine Person sein muss, sondern ein anderes physikalisches System darstellen kann)
Was in der "realen Welt" tatsächlich vor sich geht klammern solche Sichtweisen aus.

Zitat: "Der Schnitt zwischen Umwelt und Beobachter entfällt. Die Wahrnehmung ist das einzig Wirkliche."

So... also eine Art Idealismus? Und was ist mit Täuschungen? Wenn ich wahrnehme, dass jemand agressiv ist... dann muss dies nicht den Tatsachen entsprechen. Und was ist mit dem Wahrnehmenden?

Irgendwie erinnert mich das auch stark an den Positivismus.

Beitrag zuletzt bearbeitet von Andre am 25.01.2007 um 14:23 Uhr.
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
"..der Kollaps ist eine Änderung im Wissen eines Beobachters "

Da in meinem Modell das der Welt Zugrundeliegende (also das Ontische) eben Wahrnehmung (also Epistemisches) ist, gilt

ontisch = epistemisch

Somit ist eine epistemische Änderung -das Wissen eines Beobachters- gleichzeitig eine ontische Änderung.

Das war jetzt natürlich zu flapsig. Ich hoffe wir können das noch ausführlicher besprechen.


zara.t.

Beitrag zuletzt bearbeitet von Zara.t. am 25.01.2007 um 19:46 Uhr.
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Tomm
Hallo Andre,

Zitat:
Die Gegenwart kann aber doch nicht von diesem Wachzustand und Erleben abhängen, da sie auch im Schlaf andauert, im Traum und auch, wenn ich, ohne es zu merken, sterbe

Ich spreche auch nicht von einer "Gegenwart an sich" in einer "Welt an sich"... also ich spreche nur von unserer "Erfahrungswelt"... das was du sagst erfordert einen Standpunkt, den kein Mensch einnehmen kann.

Erstens wähle ich meinen Standpunkt selbst. Zweitens habe ich nirgends von der „Gegenwart an sich in einer Welt an sich“ gesprochen, sondern, das ist ein kleiner, aber dennoch deutlicher Unterschied, von der Fortdauer der Zeit (und damit der Gegenwart) und der Welt ohne mich (i.S. der Abwesenheit meines Bewusstseins wie eben beim Schlaf). Denn auch du hattest bislang reichlich Geglegenheit, die Erfahrung zu machen, dass die Zeit auch dann weiter ihren Lauf nimmt, wenn du schläfst, also du sie nicht bewusst miterlebst. Du kannst es, wenn du aufwachst, feststellen: Du bist noch da, dein Zimmer, dein Haus, deine Straße, die Menschen um dich herum etc., alles ist noch da. Und auch, dass die vor dem Zubettgehen abgeschaltete Heizung - erwartungsgemäß und überprüfbar - einen kalten Heizkörper hinterlassen hat, zählst du zu deiner Erfahrung, da sie auffallend mit dem übereinstimmt, was passiert wäre,wenn du die Nacht bei vollem Bewusstsein neben dem Heizkörper gewacht hättest. Diese auch von anderen gemachten Erfahrungen soll ich nun, weil das ein angeblich von einem Menschen nicht einnehmbarer Standpunkt sein soll, leugnen. Diese Haltung erinnert an ein anderhalbjähriges Kind, das die Hände vor die Augen hält und glaubt, es sei deshalb unsichtbar, weil es die anderen Kinder nicht mehr sehen kann. Deine Argumentation ist blanker Unsinn. Und das ausgerechnet in diesen Foren, wo ständig Naturwissenschaftler Theorien wie ein Sekret absondern, von denen sie alles andere, nur keine Erfahrung haben.

Zitat:
Wenn eine Melodie nur ein Produkt meines Gehirns sein soll, musst du mir erklären, wieso sie in dem Moment verstummt, wenn jemand den CD-Player abschaltet. Das führt nämlich zu der absurden Schlussfolgerung, dass nicht der CD-Player, sondern mein Gehirn abgeschaltert wird.

Ganz richtig, diese Schlussfolgerung ist absurd, weil das kein gültiger Schluss ist. Du verwechselst hier ganz elementare Dinge. Bist du ein anderer Tomm? Hast du dich nicht früher "Tomm43" genannt?

Wenn der CD-Player abgeschaltet wird, gelangen keine Schallwellen mehr an dein Ohr... das ist der eine Teil. Der andere ist das Vorhandensein eines menschlichen Ohres mit seiner charakteristischen Physiologie und ein entsprechendes menschliches Gehirn.

Bach verfügte nun ebenfalls über ein Ohr und ein Gehirn und es gab da eine Sprache, um "Musik" aufzuschreiben... na ja, genauer um bestimmte "Handlungsanweisungen" aufzuschreiben, die andere Menschen verstehen und die entsprechende Luftschwingungen erzeugen können, die dann in anderen Ohren zu ähnlichen Prozessen führen wie in Bachs Ohr und seinem Gehirn.

Ein CD-Player ist nun ein Gerät, um ebenfalls Luftschwingungen zu erzeugen. Das bedeutet aber nicht, dass hier eine Medlodie gespeichert wäre. Ohne Menschen mit Ohren und Gehirn produzieren diese Geräte lediglich unbedeutende Dichteschwankungen in der uns umgebenden Luft.

Ist das einfach genug erklärt?

Für Fragen um Tom43 bin ich nicht zuständig.

Was deine angeblich unumstößlich neurobiologisch begründete Behauptung, die Melodie sei ein Produkt unseres Gehirns, angeht, so widerspricht sie erneut aller Erfahrung, und unsere Erfahrung soll doch deiner eigenen Vorgabe gemäß der einzig einnehmbare Standpunkt sein. Warum hältst du nicht dran? Deine neurobiologischen Studien sind jedenfalls keine Erfahrung, da ich davon ausgehe, dass die Untersuchungs- und Versuchsreihen und deren Interpretation nicht deine Erfahrung, sondern lediglich übernommen sind, also wohl eher von dir geglaubt werden. Unsere Erfahrung ist es jedenfalls nicht, dass die Melodie in unserem Gehirn produziert wird. Schon die hier unterstellte Voraussetzungslosigkeit ist Schwachsinn.Wir dürfen ruhig dem Wissen vertrauen, dass das Gehirn hier nicht autark ist und es "da draußen" eine Entsprechung für das angeblich ausschließliche Gehirnprodukt gibt. Jeder kann eine dieser Behauptung diametral entgegengesetzte Erfahrung machen. Im Hörerlebnis nimmt man die Musik als außerhalb seiner selbst, in einem Raum sich entfaltend und ans Ohr dringend wahr. Und nicht nur dies, man kann beispielsweise auch die Anordnung eines Orchesters, die Streicher, die Bläser etc. im Raum orten. Dieses Hörerlebnis ist unsere Wahrnehmungswirklichkeit, vollständig unabhängig von neurobiologischen Experimenten/Erkenntnissen. Und keines der Elemente, kein Tonträger oder Medium, kein Schwingungserzeuger, kein Gehör und kein Gehirn darf fehlen. Nur das Zusammenspiel dieser Elemente kann eine Melodie ergeben. Und da die Melodie der Aria der Goldbergvariationen nun einmal von Bach ersonnen wurde, kann es sich in unserem Gehirn allenfalls um eine Reprouktion handeln. Der Übertragungsweg dieser Melodie, egal wie kompliziert oder simpel er auch sein, die Kodierung, Umsetzung in Schwingung, der Empfang, die Dekodierung etc, können nun einmal die Urheberschaft Bachs nicht außen vorlassen. Kurzum: Ich entscheide mich phänomenologisch schlicht und ergreifend dafür,das, was ich und auch andere wahrnehmen, für wahr zu nehmen. Unsere Wahrnehmung ist unsere Wirklichkeit, nichts weiter. Der Satz der Radikalen Konstruktivisten, dass die Wirklichkeit, die wir wahrnehmen, eben gerade nicht die wirkliche ist, verfehlt schon den Begriff "Wirklichkeit", denn nur was wirkt und wirksam ist, kann wahrgenommen werden. Insofern gibt es auch keine unwirkliche Wirklichkeit. Dieser reduktionistische Blick auf die angebliche Konstruktion und die absurde Schlussfolgerung, dass alles nur in unserem Gehirn passiert, führt in die Irre, denn das Gehirn ist zunächst einmal Bedingung unserer Wirklichkeitswahrnehmung. Das wird aber immer verschwiegen. Wie anders sollten wir denn von der Wirklichkeit Kenntnis erlangen? Die Verlagerung der Melodie ins Gehirn ist jedenfalls nicht erlebbar, nicht erfahrbar, ist also deinen eigenen Vorgaben zufolge ein verbotener Standpunkt und hat im ursprünglichen Sinne auch keine Wirklichkeit. Daher ist er (für mich) irrelevant.

Zitat:
Darauf hat schmunzelnd auch schon P. Watzlawick im Zusammenhang mit seiner Kritik am Radikalen Konstruktivismus hingewiesen.

Das hat mit dem radikalen Konstruktivismus nichts zu tun. Vielleicht befasst du dich einfach mal ein wenig mit Musik und der Wahrnehmung von Melodien? (Und du hättest dir vielleicht auch einmal die Kritik von Watzlawick besser anschauen sollen... er kritisiert bestimmte 'Auswüchse' des Konstruktivismus... er selbst hat den Konstruktivismus erst richtig populär gemacht. Er kommt aus der Kommunikationstheorie-Ecke. Was er stark kritisiert hat, ist die klassische Psychoanalyse und wie (ganz im Sinne des Konstruktivmismus) psychische Krankheiten durch bestimmte Methoden vom Arzt konstruiert werden)

Und spar dir bitte diese geistlose Polemik! Mir ist unverständlich, wie jemand so was auf meinen Post antworten kann.

Welches Beispiel welcher Kritik Watzalwicks ich wähle, das musst du schon mir überlassen. Und ich hatte auch nicht die Absicht, eine Vorlesung über Watzlawick zu halten. Wenn du aber anmahnst, besser hinzuschauen, solltest du vielleicht den viel größeren Komplex seiner Kritik, die Psychiatrie und nicht die Psychoanalyse, nennen, und es ist auch weniger der Arzt oder seine Methode als vielmehr die Institution "Psychiatrie", die eine Wirklichkeit erschafft, in der ein Psychiater einen „Normalen“ oder „Gesunden“ nicht mehr als solchen zu erkennen vermag.

Gruß Tomm

Beitrag zuletzt bearbeitet von Tomm am 26.01.2007 um 13:59 Uhr.
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Hallo,

ich möchte auf zwei Dinge näher eingehen:

1. Einteilung der Zeit durch den Menschen
2. der Begriff der potentiellen Information

Wenn gesagt wird, die Gegenwart dauert 2,7 Sek , gilt das doch nur für den Menschen.
Meines Erachtens ergibt sich auch dadurch, dass die Gegenwart für uns überhaupt dauert erst die Möglichkeit, Vergangenheit und Zukunft zu konstruieren. Ich stimme Tom also grundsätzlich zu, jetzt ist immer. Zukunft und Vergangenheit können immer nur von einem Jetzt aus konstruiert werden und erhalten nur jetzt Relavanz.
Es gibt keine Zukunft und es gibt keine Vergangenheit.

Das bringt mich zu potentiellen Information, wenn damit bisher nicht realisierte Information gemeint ist (also zukünftige) kann ich nur fragen: Was soll das sein?
Selbst die Gedankenfigur des Potentiellen geht von einer aktuellen Überlegung aus, das heißt grundsätzlich muss die Information bekannt sein, um sich (irgendwann) realisieren zu können. Es gibt keine unrealisierbaren Informationen, und man muss sich fragen, ob es unrealisierte Infromationen geben kann?

Hier wird scheinbar vorausgesetzt, das etwas Informationen tatsächlich enthält, also irgendwo eine Information wartet entdeckt zu werden. Aber ist es nicht vielmehr so, das Information immer erst erzeugt wird, also immer und immer zwei Seiten braucht?

Ist es nicht vielleicht so, das Gegenwart entsteht, weil wir sie erzeugen und das braucht eben im Fall des Menschen 2,7 Sekunden.

Ich behaupte , dass wir in einer Gegenwart (zwischen Zukunft und Vergangenheit) leben, weil wir sonst gar nicht überleben könnten. Wir müssen sie konstruieren, um handeln zu können. Es sind Bedingungen unserer Welt, nicht der Welt an sich.
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"Hier wird scheinbar vorausgesetzt, das etwas Informationen tatsächlich enthält, also irgendwo eine Information wartet entdeckt zu werden. Aber ist es nicht vielmehr so, das Information immer erst erzeugt wird, also immer und immer zwei Seiten braucht?"

Wenn ich von potentieller Information spreche, meine ich Quanteninformation. Da muß und werde ich noch näher drauf eingehen.
Potentielle Information ist (noch) keine Information. Hat aber mehrere Möglichkeiten sich zu realisieren. Sie besteht aus einer Überlagerung von Möglichkeiten. Sie bedarf keines Trägermediums, ist selbst "Prima Materia".
Potentielle Information wird genau dann zu Information, wenn sie spontan? zu Bewußtsein wird. Dieser Akt definiert das JETZT und schafft das Subjekt und dessen Welt, also die Objektseite, in einem Zug.
Deshalb würde ich diese Theorie auch nicht dem Idealismus zuordnen.

"Es gibt keine Zukunft und es gibt keine Vergangenheit."

Ein Beispiel zuerst: Ein Elektron hat fast unendlich viele Möglichkeiten einen Kristall zu durchqueren. Es realisiert die Summe aller Möglichkeiten im sich bildenden Interferenzmuster. Man kann nun Möglichkeiten (mögliche Wege) blockieren. Es wird sich ein verändertes Interferenzmuster realisieren. Soll heißen:

Möglichkeiten sind wirklich. Möglichkeiten sind laut Weizsäcker immer zukünftige Möglichkeiten. Hier wage ich zaghaft zu widersprechen. Auch das, was wir als Vergangenheit definieren, kann noch Möglichkeiten enthalten. Die Vergangenheit ist in Gänze noch nicht realisiert.

Schlussfolgerung: Vergangenheit und Zukunft sind wirklich. Das was sie konstituiert -unsere Quanten potentieller Information- sind wirklich. Sie wirken!!!!

zara.t.

Beitrag zuletzt bearbeitet von Zara.t. am 26.01.2007 um 12:03 Uhr.
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Hallo Zara t.!

Ich weiß nicht, für mich liest sich das immer so, als ob Du Information als allgemeingültig ansiehst.
Damit kann ich mich nicht anfreunden.

Wenn ich das richtig verstehe repräsentieren "Deine Quanteninformationen" unerwartet und zufällig die Welt. Das diese Informationen kein Trägermedium brauchen ist ja an sich klar, sie sind ja noch keine Informationen. Man könnte also sagen potentielle Information ist Nichts. Aber nichts ist bereits eine Information, nämlich die, des Fehlens von Information. Wir diskutieren also auf der Basis von wirklichen (wirkenden) Informationen.
Welche Informationen gehören dabei der Vergangenheit an, und welche der Zukunft?

Sind potentielle Informationen eigentlich generell neue Informationen?
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Hallo Tomm,

du hast zwar viel geschrieben, aber wirklich widersprochen hast du mir nicht. Ich habe nie bezweifelt, dass während meines Schlafes die Welt sich weiter dreht etc. Du musst nicht künstlich irgendwelche Konflikte erschaffen...

Zitat:
Wir dürfen ruhig dem Wissen vertrauen, dass das Gehirn hier nicht autark ist und es "da draußen" eine Entsprechung für das angeblich ausschließliche Gehirnprodukt gibt.

Der Punkt davor war korrekt... unsere menschliche Erfahrung sagt uns tatsächlich eher das, was du schreibst. Aber daraus folgt dennoch nicht, dass es eine Entsprechnung "da draußen" gibt...

Zitat:
Und keines der Elemente, kein Tonträger oder Medium, kein Schwingungserzeuger, kein Gehör und kein Gehirn darf fehlen. Nur das Zusammenspiel dieser Elemente kann eine Melodie ergeben.

Genau das habe ich geschrieben. Wenn du so nett bist und meine Posts noch einmal lesen würdest...

Zitat:
Und da die Melodie der Aria der Goldbergvariationen nun einmal von Bach ersonnen wurde, kann es sich in unserem Gehirn allenfalls um eine Reprouktion handeln

Sicher, ich habe nie etwas anderes behauptet. Lies doch meine Posts einfach noch mal durch!

Zitat:
Der Übertragungsweg dieser Melodie, egal wie kompliziert oder simpel er auch sein, die Kodierung, Umsetzung in Schwingung, der Empfang, die Dekodierung etc, können nun einmal die Urheberschaft Bachs nicht außen vorlassen.

Wer hat das bestritten? Ich habe doch gesagt, er hat einen Weg gefunden, bestimmte Handlungsanweisungen (Noten etc) auf ein Blatt Papier zu schreiben, die andere Menschen dazu veranlassen mit Instrumenten entsprechende Luftvibrationen zu erzeugen... und so weiter.

Gut, ich habe es absichtlich in einer Kindersprache verfasst, weil ich deine Reaktion als dumm empfand. Da haben wir wohl beide aneinander vorbei geredet. Aber im Prinzip habe ich inhaltlich diese Punkte betreffend das gleiche gesagt.

Zitat:
Unsere Wahrnehmung ist unsere Wirklichkeit, nichts weiter.

Das trifft genau meine Sichtweise, so sehe ich das auch. Aber warum hatte ich dann das Gefühl, als wolltest du mir ein Märchen über die Welt jenseits unserer Erfahrungswirklichkeit erzählen?

Zitat:
Der Satz der Radikalen Konstruktivisten, dass die Wirklichkeit, die wir wahrnehmen, eben gerade nicht die wirkliche ist, verfehlt schon den Begriff "Wirklichkeit"

Hm, da missverstehst du den radikalen Konstruktivisten ein wenig. Dieser Satz gilt nämlich den naiven Realisten. Wobei derjenige, der diesen Satz so formuliert hat auch selbst schuld ist, wenn er missverstanden wird. Es sollte eher heißen "nicht die reale" ist.

Zitat:
Die Verlagerung der Melodie ins Gehirn ist jedenfalls nicht erlebbar, nicht erfahrbar, ist also deinen eigenen Vorgaben zufolge ein verbotener Standpunkt und hat im ursprünglichen Sinne auch keine Wirklichkeit.

Ja, das ist richtig. Aber sie befindet sich auch nicht auf der CD.

Zitat:
Psychoanalyse, nennen, und es ist auch weniger der Arzt oder seine Methode als vielmehr die Institution "Psychiatrie", die eine Wirklichkeit erschafft, in der ein Psychiater einen „Normalen“ oder „Gesunden“ nicht mehr als solchen zu erkennen vermag.

Ist das nicht gerade die Pointe des Konstruktivismus? Das Konstruktivismus dreht sich nur um Fragen zur Erkenntnis. Sollte sich ein radikaler Konstruktivist dazu veranlasst fühlen, ein ontologisches Märchen zu erzählen, hat er das Ziel verfehlt.

Beitrag zuletzt bearbeitet von Andre am 26.01.2007 um 16:18 Uhr.
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
"Man könnte also sagen potentielle Information ist Nichts."

"Am Anfang aller Zeiten" war das so. Alle Quanteninformation war identisch. Der Zustand war von maximaler Symmetrie. Es gab keine Differenzen, nichts messbares, keine Energie, keine Masse keinen Raum und keine Zeit - eben Nichts.
Dann begann alles mit einem spontanen Symmetriebruch. Das Nichts war wohl instabil.
Seither wächst der Komplexitätsgrad der Welt. Man könnte an ihm vielleicht den Zeitpfeil festmachen. Die Welt differenziert sich immer mehr -von Symmetriebruch zu Symmetriebruch. Jedes Faktisch-Werden einer potentiellen Information entspricht einem Symmetriebruch. Nur eine aus der Menge ihrer sich überlagerneden Möglichkeiten kann jeweils realisiert werden. Kann Wahrnehmung werden.

zara.t.

Beitrag zuletzt bearbeitet von Zara.t. am 26.01.2007 um 18:46 Uhr.
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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
In A werde ein Photon abgestahlt, in B werde es detektiert.
Ziehe eine gerade Linie von A nach B. In einem kontinuierlichen Raum besteht diese Linie aus unendlich vielen Punkten. Damit aus dieser Geraden die mögliche Bahn eines Photons wird, müssen wir eine zusätzliche Dimension genannt Zeit hinzufügen.
Dann wird jeder Punkt dieser Bahn durch 4 Koordinaten (x,y,z,t) festgelegt. Einen solchen Punkt einer vierdimensionalen Raumzeit nennen wir "Ereignis".
Zwischen Ereignis a (absenden in A)) und Ereignis b ( empfangen in B) liegen entlang der Bahnkurve des Photons unendlich viele Ereignisse x.
In jedem x hätte die Möglichkeit bestanden das Photon mit einer gewissen Wahrscheinlichkeit zu detektieren. Jedes x "beheimatet" demnach die potentiellen Informationen bestehend aus den sich überlagernden Möglichkeiten:

Photon und Nicht Photon.

Natürlich "beheimatet" jedes Ereignis x noch fast unendlich viel mehr Möglichkeiten etwas anderes zu detektieren. Das Universum ist voll Licht und Strahlung aller Art. Und für all diese Strahlung gibt es eine gewisse Wahrscheinlichkeit im Ereignis x detektiert werden zu können. Man kann ohne Übertreibung sagen, das Ereignis x beheimate potentielle Information über das gesamte Universum.

Jedes Ereignis ist ein möglicher Spiegel des gesamten Universums.
Ich gehe nun hin und quantisiere die Raumzeit , indem ich sage, zwischen Ereignis a und Ereignis b liegen höchstens n weitere Ereignisse.
Diese möglichen Ereignisse nenne ich ab jetzt -in Anlehnung an Leibnizens Monadologie- Quantenmonaden oder kurz: Q-Monaden.
Haben wi erst einmal diese Q-Monaden konstruiert, können wir Raum und Zeit als unabhängige Größen vergessen. Wir brauchen sie nicht mehr. Die Q-Monaden sind nicht in der Raumzeit gelagert, sondern spannen diese erst auf.
Jede Q-Monade repräsentiert das gesamte Universum. Jede Q-Monade ist wirklich. Jede Q-Monade beheimatet fast unendlich viele mögliche Detektionen , fast unendlich viele mögliche Beobachtungen, fast unendlich viele mögliche Wahrnehmung .
Im Moment der Beobachtung, der Messung, wird aber immer nur eine dieser Möglichkeiten realisiert.
Die Menge aller Q-Monaden bildet eine holistische Ganzheit. Ändert auch nur eine ihren Zustand, werden alle anderen entsprechend modifiziert.


Wir nähern uns einer Antwort auf die Frage dieses Threads: "Wie lange dauert die Gegenwart."

zara.t.

Beitrag zuletzt bearbeitet von Zara.t. am 26.01.2007 um 19:39 Uhr.
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Hallo Zara!

In welcher Weise nähern wir uns denn einer Antwort auf die Frage nach der Länge der Gegenwart?

Mir scheint, dass Deine Q-Monaden eher dazu geeignet sind, neue Fragen aufzuwerfen, z.B. was ist die Gegenwart. Eine Interferenz von n Q-Monaden... Das Monadenmodell an sich stört mich unheimlich, es sugerriert, dass es etwas in sich abgeschlossenes gibt, etwas begrenztes. Das erscheint mir allerdings höchst fraglich. Ich bin da eher ein Anhänger des Kontinuums...

Ich tue mich erkenntnistheoretisch schwer, mit Deinen Modellen. Was bringt die Konstruktion des Universums mit Q-Monaden? Es ist ein schönes Gedankenexperiment, aber wie erweitert sich Deiner Meinung nach dadurch die Erkenntnis über die Welt (was ja auch schon auf dem schmalen Grat formuliert ist)?
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"Mir scheint, dass Deine Q-Monaden eher dazu geeignet sind, neue Fragen aufzuwerfen, z.B. was ist die Gegenwart."

Gegenwart ist der Umschlag von potentiell nach faktisch. Siehe auch Weizsäcker.
Dem füg ich hinzu: Gegenwart ist erlebte Wahrnehmung.

Ansonsten darf ich sagen, daß ich hier spiele. Zu meinem Vegnügen. Das ist alles.
Ich verwechsle mich nicht mit einem Genie, dem allein es gegeben wäre solche Probleme zu lösen. Da fehlen mir Wissen, Intelligenz und Kreativität. Ich aber dilletiere.
Macht trotzdem Spaß.

Mit meinen Q-Monaden will ich eine quantisierte Raumzeit aufbauen, will ich eine Quantengravitation einführen und last not least -man gönnt sich ja sonst nix- das Bewußtseinsproblem lösen.
Eigentlich gedenke ich alle gerade mal anstehenden Probleme zu lösen.

es grüßt dich, dessen Namen ich mir nicht merken kann, irgendwas mit Kaimann oder so
zara.t.

und im übrigen find ich deine Bemerkungen zu meinen Beiträgen ziemlich gut

Beitrag zuletzt bearbeitet von Zara.t. am 26.01.2007 um 23:42 Uhr.
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Weizsäcker hält aber gerade an Subjekt-Objekt fest... er reduziert das eine nicht auf das andere und stellt sich auch beides nicht als getrennt vor.
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"...er reduziert das eine nicht auf das andere und stellt sich auch beides nicht als getrennt vor. "

Und wie stellt er sichs vor?

Gruß
zara.t.
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Er lehnt die Alternative "Objekt" vs "Subjekt" ab, weil der eine Begriff ohne den anderen für ihn keinen Sinn ergibt. Man kann diese Alternative ja auch so formulieren: Materialismus vs Idealismus.

Ähnlich wie bei Kant, nur anders... na ja, es ist schon eine Weile her, dass ich die Werke von Weizsäcker gelesen haben und man vergisst ja so schnell. ;-)
Wenn ich die Zeit finde, schaue ich noch einmal genauer nach... aber ich glaube, der entscheidende Punkt seiner Philosophie ist bereit in seiner ersten Aufsatzsammlung "Zum Weltbild der Physik" enthalten.

Beitrag zuletzt bearbeitet von Andre am 28.01.2007 um 18:42 Uhr.
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