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Beitrag Nr. 961-21
24.11.2006 15:54
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Zitat:Es macht einen Teil der Anziehungskraft von Newtons Vision aus – und ich rede von Newtons Vision, weil Newtons Physik eine besondere visuelle Vorstellbarkeit an sich hatte, die an ihrem gewaltigen Einfluss auf Theologie, Philosophie, Psychologie, die gesamte Kultur, wesentlich beteiligt war -, dass sie uns eine „Perspektive Gottes“, des ganzen Universums bietet (wie man im 17. Jahrhundert meinte). Das Universum ist eine gigantische Maschine, und wenn man ein Materialist ist, dann sind wir selbst bloße Subsysteme der gigantischen Maschine. Ist man ein cartesianischer Dualist, dann sind unsere Körper bloße Subsysteme der gigantischen Maschine. Soweit sie physikalisch beschrieben werden können, sind unsere Messungen und Beobachtungen bloße Interaktionen innerhalb des ganzen Ladens. Der Traum eines Bildes vom Universum, das so vollständig ist, dass es dem Theoretiker-Beobachter im Akt der Abbildung des Universums einschließt, ist der Traum von einer Physik, die auch Metaphysik ist (oder von einer Physik, die Metaphysik ein für allemal unnötig macht).
Selbst Dualisten wie Descartes haben diesen Traum geträumt; sie meinten lediglich, um den Traum in Erfüllung gehen zu lassen, bräuchten wir noch eine zusätzliche grundlegende Wissenschaft, um „die Seele, den Geist oder Verstand“ zu beschreiben, die grundlegende Wissenschaft der Psychologie.
Dieser Traum verfolgt die westliche Kultur seit dem 17.Jahrhundert. Man könnte ihn als den Traum von einem Kreis der Wissenschaft beschreiben, der sich ausgeweitet hat, bis nichts mehr außerhalb von ihm bleibt – und also keine Paradoxien mehr übrig sind, die er berühren könnte!
Jeder, der einmal wirklich naturwissenschaftlich gearbeitet hat, experimentell oder mathematisch, muss diesen Traum nachgefühlt haben.
Aber genau diesen Traum gibt Bohrs Kopenhagener Deutung auf! Ganz wie Kant, meinte auch Bohr, dass die Abbildung der Welt „an sich“ über das Vermögen des menschlichen Geistes hinausgeht. Der neue Dreh – Kant hätte ihn niemals akzeptiert – besteht darin, dass Bohr zufolge selbst die „empirische Welt“, die Welt der Erfahrung, nicht mit bloß einem Bild beschrieben werden kann. Statt dessen müssen wir „ergänzend“ von verschiedenen klassischen Bildern Gebrauch machen (Wellenbild in einigen experimentellen Situationen, Teilchenbild in anderen). Und wir müssen die Vorstellung einer einzigen darstellbaren Auffassung aufgeben, welche alle Situationen abdeckt.
Zitat:Als Philosoph fasziniert mich das Aufkommen der Viele-Welten-Deutung als kulturelles Phänomen. Es hat so viel Ähnlichkeit mit dem, was wir immer und immer wieder in der Geschichte der Metaphysik beobachtet haben! Ein bekannter Dichter (Derek Walcott) stellte einmal die Rätselfrage, „Was ist der Unterschied zwischen einem Philosophen und einem Lineal?“ Die Antwort war ein Wortspiel: „Ein Lineal wird nur über 30cm reichen, ein Philosoph aber unbegrenzt weit gehen.“
Das Wortspiel enthält allerdings eine tiefsinnige Beobachtung; es ist Teil unserer philosophischen Tradition, dass zumindest eine gewisse Art von Philosophen unbegrenzt weit gehen wird, um das zu bewahren, was sie für ein zentrales metaphysisches Prinzip halten, für ein notwendiges Prinzip im speziellen philosophischen Sinn von „notwendig“.
Es ist alarmierend, die Geburt eines ungemein gewagten metaphysischen Systems an einem so unerwarteten Ort zu beobachten wie der Diskussion der Physiker darüber, wie die tiefste und exakteste physikalische Theorie zu verstehen ist, die wir besitzen.
Zitat:Nur im Lichte des Scheiterns – oder dessen, was die wissenschaftliche Gemeinschaft als ein Scheitern angesehen hat – der vielen Versuche, die Perspektive-Gottes-Auffassung von Physik wieder herzurichten und dabei den Rahmen der Quantenmechanik weiterhin zu akzeptieren; nur in diesem Licht kann man verstehen, warum irgend jemand auch nur versucht sein konnte, etwas so metaphysisch Dramatisches wie die Viele-Welten-Deutung zu erproben. In der Viele-Welten-Deutung gibt es keine „verstecken Variablen“ – jede Tatsache wird vom „Maximalzustand“ des ganzen Universums mit allen ihren „Zweigen“ vollkommen beschrieben. Natürlich gibt es Tatsachen, die vor einem bestimmten „Ich“ verborgen sind.
Aber vor Gott oder einem allwissenden Geist ist keine Tatsache verborgen, da der allwissende Beobachter die „Zustandsfunktion des ganzen Universums“ kennt und diese Zustandsfunktion alle Informationen über alle „Zweige“ kodiert – über alle parallelen Welten. Und sie kodiert dies in der guten alten alltäglichen quantenmechanischen Sprache, der Sprache von „Zuständen“ – es gibt keine Ergänzung um „versteckte Variablen“, die nicht im bestehenden Formalismus beschreibbar wären.
Natürlich ist das ein merkwürdiger Sinn von „keine versteckten Variablen“, zumindest aus der Sicht eines Laien. Ganze parallele Welten und andere Ich, die ich nicht beobachten kann – sind das nicht „versteckte Variablen“ erster Sorte? Nicht vom Standpunkt des allwissenden Quantenphysikers, den diese Deutung zu erfassen sucht.
In dieser Deutung gibt es wieder keine „nonlokalen Interaktionen“ – die Aufspaltung der Welt in parallel Welten verhindert den Beweis von Bells Theorem – und insbesondere keine „Reduktion des Wellenpaketes“.
Die Raum-Zeit-Struktur ist die der relativistischen Physik (und das ist der Grund dafür, dass Kosmologen sie besonders anziehend finden). Und die Logik ist klassische Logik. Es bleibt nur noch ein Problem: Diese ganze Rede von „anderen Welten“ ist schließlich nur ein Bild, und das Bild, falls wir es akzeptieren, bringt uns nichts als metaphysische Tröstung.
Diese wilde ontologische Extravaganz ändert die Praxis der Physik an keinem Punkt auf irgendeine Weise. Sie gibt uns nur die Sicherheit, dass eine Perspektive Gottes immer noch möglich ist.
Eigentlich tut sie nicht einmal das. Denn wir finden leider nicht, dass dieses metaphysische Bild eines ist, an das wir glauben können. Was nützt ein metaphysisches Bild, an das man nicht glauben kann?
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Beitrag Nr. 961-22
24.11.2006 16:14
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Diese Passage gefällt mir.Zitat:Es bleibt nur noch ein Problem: Diese ganze Rede von „anderen Welten“ ist schließlich nur ein Bild, und das Bild, falls wir es akzeptieren, bringt uns nichts als metaphysische Tröstung.
Diese wilde ontologische Extravaganz ändert die Praxis der Physik an keinem Punkt auf irgendeine Weise. Sie gibt uns nur die Sicherheit, dass eine Perspektive Gottes immer noch möglich ist.
Eigentlich tut sie nicht einmal das. Denn wir finden leider nicht, dass dieses metaphysische Bild eines ist, an das wir glauben können. Was nützt ein metaphysisches Bild, an das man nicht glauben kann?
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Beitrag Nr. 961-23
05.01.2007 18:30
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Hoshi36 schrieb in Beitrag Nr. 961-1:Habe ein interessantes thema im inet gefunden.
Habe was über so genannte paralleluniversen gelesen, in denen alles und jeder nochmals vorhanden sein soll.
Gäbe es in irgend einer art und weise die möglichkeit kontakt mit jemanden aus einem paralleluniversum
aufzunehmen? ......
Wo sollen denn diese sogenannten paralleluniversen sein? Könnten sie direkt vor uns liegen und wir können sie nur nicht sehen da sie in anderen dimensionen liegen?
MFG
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Beitrag Nr. 961-24
06.01.2007 09:31
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Beitrag Nr. 961-25
06.01.2007 12:50
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Beitrag Nr. 961-26
06.01.2007 21:41
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Beitrag Nr. 961-27
07.01.2007 00:35
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Beitrag Nr. 961-28
07.01.2007 10:34
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Beitrag Nr. 961-29
07.01.2007 15:28
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Zitat:Jeder von uns hat mal den Eindruck, schon mal was erlebt zu haben oder etwas zu kennen.. aber nach reichlichem Kopfzebrechen weiss man noch immer nicht warum... gell.
Zitat:Jede Wahl wird in Betracht gezogen und die Konsequenzen daraus " weitergesponnen ", wie eine Verästelung eines Gestrüps oder eines Baumes.
Zitat:Vielleicht ist ja der Nachbar neben mir bereits das Paralleluniversum?
Zitat:Aus meiner Sichtweise ist alles lebendig und verbunden. Wenn es keine PARALLELUNIVERSEN gäbe, wären sie nicht im Bewußtsein.
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Beitrag Nr. 961-30
08.01.2007 12:19
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Beitrag Nr. 961-31
08.01.2007 19:31
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Ein sehr wichtiger Aspekt, der einigen Esoterikern zu denken geben sollte. Ich bestätige diese Beobachtung voll und ganz!Zitat:Ja, sicher... aber dafür gibt es auch sehr einfache Erklärungen. Es fängt bereits damit an, wie unser Gedächtnis funktioniert und dass Erinnerungen allein beim erinnern schon verändert werden und wir gar keine Vergleichsmöglichkeit haben, wie es ursprünglich war.
Wer anderen sehr aufmerksam zuhört und auch sich selbst manchmal im Alltag beobachtet wird sehr schnell feststellen, wie fehlerhaft unser Gedächtnis ist. Die Hirnforschung bestätigt dies ebenfalls. Das von dir geschilderte Phänomen ist auch einfach als eine Fehlleistung unseres Gedächtnisses und der Mustererkennung zu verstehen... um es mal ganz nüchtern zu sagen.
Behauptungen sind was Tolles.Zitat:Parallelunversen gibts praktisch physkalisch nicht,
vorsicht ist nur eine theoretische spinnerei von diesem ALS(schwere krankheit) steven hawkings.
frag nach beim gesunden GOTT, der weis wen und was er erschaffen hat,
alles und uns in seinem abbild (gesunder gott)!!!!!
GIG ( ganz liebe grüße)
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Beitrag Nr. 961-32
09.01.2007 02:24
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Beiträge: 362, Mitglied seit 17 Jahren |
Beitrag Nr. 961-33
09.01.2007 11:25
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Willst du daran etwa die geistigen Fähigkeiten messen, oder warum sollte das von Interesse sein?Zitat:bist du ein mann oder eine frau,
Um das zu beweisen solltest du deine Behauptungsargumentation hinter dir lassen.Zitat:intelligenz (klugheit)
hat man oder nicht!!!!
ich hab beides
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Beitrag Nr. 961-34
09.01.2007 12:02
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Beitrag Nr. 961-35
09.01.2007 15:28
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Wo würdest Du denn den Sitz Deines erlernten Wissens ansiedeln,Zitat:Denn ich habe kein absolutes, wahres Gedächtnis.
Nichts schützt mich davor, dass sich mein Gedächtnis spontan verändert
und die derzeitige Situation plötzlich mit Erinnerungen assoziiert,
die reine Phantasie sind und die ich niemals erlebt habe.
Was ist aber mit den Zeitgenossen, die eine Buchseite einmal ansehen, aber erst eine halbe Stunde später vorlesen?Zitat:Das Gedächtnis ist nunmal genauso fehlerhaft wie all unsere anderen Sinnesorgane.
Nur letztere können wir überprüfen - unser Gedächtnis nur seehr schwer.
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Beitrag Nr. 961-36
09.01.2007 17:20
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Genau da. Wobei man zwischen erlerntem und selbst gefolgerten Wissen unterschieden muss, insofern, dass man Schlussfolgerungen jederzeit (auf der Basis seiner Erinnerungen) wiederholen und somit leicht überprüfen kann, erlerntes nicht.Zitat:Wo würdest Du denn den Sitz Deines erlernten Wissens ansiedeln,
wenn nicht in deinem Gedächtnis, in Deinen Erinnerungen.
Nicht, wenn man als Argumentationsgrundlage die eigene (unvollkommene) Erinnerungen nimmt.Zitat:Dann wäre jede Argumentation eine Wanderung auf dünnem Eis.
Richtig. Das ist natürlich äußerst mühselig und nicht möglich. Darum fange ich erst an meine Erinnerungen und mein Wissen in Frage zu stellen wenn es dazu einen Anlass gibt. Etwa, wenn diese Erinnerungen absolut nicht in Einklang zu bringen sind mit den anderen Wahrnehmungen und Erinnerungen.Zitat:Dann müsstest Du alles was Du denkst und sagst, in Frage stellen,
denn die Grundlagen dazu könnten soeben von Deinem Gedächtnis verfälscht worden sein.
SIcher beeindruckend, aber trotzdem kein Beweis für Unfehlbarkeit.Zitat:Was ist aber mit den Zeitgenossen, die eine Buchseite einmal ansehen, aber erst eine halbe Stunde später vorlesen?
Ohne das Buch.
Oder der Brite der neulich im TV zu sehen war.
Alleine einkaufen, da hat er Schwierigkeiten.
Aber sich eine halbe Stunde, mit dem Helikopter über Frankfurt rumfliegen lassen,
und später ein großes Panoramabild zeichnen, das konnte er.
Oder wie erklärt es sich, das es Mitmenschen gibt die "per Kopfrechnen" z.B.
vier vierstellige Zahlen miteinander multiplizieren und für das Ergebnis weniger Zeit aufwenden müssen,
als der "arme Kerl" der's überprüfen soll, zum eintippen der Zahlen braucht.
Möglich. Aber ein unfehlbares Gedächtnis ist sicher nicht darunter. Die Fehlbarkeit unserer Organe und Sinne zu leugnen ist naiv.Zitat:Ich denke in uns schlummern Fähigkeiten deren Umfang nur zu erahnen ist.
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Beitrag Nr. 961-37
09.01.2007 18:20
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Beitrag Nr. 961-38
09.01.2007 20:05
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Nichts liegt mir ferner.Zitat:Die Fehlbarkeit unserer Organe und Sinne zu leugnen ist naiv.
Gemeint war zum Beispiel http://www.zeit.de/2003/30/M-Autismus?page=5Zitat:Ich denke in uns schlummern Fähigkeiten deren Umfang nur zu erahnen ist.
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Beitrag Nr. 961-39
10.01.2007 04:55
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Beitrag Nr. 961-40
10.01.2007 09:57
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Danke und Freude im LebenZitat:Was man daraus aber auf gar keinen Fall schließen darf, ist, zu was wir mit unserem Gehirn noch fähig wären. Wenn man von einem Menschen sagt, er hätte "Herz und Verstand", dann stellt dies bereits eine der Höchstleistungen dieses Organs dar. Das sollte man niemals vergessen!
Rechtlich gesehen ist das Einholen einer Einverständnis in diesem speziellen Fall eigentlich nicht erforderlich. Da der Bundesgerichtshof jedoch Abmahnungen als "allgemeines Lebensrisiko" bezeichnet und die Rechtsverteidigung selbst bei unberechtigten Abmahnungen immer vom Abgemahnten zu tragen ist (nein, das ist kein schlechter Scherz) und da Abmahnungen nicht selten in Unkenntnis der genauen Sachlage erfolgen, möchte ich mit diesem Hinweis dieses "allgemeine Lebensrisiko" ein Stück weit reduzieren.