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Der Begriff Zeit

Thema erstellt von Argon 
Beiträge: 683, Mitglied seit 18 Jahren
Vorweg: Ich gehe davon aus, daß jene berühmte Allaussage über die Kreter so gemeint ist, daß sie sich auf das "Hier und Jetzt" (im logischen Sinn) bezieht: "Alle jetzigen Kreter lügen".

Das mit der Negation sehe ich wie Du, Timeout: "Kein Kreter" bedeutet nicht dasselbe wie "Nicht alle Kreter". Aber das als Begründung für ein Scheinparadoxon zu sehen, verstehe ich nicht. Denn das Problem ist ja, wenn ich das richtig verstehe, nicht die Aussage "Nicht alle jetzigen Kreter lügen", sondern die Aussage "Alle jetzigen Kreter lügen". In der ersteren sehe ich, wie Du, kein Problem. In der letzteren schon. Und das Thema dreht sich ja um die letztere, und nicht um die erstere (also nicht um die Negation).

Aber wir können ja auch die einfachere Variante nehmen: "Ich lüge immer."

Negationen gibt es dreierlei:
Negation von "ich": [Nicht ich] lüge immer.
Negation von "lügen": Ich [habe recht] immer.
Negation von "immer": Ich lüge [nie].

Keine der drei Negationen sind paradox.

Aber diese sind auch nicht das Problem.

Warum berufst Du Dich auf die Negation? Warum sagst Du, ein Paradoxon sei dann nicht paradox, wenn dessen Negation unparadox sei?

Vermutlich habe ich Dich mißverstanden.

Nein! Jetzt hab ich's! Wenn man den Satz komplett im historischen Zusammenhang sieht, muß man hinzufügen, daß der Sprecher dieses Satzes selbst ein Kreter war!

Timeout, sehe ich das richtig, daß Du es folgendermaßen gemeint hast: "Wenn alle jetzigen Kreter lügen, heißt das nicht notwendig, daß der Sprecher dieses Satzes ebenfalls ein Kreter ist; vielleicht ist er Athener und ist somit nicht zwangsläufig ein Lügner."

So?

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Beiträge: 762, Mitglied seit 17 Jahren
Hallo Hardy,

Also nach deiner Philosophie wäre es für dich nur eine Vermutung, im
Besitz einer Nase zu sein !
Woher willst du, in Analogie zu meinem Nußbaum auch wissen, eine solche zu haben ! :-)

Ich als Pragmatiker habe allerdings das Wissen, ein solches Riechorgan zu besitzen !

Es möge also jeder mit seiner Facon selig werden, alldieweilen weder eine vermutete noch eine reale Nase vor einem Schnupfen gefeit ist!

Und was den Kreter anbelangt, damit wollte ich zum Ausdruck bringen, daß wir uns durch die unbedachte(!) Anwendung eines nicht eindeutig definierbaren Vokabulars in paradoxe Aussagen verwickeln können !

Deine Aussage “Wissen ist Vermutungswissen” könnte nur dann eine eindeutige sein, wenn beide Begriffe allgemein akzeptierte Definitionen hätten, das haben sie nicht, also bleibt es solange spekulatives denken als mehr oder weniger “intellektueller” fruchtloser Zeitvertreib !

Gruß Horst
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Beiträge: 762, Mitglied seit 17 Jahren
Zur Information, das Originalzitat lautet:

'Epimenides aus Kreta sagt: „Alle Kreter lügen. Ich bin ein Kreter“

oder kurz: „Ich lüge jetzt‘.

Sollen wir jetzt dem Mann aus Kreta glauben, wenn er sagt, dass er lügt oder nicht? Wenn wir annehmen, dass er die Wahrheit sagt, dann müssen wir schließen, dass er lügt. Und wenn wir umgekehrt annehmen, dass er lügt, müssen wir schließen, dass er die Wahrheit sagt. Es folgt zwangsläufig ein Widerspruch.
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Beiträge: 683, Mitglied seit 18 Jahren
Genau, Horst.

Alles ist Spekulation:

Das einzige, was ich sicher weiß, ist, daß ich denke und fühle.

Zum Beispiel denke ich an den Satz "Ich habe eine Nase". Oder ich fühle "ich" und "Duft" und "Klang".

Ich denke. Ich fühle.

Und das war's auch schon.

Das ist nicht viel.

Gedanken und Gefühle sind keine Beweise. Sie beweisen nur die Existenz ihrer selbst. Aber nicht deren Inhalt in Bezug auf irgendetwas "da draußen".

Selbstevident ist nur das Denken und Fühlen als solches -- ungeachtet deren Inhalte. Der Inhalt der Gedanken jedoch ist spekulativ.

Und wenn ich mich jetzt irre, dann wundert es mich nicht. Denn ich sag's ja die ganze Zeit: Ich kann mich irren.

Und wenn ich mich jetzt erneut irre, dann wundert es mich wieder nicht. Denn ich sag's ja die ganze Zeit: Ich kann mich irren.

Und ...

...

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Beiträge: 762, Mitglied seit 17 Jahren
Hallo Hardy,

ätsch.... mich gibts nämlich gar nicht real, du hast die ganze Zeit mit einer "Vermutung" diskutiert !
Und deine Mutter, hat die dich auch als "Vermutung" geboren ?? :-))

dann tschüß...... die Vermutung Horst
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Beiträge: 331, Mitglied seit 18 Jahren
Leute, ich gebe euch das was ihr hören wollt und noch etwas Sahne zum Dessert dazu.

Ich habe diesen Thread durchgelesen und war froh auf so aufklärende Meinungen zum Thema Zeit sammeln zu können, ich habe sogar mit genus Abschweifungen zur Religion und Gottesdefinition interessiert verfolgt. Teilweise waren es mir nachvollziehbare Emotionen und manchmal konträre Sichtweisen zu verschiedenen Themen. Es liegt mir fern diese Sichtweisen ändern zu wollen.
Hier setze ich aber meine Kritik an euch an. Ab den "Kretern" die alle Lügen, wurde es genau das, hier wird mit Details eher geprahlt, als das man einem übergeordnetem Thema nachgehen konnte.
Würdet ihr die Überschrift des Threads nicht kennen, ihr würdet euch selber ein negatives Selbstbild aufstempeln.
Ich gehe sehr stark davon aus, das dieses Wissen aus einem Studium resultiert, für das Unterpriviligierte Menschen wie ich im wahrsten Sinne des Wortes bezahlt haben, wenn das alles ist, was dabei heraus kommt, war es das ganze einfach nicht wert.
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Beiträge: 683, Mitglied seit 18 Jahren
Ich weiß jetzt nicht, ob Deine Kritik an mich gerichtet ist, Quarck. Jedenfalls bin ich -- erstens -- interessiert daran, Wissen zu vermitteln -- und nicht im Elfenbeinturm zu verstecken. Zweitens habe ich nicht studiert; ich bin Autodidakt in allen Lebensbereichen. Drittens meldet sich der Themenstarter nicht mehr. Seine Hausaufgaben sind wohl inzwischen erledigt. Warum also nicht einfach weiterplaudern und auch Seitengedanken zulassen? Es ist doch jede Menge Platz hier. Oder muß man für jeden Furz einen neuen Faden aufmachen? In einem gemütlichen Brainstorming-Forum wie diesem hier muß man meiner Meinung nach auch eine gute Portion Spontaneität zulassen.

Warum also dieser Aufstand jetzt? Oder habe ich das falsch verstanden?

Außerdem bin ich immer noch daran interessiert, ob ich Timeout bezüglich den Kretern falsch verstanden habe -- oder er die Kreter. :-)

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Beiträge: 331, Mitglied seit 18 Jahren
Ok Hardy.

Wenn es ein Brainstorming-Forum ist, war meine Kritik unangebracht.
Ich will niemanden blockieren.

Mfg
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Beiträge: 683, Mitglied seit 18 Jahren
Danke für Deine aufrichtige Antwort, Quarck.

Wenn Du mal was nicht kapierst, dann mach's doch wie ich: Frag einfach konkret nach.

(Ich glaube, man baut eine konkrete Frage am besten so auf, indem man zunächst seinen eigenen Gedankengang zu einem Problem beschreibt; so ist es für den anderen einfacher herauszufinden, wo genau das Problem des Fragestellers liegt.)

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Tom
Hallo Horst und Hardy,

bislang hielt ich die Geschichte mit den Kretern auch immer für ein Paradoxon. Aber eigentlich hat Timeout recht: es ist gar keines.

Zitat Horst:
"Sollen wir jetzt dem Mann aus Kreta glauben, wenn er sagt, dass er lügt oder nicht? Wenn wir annehmen, dass er die Wahrheit sagt, dann müssen wir schließen, dass er lügt."

Das ist richtig.

"Und wenn wir umgekehrt annehmen, dass er lügt, müssen wir schließen, dass er die Wahrheit sagt. Es folgt zwangsläufig ein Widerspruch."

Nein, das ist nicht richtig. Gehe einfach davon aus, daß ein Teil der Kreter lügt (egal ob manchmal oder immer) und der andere Teil die Wahrheit sagt (und zwar immer).

Dann hat unser besagter Kreter gelogen, und damit eben NICHT die Wahrheit gesagt. Er gehört einfach zu dem Teil, der - zumindest manchmal - lügt. Ganz einfach, kein Paradoxon.

Zumal es ja eh eine sehr konstruierte Geschichte ist. Wer lügt schon immer, und wer sagt immer die Wahrheit? Und was ist überhaupt Wahrheit? ;-)

Zitat hardy:
"Gedanken und Gefühle sind keine Beweise. Sie beweisen nur die Existenz ihrer selbst. Aber nicht deren Inhalt in Bezug auf irgendetwas "da draußen".
Selbstevident ist nur das Denken und Fühlen als solches -- ungeachtet deren Inhalte. Der Inhalt der Gedanken jedoch ist spekulativ.
Und wenn ich mich jetzt irre, dann wundert es mich nicht. Denn ich sag's ja die ganze Zeit: Ich kann mich irren.
Und wenn ich mich jetzt erneut irre, dann wundert es mich wieder nicht. Denn ich sag's ja die ganze Zeit: Ich kann mich irren."

Sehr schön ausgedrückt! Im Grunde ist dieses scheinbare Paradoxon nicht mit Worten und Gedanken zu fassen. Für den Verstand muß es daher immer ein Paradoxon bleiben.

Mein Leitsatz lautet: Alles ist, wie es ist. Die Dinge und Geschehnisse erscheinen zwar als gut oder schlecht, aber letztlich sind sie einfach, wie sie sind. Aber gilt die Aussage "Es ist, wie es ist" auch für die Aussage selbst? Ja, aber das ist verstandesmäßig nicht zu fassen.
Für mich ist es einfach eine tiefe Gewißheit, die in sich selbst ruht. Erst wenn ich versuche, es jemand anders zu erklären, wird es paradox.

viele Grüße,
Tom
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Beiträge: 331, Mitglied seit 18 Jahren
Ich weiß nicht Hardy, ich hatte eine ganz tolle Idee gestern abgeschickt, aber das kam hier nicht an:-(

Mittlerweile Frage ich mich, ob die Suche nach dem Wesen der Zeit ein unlösbares Unterfangen ist.

Mfg, ein total Frustrierter Quarck.

Kann jemand Beitrag Nr. 532-66 löschen? Danke.
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Tom
Hallo Quarck,

es gibt doch keinen Grund, frustriert zu sein! Mißverständnisse gibt es immer mal, ist doch nicht schlimm.

Ich schick dir mal meine Idee vom Wesen der Zeit. Die anderen kennen das schon, die können das ruhig überlesen ;-)

Es ist im Grunde so simpel und offensichtlich. Allerdings symbolisieren wir, wir vergeben Begriffe wie "Zeit", "Vergangenheit" und "Gegenwart" und glauben wegen der Sustantivierung, daß es sich um objektiv existierende Phänomene handelt.

Hat es jemals etwas anderes als Gegenwart gegeben? Niemals, sämtliche Vergangenheit existiert nur jetzt.
Überlege mal, wo dein gestriger Abend ist, wo ist er hin? Du wirst keinerlei Spur von ihm finden, außer jetzt in deiner Erinnerung. Und das gilt für jeden, der einen gestrigen Abend erlebte. Aber in Wirklichkeit hat niemand einen "gestrigen" Abend erlebt, denn es war immer nur jetzt.

Manche Wissenschaftler sagen, wir könnten überhaupt nur Vergangenheit erleben, wir würden quasi nur in der Vergangenheit leben, und dabei stellen sie sich offenbar vor, daß wir einer objektiv existierenden und uns vorauseilenden Gegenwart hinterherhasten. Das ist absurd. Ja, wir erleben ausschließlich Vergangenheit, aber das tun wir immer nur jetzt.

Gegenwart ist kein Punkt, der sich in einer tatsächlich ablaufenden Zeit bewegt. Sie zieht auch nicht an ihr vorbei. In Wirklichkeit trägt die Gegenwart sämtliche Vergangenheit (als Erinnerung oder Wahrnehmung) und Zukunft (als Vorstellung oder Potentialität) in sich. Der subjektive Eindruck von ablaufender Zeit entsteht allein durch die Gegenwart, die sich gewissermaßen permanent in sich selbst verändert.
Seit "gestern abend" war es immer nur zeitlose Gegenwart, in jeder scheinbaren Minute und Sekunde.

Und daher gibt es natürlich auch keinen Übergang von Gegenwart zu Vergangenheit, das erscheint nur so. Denn wann und wie sollte ein Übergang von realer Gegenwart zu erinnerter Vergangenheit stattfinden? Es gibt nur eine scheinbare Veränderung in sich selbst. Auch die Gegenwart ist gedanklicher Natur, aber als solche real.

Gegenwart ist vollkommen zeitlos, eine Null, und doch die einzige scheinbare Zeit, die es gibt.

Natürlich können wir Gegenwart selbst nicht wahrnehmen, ganz einfach, weil wir (Bewußtsein) sie selbst SIND. Bewußtsein meint nichts anderes als zeitlose Gegenwart, in der alle scheinbare Zeit abläuft. Und somit können wir nie uns selbst, sondern immer nur unsere eigenen Objektivierungen, die Zeit, den Raum und die sich darin bewegenden Dinge, wahrnehmen.

Tja, das ist für mich das Wesen der Zeit.

Grüße,
Tom
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Beiträge: 683, Mitglied seit 18 Jahren
Hi Tom,

das Wort "immer" muß natürlich als gegeben vorausgesetzt werden. Klar, wenn man sich dieses Wort wegdenkt, verschwindet auch das paradoxe im Satz.

Ich fasse nochmal zussammen:

Neben diesem Zeitfaktor ist da noch der Raumfaktor: Alle Kreter, einschließlich des Sprechers.

Zur selben Zeit im selben Raum geschieht eine Lüge. Ich denke, da ist es nicht zulässig, einfach davon auszugehen, daß nur ein Teil der Kreter lügt. Es heißt ja klipp und klar: Alle Kreter, einschließlich des Sprechers.

Das Dilemma ist exakt dasselbe in "Ich lüge jetzt." Der Raum ist hier nur eben nicht der Begriff "alle", sondern "ich". Und vor allem hier müßte klar werden, daß ich das Paradoxon nicht einfach auflösen kann, indem ich sage, Teil 1 meines Ichs lüge, Teil 2 meines Ichs lüge nicht; es spräche nur Teil 2. -- Nein, so einfach geht das nicht. Es gibt nur ein einziges lügendes Subjekt: sei es "Alle Kreter, einschließlich des Sprechers" -- oder "ich".

Zur selben Zeit am selben Ort geschieht also ein Ja und ein Nein. Ja und Nein sind inkompatibel. Sie können sowohl im Raum als auch in der Zeit nur nebeneinander geschehen, andernfalls würden sie sich in ein "Vielleicht" auflösen. Das "Vielleicht" ist aber ein durchgehender Einheitsbrei ohne jeglicher Struktur; es ist das Nichts. Folglich wäre es unmöglich, über das Paradoxon überhaupt reden zu können. Aber wir reden. Und das Reden ist kein Nichts.


Hi Quarck,

wie meinst Du das, "nicht angekommen"? Web-technisch oder geistig? Ich hätte gerne Deine Idee gelesen, aber ich finde sie nicht auf dieser Seite. Wo ist sie?

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Beiträge: 1.851, Mitglied seit 18 Jahren
In einem kleinen Dorf auf Kreta gibts einen Barbier, der rasiert alle Dorfbewohner, die sich nicht selbst rasieren. Nachdem er eines unschönen morgens wohl versucht hatte sich selbst zu rasieren - er hielt sein Handwerkszeugs noch in Händen, war auch bereits fein eingeseift -, mußte er leider in einem Zustand völliger geistiger Verwirrung in eine entsprechende Klinik eingeliefert werden.
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Beiträge: 331, Mitglied seit 18 Jahren
Hallo Tom.

Vielen Dank!

Ich habe verstanden wie das gemeint ist.
Kannst du das anhand eines Beispiels untermauern?
Das Zeit messen relativ ist, ist bereits bewiesen. Wenn es keine Zeit gibt, sondern nur "Jetzt"....

Was ist dann das "Jetzt"?
Besteht das "Jetzt" aus einem Bezugslosem Punkt?

Wir empfinden das "Jetzt" immer im Bezug zu physikalischer Veränderung.
Worin existiert der Raum, wenn man es nicht als das "Jetzt", oder einfacher, als Zeit, bezeichnet?
Anders betrachtet, ich messe den Raum auch nur im Bezug zu etwas anderem.
Wenn ich den Raum auf gleiche Weise reduziere wie die Zeit, dann müsste ich so konsequent sein und Behaupten, es gibt keinen Raum.
Irgendwo gibt es für den Raum nur noch ein "Nichts" als Bezugsystem. Das Universum würde eine Art Biochemischer Beobachter im "Nichts" und im "Jetzt" sein.
Das "Jetzt" im "Nichts".
Was von beiden hat eine höhere Wertung, ist der Raum Realer als das verstreichen der Zeit?
Beides messen wir auf die gleiche Art.
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Beiträge: 331, Mitglied seit 18 Jahren
Hallo Hardy.

Webtechnisch verschwunden. War nicht so eine tolle Idee wie ich am Anfang dachte.

Die Beiträge sollte man vor dem Abschicken zwischen speichern.
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Tom
Hallo hardy,

Zitat:
"Zur selben Zeit am selben Ort geschieht also ein Ja und ein Nein. Ja und Nein sind inkompatibel. Sie können sowohl im Raum als auch in der Zeit nur nebeneinander geschehen, andernfalls würden sie sich in ein "Vielleicht" auflösen. Das "Vielleicht" ist aber ein durchgehender Einheitsbrei ohne jeglicher Struktur; es ist das Nichts. Folglich wäre es unmöglich, über das Paradoxon überhaupt reden zu können. Aber wir reden. Und das Reden ist kein Nichts."

Das Problem ensteht, wenn du versuchst, dies mit einem entweder-oder-Denkschema zu begreifen. Die Natur der Wirklichkeit entspricht aber eher einem sowohl-als-auch, worauf auch die Quantenphysiker gestoßen sind. Das heißt, ja und nein sind nur scheinbar inkompatibel. Sie scheinen sich zwar auszuschließen, hängen aber in Wirklichkeit völlig voneinander ab.
Das Ja trägt immer das Nein in sich und umgekehrt. So wie du immer nur die Vorderseite eines Blattes betrachten kannst, und dennoch immer eine Rückseite da sein muß. Wenn du das Blatt umdrehst, kehrt es sich eben um, bleibt im Prinzip aber dasselbe.
Und somit ist das Reden zwar nicht Nichts, trägt es aber immer in sich. Und das Nichts trägt jegliches Reden potentiell in sich. Das ist der ganze Kniff an der Sache.

viele Grüße,
Tom
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Beiträge: 331, Mitglied seit 18 Jahren
Hallo Tom

Ich bin nach einiger Überlegung auf den imaginären Bezugspunkt des Raumes zum eigenen Entstehungsort gekommen. Danach habe ich gelesen was du in einem anderen Thread "Unendlichkeit" geschrieben hast. "Der Bezug zur Mitte".

Wie man sieht sind wir zeitunabhängig zum gleichen Ergebnis gekommen.

Ich weiß nicht, ob du dich näher mit dem Wellen-Teilchen-Dualismus beschäftigt hast.
Aber die Quantenphysik benutzt imaginäre Wahrscheinlichkeitswellen um die Interferenzmuster der Photonen zu erklären. Wie man sieht bedient sich die Natur tatsächlich imaginärer Phänomene.
Wenn du willst kann ich auf einfache Art erklären, vielleicht ist es dir aber auch schon bekannt.


Gruß Quarck
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Beiträge: 762, Mitglied seit 17 Jahren
Hallo Tom

>“ So wie du immer nur die Vorderseite eines Blattes betrachten kannst, und dennoch immer eine Rückseite da sein muß. Wenn du das Blatt umdrehst, kehrt es sich eben um, bleibt im Prinzip aber dasselbe.”<

Es gibt objektiv(!) weder eine Vorderseite noch eine Rückseite eines Blattes
Papier ....ebenso wenig wie es objektiv das Gute und das Böse gibt .....erst das subjektive denken und beurteilen eines Beobachters in Relation zu sich selbst(!!) macht es macht es dazu !

Die angeblichen Eigenschaften von Dingen gibt es doch nur als Empfindungen(!) des beurteilenden Beobachters ausschließlich auf sich selbst bezogen !

Und wenn die kosmische Stippvisite des “Beobachterst” auf Erden eines Tages, wodurch auch immer, beendet sein wird, für wen oder was gäbe es dann noch so abstrakte Begriffe wie z. B. Raum, Zeit, Licht, Gott oder Gut und Böse ??

Gruß Horst
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Tom
Hallo Quarck,

Zitat:
"Kannst du das anhand eines Beispiels untermauern? Wenn es keine Zeit gibt, sondern nur "Jetzt"....Was ist dann das "Jetzt"? Besteht das "Jetzt" aus einem Bezugslosem Punkt?"

Ok, ein Beispiel. Du sagst z.B., du warst gestern Abendessen. Du meinst damit, daß seitdem ca. 16 Stunden verstrichen sind. Genau genommen warst du aber nicht gestern Abendessen, sondern jetzt. Es war ja jetzt, als du die Bestellung aufgabst, die Gabel zum Mund führtest, und die Rechnung bezahltest. Die ganzen 16 Stunden seit deines Abendessens war es immer nur jetzt. Immer nur vollkommen zeitlose Gegenwart, die sich aber ständig verändert und somit den Eindruck einer real ablaufenden Zeit entstehen läßt. Ich will damit nicht sagen, daß es keine Zeit gibt, sondern daß sie ausschließlich als zeitlose Gegenwart existiert. Es gibt keine Zeit außerhalb der Gegenwart. Und Gegenwart existiert auch nicht objektiv, wo und wann sollte sie auch sein? Gegenwart ist immer nur subjektiv empfundene Gegenwart, deshalb ist sie nichts anderes als Bewußtsein. Bewußtsein, in dem die gesamte scheinbare Zeit abläuft. Für diese scheinbare Zeit gilt alles, was Einstein und andere darüber herausgefunden haben. Nur daß sie eben nicht eine objektiv tatsächlich ablaufende Zeit untersucht haben, sondern eine ausschließlich subjektiv empfundene Zeit, die scheinbar abläuft. "Scheinbar" ist keine Wertung, sondern nur ein Hinweis auf das tatsächliche Wesen der Zeit.

Das jetzt würde ich also nicht als bezugslosen Punkt bezeichnen, sondern als potentiell unendlichen Nullpunkt. Der ist nirgends und nie, und gleichzeitig überall und immer. Die 16 Stunden sind also ein scheinbarer Zeitraum, der in Wirklichkeit vollkommen zeitlose Gegenwart ist, die sich eben scheinbar um 16 Stunden ausgedehnt hat. Und du siehst, daß die Sprache hier an ihre Grenzen stößt. Ein Nichts mit Worten zu beschreiben, ist so unmöglich, wie ich Schweigen nicht durch Sprechen beschreiben kann. Ich kann es nur andeuten.

Zitat:
"Wir empfinden das "Jetzt" immer im Bezug zu physikalischer Veränderung."

Kleine Ergänzung: wir empfinden die Zeit immer in Bezug zu empfundener physikalischer Veränderung. Und das tun wir als zeitlose Gegenwart, die wir sind.

Zitat:
"Worin existiert der Raum, wenn man es nicht als das "Jetzt", oder einfacher, als Zeit, bezeichnet? Wenn ich den Raum auf gleiche Weise reduziere wie die Zeit, dann müsste ich so konsequent sein und Behaupten, es gibt keinen Raum."

Die Frage "worin existiert der Raum?" zeigt ja schon, daß die Vorstellung eines objektiv existierenden Raumes "da draußen" absurd ist. Worin sollte er schon sein, in einem anderen Raum? Wenn klar wird, daß Raum überhaupt nicht objektiv existiert, sondern allein subjektiv, dann stellt sich die Frage "worin?" gar nicht mehr. Also gibt es objektiv keinen Raum, aber subjektiv eben schon. Subjektiv bedeutet nicht, als persönliche Halluzination oder so.
Es heißt, daß Zeit, Raum und Dinge nur als ihr wahrgenommen-werden existieren. Es bedeutet natürlich nicht, daß ich mir die 35 km zu meinem Arbeitsplatz wegdenken kann ;-).

Zitat:
"Irgendwo gibt es für den Raum nur noch ein "Nichts" als Bezugsystem. Das Universum würde eine Art Biochemischer Beobachter im "Nichts" und im "Jetzt" sein.
Das "Jetzt" im "Nichts". Was von beiden hat eine höhere Wertung, ist der Raum Realer als das verstreichen der Zeit?

Der Raum ist genauso real bzw. irreal wie die Zeit, das ist nur eine Frage der Perspektive. Objektiv gesehen sind beide irreal, subjektiv gesehen aber real. Und so sind sie letztlich jenseits aller Begriffe wie real oder irreal. Begriffe sind ja nicht die Wirklichkeit selbst.
Da ich aber subjektiv existiere, existieren für mich auch Zeit, Raum und Dinge. Die können ja nicht weniger real sein wie ich selbst. Praktisch gesehen kommt es also aufs gleiche raus, dennoch ist es ein gewaltiger Unterschied, ob du Zeit, Raum und Dinge als unabhängig von dir existierend glaubst oder nicht. Danach richtet sich, in welchem Verhältnis du dich zur Welt empfindest.

Das Universum ist also nicht im Nichts und jetzt, und das jetzt ist nicht im Nichts. Das sind immer noch dualistische Vorstellungen. Universum, Raum, Zeit, Dinge, Bewußtsein, jetzt und Nichts sind letztlich ein- und dasselbe. Ein- und diesselbe "Wirklichkeit", die nicht objektiv, sondern nur subjektiv existiert, und die bestimmte Formen annimmt, die wir als Universum bezeichnen. Aber diese subjektive Wirklichkeit und das Universum sind nicht zwei.

Zitat:
"Ich weiß nicht, ob du dich näher mit dem Wellen-Teilchen-Dualismus beschäftigt hast.
Aber die Quantenphysik benutzt imaginäre Wahrscheinlichkeitswellen um die Interferenzmuster der Photonen zu erklären. Wie man sieht bedient sich die Natur tatsächlich imaginärer Phänomene. Wenn du willst kann ich auf einfache Art erklären, vielleicht ist es dir aber auch schon bekannt."

Genau kenne ich mich da nicht aus, aber ist das mit den Wellen und Teilchen nicht eben kein Dualismus? Eher ein sowohl-als-auch als ein entweder-oder? Grundsätzlich interessiert mich das schon, aber du kannst dir denken, daß ich all diesen Erkenntnissen nur immer relative Bedeutung beimesse. Sie können für mich nur subjektive Wahrnehmungen sein, aber keine objektiven Wahrheiten.

viele Grüße,
Tom
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