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Relative Sichten auf Alter und Durchmesser z.B. der Milchstraße

Thema erstellt von Grtgrt 
Beiträge: 1.566, Mitglied seit 11 Jahren
 


Warum Alter und Größe kosmischer Objekte beobachterabhängig sein müssen



In Jukka Maalampi: Die Weltlinie – Einstein und die moderne Physik findet sich in Abschnitt 5.6 ein interessanter Vergleich:


Zitat von Maalampi (nicht wörtlich):
 
Einsteins Annahme, dass die Lichtgeschwindigkeit konstant ist, mag unschuldig aussehen, hat aber dramatische Folgen:

Wenn ich mich z.B. dadurch beschreibe, dass ich 182 cm groß und 57 Jahre alt bin, hat diese Beschreibung keine absolute Bedeutung, denn:
  • Aliens, deren Raumschiff unser Sonnensystem mit 80% Lichtgeschwindigkeit durchquert, würden sehen, dass ich nur etwa 100 cm groß und 83 Jahre alt bin.
  • Würden sie gar mit Lichtgeschwindigkeit reisen, sähen sie mich als unendlich klein und unendlich alt.


Das Beispiel finde ich interessant, denn wenn wir davon ausgehen, dass unser Universum unendlich groß, homogen und isotrop sowie in ständiger Ausdehnung begriffen ist, muss es darin Materie geben, die sich von uns mit jeder nur denkbaren Geschwindigkeit entfernt, insbesondere mit fast Lichtgeschwindigkeit.

Würde das dann aber nicht bedeuten, dass es z.B. Materie gibt, aus deren Sicht der Durchmesser unserer Milchstraße kleiner als 1 Meter und ihr Alter weit größer als 20 Mrd. Jahre ist?

Schlimmer noch: Wie können wir bei solch unvermeidbarer Relativität denn überhaupt noch davon sprechen, dass unser Universum ein bestimmtes Alter habe? Müsste dann nicht vielmehr das durch uns beobachtbare Alter durch uns beobachtbarer Galaxien umso größer sein, je weiter sie von uns entfernt sind (bzw. je schneller sie sich relativ zu uns bewegen)?

Anders gefragt:

Ist – so gesehen – der Begriff » Alter des Universums « denn überhaupt wohldefinierbar?


 
Beitrag zuletzt bearbeitet von Grtgrt am 23.07.2013 um 13:33 Uhr.
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Beiträge: 1.566, Mitglied seit 11 Jahren
 

Lichthorizont und Zeithorizont



Mal angenommen, wir können unserem Universum tatsächlich ein wohldefiniertes Alter zuordnen (was dann derzeit bei 13.81 Mrd. Jahren sieht, was nach meiner Argumentation in 2065-1 aber vielleicht doch mit einem grundsätzlichen Fragezeichen versehen sein müsste).

Sollte unser Universum unendlich groß sein, gibt es dann zwei gedachte, unterschiedlich große Kugeloberflächen um uns herum, die äußerst interessant sind:

  • Die eine nenne ich unseren Lichthorizont ( = Beobachtungshorizont = Particle Horizon ) — er grenzt den uns im Prinzip beobachtbaren Teil des Universums ab von dem, der uns nicht einsehbar sein kann in dem Sinne, das uns von dort kein Licht erreichen kann, da es, uns zu erreichen, länger unterwegs sein müsste als das Alter unseres Universums ihm gestattet.
  • Die andere nenne ich unseren Zeithorizont — er grenzt den Teil unseres Universums, den wir zeitlich einordnen können (genauer: in dem unser Zeitbegriff überhaupt anwendbar ist) ab vom unendlich großen Rest des Universums. Die entsprechende Kugel hat endlichen, derzeit mit Lichtgeschwindigkeit wachsenden Durchmesser, und doch hat sie — in zeitlicher Hinsicht — unendlich großen Durchmesser (da alles, was kurz vor diesem Horizont liegt, aus unserer Sicht fast unendlich großes Alter hat).
    Würde unser Universum irgendwann mal statt zu expandieren schrumpfen, würde der Radius des Zeithorizontes mit Lichtgeschwindigkeit kleiner werden, jene Kugel in Sinne unserer Zeit aber dennoch weiter unendlich großen Durchmesser haben.
    Ein Schrumpfen ebenso wie ein Expandieren unserer Raumzeit modifiziert von uns wahrgenommene zeitliche Abstände: Sie schrumpfen bzw. wachsen im selben Umfang, in dem unser Universum schrumpft oder sich aufbläht.

 
Ich würde mich freuen, wenn jemand versuchen wollte, in dieser Argumentation Fehler zu entdecken.

Sie setzt nur voraus, dass auf der Geodäte, die uns mit irgendeinem Ort im Universum verbindet — auf dem Weg also, den das Licht nimmt —, für zueinander gleichförmig bewegte Beobachter alle Voraussetzungen der SRT gegeben sind.

Gebhard Greiter (grtgrt)
 
Beitrag zuletzt bearbeitet von Grtgrt am 29.07.2013 um 07:12 Uhr.
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Beiträge: 587, Mitglied seit 16 Jahren
Hallo Grtgrt, eine, so wie ich finde interessante und überlegenswerte These, daß sowohl das Alter wie auch die Größe „beobachterabhängig“ sein müssten.
Aber ich komme zu der Frage, die für mich von gundlegenderer Bedeutung ist, dem „Alter des Universums.“

Dazu gab es schon viele Beiträge hier im Forum, insbesondere möchte ich aber auf folgenden Beitrag Nr. 786-1 von Real verweisen.
Für mich ist das Universum die Gesamtheit ALLER materiellen Inhalte in einem dann ja für sich begrenzten räumlichen Teil. Der Raum selbst jedoch ist unbegrenzt, unendlich.
Von daher sollten für mich 2 grundsätzlich verschiedene Aussagen möglich sein.

Das unsrige Universum, so wie wir es gegenwärtig in seinen Grenzen grade noch so erkennen können, mag ein Alter von ungefähr 14-15 Mrd. Jahre haben, denn in seiner räumlichen Ausdehnung nimmt es ein Volumen ein, für die das Licht 14 Mrd. Jahre benötigte um es zu „durchlaufen“, zurückzulegen.
Der Raum, da gegen (bewußt nicht "dagegen" geschrieben), hat für mich eine Ausdehnung die ins absolut unendliche geht. Der Raum kann und sollte daher selbst keine Begrenzung für sich aufweisen.
Das bedeutet unser Universum kann in etwa ein Alter von 14-15 Mrd Jahre haben, der Raum da gegen, ist alterslos, alterungslos, es hat ihn immer gegeben und wird es immer geben, eine Altersangabe macht keinen Sinn, da er in seiner Ausdehnung unendlich.




Engels hat dieses Problem, in seinem „Antidühring“ sehr treffend und einleuchtend einfach beschrieben:

“ Die Sache selbst löst sich sehr einfach. Ewigkeit in der Zeit, Unendlichkeit im Raum, besteht schon von vornherein und dem einfachen Wortsinne nach darin, nach keiner Seite hin ein Ende zu haben, weder nach vorn oder nach hinten, nach oben oder nach unten, nach rechts oder nach links. Diese Unendlichkeit ist eine ganz andre als die einer unendlichen Reihe, denn diese fängt von vornherein immer mit Eins, mit einem ersten Gliede an. Die Unanwendbarkeit dieser Reihenvorstellung auf unsern Gegenstand zeigt sich sofort, wenn wir sie auf den Raum anwenden. Die unendliche Reihe, ins Räumliche übersetzt, ist die von einem bestimmten Punkt in bestimmter Richtung ins Unendliche gezogne Linie. Ist damit die Unendlichkeit des Raums auch nur entfernt ausgedrückt? Im Gegenteil, es gehören allein sechs von diesem einen Punkt in dreifach entgegengesetzten Richtungen aus gezogene Linien dazu, um die Dimensionen des Raums zu begreifen; und dieser Dimensionen hätten wir hiernach sechs. Kant sah dies so gut ein, daß er seine Zahlenreihe auch nur indirekt, auf einem Umweg, auf die Räumlichkeit der Welt übertrug. Herr Dühring dagegen zwingt uns zur Annahme von sechs Dimensionen im Raum, und hat gleich nachher nicht Worte der Entrüstung genug über den mathematischen Mystizismus von Gauß, der sich nicht mit den gewöhnlichen drei Raumdimensionen begnügen wollte.

Auf die Zeit angewandt, hat die nach beiden Seiten endlose Linie oder Reihe von Einheiten einen gewissen bildlichen Sinn. Stellen wir uns aber die Zeit als eine von Eins an gezählte oder von einem bestimmten Punkt ausgehende Linie vor, so sagen wir damit von vornherein, daß die Zeit einen Anfang hat: wir setzen voraus, was wir grade beweisen sollen. Wir geben |47| der Unendlichkeit der Zeit einen einseitigen, halben Charakter; aber eine einseitige, eine halbierte Unendlichkeit ist auch ein Widerspruch in sich, das grade Gegenteil von einer »widerspruchslos gedachten Unendlichkeit«. Über diesen Widerspruch kommen wir nur hinaus, wenn wir annehmen, daß die Eins, mit der wir anfangen, die Reihe zu zählen, der Punkt, von dem aus wir die Linie weitermessen, eine beliebige Eins in der Reihe, ein beliebiger Punkt in der Linie sind, von denen es für die Linie oder Reihe gleichgültig ist, wohin wir sie verlegen.“

http://www.mlwerke.de/me/me20/me20_032.htm#Kap_V



Warum ich das so postuliere? Du schriebst selbst:“ Ich würde mich freuen, wenn jemand versuchen wollte, in dieser Argumentation Fehler zu entdecken.“

Du setzt Universum und Raum gleich - es sind aber – so meine Meinung - zwei völlig verschiedene „Dinge“, wobei eigentlich nur Eins von beiden, ein „Ding“ als solches, ist und sein kann, wie auch sein muss– das Universum, denn der Raum selbst, ist von nichtmaterieller Struktur, er ist selbst von nichtmaterieller ART, und kann schon von daher UNENDLICH in seiner Ausdehnung sein, falsch, er kann es nicht nur, er muss es sogar sein – Unendlich. Denn eine begrenzte Räumlichkeit wäre schon wieder ein Widerspruch, ein neu postulierter Widerspruch. Ohne Widerspruch jedoch ist auch das Denken „unbegrenzter“ möglich, weil wie auch, notwendig zugleich.

Die Unendlichkeit des Raumes enthält für sich, keinerlei Widerspruch in sich, nur seine Endlichkeit bringt uns in Widersprüche.

Und von daher kann Raum für mich keinerlei Alter haben, das in ihm existierende Universum dagegen sehr wohl.
Die „ursprüngliche Urknalltheorie“, die ja mehrfach modifiziert worden ist, nach der mit dem Urknall auch Raum und auch Zeit entstanden sein sollten, birgt in sich so viele Widersprüche, das sie für mich eigentlich nichts anderes als der göttliche Schöpfungsprozeß, in einem lediglich neuen Gewandt, darstellt.
Und jetzt klingt es fast ein wenig verrückt, der Raum ist (für mich) das undendliche Nichts welches zwingend von Nöten ist, damit endliches Etwas, als Ding in „Ihm“, überhaupt erst existieren kann.

Und nein, ich habe heut noch nichts geschmissen, euch allen einen schönen Tag, von der Quante gewünscht.
Signatur:
Zur Bedingung des Raum und der Zeit gehört ganz unbedingt ,die absolute Bedingungslosigkeit von Raum und Zeit. Werden Raum und Zeit an Bedingungen geknüpft sind sie endlich, mit einem Beginn und einem Ende.
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Quante schrieb in Beitrag Nr. 2065-3:
 
Das unsrige Universum, so wie wir es gegenwärtig in seinen Grenzen grade noch so erkennen können, mag ein Alter von ungefähr 14-15 Mrd. Jahre haben, denn in seiner räumlichen Ausdehnung nimmt es ein Volumen ein, für die das Licht 14 Mrd. Jahre benötigte um es zu "durchlaufen", zurückzulegen.

Der Raum, da gegen (bewußt nicht "dagegen" geschrieben), hat für mich eine Ausdehnung die ins absolut Unendliche geht. Der Raum kann und sollte daher selbst keine Begrenzung für sich aufweisen.

Das bedeutet unser Universum kann in etwa ein Alter von 14-15 Mrd Jahre haben, der Raum da gegen, ist alterslos, alterungslos, es hat ihn immer gegeben und wird es immer geben, eine Altersangabe macht keinen Sinn, da er in seiner Ausdehnung unendlich.
 


Hallo Quante,

die meisten Nichtphysiker stellen sich das wohl genau so vor.

Physiker und Kosmologen aber sind inzwischen wirklich überzeugt davon — und verfügen über zahlreiche Hinweise darauf —, dass der Raum  n i c h t  unabhängig von seinem Inhalt entstand, sondern dass er stattdessen ein Aspekt eben dieses Inhaltes ist.

Raum existiert nur dort, wo auch Energie ist (und sei es nur sog. Vakuumenergie).

Der allgegenwärtigen Quantenfluktuation wegen müssen wir ihn als etwas Lebendiges begreifen.

Mathematiker — und deswegen auch Physiker und Kosmologen — können sich sehr wohl einen Raum vorstellen, der keine Grenzen hat, aber doch nur von endlichem Durchmesser ist (in dem Sinne, dass Wege durch den Raum — genauer: Geodäten im Sinne der ART etwa — nicht beliebig lang sein können ohne am selben Punkt mehrfach vobeizukommen).


Tatsache ist:

Nach aktueller Lehrmeinung ist der Raum grenzenlos. Ob er endliche Ausdehnung hat, ist eine noch offene Frage.

Er bläht sich derzeit auf wie ein Hefeteig, was aber nicht bedeuten muss, dass er endlich ist.

Hätten der Raum und seine Dimensionen schon vor dem Inhalt des Universums bestanden (d.h. schon bevor es irgend etwas, Energie etwa, darin gab), könnte der Ur-
knall wirklich nur wie eine — von einer ganz bestimmten Stelle ausgehende — Explosion gewirkt haben. Diese Stelle müsste dann in einer bestimmten Richtung von uns angesiedelt sein. Was Astronomen aber wirklich beobachten, spricht dafür, dass wir uns dann an genau dieser Stelle — im Zentrum jener Explosion — befinden müssten. Wie sonst könnten sich dann nämlich alle fernen Galaxien radial von uns und gleichzeitig vom Explosionszentrum weg bewegen?

Kurz: All unsere Beobachtungen deuten auf überall im Großen gleichmäßige Aufblähung des Raumes hin. Damit ist der gesamte Raum identisch mit dem Punkt, der den Urknall hervorgebracht hat, und jener Urknall kann erst dann als beendet gelten, wenn das Universum aufgehört hat, sich weiter zu vergrößern und zu gestalten.


Gruß, grtgrt

 
Beitrag zuletzt bearbeitet von Grtgrt am 24.07.2013 um 12:31 Uhr.
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Nur ganz kurz dazu, du schreibst: “ Physiker und Kosmologen … sind … überzeugt, dass der Raum…ein Aspekt eben dieses Inhaltes ist.“

Wie kann etwas (der Raum), der in seiner Ausdehnung wesentlich größer und umfangreicher ist (sein soll), Aspekt eines kleinerem, dem Universum, sein?
Anders formuliert, für mich ist das Universum lediglich eher noch ein "Aspekt" des Raumes. Wobei ich mich mit der Sichtweise anfreunden kann, daß es sehr, sehr viele verschiedene Universen geben kann.

Im Beispiel deines Lichthorizontes wird diese Möglichkeit ja nicht ausgeschlossen, sondern sogar indirekt postuliert: “Die eine nenne ich unseren Lichthorizont — er grenzt den uns im Prinzip beobachtbaren Teil des Universums ab von dem, der uns nicht einsehbar sein kann in dem Sinne, das uns von dort kein Licht erreichen kann, da es, uns zu erreichen, länger unterwegs sein müsste als das Alter unseres Universums ihm gestattet.“
„das uns von dort kein Licht erreichen kann“ ist nicht anderes …als Raum!

Und beim Zeithorizont wird dann so gerne „… vom unendlich großen Rest des Universums…“ gesprochen. UNENDLICH großen Rest des Universums…ist einfach nur (uns nicht zugänglicher) Raum. Oder..was soll es sonst sein?

Für (einige) Kosmologen und Mathematiker ist
der Raum ein Bestandteil, in ihrer Sichtweise ein „Aspekt“, des Inhaltes - also ein Aspekt des Universums.
Für mich ist der Raum, im „mathematischen Sinne (Verständnis)“ lediglich eine Voraussetzung, eine notwendige Bedingung.
So, wie es auch in der Mathematik bestimmte Voraussetzungen einfach gibt, sie als gegeben, vorausgesetzt, werden.

Von daher läßt sich deine Behauptung:“ Raum existiert nur dort, wo auch Energie ist (und sei es nur sog. Vakuumenergie).“ Ganz einfach ins gegenteilige Postulat umkehren: Energie existiert nur dort, wo auch Raum ist. Denn die Existenz von Energie ohne jeglichen sie umgebenden Raumes erscheint mir zumindest hinterfragungswürdig.
Denn im erweiterten Umkehrschluss läßt sich dann ja auch behaupten, die Existenz von Energie ist auch ohne jeglichen Raum möglich. Dann aber stellt sich mir die Frage, WO sie als solche, existiert.

Lakonische Antwort meinerseits darauf: Im ZUSTAND, kurz vor dem Urknall.
Von daher ist, für mich, der Raum ganz bestimmt kein Aspekt, Bestandteil des Universums. So zumindest meine ganz persönliche Sichtweise, und ich bin mir dessen bewußt so ziemlich einsam, auf weitem Flure, darin zu ...verharren.
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Quante schrieb in Beitrag Nr. 2065-5:
 
Von daher läßt sich deine Behauptung: » Raum existiert nur dort, wo auch Energie ist (und sei es nur sog. Vakuumenergie) « ganz einfach ins gegenteilige Postulat umkehren: » Energie existiert nur dort, wo auch Raum ist «. Denn die Existenz von Energie ohne jeglichen sie umgebenden Raum erscheint mir zumindest hinter­fragungswürdig.


Ja, Quante, Du hast recht,

und deswegen halte ich  b e i d e  Aussagen für richtig (meine grüne und deine rote).

Es sind zwei Sichten auf etwas (unsere Welt), in dem sich Raum und Inhalt des Raumes einfach nicht voneinander trennen lassen.



Quante schrieb in Beitrag Nr. 2065-5:
 
Du schreibst: "Physiker und Kosmologen … sind … überzeugt, dass der Raum…ein Aspekt eben dieses Inhaltes ist."

Wie kann etwas (der Raum), der in seiner Ausdehnung wesentlich größer und umfangreicher ist (sein soll), Aspekt eines kleinerem, dem Universum, sein?

... für mich ist das Universum lediglich eher noch ein "Aspekt" des Raumes. Wobei ich mich mit der Sichtweise anfreunden kann, daß es sehr, sehr viele verschiedene Universen geben kann.


Lassen wir das Multiversum mal außen vor (es ist ja bislang nur Spekulation, und selbst wenn es mehrere Universen geben sollte, bedeutet das noch lange nicht, dass sie in etwas eingebettet sein müssen, was die Bezeichnung "Raum" rechtfertigen würde).

Was ich den Lichthorizont nenne, ist eine (beobachterspezifisch definierte, nur gedanklich existierende) Kugeloberfläche,
  • deren Radius sich aus dem Alter des Universums und seiner bisherigen Expansionsrate ergibt
  • und deren Mittelpunkt der Ort ist, an dem sich der Beobachter befindet.

Der gesamte Raum wird komplett abgedeckt durch eine Vereinigung solcher Kugeln, denn einen Beobachter kann man sich ja überall positioniert vorstellen.
Sterne und Galaxien finden sich also innerhalb  u n d  außerhalb so eines Lichthorizontes — wobei das Licht der sich außerhalb befindenden den Beobachter aber nicht erreichen kann, so dass er jene Himmelskörper niemals zu Gesicht bekommt.

Deine Annahme also, ich hätte direkt oder indirekt behauptet, der Raum sei ausgedehnter als das Universum, ist nur ein Missverständnis deinerseits (und würde ja auch dem allseits anerkannten kosmologischen Prinzip widersprechen).



Was nun den Raum als "Aspekt" betrifft, erinnere ich an Brian Greenes Aussage auf Seite 485 seines Buches The Fabric of the Cosmos :

Zitat von Greene:
 
More and more, these clues point toward the conclusion that the form of spacetime is an adorning detail that varies from one formulation of a physical theory to the next, rather than being a fundamental element of reality. Much as the number of letters, syllables, and vowels in the word cat differ from those in gato, its Spanish translation, the form of spacetime — its shape, its size, and even the number of its dimensions — also changes in translation.
 


Diese seine Aussage bedeutet:

Was wir als "Raum" — ohne seinen Inhalt — sehen, ist vor allem eine mathematische Hilfskonstruktion, die uns erlaubt, unser  M o d e l l  der Raumzeit verständlich zu formulieren. Da nun aber jedes Modell nur bestimmte Aspekte des zu modellierenden Gegenstandes mehr oder weniger gut durch Analogien beschreibt, ist kein Modell konkurrenzlos oder allzu wörtlich zu nehmen. Sogar was die Zahl der Dimensionen unser Welt betrifft, sind sie sich keineswegs immer einig und können dennoch sehr gute Modelle sein (!).

Treffendes Beispiel hierfür sind die ART und die Quantentheorie: Beide sind gut erprobt und extrem nützlich, machen aber doch auch Aussagen, die — wenn man eine bestimmte Größenskala zugrundelegt — von entsprechenden Aussagen der jeweils anderen deutlich abweichen.

Kein Wunder: Denn jede der beiden entstand ausgehend von Beobachtungen, die sich wirklich deutlich machen nur für besonders große bzw. besonders kleine Objekte. Somit war fast zu erwarten, dass jedes der beiden Modelle irgendwo hinkt.

 
Beitrag zuletzt bearbeitet von Grtgrt am 24.07.2013 um 18:56 Uhr.
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Quante schrieb in Beitrag Nr. 2065-5:
 
Und beim Zeithorizont wird dann so gerne „… vom unendlich großen Rest des Universums…“ gesprochen. UNENDLICH großen Rest des Universums…ist einfach nur (uns nicht zugänglicher) Raum. Oder..was soll es sonst sein?


Nun, Quanti,

wir diskutieren hier unter der Annahme, das Universum sei unendlich groß.

Jeder Horizont — sei es ein Zeit- oder ein Lichthorizont — ist (gedachte) Kugeloberfläche, so geformt und positioniert dass
  • der Beobachter, dem diese Kugeloberfläche zum Horizont wird, im Mittelpunkt der Kugel sitzt
  • und diese Kugel endlichen Durchmesser hat und demnach auch nur endlich große Raumregion ist.

Aus all dem folgt zweierlei:
  • der betrachtete Horizont existiert
  • und der "Rest des Universums" (sprich: alles, was nicht im Inneren des kugelartigen Horizontes liegt) ist
       
    • unendlich groß,
    • beobachterspezifisch begrenzt,
    • seinem Inhalt nach aber von gleicher Qualität wie der innerhalb des Horizonts liegende Teil des Universums.

Im Falle eines Lichthorizonts liegen innerhalb des Horizontes genau die Stellen des Universums, die den Beobachter mit Information versorgen können.

An des Beobachters Zeithorizont aber — der bei bislang nur expandierendem Universum weit außerhalb des Lichthorizonts liegen wird — endet der Bereich des Universums, in dem der Beobachter noch über mehr oder weniger schnell vergehende Zeit sprechen kann: Der gesamte Zeithorizont ist — nur für den Beobachter, der genau im Mittelpunkt der Kugel sitzt — Singularität der Zeitstruktur des Universums. Das liegt daran, dass alles, was jenseits dieses Horizonts wohnt, sich vom Beobachter mit einer Geschwindigkeit entfernt, die größer als die des Lichts ist.

Damit sehen wir: Selbst wo sich Singularitäten finden, kann relativ sein.

Klar sein sollte nun auch: Objekte, deren Zeithorizont disjunkt zueinander ist, lassen sich weder zeitlich noch räumlich zueinander in Beziehung setzen.



Hinweis: Wer sich vor Augen führt, was das erste Zitat (Maalampi) in Beitrag 2065-1 sagt, wird meine Argumentation nachvollziehen können (dass Maalampi recht hat, setzte ich voraus, ohne es nachgerechnet zu haben).

 
Beitrag zuletzt bearbeitet von Grtgrt am 25.07.2013 um 08:05 Uhr.
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In Beitrag 2065-7 wurde festgestellt, dass Objekte, deren Zeithorizont zueinander disjunkt ist, sich weder zeitlich noch räumlich in Beziehung zueinander setzen lassen.

Andererseits ist die Raumregion im Inneren des Zeithorizonts immer nur endlich groß — auch dann, wenn das Universum flach und unendlich groß sein sollte.

Beide Tatsachen zusammengenommen zeigen uns:


Selbst wenn unser Universum unendlich groß sein sollte, wohnen wir de facto doch in einem nur endlich großen Universum.

Unser Zeithorizont ist seine äußerste Grenze.

Obgleich sie nur gedanklich existiert und für je zwei Personen an leicht unterschiedlicher Stelle liegt,
wirkt sie wie eine real existierende Barriere, über die wir nicht hinwegkommen.


In letzter Konsequenz bedeutet das, dass jedes im All lebende Wesen sein ganz persönliches, eigenes Universum hat. Je weiter solche Wesen räumlich voneinander getrennt residieren, desto weniger überlappen sich ihre Universen (= maximal großen Lebensräume).


Obgleich diese virtuellen "Universen" sich oft stark überlappen, beginnen sie doch recht schnell, sich auseinander zu entwickeln:

Zitat von Maalampi, S. 84:
 
Zum Beispiel unterscheiden sich die Entfernungen zwischen Merkur und Sonne — in Abhängigkeit davon, ob die Messungen von der Oberfläche des Merkur oder von der Sonnenoberfläche aus durchgeführt werden — um etwa 100 Kilometer.

Zitat von Maalampi, S. 93:
 
Und: Auf der Oberfläche der Sonne geht die Zeit im Vergleich zur Erdzeit 64 sec pro Jahr nach, in der Mitte der Sonne sind es ungefär 5 Min. Somit hat sich der Zeitunterschied in der 5 Mrd. Jahre währenden Lebenszeit unseres Sonnensystems auf schon Tausende von Jahren akkumuliert.

 
Beitrag zuletzt bearbeitet von Grtgrt am 25.07.2013 um 10:17 Uhr.
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