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Zu viele (?) ... Welten, Wege, Modelle

Thema erstellt von Grtgrt 
Beiträge: 1.566, Mitglied seit 11 Jahren
 
Hallo Henry,

du hast mir ja recht deutlich gesagt, dass es sich deiner Meinung nach nicht lohnt, über Hugh Everett’s Viele-Welten-Theorie weiter nachzudenken. Nun, es juckt mich jetzt doch, dir zu widersprechen, denn mein Standpunkt ist:


Eine physikalische Theorie sollte man erst dann vergessen, wenn sie widerlegt ist.


Für Everetts Theorie gibt es bisher auch nicht den Ansatz einer Widerlegung — und das, obgleich sich John Wheeler (sein Doktorvater) recht bemüht hat, einen solchen zu finden.

Niels Bohr — scheint so einen Ansatz auch nicht gefunden zu haben, denn er hat sich über Everetts Arbeit (und darüber, dass Wheeler sie ihm hat durchgehen lassen) mächtig geärgert, selbst nie ein Gegenargument vorgebracht, aber doch seine Schüler ermuntert, solche Gegenargumente zu suchen.

Interessant auch: Feynman hat Everetts Theorie ebenfalls als Unsinn abgetan, wohl auch gar nicht weiter darüber nachgedacht &mash, und das obgleich er selbst eine ebenso utopisch wirkende Theorie in die Welt gesetzt hat: die Theorie der vielen Wege, die Quanten – wie er denkt – gleichzeitig nehmen, wenn sie sich von A nach B bewegen.

Lustig ist ferner, dass gerade er seinen Studenten sagte:

Wenn ein Physiker dir erzählt, etwas sei unmöglich, so glaube ihm nicht.
Wenn er dir aber sagt, etwas könne VIELLEICHT möglich sein, spricht viel dafür anzunehmen, dass es eben DOCH möglich ist.


Dass er dieser Meinung war, wird so wirklich spannend, wenn man weiß, dass Peter Byrne (ein Wissenschaftsjournalist, der den erst kürzlich aufgefundenen Nachlass von Everett durchforstete) in 2008 schreibt:

"Before I started looking into Everett’s theory, I would have thought it was crazy.
Now I wouldn't be surprised if it's true."


Byrnes lesenswerte Würdigung von Everetts Arbeit zeigt uns übrigens auch, dass Everett nicht einfach eine Idee vom Himmel fallen ließ, sondern dass er sie — mit Mitteln der Mathematik und Informationstheorie — hergeleitet hat aus der Annahme, dass die Schrödinger-Gleichung ohne Einschränkung für jedes Quantensystem Gültigkeit habe. Da die Wellengleichung des gesamten Universums nicht wirklich hinschreibbar und daher auch nicht direkt untersuchbar ist, hat er versucht, ihr mit Mitteln der damals eben erst durch Shannon und Wiener entwickelten Informationstheorie beizukommen.

Zitat:
Charles W. Misner, der zur selben Zeit wie Everett bei John Wheeler promovierte, schreibt:
  • Hugh Everett proposed that we not search for remedies of the implausible «collapse of the wave function» by changing the mathematics of the Schrödinger equation (or its relativistic field theory upgrades), but just look hard what would be predicted if we let the equations show us how they think nature behaves.
  • Now, over 50 years later [2010], there is a strong effort to do just that, but the broad picture is not yet clear. Thus my guess for the outcome … is that some different «big picture» will arise, which is not «many worlds» but will still uphold Hugh Everett’s conviction that paranormal influences do not overrule the Schrödinger equation.


Leider steht Everetts Dissertation nur in der stark verstümmelten Fassung im Netz, in der John Wheeler ihn zwang, sie vorzulegen (Wheeler fürchtete, seines Schülers ur­sprüngliche Version könne Bohr zu sehr erzürnen und könne, da Everett sich einer sehr bildhaften Sprache bediente, von Bohr als zu wenig wissenschaftlich gebrandmarkt werden).


Siehst du Henry: Dem armen Everett ging es offensichtlich nicht anders als mir, der ich jetzt ja auch vor der Situation stehe, dass z.B. du das physikalische Modell, das ich in Beitrag 1376-8, 1376-15 und fortgeführt in 1376-28 präsentiere, als zu wenig wissenschaftlich empfindest – und das schon von meiner Begriffsbildung her (die ich ja ganz bewusst so wähle, um den Leser aufzurütteln, ihm meinen Denkansatz klar zu machen und ihm zu helfen, sich aus allzu eingefahrenen Denkwegen zu befreien):

Henry schrieb in Beitrag Nr. 1376-16:
Gebhard,
ich denke, du machst es dir zu einfach, Dinge einfach mit neuen Begriffen zu bedenken und dann (wie in deinem folgendem Beitrag) drauf los zu fabulieren!

Beste Grüße,
grtgrt
 
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Beiträge: 2.307, Mitglied seit 13 Jahren
Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 1910-1:
 
Hallo Henry,

du hast mir ja recht deutlich gesagt, dass es sich deiner Meinung nach nicht lohnt, über Hugh Everett’s Viele-Welten-Theorie weiter nachzudenken. Nun, es juckt mich jetzt doch, dir zu widersprechen, denn mein Standpunkt ist:


Eine physikalische Theorie sollte man erst dann vergessen, wenn sie widerlegt ist.



Beste Grüße,
grtgrt
 

Ob es sich "lohnt", mag jeder für sich entscheiden! Im Hinblick auf die Widerlegung einer Theorie gebe ich dir Recht, aber sie muss auch überprüfbar sein, um sie falsifizieren zu können, darin liegt meine Ablehnung der Theorie. Ich bin Perry-Rhodan-Fan und habe gar nichts gegen jede Art von Universen, aber ob sie im Sinne der Theorie wahr sind, wird sich uns nie erschließen.
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Okotombrok (Moderator)
Beiträge: 1.476, Mitglied seit 16 Jahren
Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 1910-1:
. . . über Hugh Everett’s Viele-Welten-Theorie . . .
Hallo Grtgrt,

ich kenne keine solche Theorie, lediglich eine Viele-Welten-Interpretation.
Eine Interpretation ist etwas anderes als eine naturwissenschaftliche Theorie.

Zitat von Grtgrt:
Eine physikalische Theorie sollte man erst dann vergessen, wenn sie widerlegt ist.

Eine Theorie ist u.a. erst dann eine naturwissenschaftliche Theorie, wenn sie prinzipiell widerlegbar ist. Und das ist die Viele-Welten-Interpretation von Everett eben nicht.

Die Theorie um die es geht lautet Quantentheorie und ist die am exaktesten bestätigte Theorie. (bestätigen heißt nicht beweisen, das kann die Physik nicht leisten)
Die Vielen Welten sind nur eine von mehreren Interpretationen.

mfg okotombrok
Signatur:
"Der Kopf ist rund, damit die Gedanken die Richtung wechseln können"
(Francis Picabia)
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Beiträge: 1.566, Mitglied seit 11 Jahren
 
Okotombrok schrieb in Beitrag Nr. 1910-3:
Grtgrt schrieb in Beitrag Nr. 1910-1:
. . . über Hugh Everett’s Viele-Welten-Theorie . . .
Hallo Grtgrt,

ich kenne keine solche Theorie, lediglich eine Viele-Welten-Interpretation.
Eine Interpretation ist etwas anderes als eine naturwissenschaftliche Theorie.

Hi Okotombrok,

akzeptiert: es ist eine Interpretation.

Fakt ist allerdings, dass viele Leute (ich gehöre dazu) auch hierfür oft einfach nur den weniger spezifischen Begriff Theorie verwenden:

In meinen Augen kann eine Theorie beides sein: ein Modell ebenso wie eine Interpretation auf Basis eines schon existierenden Modells.

Dass speziell Everetts viele Welten von manchen als Interpretation, von ebenso vielen anderen aber — etwas weniger genau — auch einfach nur als Theorie bezeichnet werden, zeigt dieses Suchergebnis und speziell auch der Artikel, der oben hinter meinem ersten Link steckt.

Dennoch: Es würde mich jetzt schon interessieren, wie deine genaue Definition für diese beiden Begriffe lautet.
Den Unterschied einfach in gegebener bzw. nicht gegebener Widerlegbarkeit zu sehen, fände ich an den Haaren herbeigezogen.

Und den Begriff naturwissenschaftliche Theorie habe ich ja gar nicht verwendet. In meinen Augen würde dieses Adjektiv ohnehin nur sagen, dass die Theorie, die gemeint ist, sich auf einen naturwissenschaftlichen Gegenstand bezieht.

Beste Grüße,
grtgrt
 
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